GeisterMittel

Underwood & Filch

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Kapitel 1 – Neuer Partner

Aiden konnte es nicht leiden warten zu müssen, denn ,,Warten“ ist nichts anderes als ,,nichts tun“ und wenn man nichts tut, dann präsentiert, entblößt man sich. Als er sich an diese Regel erinnerte musste er schmunzeln; es war die erste Regel die sein Mentor ihm lehrte. Wie ein Idiot kam er sich vor, als er als Schüler des renommiertesten Agenten Englands darüber belehrt wurde er solle darauf achten nicht nichts zu tun.

Der Wind biss seine Wange scharf, als er merkte das sein Schmunzeln zu einem ausgewachsenem Lächeln wuchs.

Langsam wurde ihm seine Umgebung mulmig. Er stand an einem verlassenen Park mit Blick auf die nächtlichen Arkaden von Brighton. Menschen gingen hierher um der Kälte dieses zähen Winters zu entkommen, tranken Eierpunsch und vertrieben den kriechenden Frost aus ihren Gliedern.

Aiden beobachtete die Promenade aus moderater Entfernung, gute fünfzig Meter an einer Parkbank, wo das spärliche Licht einer Laterne zu wenig ausleuchtete um seine Gestalt Preis zugeben.

Sein Mentor befahl ihm heute hierherzukommen, um seinem neuen Partner zu treffen; es sei wohl Zeit, dass er langsam Unterstützung bei seinen Aufträgen braucht.

,,Schwachsinn.“ murmelte er vor sich hin und konnte die Wolke seines eigenen Atems zu Boden sinken sehen.

Als er seinen Blick wieder hob, konnte er die Schwaden sehen. Unsichtbare Schwaden, die das schwache Licht der Laterne aufsaugte, und langsam auf die Promenade siechte.

Langsam verfluchte er den Partner der sich verspätete, denn der Auftrag begann gerade. Vielleicht war es kein sehender Agent, und er nahm die Schwaden nicht wahr. Verdammt, er konnte nicht länger warten, die Schwaden kündigten nur größeres Unheil an.

Er verließ seine Position an der Bank und nahm den schmalen Pfad zur Menschenmenge, als ihn plötzlich eine Hand streifte. Erschrocken fuhr Aiden herum, nur um eine kleine Gestalt vor sich zu sehen. Zuerst dachte er, es stehe ein Junge vor ihn, die rosigen vollen Lippen und die Haut, die sogar in der verschneiten Umgebung weiß schien überzeugten ihn etwas Besseren. Das Mädchen nahm die Kapuze von der Strickjacke runter und enthüllte graues, silbernes Haar, sowie eisblaue Augen. Kälte machte Aiden noch nie etwas aus, doch diese Augen ließen sein Innerstes klirren.

,,Eierpunsch?“, fragte das Mädchen gut gelaunt, und hielt ihm einen Becher mit dem dampfendem Besagten hin.

Wie viel Pech konnte er nur haben?

,,Hör zu, Mädel, ich habe für so etwas jetzt keine Zeit. Geh wieder zurück zu deinen Eltern und behalt‘ deinen Eierpunsch“. Forsch zu sein, hatte sich seiner Erfahrung nach immer aus wenn er von Passanten aufgehalten wurde.

Zuerst verärgert, dann verwirrt und zuletzt belustigt schaute ihn das Mädchen jetzt an. Danach bückte sie sich leicht und schien zu zucken. Hatte sie einen Anfall?

Er ging einen Schritt näher auf sie zu, nur um zu erkennen, dass sie kicherte und sich deswegen krümmte.

,,Entschuldigung, dass du so lange warten musstest, ich dachte ich könnte es damit wieder gut machen“ entgegnete das Mädchen, jetzt mit rosigen Wangen vor guter Laune und immer noch den Eierpunsch in der Luft haltend.

Zuerst verstand Aiden nicht, doch nach einer Weile misstrauischem Blickwechsels wurde es ihm klarer.

Dieses kleine Mädchen würde sein neuer Partner werden? Er schätzte sie höchstens 14, er war mit 17 zwar auch ein Ausnahmefall für Agenten paranormaler Bekämpfung, aber sie war deutlich jung, fast noch ein Kind.

