ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Müde starrte ich auf das helle Licht
meines Laptops. Die dunklen Stellen unter meinen Augen zeigten nur
einen Bruchteil der Hölle, welche ich gestern Nacht durchleben
musste. Hätte ich mir doch bloß eine Ausrede einfallen lassen, doch
in meiner Naivität glaubte ich, dass ich es ertragen könnte. Wie
sehr ich mich doch irrte. In meinem Haus war ein kleines Monster,
welches mir den Schlaf raubte und ich wusste, dass es die nächsten
Nächte auch kein Ende nehmen würde. Für mich war es kein Wunder
mehr, dass die Eltern des Kindes sehr froh darüber waren, als ich
ihnen versprach ein paar Tage auf sie aufzupassen.
Eigentlich mochte ich Kinder, doch
dieses war selbst für meinen Geschmack zu aktiv. Ständig lief sie
durch die Wohnung, rief ständig etwas, was ich nicht verstand und
klebte an mir wie der Geruch eines penetranten Parfüms.
Normalerweise brauchte es eine Ewigkeit bis mich jemand zur Weißglut
brachte, doch diesem Kind hätte ich am liebsten den Mund zugeklebt.
Mein eigener Kinderwunsch rückte immer mehr in weite Ferne, je mehr
Zeit ich mit ihr verbrachte.
Sie schlief und ich genoss für einen
Moment diese angenehme Stille. Es fühlte sich alles so friedlich an.
Draußen prasselten winzige Regentropfen gegen die Fensterscheibe und
die Äste der Bäume bewegten sich auf den Wellen des Windes. Ich saß
drinnen, eingehüllt in meiner Decke und meinem Lieblingstee in der
Hand, dass Unwetter beobachtend. Dieser Moment blieb jedoch nicht von
langer Dauer. Ein lauter Schrei kam von oben und ich sprang sofort
auf. So schnell wie meine Beine mich tragen konnten, rannte ich die
Treppe nach oben in mein Schlafzimmer.
Sie saß auf meinem Bett, den Rücken
zu mir gekehrt. Sie sagte kein Wort. Nicht ein Mal ein leises
Schluchzen war zu hören. Etwas stimmte nicht. Ich ging also zu ihr
und berührte sie an der Schulter. Sie zuckte plötzlich
zusammen und drehte sich zu mir um.
„Warum hast du eben denn so
geschrien?“, fragte ich sie besorgt.
Sie schüttelte langsam den Kopf. „Ich
war das nicht. Das war Emily…“
Ich wusste nicht wer Emily war. In
unserer Nachbarschaft gab es kein Mädchen mit diesem Namen, also
fragte ich sie, wer denn Emily sei.
„Sie ist meine Freundin. Sie
beschützt mich, wenn ich schlafe..“
Ein leichtes Lächeln erschien auf
meinem Gesicht. Bestimmt sprach sie von einer imaginären Freundin,
also tat ich so, als ob es sich wirklich um eine reale Person handeln
würde. Ich deckte sie wieder zu und sagte ihr, dass sie noch etwas
schlafen sollte. Wenn sie jemanden brauchte, dann sollte sie wissen,
dass Emily und ich immer für sie da sein werden. Ich wollte gerade
aus dem Zimmer gehen, da sagte sie plötzlich: „Emily hat sich
weh getan und ist auf die Toilette gegangen..“.
Ich wusste, dass Emily nicht echt war,
trotzdem machten mich diese Worte sehr unruhig. Das Licht ging aus
und ich schloss leise die Tür. Vor der Treppe blieb ich stehen und
ließ meinen Blick instinktiv zur Badezimmertür schweifen. Ich
schüttelte den Kopf und fing an innerlich über mich selbst zu
lachen. Es konnte niemand im Badezimmer sein, schließlich war ich
mit ihr alleine im Haus. Trotzdem ging ich auf die Tür zu und redete
mir ein, dass ich doch nur auf die Toilette müsste. Natürlich war
das eine Lüge, aber ich wollte mir Gewissheit schaffen .
