EigenartigesGeisterGeisteskrankheitKlassische PastaLangeMordOrtschaftenSchockierendes EndeTodÜbersetzung

Freiraum

Schatten des Schlächters

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Die Stanwyck-Geistertouren waren früher eine feste Tradition in meiner Heimatstadt rund um Halloween. Sie waren immer günstig und voller Schabernack. Überdrehte Tourguides, kitschige Musik und billige Dekorationen – wenn man sich „Monster Mash“ als zweistündige Geistertour vorstellt, hat man das Ganze ziemlich gut getroffen. Angesichts der begrenzten Geschichte der Stadt und fragwürdiger urbaner Legenden konnte man es den Wesleys, die stolz ihre Attraktion präsentierten, allerdings nicht verübeln, dass sie sich mit allem, was sie hatten, ins Zeug legten.

Jedes Jahr stellten die Wesleys an den Oktoberwochenenden ihre Tour auf die Beine. Fünf Dollar pro Person, und Kinder unter 13 kamen kostenlos mit. Es war eine Führung zu Fuß, und die kühlen Herbstnächte waren das Beste daran. Die Stanwyck-Geistertouren waren harmlose, familienfreundliche Unterhaltung. Kein Blut, keine billigen Schockeffekte. Und wer es wagte, die gesamte Tour zu überstehen, wurde am Ende sogar mit kostenlosem Candy Corn belohnt.

Und die „Sehenswürdigkeiten“ waren herrlich schräg. Da gab es den angeblich verfluchten Friedhof an der Sharber Road oder das Crane-Haus, das laut den Wesleys Schauplatz eines lokalen Mordes war, von dem sonst anscheinend niemand etwas gehört hatte.

Trotz all ihrer Schwächen liebte ich jede einzelne Sekunde dieser Touren. Sie waren das einzige Highlight einer Kindheit, die nicht gerade die beste war. Für mich verkörperten diese zweistündigen Spaziergänge den wahren Geist von Halloween. Und alle in Stanwyck liebten die Wesleys und ihre Geistertouren. Bis die Morde geschahen.

Bis heute hat niemand wirklich den Grund oder das Motiv herausgefunden, warum Jack Bates tat, was er tat. Er war noch jung, kaum zwanzig Jahre alt, als die Polizei sein düsteres Geheimnis aufdeckte. Irgendwie hatte es Jack geschafft, in dieser kleinen Stadt jahrelang Menschen zu entführen, zu foltern und zu töten. Und all das spielte sich im Haus seiner Mutter ab. Die Polizei sagte, sie hätten in jedem Zimmer eine Leiche gefunden. Als hätte Jack entschlossen ein Mausoleum aus dem bescheidenen einstöckigen Haus errichten wollen. Offensichtlich war seine Mutter schon seit geraumer Zeit tot. Aber niemand wusste, ob Jack dafür verantwortlich war oder nicht. Ihr Körper wurde in einer Tiefkühltruhe entdeckt. Möglicherweise ein natürlicher Tod, vielleicht aber auch ein Mord.

Und wir haben nie eine klare Antwort bekommen. Jack Bates verschwand aus der Stadt, bevor sie ihn fassen konnten. Bevor irgendjemand Antworten bekommen konnte. Und vermutlich werden wir sie auch nie erhalten. Seitdem sind 25 Jahre vergangen, und bis heute wurde Jack Bates nicht gefunden. Er ist noch immer irgendwo da draußen. Aus irgendeinem Grund tat Stanwyck so, als würde er immer noch unter uns wandeln. Als er die Stadt verließ, verschwand auch der ganze Halloweenspaß. Ausgangssperren wurden verhängt. Die gruseligsten Dekorationen und Spukhäuser galten plötzlich als geschmacklos und wurden abgebaut. Und die Geistertouren der Wesleys? Die verschwanden einfach. Halloween wurde entschärft, sterilisiert. Und es hörte auf, Spaß zu machen.

