GeisterLangeObjekte

Victor Everbleed

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Vielleicht wart ihr mal unterwegs und habt ein Gebäude gesehen. Eine Konditorei, um genau zu sein. Und diese war in schwarzen Nebel gehüllt? Ihr dachtet dann was ist das denn? Habe ich etwas mit meinen Augen? Spielt mir mein Verstand einen Streich? Seit wann steht sie denn überhaupt hier?

Vielleicht wart ihr schon bei uns, vielleicht seit ihr aber auch einfach weiter gegangen und habt sie danach nicht mehr gefunden. Heute möchte ich euch erzählen wieso das so ist.

Erst einmal stelle ich mich euch vor. Mein Name ist Aline, ich bin 25 und arbeitete bei meiner Tante Rachel. Ihr gehörte eine Konditorei und über ihr wohnte ich in einer Dachgeschosswohnung. Sie belächelte mich meistens, weil ich am liebsten eher für mich alleine war, die Zeit nicht so verbrachte wie es für die meisten der Fall ist. Ich bin froh nicht viel unter Menschen zu sein. Ich stehe ganz früh in der Nacht auf und kreiere meine Pralinen. Tagsüber schlafe ich dann meistens, oder entwerfe eigene Drucke für meine Kapuzenpullis. Ich habe lange leicht gewellte dunkel pinke Haare und grüne Augen. Zuckerfee ist seit Kindheit meine treueste Begleiterin. Auch wenn sie nur ein Fuchsstofftier ist… so ist sie meine beste Freundin. Klar bin ich schon längst erwachsen, trotzdem nehme ich sie überall hin mit. Sie hat fliederfarbenes Fell, eine pinke Schleife und ein silbernes Glöckchen um den Hals. Außerdem hat sie wunderhübsche pinke Glasaugen mit feinem Glitzer.

Ich liebe es Pralinen zu machen und neue Rezepte zu entwerfen. Als ich noch klein war sah ich meine Tante kaum, da meine Eltern sie nicht gut leiden konnten. Aber da ich eben mein Hobby zu meinem Beruf gemacht hatte, zog ich zu ihr und arbeitete auch bei ihr.

Aber nun kommen wir dazu wie ich Victor kennen gelernt hatte.

Eines Abends nach getaner Arbeit fiel mir in meiner Küche ein Teller runter und ging zu Bruch. Ich kehrte etwas genervt die Scherben zusammen und stellte fest, dass eine Holzdiele am Boden lose war. Vorsichtig hob ich die Diele an und fand darunter ein silbernes Fotomedaillon in ovaler Form an einer Silberkette. Es war total staubig und dreckig also machte ich es erst einmal unter dem Wasserhahn sauber. Es kam eine wunderschöne rosafarbene Rose auf dem Medaillon zum Vorschein. Unten am Stiel der Rose war ein grünes Herz gezogen. Ich klappte das Medaillon auf… aber es waren keine Bilder darin. Ich fragte mich wem es wohl gehört hatte? Ob ich es einfach so behalten durfte? Ich fädelte das Medaillon wieder an die Silberkette, da fühlte ich mich auf einmal beobachtet.

Ich hörte hinter mir ein Glöckchen bimmeln. Zuerst dachte ich das Zuckerfee verrutscht wäre bis ich registrierte, dass sie neben mir auf dem Küchentresen lag. Instinktiv drehte ich mich langsam um… Ein Mann der aus schwarzem Nebel bestand saß auf meinem Boden. Er trug einen schwarzen Zylinder mit einem lila Band. Sein Gesicht war nicht zu erkennen, da er seitlich zu mir saß und der schwarze Nebel um ihn herum waberte. In seiner nebelartigen Hand hielt er ein goldenes Glöckchen an einem roten Band. ,,Hallo Aline, habe bitte keine Angst vor mir. Mein Name ist Victor.“ Nun hörte ich ihn auch noch, seine Stimme hörte sich unmenschlich an. Sehr dunkel… und irgendwie… dämonisch. Aber nicht bösartig. Mein Herz schlug mir vor Angst bis zum Hals.