Etwas muss sie besonders machen, so besonders, dass die AZBA (Aufsichtszentrale begabter Agenten) alle Augen zudrücken musste. Doch das war ihm egal, solange sie ihre Arbeit gut machte und ihm nicht im Weg stand war alles gut.

,,Danke“, sagte er und nahm den Eierpunsch entgegen, ,,tut mir Leid, dass ich so forsch war.“

,,Kein Problem“, antwortete das Mädchen, dass sich mit dem Namen Alice vorstellte.

,,Freut mich sehr, ich bin Aiden“, stellte er sich vor und wünschte gute Zusammenarbeit.

Diese erwiderte Alice und lächelte sanft.

,,Wie wollen wir diesen Fall angehen? Die Schwaden können wir nicht mehr aufhalten, geschweige denn die Promenade evakuieren. Die Größe dieser Schwaden lässt auf eine große Gruppe Besucher, vielleicht sogar Typ 2. schließen.“

Von der Bestimmheit und schnellen analytischen Fähigkeit überrascht, wusste Aiden anfangs nicht was er sagen sollte. Sie müssten die kommenden Besucher hier im Wald abwenden, sehr zu seiner Missbilligung.

Seine Karten konnte er zwar mit glänzender Präzision werfen, er hatte aber keine Lust zwischen den Bäumen umher rennen zu müssen. Er holte seine Kartenstapel heraus und zählte sie durch.

,,Weihwasser, Bibel-Aufdrucke, Quastisches Silber. Ich dürfte genug Austeilen können.“

Alice bestaunte die Kartenstapel begeistert; Quastisches Silber war äußerst wertvoll, war es doch mindestens fünfmal effektiver gegenüber Untoten als Normales und deswegen auch umso seltener. Zudem gefiel ihr, dass er mit Karten kämpfe, es war eine Abwechslung zu einfachen Silbernen Waffen ihrer ehemaligen Partner.

,,Ich sorge erstmal für die Sicherheit der Bürger, okay? Rufe, falls die ersten Besucher kommen, ich komme dann zu Hilfe“, sagte Alice bestimmt und schloss die Augen.

Aiden wusste nicht was sie vorhatte und beobachtete, wie sie sich umdrehte und die Promenade beschaute.

Dann formte sie ihre Hände zu einer Schale und es erschienen drei kleine Splitter. Das blaue Glimmern und der kristalline Schein ließ ihn auf Eis schließen. Er hatte von Elementar-Agenten gehört, die auf bestimmte Kräfte zugreifen konnten. Der Anblick war tatsächlich sehr schön anzusehen.

Dann warf Alice einen Splitter auf den Boden, einen in die Luft und einen auf die Menschenmenge.

Dort wo sie aufkamen entstanden dicke Eiswände, stabil und doch glatt und klar. Die Formation der Eiswände sah aus wie ein quer-liegendes Hufeisen. ,,Nicht schlecht“ dachte Aiden, zumindest sind die Passanten vor Projektilen geschützt.

,,Das Licht bricht von ihrer Seite aus anders. Sie können weder uns, noch die Eiswände sehen, wir schon.“‚ bemerkte Alice beiläufig.

Bis auf ein ,,Wow.“ konnte Aiden nicht mehr herausgeben, war er dafür doch zu erstaunt.

,,Pass auf!“ rief Alice als sie sich zu Aiden umdrehte, und augenblicklich formte sich in ihrer Hand eine Peitsche aus robustem Eis. Hart, und doch geschmeidig schlug sie damit neben Aidens Schulter, und wo vorher eine Fratze war, die ihre Fänge in ihn versenken wollte, war nun nichts mehr. Verkümmert, weil es weißes, reines Eis berührt hatte.

Als er sich umdrehte, war er von der schieren Anzahl von Besuchern überwältigt.