Ich habe mich immer als Glückspilz betrachtet, dass das alles passierte, kurz bevor ich aufs College ging. Zum Glück hatte Jack Bates mir meine Kindheit nicht gestohlen. Meine Halloween-Erinnerungen waren sicher vor der Panik, die sich in unserer kleinen Stadt breit machte.

Zu sagen, dass die Geistertouren bei mir einen bleibenden Eindruck hinterließen, wäre eine Untertreibung. Ich habe sie regelrecht gehütet. Vielleicht auch, weil ich nur selten in meine Heimatstadt Stanwyck zurückkehrte. Nostalgie kann ein verdammt starkes Gefühl sein, weißt du? Natürlich dachte ich, je älter ich wurde, immer öfter an diese Halloweens zurück. An all die Nächte, die ich in der Innenstadt verbrachte. An Mr. Wesleys schreckliche Boris Karloff-Imitation. An die unaufhörlichen Halloween-Hits, die die Wesleys für uns spielten. „Monster Mash“. „Thriller“. „Werewolves of London“. Und natürlich „(Don’t Fear) The Reaper“. All diese Erinnerungen waren tief in mir verwurzelt. Eine der wenigen schönen Dinge, an die ich aus dieser langweiligen Stadt denken konnte.

Warum ich schließlich beschloss, zurückzukehren, kann ich wirklich nicht sagen. Ich hatte keine Familie mehr in Stanwyck. Freunde hatte ich dort offen gestanden nie wirklich gehabt. Vermutlich war es der Reiz, rechtzeitig zu Halloween wieder in der Heimat zu sein, der mich zurückzog.

Man kann sich sicher vorstellen, wie überrascht ich war, als ich in der ersten Oktoberwoche in die Stadt zurückkehrte und über eine Werbung für eine brandneue Geistertour stolperte. Und zwar eine, wie es sie in Stanwyck noch nie gegeben hatte! Eine geführte Tour durch das verlassene Haus von Jack Bates. „Heilige Scheiße“, dachte ich. Anscheinend war dieser ganze „schlechter Geschmack“-Trend der frühen 90er Jahre in den Jahren, seit ich zuletzt hier gewesen war, einfach verflogen.

Die Anzeige erwähnte, dass der Führer ein gewisser Jackson Bateman sein würde. Ich vermutete, er war nicht mit den Wesleys verwandt. Ich hatte ohnehin nie gehört, dass sie Kinder hatten. Aber dieser Jackson-Typ hatte auf jeden Fall ihr Faible fürs Dramatische geerbt. Ich meine, Jackson Bateman. Komm schon, warum nannte er sich nicht gleich Jack Bates Junior?

Ich konnte dieser Tour einfach nicht widerstehen. Ich konnte mein inneres Kind nicht im Stich lassen. Klar, meine Freundin war nicht begeistert …

„Was denkst du dir nur, Jim?!“, schimpfte Sheri. „Das klingt total bescheuert!“ Aber ich musste diese Pilgerreise antreten. Und der Gedanke, an der allerersten Jack-Bates-Tour teilzunehmen, war einfach zu verlockend, um ihn auszuschlagen.

Ich ließ Sheri im Motel zurück. Ich wusste, dass sie diese Reise nicht mit mir machen wollte. Also ging ich allein … so wie damals als Kind.

Es gab keinen großen Glanz oder Glamour, als ich mich dem alten Bates-Haus näherte. Abgesehen von einem kleinen Schild, das die „Jack Bates Death Tour“ ankündigte, sah ich weder Kürbislaternen, noch hörte ich gruselige Musik. Nichts, das an die albernen Halloween-Spielereien der Wesleys erinnerte.

Obwohl das Bates-Haus mitten in der Stadt lag, fühlte es sich immer isoliert und unheimlich an. Alle umliegenden Geschäfte waren geschlossen, und selbst die Häuser in der Nähe waren stockdunkel. Als hätte dieser Jackson Bateman-Typ alle bezahlt, sich für den Abend zu verdrücken. Selbst die Straßenlaternen schienen gedämpfter zu leuchten.