Ich wollte schreien, aber meine Stimme erstickte in meiner Kehle. Ich wollte wegrennen, jedoch konnten meine Beine mich nicht wegtragen. Sie waren wie aus Pudding und gleichzeitig war ich wie erstarrt. Hatte ich den Verstand verloren? Er sprach weiter:

„Als ich noch gelebt hatte, war das hier mein Zuhause. Ich habe auch in dieser Wohnung gelebt. Wie ich sehe, hast Du mein Medaillon gefunden.“

Mit sanfter Stimmte fragte er mich: “Darf ich es bitte wieder haben? Und schau mal, ich habe auch ein Glöckchen wie Du. Nur ist meines aus Gold.“

In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Was soll ich tun? Wie konnte denn so etwas möglich sein? Ich hatte so etwas noch nie erlebt. Ich schluckte. Mit wackligem Gang entschloss ich mich zu Ihm rüber zu gehen. Nun stand er auf und ich wurde noch ängstlicher. Er war fast 2 m groß und eine seiner Gesichtshälften schien von dem schwarzen Nebel umhüllt zu sein. Es war seine linke. Mit zittriger Hand überreichte ich Ihm langsam das Medaillon. Er nahm es mit seiner nebelartigen Gestalt entgegen und sah mich direkt an. Er hatte ganz weiße Haut, langes schwarzes Haar und sein rechtes Auge hatte einen stechend berechnenden Blick. Die Farbe war ein strahlendes hellblau. Nun lächelte er mich an. Und irgendwie war hiermit der erste Schock verflogen. An diesem Tag trug ich einen schwarzen Kapuzenpulli mit einem pinken Herz, das mit Fäden am Rand durchzogen war. Auf einmal stellte ich fest, dass er den gleichen Pulli trug, nur mit einem roten Herz. Ironisch zu mir selbst dachte ich, oh ja, ich muss einfach den Verstand verloren haben. Wieso sonst trug er fast den gleichen Pulli wie ich?

Er lachte. Durch sein eher dämonisches Lachen zuckte ich sofort zusammen. Er schaute mich verschmitzt an und meinte nur dass ich mich nicht wundern sollte, dank seinem Nebel konnte er auch seine Kleidung anpassen…Konnte er jetzt auch noch Gedanken lesen? Es stellte sich aber heraus dass er das nicht konnte. Er dachte nur dass er so eine Gemeinsamkeit zwischen uns schaffen konnte dass ich ihm nicht gleich in Ohnmacht fiel und mein Blick auf seinen Pulli verriet ihm alles.

Die Zeit verging und Victor tauchte immer wieder bei mir auf. Und wir wurden gute Freunde. Auch er liebte es Pralinen zu kreieren und hatte tolle Rezepte parat. Manchmal machten wir heimlich in der Konditorei-Küche vor allen Anderen schon Pralinen. So waren wir ungestört. Denn außer mir konnte zwar niemand Victor sehen und hören. Aber es wäre doch sehr seltsam gewesen wenn ich mit der Luft redete, lachte, alberte und Pralinenrezepte austauschte. Ich fing an mich richtig wohl in seiner Nähe zu fühlen. Wir konnten über so gut wie alles reden, ich hatte noch nie großartig Freunde, geschweige denn eine Beziehung. Das lag aber auch an mir, ich war eben für die meisten eher etwas schräg und seltsam und konnte mit Menschen nicht viel anfangen. Diese waren für mich oft wie ein fremdes Buch.

Victor war auch öfters während der Arbeitszeit um mich herum. Natürlich redeten wir dann nicht miteinander aber er brachte mich öfters zum Lachen wenn er dann hinter Kunden stand und seltsame Grimassen schnitt oder eingebildete Leute nachmachte. Dies machte er vor allem weil er wusste dass ich nicht gerne vorne im Verkaufsraum war. Ich ging dort nur hinein wenn es gar nicht anders ging oder ich meine Pralinen nach vorne brachte. Und so hatten wir immer etwas zum Lachen. Nur wenn meine Tante auftauchte. Dann verschwand er mit einer Mischung aus traurigem und gleichzeitig bösartigem Blick. Ich hatte ihn schon ein paar mal darauf angesprochen, aber er meinte es wäre noch nicht der richtige Zeitpunkt um mir seine Vergangenheit zu offenbaren. Natürlich ließ ich nicht locker und hoffte einfach dass er endlich mit mir reden würde. Wenn ich Ihm zu neugierig wurde fing er oft an mit seinem Nebel Fantasiewesen zu erschaffen. Oder er liess leichte Sachen schweben wie eine Praline, manchmal auch eine Tasse. Dann jagte ein Nebelhai die Praline und wollte diese fressen. Oder er zog sich seltsame Kleidung an. Manchmal trug er auch seinen Zylinder und alberte damit in der Luft herum. Irgendwann musste ich es dann einfach verstehen dass er mit mir darüber nicht reden wollte, da half alles reden wollen, schmollen und hoffen nichts. Also entschied ich mich abzuwarten, bis es soweit war.