Langsam drückte ich die Klinke runter.
Sie war abgeschlossen. Ich presste mein Ohr ganz nahe an die Tür und
hörte ganz leise den Wasserhahn laufen. Jemand war dort drinnen.
Mein Herz klopfte wie wild und in meinem Kopf wirbelten die Gedanken
nur so umher. Wer war dort drinnen? Ich klopfte an die Tür, doch
niemand antwortete. Die Tür ließ sich nur mit einem Schlüssel
abschließen. Dieser lag auf dem Türrahmen meines Schlafzimmers. Ich
ging dort hin, tastete nach dem Schlüssel und fand ihn schließlich
dort oben. Mit zitternden Händen steckte ich ihn ins Schlüsselloch
und drehte ihn herum. Die Tür sprang sofort auf und ich stürmte
hinein.
Dort war niemand. Auch der Wasserhahn
war aus. Es war alles genauso, wie ich es verlassen hatte. Wurde ich
langsam verrückt und hatte mir das alles nur eingebildet? Aber wieso
war die Tür abgeschlossen, obwohl der Schlüssel noch an seinem
Platz war? Vielleicht wollte das Mädchen mir einen Streich spielen.
Bei dem Gedanken kochte es in mir und ich ging wütend zu meinem
Schlafzimmer. Ich öffnete meine Tür, bereit mit ihr zu schimpfen,
da sah ich plötzlich etwas, was das Blut in meinen Adern gefrieren
ließ.
Sie war nicht allein. Eine Gestalt,
ungefähr in ihrer Größe, stand vor ihrem Bett und sah auf das
schlafende Mädchen herab. Bewegungslos verharrte sie dort. Erst als
ich den ersten Schritt tat, drehte sich die Gestalt um und ich
blickte in die kalten Augen eines kleinen Mädchens. Sie war völlig
entstellt. Das Gesicht war mit Narben übersät, an manchen Stellen
fehlte sogar ihr Fleisch und man konnte ihre Knochen sehen. Ihre Haare
bestanden aus schwarzem Rauch, der wie ein dunkler Nebel um ihren
Kopf zirkulierte.
Sie sah mich an und lächelte mir zu.
Danach drehte sie sich um und verschwand wie ein Geist durch die
Wand. Ich stand dort mit zittrigen Beinen und zweifelte an meinem
eigenen Verstand. Zuerst das Badezimmer und dann auch noch das. Hatte
der Schlafentzug mich schon so weit gebracht? Das Mädchen wachte auf
und sah mich mit einem fragenden Gesichtsausdruck an. Ich erzählte
ihr nichts davon und brachte sie aus dem Bett. Es war zwar noch eine
gute Stunde, die sie hätte schlafen können, aber ich fühlte mich
um einiges wohler, wenn sie unten bei mir war.
Mein Tee war mittlerweile kalt
geworden, also machte ich mir einen neuen. Dabei fragte ich das
Mädchen noch ein Mal wegen Emily.
„Wie sieht Emily eigentlich aus?“,
fragte ich, während ich mit meinem Tee beschäftigt war.
„Sie sieht eigentlich normal aus,
aber sie hat sich im Gesicht Mal ziemlich weh getan und ihre Haare
sehen so aus wie die Wolken, die Mama manchmal pustet.“
Meine Hand zitterte und ich musste
aufpassen, dass mir die Tasse nicht herunterfällt. Das konnte doch
einfach nicht echt sein. Das passierte alles nicht wirklich.
„Sie ist bei mir, wenn ich schlafe
und passt auch auf mich auf, wenn Mama und Papa sich immer streiten“,
fügte sie hinzu.