Und das Haus? Es sah genauso aus wie damals. Keine Dekorationen, kein Licht im Inneren. Offenbar hatte Jackson oder seine Helfer keinen Finger gerührt, um das Haus herzurichten. Aber vielleicht war das ja genau der Punkt.

Ich entdeckte eine kleine Gruppe auf der hölzernen Veranda. Alle sahen so verwirrt aus wie ich.

Langsam stieg ich die wackeligen Stufen hinauf. Abgesehen von den leisen Gesprächen hörte ich nur das ferne Rufen einer Eule. Kein Monster Mash. Aber irgendwie machte die Stille das Ganze noch unheimlicher.

Auf der Veranda blieb ich neben zwei Teenagerjungs stehen. Sie wirkten wie totale Quälgeister. Keiner von ihnen konnte älter als sechzehn gewesen sein. Sie waren aufgeregt wie Kinder, die ihren ersten Horrorfilm sehen sollten. Und wahrscheinlich war der Gedanke, das Haus des brutalsten Verbrechers der Stadt zu betreten, das Näheste, was sie je an einen echten Slasher-Film heranführen würde.

Ein typisch amerikanisches College-Pärchen stand in der Nähe der großen Eingangstür. Sie sahen gut aus und schienen einfach nur auf der Suche nach einem Nervenkitzel zu sein.

Und dann war da noch ein langweilig wirkendes, mittelaltriges Ehepaar. Sie sahen aus wie Vorstadtbewohner, definitiv nicht die typische Klientel für solch einen Kram.

Es sah so aus, als wären wir die Einzigen. Sieben Leute am Eröffnungsabend. Und ich war der Einzige, der allein gekommen war. Typisch.

Während wir im Dunkeln warteten, fiel mein Blick auf die alte Tür. Neben den groben Graffiti, die sie verunstalteten, war sie übersät mit Kratzern und Schrammen. Jahrzehnte des Verfalls prägten das Holz.

Zu meiner Überraschung – und wohl auch zur der der anderen – schwang die Tür plötzlich mit einem knarrenden Geräusch auf. Und da stand er. Der Mann der Stunde. Unser Führer: Jackson Bateman. Er fehlte jeder Anflug des kitschigen Spaßes der Wesleys. Keine Umhänge, keine Kostüme. Nur ein Typ mittleren Alters in einem T-Shirt und Jeans. Ein ganz normaler Kerl.

Auch aus dem Inneren des Hauses hörte ich nichts. Kein Geräusch, kaum Licht.

„Ihr seid also hier für die Tour?“ Jacksons Stimme klang ruhig, sein Südstaaten-Akzent unverkennbar. Selbstbewusst.

Alle murmelten zustimmend.

„Na dann kommt mal rein“, sagte Jackson und leuchtete uns mit einer Taschenlampe ins Gesicht. „Lasst uns die Party starten.“

Dann traten wir ein. Ich versuchte, mich etwas zurückzuhalten und mich ans Ende der Gruppe zu schummeln, aber das träge Vorstadt-Ehepaar schlurfte hinter mir her wie orientierungslose Touristen.

„Erster Stopp: das Wohnzimmer“, verkündete Jackson mit ernster Stimme, das Gegenteil eines Marktschreiers.

Ein kalter Luftzug zog durch das Haus. Es war draußen nicht wirklich kalt, aber es schien, als wäre das Bates-Haus in einem permanenten Halloween-Kälteschauer konserviert.

Der abgenutzte Holzboden ächzte unter unseren Schritten, als wir Jacksons Lichtstrahl zu unserem ersten Ziel folgten.

„Wie ihr alle wisst, verschwand Jack Bates vor über zwanzig Jahren hier in der Gegend“, erklärte Jackson uns.

„War das nicht um Halloween herum?“, fragte einer der klugscheißenden Teenager. Man sah ihm an, dass er ein echter Besserwisser war. Wahrscheinlich einer dieser True-Crime-Fanatiker, die sich daran aufreizend laben.

