ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Meine Therapeuten sagten allesamt, dass ich kreativ sei. Dass ich mit meinen Fantasien versuche, der Wirklichkeit zu entfliehen. Dass die Träume, wie sie es nannten, nicht gefährlich seien und dass ich mich nicht zu fürchten brauche.
Diesen Therapeuten haben Sie dann im späteren Verlauf einen Besuch abgestattet. Sie fühlten Sich beleidigt, nahezu gedemütigt, weil Ihre Existenz negiert worden war.
Heute besuche ich Dr. Susan. Sie war die erste Therapeutin in meinem Leben und diejenige, die ich am meisten mochte. Sie nahm mich ernst, so schien es zumindest. Während unserer Sitzungen zeigte ich ihr meine Bilder. Ansammlungen von schwarzen Punkten, die Augen, Münder, Wiesen in Nahaufnahme, Schuhe, Vögel und vieles mehr formten. Sie bewunderte diese Bilder mit echtem Staunen, fragte nur hin und wieder, weswegen ich keine ganzen Wesen bzw. Menschen zeichnen würde. Ich konnte ihr nicht antworten. Ich durfte nicht.
Dr. Susan ist mittlerweile Mitte 50. Ihre einst kastanienbraunen, schulterlangen Locken fallen nun wirr und ergraut in ihr abgemergeltes Gesicht. Die Lebenslust ist aus ihren schmalen, braun/grünen Augen gewichen und auch sonst wirkt sie verhärmt. Sie starrt aus dem großen Fenster im Erdgeschoss des Besucherraumes des Fire Hospital und würdigt mich seit meiner Ankunft keines Blickes. Ich lasse ihr Zeit.
Mein Blick schweift durch den großen, rechteckigen Raum, der an einer langen Seite mit bodennahen Fenstern versehen, auf der gegenüberliegenden Seite mit dreckigem Gelb gestrichen ist. Es gibt nur eine Tür, gegenüberliegend einen herrschaftlichen Kamin in weiß und gold. Über dem Kamin hängt ein Portrait. Oder vielmehr eine Collage, die von weitem die Gründerin des Fire Hospital erkennen lässt. Durch ein kleines Schildchen am unteren Rand des Bilderrahmens erfährt man, dass die ersten Patienten dieser Einrichtung die Collage erstellt hatten. Als Dank an die „großzügige, von Gott geschickte“ Marie Heißert, Initiatorin der ersten Einrichtung für mental schwache Personen, die selbst einmal therapiert und gepflegt hatten.
„Besuchen Sie dich noch?“, krächzt es zu meiner Rechten und ich wende meinen Blick meiner lieben Dr. Susan zu. „Manchmal. Eher selten. Eigentlich nur nur noch dann wenn ich gerade zu glauben beginne, dass Sie nicht mehr kommen werden. Die Abstände sind unterschiedlich groß, ich glaube, Ihre Besuche hängen mit meiner psychischen Verfassung zusammen..“. Ich schweige. Dr. Susan auch.
„Sie lassen nicht von mir ab. Sie haben mir nie verziehen. Ihre Wut ist ungebrochen und lodert wie am ersten Tag. Hast du es Ihnen nicht gesagt?“, fragt mich die verzweifelte Frau am Fenster, die mehr ein Schatten der Dr. Susan ist, wie ich sie kannte, als noch die selbe Frau. „Natürlich habe ich mit Ihnen gesprochen, was glauben Sie denn? Denken sie etwa ich will, dass Die das mit Ihnen und mit den anderen machen?“, frage ich leicht erbost. Als ob ich nicht schon alles versucht hätte! Sobald ich erfuhr, dass jeder Therapeut nach Beendigung der Therapie mit mir nach einem Jahr heftigste und lebendigste Albträume bekam, bettelte ich Sie an, die anderen in Ruhe zu lassen. Ich flehte, schrie, trotzte, schlug Sie, doch nichts half.
Alle drei kamen in verschiedenen Abständen in unterschiedliche Kliniken, in denen sie bis heute betreut werden. Alle drei sind arbeitsunfähig. Ihnen allen sind grausame Träume und die Besuche von Ihnen bei Tag sowie bei Nacht gleich. Sie alle wurden Opfer ihrer narzisstischen Eitelkeit.
Sie alle wurden von mir infiziert.