Ich versuchte mich zu beruhigen und
wechselte schnell das Thema. Emily existierte nicht. Es gab sie nicht
wirklich. Ein Teil von mir glaubte es irgendwann, der andere
zweifelte an meinem Verstand. Es war alles in Ordnung bis die Nacht
hereinbrach. Ich wachte auf und sah wieder dieses Mädchen vor meinem
Bett stehen. Sie schaute die ganze Zeit auf das andere Mädchen herab
und als die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster schienen,
verschwand sie auch schon wieder in der Wand. In den darauffolgenden
Nächten dasselbe.
Jedes Mal lief mir ein kalter Schauer
über den Rücken und immer, wenn ich sie ansprach, lächelte sie
mir zu und verschwand wieder vor meinen Augen. Nach einigen Tagen
reichte es mir und ich griff panisch nach dem Telefon. Ich brauchte
unbedingt Hilfe und wählte die Nummer eines Therapeuten. Gerade als
ich auf die Taste drücken wollte, klingelte plötzlich das Telefon.
Ein Mann war zu hören.
„Guten Tag, entschuldigen sie die
Störung, aber mir liegt hier vor, dass sie derzeit auf das Kind
ihrer Nachbarn aufpassen?“.
Ich bejahte.
„Es geht um die Eltern…“,
es verging ein kurzer Moment der Stille, ehe er wieder sprach. „Ihre
Eltern sind bei einem Raubüberfall ums Leben gekommen…“.
Ich senkte den Hörer. Tränen rannten
mir die Wangen hinunter und mein Herz blieb beinahe stehen. Meine
Nachbarn waren tot? Ich ließ fast das Telefon fallen, mein ganzer
Körper zitterte und meine Stimme verwandelte sich in ein kaum
wahrnehmbares Flüstern.
„Wann ist es passiert?“,
fragte ich.
„Vor einigen Tagen hat man ihre
Leichen gefunden. Ich hoffe das Mädchen erleidet nicht dasselbe
Schicksal. Es ist, als ob ein Fluch auf dieser Familie lasten
würde…“.
Ein Fluch? Was meinte der Mann damit?
„Wissen Sie nichts von der anderen
Tochter?“, fragte er mich verwirrt.
Ich schüttelte den Kopf, bemerkte
aber, dass der andere das doch nicht sehen konnte. „Nein…davon
wusste ich bisher nichts…“, sagte ich.
„Eine schreckliche Geschichte,
wissen Sie….ihr Name war Emily und man hat sie tot in der Wohnung
aufgefunden. Der Fall konnte nie geklärt werden..“
Das war zu viel für mich. Ich legte
auf und setzte mich auf einen Stuhl. Das war nicht echt. Dieser Anruf
hatte nie stattgefunden, es gab keine Emily…es gab sie nicht…es
gab sie nicht. Immer wieder versuchte ich es mir einzureden. Wieder
klingelte das Telefon. Es war die selbe Nummer wie eben auch. Das
bildete ich mir nur ein, in Wahrheit rief niemand an. Irgendwann
reichte es mir und ich schaltete das Telefon komplett aus. Ich hatte
meine Ruhe.
Ein weiteres Mal brach die Nacht
herein, doch diese war anders als die anderen. Wieder stand Emily
dort, aber dieses Mal bewegte sie sich. Sie strich dem Mädchen mit
ihrer blutverkrusteten Hand durch die Haare und ich hörte sie das
erste Mal sprechen.
„Ich sagte doch, dass ich dich
beschützen werde…“, sagte sie mit einem zufriedenen Lächeln. „Dir wird nicht dasselbe passieren wie mir..“
Danach schaute sie zu mir herüber,
lächelte mir zu und verschwand wieder in der Wand. Was meinte sie damit? Am nächsten Tag
stand die Polizei vor meiner Tür und erzählte mir ein weiteres Mal
vom Tod ihrer Eltern. Sie hatte keine Eltern mehr, also bot ich an, mich um sie zu kümmern. Heute lebt das Mädchen bei mir und ich kümmere mich um sie, so gut ich kann. Seit dem sie bei mir wohnt, hatten sie und ich, Emily nie wieder gesehen.