„Das stimmt“, antwortete Jackson. „Am 18. Oktober, um genau zu sein.“

Ich fragte mich, ob jemand Jacksons Genauigkeit infrage stellen würde. Aber offenbar nicht. Und das war mir auch recht. Bei solchen Gruselhaus-Touren muss man mit dem Strom schwimmen, wenngleich man ahnt, dass der „Experten“-Wissensstand nicht unbedingt 100 Prozent korrekt ist.

Als wir das Wohnzimmer betraten, gingen sofort tragbare Lampen an. Sie spendeten gerade genug Licht, ohne die gruselige Stimmung zu zerstören. Ein wenig wie Lagerfeuerbeleuchtung. Viel Mobiliar gab es nicht, aber das Hauptstück im Raum zog definitiv alle Blicke auf sich.

Eine weibliche Schaufensterpuppe lag in der Mitte des Raums, als läge sie auf einem Leichentisch. Ihre Arme waren ausgestreckt, unter ihr eine Lache aus blutroter Flüssigkeit. Ihr Kleid war zerrissen, und ihre Brust war mit grober Präzision aufgeschlitzt. Überall auf dem tiefen Schnitt lagen Plastikorgane und vermutlich falsches Blut. Trotz des leeren Gesichts schien die Puppe von einem unerträglichen Schmerz gezeichnet zu sein, als würde der Geist in ihr um Hilfe schreien. Und diese Puppen waren nicht die billige Sorte – sie waren so detailliert, dass man meinen könnte, man stünde vor einer Uncanny-Valley-Überdosis.

Jackson richtete seine Taschenlampe auf die Szene. Anders als wir anderen schien er von dem grotesken Anblick gänzlich unberührt.

„Das war Jack Bates’ erstes Opfer“, sagte er mit ruhiger Stimme. „Irena Crane.“

Er trat von uns weg und stellte sich direkt vor die Puppe. Es wirkte fast so, als würde er mit Bewunderung auf sie hinabblicken.

„Er schnitt ihr die Organe heraus, während seine Mutter nicht zu Hause war“, fuhr Jackson fort und richtete seine kalten Augen auf uns. „Er traf sie auf einer Party und brachte sie hierher, in genau diesen Raum, um sie zu töten.“

„Stimmt es, dass er ihre Organe gegessen hat?“, fragte einer der kleinen Rotzlöffel.

Ich konnte mir ein nervöses Lachen nicht verkneifen. Niemand sonst fand das witzig.

„Nein, leider nicht“, antwortete Jackson und leuchtete mir mit der Taschenlampe ins Gesicht, was mein dummes Grinsen sofort erstickte.

„Jack Bates war kein Kannibale“, fuhr Jackson fort und schenkte uns ein unheimliches Lächeln. „Das war ihm wohl zu Mainstream.“

Er wandte sich wieder der zerfetzten Puppe zu. „Aber er verehrte sein erstes Opfer.“

„Wie das?“, fragte Mrs. Stepford. Sie sah aus, als wäre sie hier fehl am Platz – wie eine Kirchenfrau auf einer Death-Metal-Show.

Jackson drehte sich wieder zu uns um und zeigte mit seiner Taschenlampe auf seine rechte Schulter. „Er ließ sich Irenas Namen hier auf den Arm tätowieren.“

Mrs. Stepford verzog angewidert das Gesicht.

„So wollte er sie für immer in Erinnerung behalten“, sagte Jackson.

Von dort führte Jackson uns in die Küche. Jeder zögerte ein wenig, ihm zu folgen. Irgendetwas an ihm war einfach … seltsam. Ob es seine unheimliche Intensität war oder sein seltsamer Humor – nichts an ihm erweckte den Eindruck, als wäre er der ideale Guide für diese Tour. Zugegebenermaßen war ich mir nicht mal sicher, ob er überhaupt die Erlaubnis hatte, in diesem Haus zu sein. Abgesehen von den Lampen und der Abwesenheit von Leichen sah alles so aus wie damals, als die Polizei das Haus stürmte: das verrottete Holz, die abblätternde Farbe, sogar dieser modrige Geruch, den man nur in alten Abstellräumen der Großeltern findet.