Am liebsten bastelte er mit mir zusammen auch Fantasiewesen, wie z.b. einen Wolfsdrachen. Dieser spie Nebelfeuer durch den Raum und schmuste und kuschelte dann mit mir. Allerdings kostete das ihn auch jede Menge Energie, die er dann wieder aufladen musste. So ganz verstand ich nicht wie das funktionierte. Er meinte nur dass ich mir darum keine Sorgen machen sollte. Ihm geht es gut, und seitdem ich ihn sehen könnte würde er auch immer mehr Kraft und neue Freude finden.

Ein paar Monate später waren wir dann auch ein Liebespaar. Das ich lebte und er ein Geist war störte uns wenig. Wir hatten uns gefunden. Jedoch… manchmal hatte ich doch so meine Zweifel, ob alles wirklich echt war oder ob ich mir das nicht alles doch einbildete. War ich vielleicht krank im Kopf? Victor war dann immer sehr traurig und natürlich auch manchmal verletzt wenn er es spürte dass ich mal wieder überlegte was wahr ist und was nicht. Doch eines Nachts als ich von meinem Wecker aufwachte, da ich dran war bestellte Pralinen zu machen veränderte sich alles. Ich nahm wie immer Zuckerfee und wollte sie auf meinen Nachttisch legen, da sah ich dass sie Victor´s goldenes Glöckchen um den Hals trug. Ich nahm das Glöckchen zwischen die Finger und bimmelte es, es hatte so einen schönen klang.  Nun setzte ich sie auf meinen Nachttisch und ich fragte mich, warum sie sein Glöckchen trug da entdeckte ich das Fotomedaillon. Hatte Victor es vergessen? Es lag auch auf meinem Nachttisch. Ich nahm es noch etwas schlaftrunken in die Hand und stand auf, ich gähnte, als plötzlich aus dem Nichts eine Nebelschrift vor mir in der Luft erschien. Ich blinzelte ein paar mal und fing dann an zu lesen.

Aline, ich bin echt wie meine Liebe zu dir. Ich habe unsere Glöckchen getauscht und dir das Medaillon geschenkt. Trage es bei Dir, damit du weißt dass es mich wirklich gibt. Ich hoffe Du bist mir nicht böse, dass ich dein silbernes Glöckchen ab jetzt tragen möchte. So habe ich immer etwas von dir bei mir. Wenn du das nicht möchtest dann darfst Du es mir aber natürlich sagen. 1000 Küsse, Dein Victor.

Ich biss mir auf die Unterlippe und weinte ein paar Tränen. Ich freute mich und war gerührt, hatte jedoch gleichzeitig ein schlechtes Gewissen, dass ich überhaupt daran gezweifelt hatte ob es Victor überhaupt gibt. Ich sah mich um, aber er war nicht hier. Auch als ich nach ihm rief, tauchte er nicht auf. Ich wunderte mich darüber sonst war er auch immer gleich da wenn ich nach ihm rief. Nun gut, ich musste leider mich richten und zur Arbeit gehen. So redete ich in den leeren Raum:„Victor hörst Du mich? Ich danke dir von ganzem Herzen. Ich weiß nicht was ich sagen soll. Das Medaillon werde ich immer tragen und es in Ehren halten. Es tut mir so, so, so leid. Ehrlich. Ich liebe dich auch über alles. Und natürlich darfst du mein Glöckchen behalten. Ich muss jetzt leider gleich zur Arbeit. Aber es würde mich freuen wenn wir später über alles reden könnten. 1000 Küsse an Dich zurück.“

Ich hängte mir das Medaillon um den Hals, drückte einen Kuss auf die Rose, wusch mich im Bad, putzte mir die Zähne, band meine Haare zusammen und ging runter in die Backküche der Konditorei. Es war Tradition dass die wo ganz früh als erste da waren dort auch einfach frühstückten. Ein leckerer Duft von frisch aufgebackenen Backwaren und Kaffee lag in der Luft. Meine Tante war heute dran mit Frühstück machen und hatte schon frische Brezeln aufgebacken und Kaffee gekocht. Der Tisch war für 3 Personen auch schon gedeckt und Butter stand auch schon da. Ich begrüßte meinte Tante herzlich und wünschte Ihr einen guten Morgen. Das nächste Mal wäre ich dann dran mit Frühstück machen. Ich setzte mich und schmierte mir eine Butterbrezel. Ich war noch sehr in Gedanken wegen Victor, da fiel Ihr Blick auf mein Medaillon das ich um den Hals trug.

