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Uranos

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Die Sonne strahlte in mein Gesicht und erfüllte sowohl
meinen Körper als auch meinen Geist mit einer wohligen Wärme. Wie ein
schützender Engel stand sie über uns, als würde sie uns hüten und beschützen,
während wir ganz gemütlich unter ihren Augen umherflogen. Ich lehnte mich in
meinem gemütlichen Sessel zurück und beobachtete, wie meine Uniformen im
goldenen Licht des Sonnenballs funkelten. Drei Streifen reflektierten die
Strahlen und lenkten sie ab in die unendlichen Weiten des Himmels. Drei
Streifen. Das Zeichen des Copiloten. Die Wolkendecke hüllte die Erde unter uns
in einen weißen Mantel, der es mir unmöglich machte, auch nur den kleinsten
Blick auf den Ozean unter uns zu werfen. Vor wenigen Minuten hatten wir den
Start beendet und waren in die endgültige Reisehöhe aufgestiegen, gefühlte
Lichtjahre vom Boden entfernt. Der Gedanke, für das Überleben von Menschen
verantwortlich zu sein, die in einer schwerfälligen Metallhülle die Luft zu
beherrschen versuchten, jagte mir jedes Mal einen kleinen Schauer über den
Rücken. Zumindest hatte es das unten im Simulator immer getan. Jetzt, auf
meinem ersten planmäßigen Flug im Cockpit fühlte sich die ganze Sache dann doch
nochmal anders an.

Wie ein im Flug erstarrter Vogel glitten wir durch die
kühlen Strömungen der Luft, kontrollierten die Anzeigen und Geräte und ließen
uns von der netten Stewardess einen heißen Kaffee bringen. Bis jetzt lief alles
gut, keine Turbulenzen, keine Anomalien. Der Pilot und ich sprachen wenig
miteinander, wir führten ein wenig Smalltalk, mehr nicht. Wie ein humpelnder
Greis entschwand die Aufregung langsam aus meinen Gliedern und ließ Platz für
eine Ruhe. Fast schon eine Stille machte sich in mir breit, es war wie die Luft
um uns herum, diese scheinbare Idylle, für das menschliche Auge unbewegt, und
doch durchzogen von den Vasallen der Windgötter. Hier saß ich nun und blickte
über die Ewigkeit des Meeres unter uns und die Unendlichkeit des Himmels, den
wir soeben durchflogen. Wie ein vorsichtiges Kind an seinem ersten Geschenk zu
Weihnachten begannen die Luftmassen leicht an unserem Flugzeug zu rütteln. Außer
ein paar kleinen Wellen in meinem Kaffee brachte diese zaghafte Berührung zwar
nichts hervor, aber sie reichte, um mich aus meinen Gedanken zurück in die
wirkliche Welt zu katapultieren. Ich sah mich um, nicht wissend, wie lang ich
in meinen Gedanken ausharrend still gesessen hatte. Der Pilot las seine
Tageszeitung. Wir flogen über Autopilot. Alle Werte waren soweit normal. Nichts
außergewöhnliches. Beruhigt sackte ich wieder zurück in meinen Sitz, ohne
wirklich zu wissen ,warum ich so aufgeschreckt gewesen war. Es war nur so ein Gefühl
gewesen, als würde gleich etwas schreckliches passieren. Pure Einbildung also.
Meine Hand griff nach meinem Kaffee. Dann sackten wir ab.

Für einen Moment waren wir völlig schwerelos. Ich weiß nicht
wie lange wir fielen, aber es kam mir vor wie mehrere Stunden. Das heiße
Getränk ergoss sich über meinen gesamten Oberkörper und überzog ihn mit einem
gleichmäßig brennendem Schmerz, als würde ich für eine Sekunde das Fegefeuer
auf meiner Brust fühlen. Dann stabilisierten wir uns wieder. Ich wusste gar
nicht, dass der Autopilot zu so etwas fähig war, aber ich wollte mich auch
nicht beschweren. Laut der Anzeige hatten wir mehrere hundert Fuß an Höhe
verloren. Ich wusste nicht, was das jetzt genau für uns bedeutete, aber
sicherlich nichts Gutes. Die Zeitung meines Kollegen lag auf dem Boden, seine
Hände hingegen auf dem Armaturenbrett. Hektisch überprüfte er einige Werte und
drückte verschiedene Knöpfe. Ich war zu perplex um mich zu bewegen, dann warf
er mir einen strengen Blick zu und ich löste mich aus meiner Starre.

Wir probierten alles aus. Legten Schalter um, flogen
Manöver, gaben Funksprüche ab. Nichts half. Wir bewegten uns noch immer stabil,
aber viel zu tief, durch die Winde der Welt. Wir probierten wirklich alles um
wieder zu steigen, fast hätten wir sogar Ballast abgeworfen, aber wir kamen zu
dem Schluss, dass das wahrscheinlich auch nicht helfen würde. Im Moment war
unsere Lage auch noch gar nicht so aussichtslos. Wir waren noch immer auf einer
guten Reisehöhe und konnten auf dem Radar auch nichts entdecken, was uns
irgendwie gefährdet hätte. Aber das genau war ja das Problem. Wir liefen in
Gefahr, gefährdet zu werden. Aber auch diese Gefahr war nicht allzu groß. Denn
die anderen würden uns ja auch entdecken und manövrierfähig waren wir ja noch.
Größtenteils. Es war mehr noch der Schock, der sich wie ein alternder Diktator
mit aller Kraft an seinem Thron festklammerte, der uns die schrecklichsten
Szenarien in den Kopf schickte. Aber nach einiger Zeit war auch der vorbei. Wir
konnten es schaffen. Er war ein erfahrener Pilot und ich einer der besten
Absolventen meines Jahrgangs. Die Lage war durchaus meisterbar. Dann fielen
wir.

