
Über den Wolken
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
„Hallo? Hallo?!“, dringt eine Stimme in meine Ohren. Doch ich kann nichts sehen. Es ist stockfinster. Ich drehe meinen Kopf leicht nach links und rechts. „Hallo! Können Sie mich hören? Können Sie Ihre Augen öffnen?“
Langsam schaffe ich es, den Mund zu bewegen.
„A… a…“, stammle ich und schüttle den Kopf. Neuer Versuch. „Ach… darum…“
„Darum was?“, fragt die niedliche Frauenstimme plötzlich verwirrt.
„Darum… ist… es… so dunkel?“, frage ich und bemühe mich, zu lächeln. Dann bewege ich meine Lider und blicke durch einen schmalen Spalt in das grelle Licht, das durch die Silhouette einer Person unterbrochen wird. Nach und nach öffne ich meine Augen und erkenne eine hübsche Frau, die sich über mich beugt. Sie schaut mich verdutzt an und schmunzelt dann.
„Sind Sie okay?“, fragt sie und lehnt sich zurück in eine aufrechte, kniende Haltung.
„Scheint so. Warum denn auch nicht?“
„Weil Sie vor drei Tagen auf der Straße gefunden wurden.“
„War aber ein ziemlich langes Nickerchen, was?“, versuche ich meine eigene Verwirrtheit zu überspielen.
„Können Sie mir sagen, wer Sie sind?“
„Ich vermute, der größte Glückspilz.“
„Hä?“ Mit der Aussage hatte sie wohl nicht gerechnet.
„Naja“, antworte ich und setze mich auf. „Ich lag anscheinend drei Tage auf der Straße. Mir scheint nichts passiert zu sein und als ich aufwache, beugt sich eine hübsche Frau über mich. Bitte sagen Sie mir, dass Sie mich beatmet haben. Können Sie das nochmal machen? Ich war nicht ganz bei mir.“
„Gut. Ihre Anmachen haben Sie also wieder drauf“, gibt sie zurück und dieses Mal bin ich es, der verwirrt dreinblickt.
„Wieder? Kennen wir uns?“
„Ja“, antwortet sie und zeigt auf eine Person an der Tür. „Und ihn kennen Sie auch.“
„Und woher?“
„Darf ich Ihnen nicht sagen.“
„Was ist das denn für eine dumme Antwort?“
„Nein, im Ernst. Sie müssen es selbst herausfinden, sonst…“ Die Frau hält inne und wirft einen Blick zu dem Fremden. Ich gucke sie fragend an.
„Sonst heißt es, ich würde Sie beeinflussen.“
„Beeinflussen? Und wer würde so etwas behaupten?“
Sie schüttelt den Kopf.
„Ich“, wirft der Mann am Ausgang ein. „Wissen Sie noch, was Sie vor ihrem komatösen Zustand getan haben und wie es dazu kam?“ Seine Stimme klingt streng und beherrscht.
„Ich… nein… Moment… Welchen Tag haben wir heute?“
„Donnerstag.“
„Also Montag. Hmmm… Da bin ich aufgestanden und dann…“
Ich unterbreche, da die Frau ihre Hand hebt.
„So ausführlich nun auch nicht.“
„Ich war hier!“, platzt es aus mir heraus. Ich schaue mich um und erkenne nun, wo ich mich eigentlich befinde. „Ich war bei Ihnen. Sie sind meine Therapeutin und das hier ist die Entzugsklinik.“
„Sehr gut, und weiter…“
Eine Art Blitz durchzuckt meinen Kopf und ich spüre einen stechenden Schmerz. Dann taucht, wie in einem Film, das verschwommene Szenario vor mir auf…
Ich sitze mit meiner Therapeutin, Frau Kochstedt, in der Klinik. Ich bin seit sechs Wochen clean und wir besprechen den weiteren Ablauf meiner Therapie. Während des Gesprächs mache ich Anspielungen auf ihr scharfes Äußeres, ohne dabei zu anzüglich zu werden.
„Haben Sie Lust, noch einen Kaffee trinken zu gehen?“, fragt sie mich plötzlich.
„Ist unsere Zeit nicht um?“
„Ich meine ja auch privat“, gibt sie mit einem Augenzwinkern zu verstehen.
„Kaffee“, rufe ich schlagartig, als ich aus meinen Erinnerungen zurück bin.
„Soll ich Ihnen einen…“
„Nein, nein. Sie wollten mit mir einen Kaffee trinken gehen.“
„Achso. Ja“, antwortet sie und kichert verlegen.
„Also kommen Ihre Erinnerungen langsam zurück“, erwidert der Mann und verdreht gelangweilt die Augen. „Was fällt Ihnen noch ein?“
Ich reibe mir die Stirn und denke krampfhaft nach.