Sie wurde sehr blass und fragte mich sofort sehr aufgeregt:„Aline, woher hast Du dieses Medaillon? Darf ich es mir mal ansehen?“ Verdutzt schaute ich meine Tante an. Natürlich fragte ich nach: „Rachel kennst Du es?“ Meine Gedanken überschlugen sich sofort. Was sage ich denn jetzt? Ich kann doch nicht sagen dass es mir ein *Geist* geschenkt hat, mit dem ich zusammen bin. Also entschied ich mich einfach bei einem Teil der Wahrheit zu bleiben. „Weißt Du, ich habe es aus Zufall in einer Bodendiele oben in meiner Küche gefunden. Ich fand es sehr hübsch also dachte ich mir es steht mir doch bestimmt sehr gut. Weisst Du wem es gehört hatte?“ Genau, das war doch eine gute Geschichte. Und so blieb ich auch bei der Wahrheit und lief nicht Gefahr mich in Lügen zu verstricken. Genüsslich biss ich in meine Brezel. Ich nahm das Medaillon ab und gab es Ihr. Mit zittriger Hand sah sie das Schmuckstück an. Sie betrachtete es von allen Seiten, dann sah sie mich mit einem ängstlichen Blick an. Sie wollte mir gerade etwas sagen, da kam Martina in die Küche gestürmt. Mit wütender und vorwurfsvoller schrillen Stimme legte sie auch sofort los:

„Aline, ich ertrage das nicht mehr. Du hast schon wieder meine Förmchen für die Pralinen genommen. Wie oft soll ich Dir noch sagen? Das sind meine, nicht Deine“ Ich verdrehte die Augen und patzte sie zurück an: „Martina, wie oft noch, das sind meine, die hab ich mir von meinem eigenen Geld gekauft. Das sind nicht deine. Duuuu bist mal wieder zu spät und hast deine nicht in den Kühlschrank gelegt zum vorkühlen und nun soll ich wieder der Depp sein. Deine liegen in *deinem* Schrankabteil“ Wütend drehte sich Martina um und machte Ihren Schrank auf. Sie kramte darin herum und holte Ihre Förmchen heraus. Mit einem ertappten Gesichtsausdruck kam sie zu uns zurück. „Ich dachte wirklich als ich gerade den Kühlschrank aufmachte um nachzusehen was noch alles da ist, dass es meine Förmchen sind.“ Oh, das ist ja trotz allem fast eine Entschuldigung dachte ich so bei mir als meine Tante mit der Faust auf den Tisch schlug. Vor Schreck wäre mir fast ein Stück Brezel im Hals stecken geblieben und mein Kaffee schwappte aus meiner Tasse. Meine Tante schloss die Augen und atmete tief ein und aus. „Leute eure ständigen Streitereien nerven mich total. Wir klären das jetzt. Nicht morgen, nicht übermorgen, jetzt.“

Zwischen Martina und mir gab es öfters Streit, da sie mich nicht leiden konnte und neidisch war, weil die Leute meine Pralinen meistens hübscher und köstlicher fanden wie ihre. Vor allem natürlich, seitdem ich Victor als meinen Lehrmeister bei mir hatte aber davon konnte ich ja kaum jemanden etwas sagen. Dafür konnte Martina besser die Böden für die Torten backen und war auch öfters mal im Verkaufsraum. Damit tat ich mich eben unheimlich schwer und dafür bewunderte ich sie. Vor der Kundschaft war sie sehr nett, zuvorkommend und war ein Organisationstalent wenn es größere Bestellungen gab. Ich hatte es Ihr auch schon selbst gesagt dass ich das toll finde von ihr. Aber das interessierte sie nicht. Wir waren uns einfach wie man so schön sagt *nicht grün*.

