Wenn Raben sterben

Ein kleines Mädchen, keine zehn Jahre alt, ist alleine auf der Straße. Warum? Niemand kann es genau sagen, nicht mal das Mädchen selbst. Ein weißes Kleid, lila geblümt, ziert ihren zierlichen Körper. Es ist kalt. Dennoch, das Mädchen zeigt keinerlei Anzeichen, dass es frieren würde. Im Gegenteil. Leichter Schweiß ziert ihre Stirn. Sein Atem geht schnell. Flüchtet sie? Und wenn ja, vor wem… oder was? Nichts ist zu sehen, was dem Mädchen Angst machen könnte… ist ES unsichtbar? Ein Schrei. Nicht von dem Mädchen. Nein. Ein Vogelschrei… genaugenommen ein Todesschrei. Vor dem Mädchen liegt ES. Ein toter Rabe, direkt vor ihren Füßen. Die toten Augen des Tieres blicken in die mit Tränen gefüllten des Mädchens. Wieder ein Todesschrei. Wieder ein toter Rabe. Wieder neben dem kleinen Mädchen. Nun rennt sie, weiß genau, was diese toten Tiere ihr sagen sollen. Das Mädchen weiß, dass sie nicht entkommen kann. Das Mädchen weiß, dass sie dem, was bevorsteht, nicht entgehen kann, dennoch rennt sie, versucht die Schreie zu ignorieren. Dann bleibt sie stehen, hat keine Puste mehr, die zum Rennen benötigt würde. Einatmen. Ausatmen. Die toten Raben sammeln sich um sie, starren das Mädchen weiterhin an. Sie sinkt zu Boden, ergibt sich ihrem Schicksal und weint lautlos. Bald schon ist sie von den toten Tieren umringt. Es ist, als würde irgendeine höhere Macht wollen, dass die Tiere genau an dieser Stelle vom Himmel fallen. Langsam entweicht das Leben aus dem Mädchen. Die Raben sterben nicht nur um sie herum. Sie fallen auf sie. Spießen sie auf, aber das Mädchen wehrt sich nicht gegen das Unvermeidbare, rührt sich nicht mehr. Es ist tot. Langsam hört der Rabenregen auf und man sieht das blutige Mädchen, begraben von schwarzen Tieren, auf der Straße liegen. Man hört ein leises Rascheln. Aus der Hand des Mädchens flattert ein kleines Blatt Papier. Es ist ein Zeitungsausschnitt, welcher nur zwei Wörter zeigt: ES BEGINNT.