Und die Küche war nicht besser. Die Lampen gingen an, sobald Jackson den Raum betrat. Ich sah ein verrostetes Waschbecken, aus dem nur fauliges braunes Wasser zu tropfen schien.

Und wieder erregte eine Schaufensterpuppe unsere Aufmerksamkeit. Jackson richtete seine Taschenlampe auf sie, als würde er ein Heiligtum beleuchten.

Auf einem langen Holztisch lag eine männliche Puppe. Sie trug Jeans und ein verblasstes Tanktop, ihr Körper war völlig mit Blut überzogen. So viel Blut, dass es in einem stetigen Rhythmus vom Tisch tropfte.

Überall auf ihm steckten Messer – sie waren in seine Schaumstoffarme und -beine gerammt. Ein weiteres Messer steckte genau in der Mitte seines weit aufgerissenen Mundes. Er war positioniert wie eine blutige menschliche Uhr.

„Heilige Scheiße“ war die allgemeine Reaktion unter uns. Selbst ich war überrascht. Irgendwie hatte Jackson sich mit dieser Darstellung noch übertroffen.

„Steve McMurphy“, sagte Jackson laut. Er musterte unsere verunsicherten Gesichter. „Jacks zweites Opfer.“

Wie ein erfahrener Detektiv ging Jackson zum Tisch und richtete seine Taschenlampe auf die Puppe. „Steve war gerade in die Nachbarschaft gezogen, als Jack begann, ihn zu verfolgen.“

Ich meinte, ein verstörendes Lächeln auf Jacksons Gesicht zu erkennen. Er ließ seinen Lichtstrahl über den Körper gleiten, vom Kopf bis zu den Füßen. Als wäre er von dem grausigen Anblick völlig gefesselt.

„Er brachte Steve genau hierher, in die Küche“, sagte Jackson. „Er legte ihn auf den Tisch und rammte all diese Messer in ihn. Er begann mit den Armen und Beinen. Und ununterbrochen hörte er sich Steves qualvolle Schreie an – bis drei Uhr morgens.“

„Und dann?“, fragte einer der Rotzlöffel.

Jackson sah zu dem Teenager hinüber und ließ das Licht über das schmerzverzerrte Gesicht der Puppe gleiten. „Dann rammte er ihm dieses Messer hier durch den Mund“, sagte Jackson. „Damit war er für immer still.“

Jesus, dachte ich. Jackson schien von all dem fast amüsiert zu sein. Der Kerl machte Witze …

„Können wir die Leichen anfassen?“, fragte Rotzlöffel Nummer zwei in die unangenehme Stille hinein.

Für einen Moment schien Jacksons selbstgefällige Fassade zu brechen. „Auf gar keinen Fall!“, antwortete er scharf. Dann, als er unsere erschrockenen Reaktionen sah, dämpfte er seine Heftigkeit. „Ich meine, nein.“ Er richtete seine kalten Augen wieder auf „Steve“. „Ich möchte nicht, dass jemand die Opfer hier entweiht.“

Von da an wurde die Tour nur noch seltsamer. Jackson führte uns ins Badezimmer. Ein winziger Raum mit einem zerbrochenen Spiegel und beschädigten Fliesen.

In der Badewanne schwamm eine nackte Schaufensterpuppe in rotem Wasser. Dieses Mal war es ein männliches Modell, ein Messer steckte direkt in seiner Brust. Aber das war noch nicht alles. Die abgetrennten Arme und Beine der Puppe waren ordentlich in der Ecke des Badezimmers aufgereiht – wie dekorative Stücke.