Rachel legte das Medaillon mit zittriger Hand auf unseren Frühstückstisch und bevor wir los legten schmierte auch sie sich eine Brezel mit Butter. Ihr Blick verriet mir aber das sie mit ihren Gedanken ganz woanders war. Sie tat mir irgendwie leid. So hatte ich sie noch nie erlebt und sie sah irgendwie etwas mitgenommen aus. Also wollte ich meine Tante aufheitern. Mich hätte es jetzt zwar viel mehr interessiert warum sie auf das Medaillon so reagierte hatte aber damit musste ich wohl warten. Ich stand auf und ging an einen unserer Kühlschränke. Der war auch nur leicht eingestellt um Sachen frisch zu halten. Ich holte Pralinen heraus die Victor und ich zusammen gemacht hatten. Diese waren mit einer Nougat-Zimt-Füllung, genau die richtige Geschmacksrichtung was meine Tante gerne mochte. Ich im übrigen auch. Höflicherkeitsweise stellte ich die Pralinen aber natürlich in die Mitte vom Tisch und bot auch Martina welche an. Ich erzählte dass ich das Rezept noch verfeinert hatte und es doch alle probieren sollten. Martina rümpfte die Nase aber probierte auch davon. Meine Tante war sofort von dem neuen Rezept begeistert. „Aline, wie hast du die nur hinbekommen? Das Nougat schmeckt himmlisch und ist so richtig schön zartschmelzend und das Zimt ist nicht zu viel und nicht zu wenig.“ Nun griff Martina nach dem Medaillon und fragte wem denn dieses alte hässliche Ding gehört? Wütend nahm ich es Ihr weg…

„Das ist meines gib das her.“Ich hängte es mir wieder um den Hals, als ich auf einmal ein Glöckchen im Raum bimmeln hörte. Ich lächelte und drehte mich verstohlen um. Verliebt sah ich Victor an, wow, er kam vorbei obwohl meine Tante auch hier war. Victor stand im Raum, mit einem etwas seltsamen Grinsen fixierte er meine Tante Rachel. Ich drehte mich wieder nach vorne und erkannte das Martina und Rachel beide in Victor´s Richtung starrten. Konnten ihn beide etwa auch sehen? Und dann ging alles ganz schnell.Victor´s Nebel schoss nach vorne und umschlang uns alle. Wir konnten uns nicht mehr bewegen. Der Griff tat nicht weh, aber man fühlte sich trotzdem wie in einem Schraubstock.

„Schatz, was soll das denn? Was ist los?„ fragte ich ihn sofort denn ich spürte das gleich etwas passierte. Victor stand nun hinter mir. Er drehte mich langsam zu sich um. Ich sah nun zum ersten Mal seine linke Gesichtshälfte und erschrak. Sein Auge fehlte, dort klaffte nur ein dunkles schwarzes Loch. Darin glimmte eine Art roter Funke der schwebte. Um sein Auge waren lauter Nähte die blutig waren. Sein Mund war auf der linken Seite nach oben gekräuselt und darin waren lauter scharfe, spitze Zähne. Ein Röcheln drang an mein Ohr, als ich meinen Kopf nach hinten drehte, sah ich entsetzt dass Martina und Rachel wohl keine Luft bekamen, Ihre Augen quollen vor lauter Todesangst hervor und auf Ihrer Haut zeichneten sich schwarze Adern ab. Sie röchelten immer mehr. Konnten aber auch nichts sagen. Victor nahm mein Kinn in seine Schattenhand und drehte meinen Kopf langsam zu sich her. Wir schauten uns an und er sprach zu mir:

„Aline, dass hier ist mein wahres Gesicht. Ich bin nun endlich stark genug, es wird Zeit, das du deine Tante Rachel wirklich kennen lernst *wer* und *wie* Sie wirklich ist.“ Den Namen meiner Tante spie er mit sehr viel Verachtung aus. Ich flehte Victor an: „Bitte, bitte hör auf Victor. Was tust Du denn da? Was soll das denn? Was hat Rachel Dir denn getan?“ Doch er lachte nur verhöhnend auf. Durch seine dämonische Stimme klang das Lachen sehr bedrohlich und beängstigend. Victor setzte sich auf den Boden und dann erzählte er mir alles.