Diesmal konnte uns der Autopilot nicht helfen. es setzte
auch keine Schwerelosigkeit ein, wie es vorher der Fall gewesen war, nein. Die
Nase des Fliegers beugte sich nach vorn. Wir fielen nicht einfach nur, wir schnellten
wie ein Komet auf die Oberfläche des blauen Ozeans zu. Weit und breit war
nichts zu entdecken, in den vergangenen Wochen war kein einziges Schiff mehr
heil über den Atlantik gekommen, deshalb war der transatlantische Seeverkehr so
gut wie am Erliegen. Niemand würde uns helfen können. Jedoch war ich
überrascht. Nicht das kleinste Fünkchen kam in mir auf, mein Überlebenswille
triumphierte mein Inneres und ich nahm alles um mich herum genau war. Der
hektische Pilot, der wild auf irgendwelche Knöpfe drückte. Der starke
Kaffeegeruch, der von meinem Hemd in meine Nase stieg. Die Schreie und
verzweifelten Gebete aus dem Passagierbereich. Ich nahm alles glasklar wahr.
Diese Menschen schwebten in Lebensgefahr. Besser gesagt, sie fielen. Aber ich
würde sie retten.

Leichter gesagt als getan. Hunderte Methoden der
Problembewältigung tauchten aus den Untiefen meines Hirns auf, dutzende
Verhaltensregeln, die zur Rettung des Fliegers führen sollten. Aber keine
passte. Ich war nie darauf vorbereitete gewesen, eine vollbesetzte Maschine aus
dem Sturzflug zu retten, wenn die Maschinen am Versagen waren. Es schien alles
so aussichtslos. Doch das wollte ich nicht glauben. Ich versuchte alle Kniffe,
die man mir beigebracht hatte, doch nichts half. Die unbarmherzige blaue
Oberfläche rückte immer näher und  die
Geräusche aus den Kabinen nahmen immer angsteinflößendere und infernalischere
Züge an. Die Todesangst dieser Menschen konnte man fast auf der Zunge schmecken.
Ich forderte noch die Dienste aller möglichen Geräte an Bord an, doch der Pilot
hatte sich schon resigniert in seinen Sessel zurücksinken lassen.
„Funktioniert gar nichts mehr?“ Ich sah ihn an. Seine Stimme klang
plötzlich so alt. Klar, mit seinem grauen Bart und der hellen Haut sah er nicht
wie der Jüngste aus, aber trotzdem passte es nicht so ganz. Vermutlich war er
einfach in dem Stadium, in dem er sich schon mit seinem Ableben abgefunden
hatte und nur noch auf den Tod als Erlösung wartete. „Nein. Nichts geht
mehr.“ Verbitterung schwang in meiner Stimme mit. Ich musterte ihn. Seine
Augen waren dunkel wie aufziehende Gewitterwolken. In ihnen lagen Emotionen,
tiefer und unergründlicher als ich sie je irgendwo gesehen hatte. Dann tat er
etwas, das ich nie erwartet hätte.

Er lächelte. Er öffnete seinen Mund und gab den Blick frei
auf eine Reihe perfekter weißer Zähne. „Dann hat es also
funktioniert.“ Seine Stimme klang jetzt nicht nur tief. Sie klang
bedrohlich. Und auf merkwürdige Wiese zufrieden. Ich wich so gut ich konnte
zurück. Irgendwas an ihm machte mir Angst. Wir waren noch eine knappe Minute
vom sicheren Tod entfernt. Erlitt er vielleicht einen Schock? Hatte er einen
Anfall oder sowas? „Ab heute.“ Seine Stimme grollte durchs Cockpit
und ich war mir sicher, dass sie im gesamten Flugzeug gut zu hören war.
„Ab heute gehört die Luft den Menschen nicht mehr. Ab heute habt ihr sie
verloren.“ Ich wollte ihn fragen, was er damit meinte, aber dann bemerkte
ich etwas. Er leuchtete. Eine Art hellblau Aura umgab den Körper des alten
Mannes, der nun immer antiker wirkte. „Ab heute seid ihr verbannt. Und
jeder, der den Weg  trotzdem wagt, wird
das gleiche Schicksal ereilen wie auch euch. Ihr werdet mit diesem Wissen
nichts mehr anfangen können, jetzt in den letzten Sekunden eurer jämmerlichen
Existenz, aber die Blackbox wird meine Worte für eure idiotische Nachwelt
erhalten.“ Ich konnte kaum noch denken. Allein die Anwesenheit
dieses…etwas schien mein Hirn lahmzulegen und mein Sein in seinen Grundfesten
zu erschüttern. Und dann sagte er die letzten Worte, die ich jemals auf dieser
Erde hören würde.

„Mein Name ist Uranos. Ich bin der Himmel.“

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