Natürlich kannte Jackson auch die Geschichte dieses Opfers. David Sebastian, ein junger Mann, den Jack in sein Haus des Schreckens gelockt hatte. Der arme Kerl hatte nie eine Chance. Jack zerstückelte ihn und legte seine Körperteile im ganzen Raum aus. Jacks Mutter war zu diesem Zeitpunkt bereits tot, sodass er das ganze Haus für sich hatte. Und laut Jackson war es gerade das, was Jack bei dieser Tat so besonders dreist machte.

Je mehr Jackson uns erzählte, desto unwohler wurde mir. Alles, was er sagte, all die Informationen, die er zu haben schien – wie zur Hölle konnte er das alles wissen? Ich sah, dass es den anderen genauso ging. Gott weiß, dass das Stepford-Paar innerlich schon am Durchdrehen war.

Während Jackson weiter darüber sprach, wie Jack begann, Davids Beine zu zerschneiden, bevor er sich an die Arme machte, sammelte ich den Mut, ihn anzusprechen.

„Hey, Mann“, begann ich unbeholfen. „Woher weißt du eigentlich all das?“

Mit einem Lächeln richtete Jackson die Taschenlampe auf mich. Als würde er mich verspotten. „Ich mache meine Hausaufgaben“, antwortete er cool.

„Aber das stand doch nie in den Zeitungen!“, warf Mr. Stepford ein.

Jackson richtete seinen starren Blick auf das Stepford-Paar. „Vertraut mir einfach“, sagte Jackson. „Betrachtet mich als Experten.“

Keiner von uns sagte noch etwas. Wir waren zu verängstigt.

Jackson behielt sein unheimliches Lächeln bei, als er uns weiter in das Zimmer von Jack Bates’ Mutter führte.

Mehr vom Gleichen erwartete uns hier. Ein riesiges Bett, natürlich, mit aufgeschlitzten Laken und Kissen. In der Ecke stand ein großer Schrank, das Spiegelglas zersplittert und zerbrochen.

Aber dieses Mal war die Schaufensterpuppe an die Wand gepinnt. Der schlaffe Körper war von langen Messern durchbohrt worden. Eine unglaublich detailgetreue Darstellung. Die männliche Puppe sah so echt aus. Die Klingen, die in seine Arme und Beine gerammt waren, wirkten qualvoll. Und das rote Wasser, das von ihm tropfte, klang so laut und unheimlich. Das Tropfen hallte förmlich durch den Raum.

Und Jackson wusste natürlich alles über das letzte Opfer, Tommy Hiers – Jack Bates’ letzte Tötung.

Mit einem Wink seiner Taschenlampe brachte Jackson uns dazu, näher an den Körper heranzutreten.

Zuerst zögerten wir. Keiner wollte Jackson zu nahe kommen. Aber wir gehorchten und näherten uns dem „Opfer.“

Jackson erzählte weiter, wie die Polizei in dieses Zimmer kam und Tommys Körper genau so vorfand, wie er jetzt hier positioniert war. Seine Taschenlampe leuchtete sogar auf die exakten Stellen, an denen die Messer in die Puppe gerammt waren. Frag mich bloß nicht, woher er das wusste …

Währenddessen fiel mir auf, wie einer der Teenager, der kleine Klugscheißer, zunehmend ängstlicher wurde. Der Junge starrte nicht auf die Schaufensterpuppe, sondern auf Jacksons Arm. Ich fragte mich, was genau ihn so in Panik versetzte. Doch bevor ich den Gedanken weiterverfolgen konnte, hallte ein plötzlicher Schrei durch den Raum und erschreckte uns alle zu Tode.

Der Schrei kam direkt aus Tommys Mund. Aus dem gummigen Mund der Puppe. Irgendwie hatte sich der Körper nach vorn geworfen und streckte seine Arme in unsere Richtung. Die Schreie, so realistisch, flehten um Hilfe und Gnade. Tommys Augen glühten in einem erschreckenden Blutrausch. Alles an ihm schrie nach Leben – nach Erlösung. Aber er war nur eine Puppe …

Jacksons Lachen übertönte die mechanischen Geräusche des plötzlich lebendig gewordenen Mannequins.

