Wermut
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Dies ist das Ende, liebe Freunde.
Das Ende von allem.
Die Letzte Pasta der Welt. Ein letztes Aufbäumen am Ende aller Zeiten. Eine letzte, köstliche Agonie im Dahinplätschern der Selbstgefälligkeiten der Menschen.
Wahrlich, ich sage euch: Es ist das Crescendo und die Posaunen kündigen es an. Das Orchester steht bereit und der Dirigent schwingt mit einem irren Grinsen den Taktstock der Verdammnis.
Ein letztes Mal noch lasst uns in die schwarzen Tiefen des Wahnsinns tauchen, die das Wiki hier bereit hielt. Ein letztes Mal noch unter die Betten sehen, in der vergeblichen Hoffnung, dort nichts zu finden als unsere eigenen Ängste. Ein letztes Mal vor Monstren und Spukbildern in Moore entfliehen, die uns mit dürren, klammen Fingern in ihre ewigwährende Umarmung ziehen. Ein letztes Mal noch, bevor alles endet.
Ein letztes Mal Gewissheit, dass alles nicht gut endet. Und dass wir, als Zaungäste, den Verdammten bei ihren Höllenfahrten von der gemütlichen und sicheren Couch aus zuschauen können.
Ihr kennt mich.
Ich war es immer.
Und als die erste Posaune erklang, ging ich in die Höhlen und betete zu Gott. Ich kniete auf blutigen Knien und schrie in leere Himmel nach Erbarmen. Doch Gott antwortete nicht. Er war tot, liebe Freunde. Gott verwest unter den Sternen, oder er ist blind und taub für das Elend der Welten.
Und so beendete ich meine Gebete und trat nach draußen unter die Sterne. Und dort, wo einst Gottes Liebe und Güte am Nachthimmel leuchtete, verbrannten nun Sonnen ihr Leben. Ein stiller, strahlender, wunderschöner Todeskampf. Memento Mori.
Wo einst Gott für mich war, umfing mich die Wissenschaft mit all ihren Formeln und Gesetzen. Sie ordnete meine Welt neu und aus meiner Zuflucht vor dem Wahnsinn der Welt wurde eine Höhle in Silikat.
Und dorthin ging ich, nicht länger ein Geschöpf Gottes, sondern ein Relikt der Evolution, und bereitete mich auf das Ende vor.
Und als die erste Posaune erschallte, schrieb ich einen Brief an die Königreiche, um sie vor dem Ende allen Seins zu warnen. Ein Aufschrei aus den tiefsten Tiefen meiner gequälten Seele, die nun, in Gottes Abwesenheit, nurmehr die Summe meiner Neuronen und Erfahrungen war. Gott war fort und uns blieb fürderhin keine Ewigkeit mehr, sondern nur noch eine Lebensspanne.
Es war die Warnung vor dem, was schlimmer ist als Gottes Zorn, der alles verschlingt und vernichtet. Eine Warnung vor euch selbst. Ich habe euch alle gewarnt, und in allen Städten und in allen Dörfern bedachte man mich mit Schmähung und Schande. Die Wissenschaften der Menschheit würde schon alles richten.
Und so ging ich zurück in die Höhlen und sah, wie aus den Tiefen allen Hasses und jedweden Wahnsinns der erste Reiter stieg und in die Welt kam. Er breitete die Arme aus und lächelte und die Welt fiel ihm zu Füßen. In einer Ekstase, die fern jeder Rationalität war, lobpriesen die Massen den ersten Messias der Menschen. Gott war endgültig fort. Die Menschheit brauchte ihn nicht mehr und der weiße Reiter lächelte und schritt durch die Mengen der Menschen in die Welten und machte sie sich untertan.
„Seht doch! Seht, er macht alles neu!“, riefen die Menschen und taumelten in einen kollektiven, blinden Rausch. Der Erlöser brauchte nur zu lächeln.
Und ich? Liebe Freunde, liebe Creepys… ihr kennt mich.
Ich vergrub den Kopf in den Händen und verzweifelte. Denn ich hatte gesagt, dass das der Beginn des Endes sein würde. Der weiße Reiter würde kommen und er würde eine neue Wahrheit bringen und nichts anderes wäre mehr wichtig. Es gab keine anderen Wahrheiten mehr. Der weiße Reiter kreierte lächelnd eine neue Zeit.
Und wieder ging ich in die Dörfer und Städte. Ich warnte die Menschen am Gartenzaun und sagte ihnen, dass Schwarz und Weiß immer gemeinsam einhergehen. Und dort, wo das Licht besonders hell scheint, sind die Umrisse der Schlagschatten am tiefsten.
Und wieder hagelten Hohn und Spott auf mich herab und trieften von meinen Gewändern auf die harten Kopfsteinpflaster und versickerten im Matsch der menschlichen Borniertheit.
