MittelMord

Worte

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Kennen Sie dieses Gefühl?

Wenn Ihnen einfach nicht einfallen will, was Sie sagen sollen? Sie müssen etwas aussprechen, aber irgendwie überschlagen sich die Gedanken in ihrem Kopf und was dabei herauskommt, ist ein fragwürdiger Gesichtsausdruck und gipfelt in Gestammel, wenn überhaupt. Bestimmt, einem jeden Menschen geht es manchmal so, jedoch gibt es Situation wo es unpassender ist, als in manch anderen. Wenn der Lehrer sie fragt, was denn die Hauptstadt Kanadas sei und Ihnen spontan nur Madrid einfällt, so ist dies eine Sache.

Wenn jedoch das Blut aus dem Mund ihres besten Freundes läuft, er sich an Ihrem Hemd fest greift und ein Geräusch von sich gibt, so ist dies anders. Sie haben Tränen in den Augen, doch alles ist umsonst gewesen. Jede Sekunde zählt und jedes Wort fehlt, jetzt, wo es doch so entscheidend wäre. Aber ich greife vorweg.

Lassen Sie mich etwas erzählen, was die Bedeutung der Worte außen vor lässt, aber dafür um die Bedeutung des nicht Ausgesprochenen geht.

Es war ein normaler Freitag, was umgangssprachlich eine abnormale Menge Alkohol beinhaltet. Wissen Sie eigentlich, wie schwer es ist, Alkohol verschwinden zu lassen, wenn man selbst nicht trinken will? Die Topfpflanze, die hinter mir auf der Fensterbank stand, muss mindestens zwei Promille gehabt haben, armer Rhododendron. Ich bin kein Gegner des Alkohols, aber heute war ich schlicht nicht in der Stimmung. Es meinen Freunden zu erklären, wäre ein langwieriger Kraftakt gewesen, also entschied ich mich spontan zur exzessiven Bewässerungstaktik. Es waren die selben ermüdenden Themen wie üblich: Fußball führt zu Frauen, Frauen zu Sex, und wo wir schon bei völlig frei erfundenen Geschichten sind, ist der Übergang zu Horrorgeschichten leicht. Ein beliebtes Thema, früher nur Lagerfeuer tauglich, ist es heute doch ein absoluter Allrounder. Zumindest beim Trinken. Ich höre gespannt die 08/15 Geistergeschichten des Kalibers „Ein Freund meines Bruder hat einen Cousin“, war ich doch noch zu nüchtern für ein professionelles Feedback dieses geistigen Ausfalls.

Als jedoch ein Moment der Stille eintrat, dachte ich mir, selbst etwas zum Besten zu geben, um mal Abwechslung zwischen Creepypastageschichten à la schlaksiger Mann im Wald holt Kinder und verlorene Episode der Serie XY, in der alle missbraucht oder getötet werden. Ich sah meine Freunde ausdruckslos an, schließlich war ich mir bewusst, dass ich kein Weltklasse Geschichtenerzähler bin.

Ich begann bei der Psychiatrie, die am Rande unserer Stadt lag. Falls jemand nun ein Klischee tadeln möchte, möchte ich Sie fragen: Glauben Sie wirklich, die Irrenanstalten stehen in Wäldern oder in der Sierra Nevada? Nein, es sind stinknormale Krankenhäuser mit normalen Ärzten und normalen Pflegern. Eben nur nicht für Beinbrüche, sondern einem Knacks in den zentralen Synapsenbahnen. Was rege ich mich eigentlich auf… Ich habe den Faden verloren..

Ach ja. Dieses besagte Gelände, ich werde aus Anstand den Namen weglassen, ist eigentlich weder eindrucksvoll, schön noch interessant. Eines jedoch regt das Interesse von jugendlichen Pseudoabenteurern, vor allem unter dem Einfluss von Alkohol.

Ein leerstehendes Gebäude der ehemaligen Wiedereingliederung. Bedeutet, ehemalige Psychos werden resozialisiert, fragt sich noch jemand, wieso das Gebäude keinen Nutzen mehr hat?.. Wie dem auch sei, es gibt keine Geistergeschichten, höchstens drittklassige, die aus purer Langeweile entstanden sind. Wissen Sie, wieso ich das glaube? Weil sich kein Schwein da rein traut. Es geht nur nachts, da es tagsüber eine nette Anzeige nach sich ziehen würde.

Lass uns nachts in eine leerstehende Psychiatrie einsteigen!

Wir haben hundert Leute nach den dümmsten Filmsprüchen gefragt und unsere Nummer eins gefunden. Zumindest erzählte ich meinen Freunden von diesem Ort, vielleicht ein wenig überschwänglich. Jedoch war nur mein bester Freund der Überzeugung, dass man so etwas unbedingt sehen muss. Die anderen… sagen wir, waren eher abgeneigt. Kurzum? Wir machten uns auf den Weg, schließlich war ich der Idiot, der ihn auf diese Glanz und Gloria Idee brachte. Er torkelte leicht auf dem guten Stück, das wir zur Klinik zurück legen mussten, was mir Zeit gab, mich in meinen Gedanken an die Worte zu vertiefen.