Er und sein Bruder Thorsten hatten hier mit seinem Vater gewohnt und gearbeitet. Vor 25 Jahren verstarb dann sein Vater an Krebs und sein letzter Wunsch wäre es gewesen dass er und sein Bruder zusammen die Konditorei führten. Doch sein Bruder war schon immer sehr geldgierig und wollte alles immer für sich alleine haben. Sie hatten sich beide noch nie besonders gut vertragen. Thorsten war der ältere Bruder und bei Victor´s Geburt verstarb ihre Mutter. Für seinen Bruder war er Schuld an ihrem Tod und so wollte er nie etwas mit ihm zu tun haben. Victor wollte nicht einmal Teilhaber sein von der Konditorei. Er wollte einfach nur in seiner Wohnung bleiben und Pralinen weiterhin machen. Aber selbst das wollte sein Bruder nicht. Victor ging nach einem neuen heftigen Streit mit Thorsten spazieren. Er war noch mitten in der Trauer und wollte den Kopf frei kriegen. Fenris begleitete ihn. Fenris war sein Hund, genau genommen ein Husky-Wolfsspitz-Mischling und sein bester Freund. Sein Fell war grau-schwarz und ein Auge war blau und eines war gelb. Beide gingen durch den nahe gelegenen Wald. Victor war total in Gedanken als er auf einmal von hinten schwer am Kopf getroffen wurde, noch während er zu Boden ging und spürte wie er ohnmächtig wurde hörte er dicht neben sich einen lauten Schuss.

Als er wieder zu sich kam, spürte er einen heftigen Schmerz im Gesicht. Er war gefesselt und sein linker Kiefer war gebrochen. Ihm dröhnte es immer noch in seinen Ohren von dem lauten Schuss und dem Schlag. Er konnte wegen seinem Kiefer nicht um Hilfe rufen und er spürte das ihm übel wurde. In seinem Kopf hämmerte es vor Schmerzen. Victor konnte aber tief durchatmen und konnte es so verhindern sich zu übergeben. Als er sich langsam umsah, sah er Fenris in der Nähe vor sich liegen. Seine Augen waren weit aufgerissen und starrten in seine Richtung. Die Eingeweide quollen aus seinem Bauch, der aufgeschlitzt war und der ganze Waldboden und das Laub waren mit seinem Blut getränkt. Ein Ohr war zerfetzt wie der Kopf an der Stelle und das Gehirn quoll heraus. Natürlich, der Schuss. Das sehen zu müssen war für Ihn schlimmer als seine eigene Angst und der Schmerz. Er konnte seinem besten Freund nicht helfen und er war tot. Dann hörte er Stimmen etwas weiter weg und er erkannte, dass es Thorsten und Rachel waren. Die beiden waren seit ein paar Wochen ein Paar und Rachel war scharf darauf mit in der Konditorei zu arbeiten. Sie berieten sich, wie es weiter gehen sollte. Es war eine Kurzschlussreaktion als sie Victor gefolgt waren. Irgendwann kamen beide zu Ihm zurück. Er sah beide an. Dann packten sie ihn und Thorsten schnitt ihm sein linkes Auge voller Wut heraus und aus Spott nähten Sie ihm Fenris sein Glöckchen in seine Augenhöhle ein. Vor Schmerz wurde Victor irgendwann wieder ohnmächtig. Noch lebendig begruben sie ihn irgendwo im Wald mit seinem besten Freund. Als Fenris noch ein Welpe war hatte er ihm dieses goldene Glöckchen anfertigen lassen und es ihm an sein Halsband gebunden. Sein Bruder fand das immer eine reine Geldverschwendung.