Und ich ging zurück in meine Silikathöhlen und verzweifelte und hörte, wie die zweite Posaune erschallte. Und ich sah, wie der weiße Reiter auf den Marktplätzen und in den Arenen die Arme zum Willkommen ausbreitete, und die Menschen jubelten ihm zu, und er rief: „Geht und bringt der Welt eine neue Zeit!“ Und aus seinem Umhang gab er den Menschen Kampfdrohnen und Macheten. Und er kleidete sich in eine rote Uniform und die Menschen zogen los und schlachteten jeden ab, der dem weißen Reiter nicht zujubelte. Denn wer ihren Messias ablehnte, der lehnte auch jeden seiner Jünger ab.
Gnade dem, der nicht rechtzeitig die Seiten wechseln konnte. Und so hackten die Jünger des weißen Propheten und des roten Generals auf die Abtrünnigen und Fehlerhaften ein und zerschossen ihre Häuser mit Drohnen, und ihr Blut sickerte unter den Türschwellen auf die Straßen und färbte die Fundamente der neuen Welt rot. Und der rote General lachte und die Militärparade zu seinem Sieg wurde weltweit übertragen.
Ich hatte die Welt gewarnt, und ich wurde angespuckt und ausgelacht. Es ging mir nicht um mich. Es ging mir um euch. Um die Welt. Ich hatte in einer Offenbarung erkannt, was vor sich ging. Und nun saß ich da und musste erkennen, dass alles Warnen und Mahnen nichts brachte, denn die Menschen dachten, sie hätten nun endlich den richtigen Weg gefunden, und sie fragten mich, ob es nicht sein könnte, dass ich falsch liege.
Vor meiner Höhle verfinsterte sich der Himmel und glühte in einem unheilvollen Rot. Am Horizont bombardierten die Truppen des roten Generals die letzten Refugien der Zweifler.
Die dritte Posaune erschallte und die Welt erzitterte unter ihrem Dröhnen und erschütterte Bunker und Wolkenkratzer. Und die Menschen, sie gingen auf die Marktplätze und erhofften sich Schutz vom roten General und Trost vom weißen Propheten. Sie riefen zu ihm, sie flehten, und einige sanken auf die Knie und weinten.
Nutzt die Zeit, liebe Creepys! Schreibt eure letzten Gruselgeschichten und hofft, dass die Monster nur die erdachten und erfundenen Menschen kriegen! Nutzt eure letzten Stunden! Schreibt! Als ob es kein Morgen gäbe. Wer Monster und Gefahren erdenkt, der weiß, dass man niemandem blind folgen soll. Denn sie wissen, dass das Böse sich tarnt, bis es zu spät ist und es grinsend die Maske abnimmt.
Und der weiße Prophet hielt eine Waage und segnete die Menschen. Er sagte ihnen Schutz und Trost zu. Und er rief sie auf die Felder, damit sie den Wohlstand der neuen Welt erarbeiten sollten. Denn jeder Erfolg ruht immer auf den Schultern der Vielen, die an die Sache glauben. Und sie gingen auf die Felder, und die anderen, die sich hilflos umsahen und nicht auf die Felder wollten, wurden von den roten Soldaten mit Bajonetten im Rücken dorthin getrieben.
Sie gruben mit bloßen Händen die Erde um und legten Saatkörner hinein. Doch das Blut all derer, die vom roten General abgeschlachtet wurden, hatten das Land unfruchtbar gemacht, und es wollte nichts mehr darauf wachsen, und so litten die Menschen Hunger. Ihre Rippen traten hervor, und sie schauten mit eingefallenen Augen nach ihrem Messias und schrieen aus entkräfteten Lungen nach Essen, und der rote General gab ihnen genau so viel, dass sie kämpfen und auf den Feldern arbeiten konnten. Sie waren Sklaven geworden.
Ich hatte es ihnen gesagt. Als ich durch die Dörfer ging und an so vielen verlassenen Häusern vorbeikam. Als ich in den Städten in die Glasfassaden der Hochhäuser starrte.
Ich hatte es ihnen gesagt. An jedem Tag. Außer an dem Tag, als die Armee des roten Generals den großen Angriff auf die letzten Kolonien der freien Menschen flog und dabei eine experimentelle Chemikalie abwarf. Sie sollte das Land unfruchtbar machen und sie machte das Land unfruchtbar. Und so fielen die letzten Kolonien an die Soldaten. Doch die Armee hatte etwas unterschätzt.
Ich stand unter dem Nachthimmel und spürte ein Rieseln auf meiner Haut. Ich wusste, es war zu spät. Ich schloss die Augen, und die Welt erzitterte unter dem Dröhnen der letzten Posaune. Ich fiel zu Boden, liebe Creepys, und ich schluchzte. Denn ich wusste, was nun folgen würde.
Und die Menschen sahen in den Himmel. Sie erwarteten Feuer und Schwefel, die auf sie herniederstürzen würden. Doch nichts geschah. Der Himmel blieb stumm. Gott war fort, liebe Creepys, und die Menschen sahen zu den Leinwänden und Statuen ihres Propheten und warteten darauf, was er tun würde.
