ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Ich atme ein. Aus. Es ist dunkel, die Nacht vom leisen Gewisper des Windes in den hohen Baumkronen erfüllt. Doch ich habe kein Ohr mehr für den trügerischen Frieden dieser Nacht, zu laut ist das Orchester des Grauens in meinen Ohren. Dicht stehen die dunklen Stämme um mich herum, in der Ferne ist ein auffallend hoher, dicke Baum zu sehen. In der Nähe davon der Rohbau eines Hauses, davor einige Gastanks. Alles ist in Nachtlicht getaucht, keine Details sind zu erkennen. Der Himmel ist bedeckt, keine Sterne sind zu sehen, um mir Trost zu spenden, kein Mond, dessen Licht mir den Weg leuchten könnte. Ich halte die Taschenlampe fest umklammert, doch sie leuchtet schon lange nicht mehr. Die Batterien sind vor einer Weile ausgefallen, ab dem Moment hatte ich blind durch das Dunkel stolpern müssen.
Ich weiß nicht, wie lange ich wohl schon hier bin; der Wald zeigt keinerlei Anzeichen vom Vergehen der Zeit oder dem Verstreichen der Nacht, am Horizont ist seit meinem Erwachen derselbe Hauch an Licht zu erahnen. Ich weiß nicht, wie ich hierher gekommen bin. Nur eins ahnte ich sofort: ich muss hier weg. Aber wie? Da ist dieser Zaun, der den ganzen Wald einzuschließen scheint. Als ich innerhalb des unüberwindbaren Maschendrahts erwachte, war da nichts; nichts außer einer Taschenlampe in meiner Hand und diesen sieben weißen Zettel an den Bäumen, kindliche Zeichnungen, die ich aus Dummheit mitnahm. Warnungen. Vor ihm. Ich hätte sie niemals anrühren dürfen. Als ich das erste Papier berührte, begann das Stampfen – oder war es ein Klopfen? – dann wurde es mehr, immer mehr und lauter, immer lauter. Mit jedem Zettel wurde dieses unheimliche Orchester in der Ferne der Nacht voller und lauter. Und dann kam Er. Er stand mit einem Mal zwischen den Bäumen, diese dünne, viel zu lange Gestalt mit den Tentakel-Armen hinter seinem Rücken. Er blickte mich gesichtslos an und ich machte kehrt, rannte um mein Leben, nur noch mein rauschendes Blut und das Keuchen meiner Lunge in den Ohren. Rannte, bis meine Muskeln brannten, bis meine Lampe flackerte. Ich hielt ihn in diesem makaberen, aussichtslosen Katz-und-Maus-Spiel auf Abstand, rannte, wollte fliehen, doch traf immer wieder auf den Zaun, der mich gefangen hielt.
Und jetzt stehe ich hier. Atemlos, laut keuchend, so laut, dass er mich sicher hört. Zu atemlos, um zu laufen. Aber wo ist er? Ich wage nicht, mich umzublicken, denn wenn ich ihn sehe, jagt er mich wieder. Jagt mich, weil es ihm Spaß macht, während ich tausend Tode sterbe, jedes Mal, wenn das Klopfen lauter wird, wenn dieses verzerrte Piano aus der Ferne direkt in mein Hirn klirrt. Mit zitternden Beinen setze ich mich wieder in Bewegung. Ich muss weiter, stehenbleiben hieße das Ende. Schritt nach vorn. Blick zur Seite. Einen weiteren Schritt. Plötzlich eine Gestalt in meinem Augenwinkel, da zwischen den Bäumen – nein, vor mir! Ich will das Bein heben, loslaufen, um mein Leben rennen, aber meine Muskeln reagieren nicht. Mein Bein ist mit dem Boden verwurzelt. Ich will den Kopf drehen, mich umblicken, aber nichts passiert. Keine Reaktion meines Körpers außer dem Rasen meines Herzens und dem Keuchen meines Atems. Panik fährt durch meinen Körper. Was ist hier los? Was passiert gerade? Das leise Dröhnen breitet sich aus meinem Hinterkopf über meine gesamte Schädeldecke aus, wird lauter und voller. Nimmt meine ganze Wahrnehmung ein, so dass es vor meinen Augen flimmert, nur noch schwarzes und weißes Flackern vor meinen Augen. Mein Kopf vibriert. Meine Muskeln sind taub. Mit aller Kraft versuche ich, ein Bein zu heben, wenigstens einen Finger zu rühren – aber nichts. Ich bin versteinert. Sein Blick, der augenlose Blick, auf meiner Haut. Er steht da im Wald, nur wenige Meter entfernt, und kommt näher. Das Flimmern und Dröhnen in meinem Kopf wird stärker, und ich bin gefangen in meinem gelähmten Körper, von dem jede einzelne Faser kribbelt. „Lass mich in Ruhe, lass mich gehen!“ schreie ich gedanklich, doch kein Laut entrinnt dem Gefängnis meiner Kehle.
Flimmern vor meinem Augen. Schwärze. Ein weißes, glattes Gesicht.
Und dann nichts mehr.