Ich schreibe gerne, aber es gibt besondere Worte, wie ich bereits erwähnte, diese unaussprechlichen Worte, die einem nie zur rechten Zeit einfallen. Sie sind es, die so eine besondere Anziehungskraft haben, die wirklich bewegend sind. Alle weiteren können widerrufen, wiederholt oder verschwiegen werden. Aber solche? Solche sind in ihrer Einmaligkeit nicht zu übertreffen.

Ich bemerkte kaum, dass wir uns bereits auf dem Gelände der Psychiatrie befanden. Um ehrlich zu sein, realisierte ich es nur, weil mein Freund stehen blieb und mich fragend ansah. Ich lenkte nach rechts ein, den Weg kannte ich durch Freunde, die hier arbeiten. Ich selbst dachte einmal daran, hier eine Ausbildung zu machen. Wir bewegten uns vorsichtiger, selbst mein Freund wirkte weitaus nüchterner. Was ein einfacher Kulissenwechsel doch für Auswirkungen haben kann. Wir kamen an mehreren im Dunklen liegenden Gebäuden vorbei. Überall anders wären es nur einfache Häuser mit einem reinen Nutzzweck gewesen, aber hier? Seltsam.

Wir erreichten die Psychiatrie, auch sie sah nur wie ein weiteres nutzloses Gebäude aus, jedoch etwas verwahrloster. Der Vordereingang war sicher abgesperrt, wir versuchten es jedoch erst gar nicht, da dieser im Lichtschein der anderen Gebäude lag. Auf der Rückseite des drei Stockwerke hohen Hauses lag alles in erdrückender Finsternis, als wir aber die Tür fanden, fiel uns sofort auf, dass die Scheibe der Tür zerbrochen war. Säuberlich. Also kein Problem hineinzuklettern, aber.. offenbar gibt es doch Leute, die, ebenso wie wir, dumm genug sind, dies hier zu tun. Jugendlicher Leichtsinn? Torheit? Wahnsinn?

Wir stiegen ein. Erst mein Freund, dann ich. Diese klamme Finsternis. Dunkelheit ist kein Problem, aber hier obsiegte etwas anderes. Es war kalt, draußen lief ich mit einer leichten Jacke herum, hier drinnen jedoch wünschte ich mir Winterklamotten. Wir stiegen eine kurze Treppe hinauf und ich bemerkte die kaputten Neonröhren an den Decken, die mit Sicherheit vor vielen Jahren ein seelenloses Licht abgaben. Nun waren sie tot, ebenso wie wohl alle Insassen. Ob sie hier starben? An diesem Ort? Wo sie gesund werden sollten und doch ihr Ende fanden, gefangen von den Tentakeln ihrer eigenen Psyche. Wir bogen nach rechts ab, Glas knirschte unter unseren Schuhen und wir betraten einen langen und hohen Raum. Es war einst sicher ein Aufenthaltsraum. Worüber sprachen sie hier? Diese Menschen, denen keiner glaubte. Vor meinem geistigen Auge sah ich sie. Ziellos hin und her irrend. Die endlose Zeit in diesem Gefängnis absitzend und die Ewigkeit in ihrem Geist verbringend, schlimmer eingesperrt als Stahl es jemals könnte. Mein Freund ging neben mir her und begutachtete diesen riesigen Raum. Ich weiß nicht.. ich mag diesen Ort und diese unzähligen Worte, die hier gesprochen worden und die, die niemals gesagt worden. Gleichwohl ist es ungemütlich, kalt… leer.

Ob hier jemand starb? Hier, wo wir stehen?

Oh.. mit Sicherheit.

Ich drehte mich zu meinem besten Freund und stach ihm mit einem Messer in den Magen. Er griff nach mir, doch ich drehte das Messer in seinem Magen herum und stieß ihn von mir. Er sackte zu Boden und spie Blut, röchelnd und krächzend. Ich rannte zu ihm und hielt ihn hoch, horchte und lauschte. Doch er sprach nicht, er sah mich nur mit entsetzten Augen an. Ich fluchte und warf ihn zu Boden. Das Leben sickerte aus ihm, sein Herz beließ das Schlagen.

Ich bin froh, dass wir nicht weit in die Anstalt gegangen sind und ich nüchtern bin. Es wäre ansonsten eine wahre Odyssee gewesen, ihn den Flur zurück zu zerren und seinen leblosen Körper in die Tiefen des Kellergewölbes zu stoßen. Ich vernahm das bekannte Geräusch von Fleisch, das auf Fleisch traf. Wie viele waren es mittlerweile? Was weiß ich. Keiner war dabei, der mir diese einmaligen Worte schenken konnte. Banale Flüche oder Schweigen. Ich bin es so Leid, zu suchen. Sie bleibt unvollendet, diese Worte fehlen mir. Soviel wurde geopfert, doch sie fehlen.

Während ich dies schreibe, frage ich mich, wie viel Zeit mir noch bleibt. Sie werden mich suchen und finden, aber was interessiert Sie das? Sie glauben mir doch sowieso nicht, nur eine weitere Geschichte.

Überzeugen Sie sich, diese Klinik existiert. Ich tue es.

Ich gebe Ihnen die Adresse.

Und Sie mir meine Worte.

Lassen Sie uns diese Geschichte gemeinsam zu Ende bringen.

() 18:05, 9. Mai 2015 (UTC)

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