Und als ich dachte es konnte nicht noch schlimmer werden erfuhr ich noch mehr…

Das Medaillon das ich von Victor geschenkt bekommen hatte war ein Geschenk von seinem Vater an seine Mutter. Als ich sein Medaillon gefunden hatte und ich sein Glöckchen hören konnte, verstand er, dass jeder der es berührt Ihn wahrnehmen konnte. Und da er mich leiden konnte war es ihm auch recht, dass wir uns sehen konnten. Sein Vater hatte das Medaillon anfertigen lassen wo seine Mutter mit Victor schwanger war und wollte es ihr dann mit zwei Babybildern schenken. Eines von Thorsten, eines von Victor. Da sie aber verstarb, bei Victor´s Geburt entschied er sich es Ihm zu seinem 18ten Geburtstag zu schenken, dass er etwas von seiner Mutter noch hatte und es eines Tages seiner großen Liebe schenken konnte wenn er wollte. So wie er es eben auch vorhatte. Im Laufe der Zeit erkannte sein Vater dass es eine gute Entscheidung war Victor das Medaillon zu geben. Thorsten verkaufte alles was er sich unter den Nagel reißen konnte. Er war damals auch sehr wütend dass Victor das Medaillon bekam. Er hätte es auch verscherbeln wollen. Dies tat seinem Vater verdammt weh. Dieser Gedanke dass sein Bruder das Medaillon vielleicht doch eines Tages verkauft ertrug Victor nicht und so versteckte er es dann eines Tages vor Ihm unter der Bodendiele. Rachel und Martina röchelten in der Zwischenzeit immer weiter, bekamen kaum Luft, mittlerweile waren auch das Weiße in Ihren Augen tiefschwarz und es liefen schwarze Tränen aus Ihren Augen. Victor erzählte mit trauriger Stimme weiter…

Er hoffte dass sein Bruder das Versteck nicht finden würde. Victor beschloss es so zu machen wie sein Vater es gesagt hatte. Wenn er seine große Liebe finden würde, dann würde er ihr das Medaillon schenken. Dank dem Medaillon konnte er auch in das Haus zurückkehren, er hatte eine tiefe Verbindung zu Ihm. Als Geist war alles etwas seltsam. Er erinnerte sich noch an seinen letzten Atemzug unter der Erde als er erstickte. Alles roch nach Blut und Erde und mit diesem Atemzug wurde er zu etwas neuem. Es war wie eine Wiedergeburt. Dadurch wurde er dann zu dem, der er heute ist. Schnell erkannte er das niemand ihn sehen oder hören konnte. Aber mit seinem neuen Auge konnte er in die Herzen der Menschen sehen. Er sah es wie in Farben. Wie wenn er durch die Haut und das Fleisch sehen konnte. Jemand konnte ein rosafarbenes Herz haben mit einem schwarzen Schimmer außen herum. Dann hatte er die Grundfarbe rosa, was sein Charakter aus machte und der schlechte Schimmer zeigte an das er traurig war. Jemand, der ein pur schwarzes Herz hatte war verdorben. Egal was für eine andere Farbe um das Herz mit schimmerte. Und er verspürte einen großen Hunger diese schwarzen Herzen zu essen. Er war aber immer ein guter Mensch und wollte nie jemandem etwas antun, also kontrollierte er diesen Drang. Bis…heute…

Rachel und Martina waren nun endgültig am ersticken. Victor beugte sich über Martina und starrte sie an. „Ich musste lange darauf warten bis ich Fenris und mich rächen konnte. Ich stand mir selbst im Weg. Doch nun ist es soweit. Du wirst sterben, wie deine Freundin Martina. Du hast uns so viel angetan. Du und mein Bruder hattet geheiratet… Und selbst ihn hattest du dann eines Tages umgebracht aus reiner Habgier das Dir alleine die Konditoren gehört. Jeder dachte mein Bruder wäre bei einem Unfall gestorben. Jeder dachte ich wäre weggelaufen. Niemand fand unsere Leichen. Ich hoffe euch haben unsere Pralinen geschmeckt. Diese Leckereien haben Aline und ich gemacht. Die extra Zutat war mein Nebel. Er schmeckt gut, nicht wahr? Für schwarze Herzen wie ihr zwei sie habt ist mein Nebel pures Gift. Und nun …sterbt…„

In meinem Kopf überschlug sich alles. Deshalb starb ich nicht? Weil ich kein schwarzes Herz hatte? Und das, das hatte meine Tante getan? Ich wusste, dass sie einmal verheiratet war vor langer Zeit. Ich wusste aber nicht dass Ihr Mann einen Bruder hatte. Sie redete eh kaum über etwas aus der Vergangenheit. Sie meinte immer… heute ist heute. Gestern war eben gestern. Das ist nicht mehr und das interessiert nicht mehr. Ich dachte immer sie möchte über nichts reden weil es Ihr so große Schmerzen bereitete. Das Röcheln von Martina und Rachel wurde zu einem noch quälenderen Geräusch. Ihre Augen lösten sich in eine Art schwarzer Flüssigkeit auf und flossen aus Ihren Augenhöhlen. Währen sie starben, riss Victor Ihnen mit seinem Nebel die Herzen heraus. Ich schaute zuerst angewidert zur Seite, aber musste dann doch wieder hin sehen. Ihre Herzen, sie waren wirklich schwarz. Und schwarzes Blut lief aus Ihren Leibern wo Victor die Herzen heraus gerissen hatte. Victor verschlang gierig die Herzen und ich hörte wie er mit seinen scharfen Zähnen das Fleisch zerriss und kaute. Sein Auge glomm stärker auf und er drehte sich zu mir um. An seinen Mundwinkeln lief noch das schwarze Blut herunter. Die Köpfe von Martina und Rachel waren beide nach hinten gekippt. Aus Ihren nun leeren Augenhöhlen quoll immer mehr schwarzes Blut nach. Victor sprach zu mir:

„Aline, nun weißt du was geschehen war. Du weißt nun, was ich geworden bin. Bleibst du trotzdem bei mir?„

Erst jetzt bemerkte ich das mir Tränen über die Wangen liefen, aber nicht aus Angst, sondern es brach mir das Herz was man Victor angetan hatte. Ich stand noch wegen allem unter Schock. Aber… natürlich blieb ich bei ihm. Die ersten Tage weinte ich sehr viel. Aber mein Herz wusste wohin es gehört und ich spürte das meine Entscheidung richtig war. Mit seinem Nebel ließ er die Leichen und das ganze Blut verschwinden. Er hatte nun so viel Energie dass er auch mit seinem Nebel die Konditorei einhüllen konnte und wir verschwanden genauso für die Welt. Ich weiß nicht wie es funktioniert, das ist mir auch egal geworden. Victor kann seine Konditorei einfach irgendwo immer wieder sichtbar werden lassen. Durch den Nebel wundern sich die Leute kurz, aber werden dann wie getäuscht. Wie wenn sie etwas vergessen hätten und jetzt wissen sie es wieder. Wenn wir wieder verschwinden, dann ist es so, als hätte es uns an diesem Platz nie gegeben. Es ist, wie ein Traum, an den man sich gerade noch erinnert hat… und nun kann man ihn nicht mehr richtig greifen. Er kann nun sogar mit seinem Nebel richtige Dinge erschaffen. Sie halten nur nicht besonders lange, höchstens ein paar Stunden. So erschafft er immer wieder seinen Fenris, unseren Wolfsdrachen und auch unsere Zutaten für unsere Pralinen. Für uns steht die Zeit still. Auch wenn sie um uns herum vergeht.

Wenn Victor seine Konditorei öffnet, dann stehe ich jetzt sogar hinter der Theke im Verkaufsraum. Ich freue mich dann immer wenn die Menschen unsere Pralinen naschen. Vor allem freue ich mich auf die Menschen, auf die Victor zeigt. Er wählt immer eine bestimmte Person aus. Man kann ihn nicht sehen und nicht hören. So nimmt er sich ganz viel Zeit, um die Herzen anzusehen. Diesem Menschen schenke ich mein strahlenstes Lächeln und bitte darum eine Gratisprobe verschiedenster Pralinen  die ich neu kreiert habe zu kosten. Ich würde mich freuen, wenn man mich nach hinten in die Küche begleiten würde, dort gibt es auch frisch aufgebrühten Kaffee oder Tee, und einen Fragebogen zum Ausfüllen über den Geschmack und die Qualität der Praline und Verbesserungsvorschläge. Meistens wird mein Angebot sehr gerne angenommen. Und zu dritt betreten wir die Küche. Die Pralinen stehen schon bereit und wenn das Testnaschen beginnt entschuldige ich mich, dass ich nun das Geschäft schließen müsste, aber man könnte sich Zeit lassen so viel man möchte. Ich gehe alleine vor in den Verkaufsraum, ohne Victor, und betreue die letzte Kundschaft und schließe dann seine Konditorei. In der Zwischenzeit lächel ich zufrieden und glücklich da ich weiß dass mein Victor seine leckere Mahlzeit zu sich nimmt und wir in unserem schönen zu Hause leben können. Ein schwarzes Herz ist nun weniger auf dieser Welt. Danach machen wir es uns meistens gemütlich und naschen selbst ein paar unserer Pralinen und kuscheln mit Fenris. Und? Habt ihr Lust und wollt uns besuchen kommen? Ich bin mir sicher wir haben auch eure Lieblingspraline in unserem Sortiment.

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