Doch der stand auf den Plätzen und in den Arenen und schwor lächelnd die Menschen auf ihre Gefolgschaft ein. Er sagte ihnen, dass alles gut werden würde, solange sie täten, was er ihnen sagte. Die Menschen, sie jubelten und bewarfen den weißen Propheten mit Rosen und Gold.
Und wie ich schluchzend unter den Sternen im Staub der sterbenden Welt lag, öffnete sich der Himmel und eine Gestalt stieg herab. Sie leuchtete und strahlte eine Liebe und Güte aus, wie ich sie nie zuvor erlebt hatte. Sie legte mir ihre Hände auf den Kopf. Wärme und Trost durchströmten mich.
„Was weinst du?“, sagte sie mit einer warmen und gütigen Stimme
„Siehst du nicht, wie die Welt stirbt?“ Ich war aufgelöst vor Verzweiflung.
„Jedem Anfang wohnt ein Ende inne“, sprach die leuchtende Gestalt.
Ich hob den Kopf und sah sie tränenblind an. Sie wischte mir die Tränen aus den Augen und lächelte mich gütig an. Dann ging sie in die Knie und hob eine Handvoll Erde auf. Sie rieselte tot und trocken zwischen ihren Fingern. Zwischen den Sandkörnern sah ich die Chemikalie der roten Armee. Die Gestalt deutete auf sie.
„Wermut.“
Ich verstand nicht.
Das Wesen berührte mich mit seinem Zeigefinger an der Stirn und Bilder durchströmten mich. Und ich sah, wie die Menschen dem weißen Propheten psychotisch zujubelten, während die Soldaten des roten Generals in den Randbezirken der neuen Welt die Abtrünnigen massakrierten und die Menschen auf die Felder gingen, entwickelten die Wissenschaftler der neuen Welt einen chemisch veränderten Pilz, der, abgeworfen auf die Felder der freien Menschen, ihre Ländereien für einige Jahre unfruchtbar machen sollten. Und ihre Flugzeuge stiegen auf, um die Pilzsporen abzuwerfen. Doch die Wissenschaftler hatten die Jetstreams vergessen und die Luftströmungen in der Atmosphäre, und so wandte sich ihre Waffe gegen sie selbst, denn die Luftströme verteilten die Pilzsporen über die ganze Welt, und die Früchte an den Bäumen und auf den Feldern verdorrten.
Das Wesen tippte auf meine Armbeuge und ich verstand.
Wermut, der Pilz, hatte sich in meiner Lunge festgesetzt und in meinem Blut und meinem Körper ausgebreitet. Nicht nur in meinem. Aber ich würde der Erste sein… Ich war der letzte Reiter.
Die letzte Posaune war für mich.
Das Wesen lächelte mir zu und ich verstand. Dann gab es mir ein Messer und entstieg wieder in all seine Himmel.
Ich öffnete die Augen und genoss einen Augenblick die Stille der Nacht.
Liebe Creepys… ich habe gesagt, dies sei die letzte Creepypasta aller Zeiten. Nach mir kommt nichts mehr. Es ist das Ende und es ist gut so. Die letzte Posaune hat mich gerufen. Ich bin der letzte Prophet.
Und es ist Zeit, sich der Welt zu zeigen. Ich werde in die Welt gehen und mich offenbaren.
Doch vorher muss ich etwas tun.
Ich werde das Messer nehmen und es mir tief ins Herz stoßen. Ich werde den Schmerz genießen und spüren, wie mein erlöschender Herzschlag am Stahl drückt. Ich werde das Leben aus mir herausschneiden und sterben. Und ich werde Wermut in mir seine Wirkung entfalten lassen. Denn der Pilz will nicht töten. Das haben die Wissenschaftler unterschätzt. Es ist gegen seine Natur. Seine Natur ist es, zu überleben.
Und wenn mein Leben endet, wird der Pilz in meinem Körper ihn wieder zum Leben erwecken. Er wird meine Augen öffnen, doch sie werden nicht sehen. Er wird meinen Mund öffnen, doch er wird nur röcheln. Er wird meinen Körper aufrichten, und er wird losziehen, um zu essen. Er wird Hunger haben. Und da die rote Armee die Pflanzen hat sterben lassen, wird er Menschen essen. Und jeden, den er dabei tötet, wird der Pilz zum Leben erwecken.
Solange, bis der weiße Prophet nur noch eine Gefolgschaft aus Toten hinter sich versammelt, und sie werden ihn umringen, ihn und seine Soldaten und irgendwann werden sie die Letzten sein. Die letzte Nahrung.
Ich bin der Erste, ich bin das Ende.
Die letzte Posaune.
Der letzte Reiter.
Nennt mich Wermut!
Dies ist das Ende, liebe Freunde.
Das Ende von allem.
Die Letzte Pasta der Welt.