Es waren vielleicht sogar hundert, jedenfalls wusste er, dass es ein anstrengender Kampf würde. Er entschied sich für eine Weihwasserkarte und warf sie in eine Menge von Wiedergängern, wo sie eine Fontäne gesegneten Wassers auslöste. Augenblicklich verdürrten die Körper bei der Berührung und Staub stieg in den windlosen Himmel hinauf.

,,Stopp, hör auf!“, rief Alice, und Aiden bemerkte, dass die Besucher nicht wirklich angriffen, oder aggressiv waren. Sie standen an fester Stelle und beobachteten. Dort, wo Augen sein sollten waren Vertiefungen am Kopf, was das Starren nur unheimlicher machte.

Erst jetzt erkannte Aiden womit er es zu tun hatte.

,,Namenlose Kinder“, stellte Alice fest.

Eine Variante der Schemen, Geister der Klasse 1. also ungefährlich und keinerlei Darstellung einer Bedrohung.

Wenn Menschen sterben, manifestiert sich deren Emotion im Tod. Vor allem Kinder, die sterben, werden im Tod von überwältigender Trauer geprägt. In ihrem Klagen lernen diese Geister, dass von Agenten meistens nur Besucher des Typus 2. oder 3. bekämpft, oder in ihrem Fall, erlöst werden, da Typus 1. keine Gefahr darstellt. Deshalb imitieren sie gefährliche Besucher, wie Wiedergänger oder Albe.

Bei genauerem Blick konnte Aiden jetzt auch hinter deren Schleier sehen und die traurigen Blicke der Kinder, die ihn beäugten.

,,Wie sie weinen.“, hauchte Alice traurig.

Aiden wusste nicht, warum zwei der besten Junior-Agenten zu einem Massenaufkommen von Schemen geschickt wurden. Warum wurde ihnen dieser Auftrag zugeteilt?

,,Wie sie schreien“, sagte Aiden mit gebrochener Stimme, und teilte das Leid der toten Geister vor ihm.

,,Sie verdienen dieses Unleben nicht, sie verdienen Ruhe. Deswegen wurden wir hergeschickt, Aiden.“

Er verstand nicht, was sie ihm sagen wollte. Dieser Auftrag lag immerhin weit unter ihren Fähigkeiten.

,,Lass uns gehen, Alice. Das hier lohnt sich nicht -“

Da schlug Alice ihre Faust auf den Boden, und binnen Sekunden war das Feld vor ihnen ein Eisgarten. Die Schemen, die vorher halbdurchsichtig waberten waren jetzt von klarem, weißten Eis umschlossen. Aiden ging langsam auf die Figurensammlung vor ihnen zu und beäugte die Statuen. Die grauen, diesigen Schemen waren jetzt klar und definiert. Es ging so weit, dass Aiden beinahe die Gesichtszüge der ehemaligen Kinder ausmachen konnte, die jetzt zufrieden ruhten.

Makaber, und gleichzeitig schön zersprangen diese Figuren, als Alice mit den Fingern schnipste und feiner hellblauer Staub stieg den Himmel hinauf, unirdisch langsam durch die stillen, windlosen Baumkronen.

In diesem Moment verstand Aiden, und erneut bildete sich ein Schmunzeln auf seinen Lippen.

,,Aufträge werden nicht immer so schön enden, Alice. Genieße sie, denn umso grausamer werden die Nächsten sein“, sagte Aiden bestimmt, aber sanft. Die zweite Regel seines Mentors, damit er niemals seine wahre Tätigkeit vergesse. Nun verstand er, warum er hier seine neue Partnerin kennenlernen sollte.

,,Das hast du schön gesagt“, kommentierte Alice, und wischte sich eine einzelne Träne aus dem Auge.

Dann stand sie auf und ließ die Eiswände langsam verschwinden.

,,Bereit für den nächsten Auftrag?“, fragte Aiden, während er seine Kartenstapel neu sortierte.

Die letzte Eiswand war aufgelöst, als Alice besser gelaunt entgegnete ,,Bereit.“

Danach machte sich das neue Agententeam auf, und merkte bei heiterer Unterhaltung und Eierpunsch nicht, dass sich in der Dunkelheit von Brighton etwas regte. Ungesehen, und ungestraft wartete es auf eine Gelegenheit.

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