„Im Moment leider gar nichts.“
Frau Kochstedt steht auf und geht in Richtung Tür. „Ich mache Ihnen mal einen Kaffee und ein Glas Wasser. Vielleicht sind Sie auch einfach etwas dehydriert.“ Ich nicke und sie verlässt den Raum. Mein Schädel brummt. Noch mehr als die Tatsache, dass ich meine Erinnerungen verloren habe, nervt mich jedoch, dass ich anscheinend mit dieser verdammt heißen Frau ausgegangen bin und es nicht mal mehr weiß. Nach ein paar Minuten peinlichen Schweigens balanciert meine Therapeutin zwei Tassen Kaffee und ein Glas Wasser in das Zimmer. Sie stellt alles auf den Tisch, sieht mich an und sagt: „Das Wasser gegen Dehydrierung und der Kaffee…“
„…für die Durchblutung“, beende ich den Satz geistesabwesend. Kaum habe ich es ausgesprochen, spüre ich wieder dieses Zucken und sehe einen Abschnitt meiner Vergangenheit…
„Etwas Kaffee für die Durchblutung“, sagt Frau Kochstedt zu mir und stellt uns jeweils eine Tasse des Muntermachers auf den Tisch. Wir sind direkt in ihre Wohnung gefahren, nachdem sie mich eingeladen hatte.
„Was soll denn durchblutet werden?“, frage ich und zwinkere ihr verschmitzt zu.
„Falls Sie nur reden möchten, der Kopf.“
„Und wenn nicht?“
„Kommt auf das entsprechende Vorhaben an.“
Wir trinken unseren Kaffee aus und erzählen dabei über ehemalige Liebschaften. Ich versuche, ihr zuzuhören, aber mein Kopf erfindet ständig neue Szenarien, was sie mit ihrem Mund Besseres anstellen könnte. Plötzlich verstummt das Gespräch, doch mein Blick ist noch immer auf ihre Lippen fixiert. Sie bemerkt meine geistige Abwesenheit, beugt sich vor, bis ihre Wange meine berührt, und flüstert dann verführerisch in mein Ohr: „Wollen Sie nur starren oder den Durchblutungsort ändern?“
„Woah!“ Die Wiederholung hört so schlagartig auf, wie sie angefangen hatte.
„Was ist passiert? Alles in Ordnung? Sie saßen plötzlich so steif da und…“
„Ich sagte doch, ich bin ein Glückspilz!“, unterbreche ich ihre Fürsorge und lächle. Verwirrt schauen sie und der Fremde mich an, woraufhin ich noch breiter grinse. „Wir hatten Sex.“
„Ahh. Daran erinnern Sie sich also auch wieder“, antwortet sie mit einem Lachen in der Stimme. Ein Hüsteln erklingt aus Richtung der Tür, doch ich ignoriere es.
„Sie haben mir den Kaffee mit genau dem gleichen Satz gebracht und dann… puff! Erinnerung wieder da.“ Hoffnungsvoll schaue ich mich im Raum um und versuche, durch irgendetwas eine weitere Bildabfolge abzurufen. Nichts.
„Können Sie nicht irgendwas sagen, das Sie währenddessen gesagt haben? Gerade als es spannend wurde, haben meine Erinnerungen aufgehört.“
Sie lacht und schüttelt den Kopf. Ein weiteres genervtes Geräusch ertönt.
„Leider weiß ich nicht, was ich da gesagt haben könnte, aber…“ Sie steht auf und geht zu einem der Schränke, um eine Digitalkamera herauszuholen. Zuerst will ich fragen, was sie damit vorhat, doch dann kommt mir ein Gedanke.
„Nein!“
„Doch.“
„Sie haben uns gefilmt?“
„SIE haben darauf bestanden.“
Ich überlege und kneife die Augen zusammen. Nichts. Ich kann mich nicht erinnern, sie darum gebeten zu haben. Aber im Moment ist in meinem Kopf sowieso eine einzige Schlucht, bei der ich nicht weiß, wie ich sie überquert habe. Also zucke ich mit den Schultern und sie zeigt mir das Video. ‚Tatsache!‘, freue ich mich innerlich. ‚Ich hab sie lang gemacht… und nicht zu knapp, wie es scheint.‘ Frau Kochstedt lässt das Video in dreifacher Geschwindigkeit ablaufen, um Zeit zu sparen.
Ohne drüber nachzudenken, frage ich sie: „Wie lange geht das Video normalerweise?“
Sie lächelt kokett.
„Knapp 45 Minuten. Sie haben sich echt ins Zeug gelegt.“
„Und auf sie drauf“, ergänze ich und grinse. „Wie wäre es mit Runde 2?“
„Boah ernsthaft, Leute?“, wirft der Polizist angewidert ein. Wieder ignoriere ich ihn. Frau Kochstedt macht das Gleiche und redet einfach weiter.
„Später vielleicht… Vorher…“ Ihr Tonfall wird plötzlich ernst. Sie spult den Film vor, bis er zu Ende ist. Dann drückt sie auf eine andere Taste und öffnet ein anderes Video. „…Vorher sollten Sie das sehen…“
„Warum? Was ist das?“
„Der letzte Teil, der Ihnen fehlt…“
Sie drückt auf Play und ich sehe… MICH.
„Was zum… Wann war das?“
„Kurz nach dem Sex. Sie meinten, es ginge Ihnen nicht so gut und Sie bräuchten frische Luft. Ich dachte schon, ich hätte was falsch gemacht…“
Ich will etwas erwidern, aber mein Fokus liegt komplett auf dem Bildschirm der Kamera. Eine Weile passiert nichts Spannendes. Plötzlich bleibt erst die Kamera und ein paar Sekunden später mein Video-Ich stehen und genau in dem Moment… Flashback…
Ich bleibe schlagartig stehen. Ein extremes Hungergefühl macht sich in mir breit. Gleichzeitig verspüre ich eine Art Wut in mir aufsteigen. Ich laufe weiter, um einen Laden zu finden. Schneller. Ich habe Hunger. Riesenhunger. Nirgendwo ist ein Laden in Sicht. In einer Seitengasse kann ich jemanden sitzen sehen. Ein Obdachloser. Der weiß bestimmt, wo ein Laden ist, der kauft sich doch ständig Bier und Zigaretten, so wie der aussieht. Schnellen Schrittes gehe ich auf ihn zu. Mein Magen schmerzt. Ich habe das Gefühl, als ob er sich von innen selbst auffressen würde. Geschafft. Vor dem Fremden bleibe ich stehen und er sieht mich mit trüben Augen an. Blackout…
Den Rest zeigt das Video, das zeitgleich mit meinem Kopfkino abgelaufen ist. Ich sehe mir selbst zu, wie ich über den Mann am Boden herfalle. Sein Mund öffnet sich zum Schrei, doch ich beiße ihm in die Kehle und reiße seine Haut ab. Röchelnd ringt der Obdachlose nach Luft, doch ich beiße erneut zu, ziehe seinen Kehlkopf mit den Zähnen raus und spucke ihn aus. Während mein Opfer immer lebloser wird, nage ich Stück für Stück die Haut und Fleischfetzen von seinem Hals und Gesicht und schlucke sie runter. Erst als sein Gesicht vollkommen unkenntlich zerfressen ist, finde ich anscheinend Befriedigung und wende mich von ihm ab. Das Bild stoppt.
„Was zur Hölle…?!“ Ich zweifle an meiner Wahrnehmung und Existenz und… allem. Nichts im Leben hätte mich je dazu gebracht, so etwas zu tun…
Frau Kochstedt und der Polizist sehen mich ruhig an. Einer von ihnen hatte es die ganze Zeit gefilmt und nichts unternommen. Tausend Fragen schießen mir durch den Kopf, doch ich bekomme keine zustande. Der Beamte übernimmt das Reden.
„Ich schätze, dieses Video reicht als Beweisauflage.“
Kurzzeitig denke ich daran, dass es nicht genutzt werden dürfte, doch es würde vermutlich keinen mehr interessieren. Ich kriege kein Wort heraus.
„Keine Sorge“, mischt Frau Kochstedt sich ein. „Dieser werte Herr hier wird nichts verraten. Außer, ich möchte es.“
„Haben Sie…“, stammle ich.
„Ihn bestochen? Nein. Er ist mein Bruder. Und Assistent in der Pharmabranche.“
„Ich… Was?!“
„Wir entwickeln verschiedene Drogen und Medikamente, um sie auf den Markt zu bringen… Und SIE waren mein Testsubjekt für diese.“
„Was für Drogen… Ich habe keine…“
„Kaffee“, unterbricht ihr Bruder mich kurz und knapp.
„Eine Mischung aus Zucker, einer Droge namens ‚Cloud 9‘, Viagra und einer speziellen Medikation, die Amnesie verursacht.“
Ich schweige. Den Mund offen und doch unfähig, zu sprechen.
„Sie haben da eine ziemliche Scheiße gebaut“, wirft der Polizist ein. „Und die haben Sie jetzt am Hals. Allerdings… sind Sie ja der größte Glückspilz, wie Sie es nannten.“
„Ich… wieso?!“
„Na, weil Sie und ich heiraten werden!“, strahlt die Therapeutin mich an.
„WAS?!“
„Ja. In 2 Monaten. Alles schon arrangiert. Sie… Ach, gehen wir doch zum Du über… Du hast mir im Bett echt gut gefallen. Daher habe ich beschlossen, dich zu behalten.“
„Und wenn ich nicht…“, fange ich an, doch der Beamte dreht die Handschellen um seinen Finger.
„Sei froh!“, sagt er halb fröhlich, halb gehässig. „Die Anderen hat sie nach dem Experiment umgebracht.“
„Also?“, lächelt die heiße Psychopathin mich an. „Wie sieht es aus mit einer zweiten Runde? Und ein paar mehr in der Zukunft?“