„Entspannt euch“, versicherte uns Jackson.

Die Puppe verstummte und fiel wieder in ihre starre Position zurück. Wir alle ließen die Anspannung des Schockmoments nach.

„Selbst ich muss manchmal zu billigen Tricks greifen“, fügte Jackson schmunzelnd hinzu.

Als er sich vorbeugte und den Schalter auf Tommys Rücken ausschaltete, wurde uns allen klar, was den Teenager so erschrocken hatte. Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken.

Jacksons Hemdärmel war hochgerutscht und offenbarte ein auffälliges Tattoo. Rosen und ein Totenkopf, umrahmt von einem Namen in eleganter Schreibschrift: Irena Crane. Jack Bates’ erstes Opfer.

„Heilige Scheiße!“, flüsterte das College-Pärchen sich zu.

Bevor jemand von uns reagieren konnte, stellte sich Jackson uns mit einem selbstgefälligen Lächeln entgegen. Als wüsste er genau, dass wir ihn durchschaut hatten – und es ihm vollkommen egal war.

„Noch ein Raum, dann sind wir für die Nacht fertig!“ verkündete Jackson, seine Stimme vibrierend vor Aufregung.

„Aber ich dachte, das wäre der letzte Raum gewesen“, entgegnete Mrs. Stepford, ihre Stimme zitternd und voller Unbehagen.

„Oh, nein, das war der letzte Raum“, antwortete Jackson. „Aber heute Abend habe ich eine besondere Überraschung für euch alle. Wir gehen in Jack Bates’ Zimmer.“

Aus irgendeinem Grund ließen wir uns von Jackson hinaus in den Flur treiben. Wir alle schienen in einem Zustand der verwirrten Panik zu sein. Wir trauten Jackson nicht, aber wir wollten ihn auch nicht verärgern. Also ließen wir es einfach geschehen, uns direkt zum letzten Halt dieser unheimlichen Tour zu führen.

Ich versuchte, das verängstigte Gemurmel um mich herum zu ignorieren und mich selbst zu beruhigen. Sicher, auch wenn Jackson ein Mörder wäre, könnte er nicht uns alle auf einmal erwischen. Er würde doch nicht mit einer ganzen Gruppe von Leuten am Eröffnungsabend seiner Geistertour davonkommen.

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Jackson seinen Hemdsärmel über das Tattoo zog, so gut er konnte. Er war entschlossen, es zu verbergen, das merkte ich sofort.

Sobald er mich ansah, vermied ich den Augenkontakt. Ich hoffte, er hatte mich nicht bemerkt. Ich hoffte, er wusste nicht, dass wir herausgefunden hatten, wer er wirklich war. Aber ich wusste, dass das nur Wunschdenken war. Alles, was wir tun konnten, war, Jackson in diesen letzten Raum zu folgen.

Jackson beschleunigte seine Schritte und verschwand vor uns im Zimmer. Das Stepford-Paar hielt den Rest von uns im Flur auf. Sie flehten uns an, dort im Dunkeln stehenzubleiben.

„Benutzt doch mal euer Gehirn!“, flüsterte Mrs. Stepford uns furios zu. „Er wird uns da drin umbringen.“

Während ich den anderen zuhörte, die sich stritten, wanderte mein Blick zum offenen Schlafzimmer. Die Tür stand weit offen und schien mich förmlich zu rufen, den Raum von Stanwycks Serienmörder zu betreten.

Schließlich endete der Streit, als die College-Freundin ihren Freund in den Raum schob.

„Scheiß drauf, lasst uns einfach rein!“, rief sie aus.

Die Teenager folgten wie verunsicherte Erstsemester. Ich tauschte einen nervösen Blick mit Mrs. Stepford aus, bevor auch ich der Menge in das dunkle Schlafzimmer folgte.

Während ich eintrat, war ich mir immer noch unsicher, ob wir die richtige Entscheidung getroffen hatten. Die Fenster waren abgedeckt, und der Raum fühlte sich klaustrophobisch an, fast wie eine Gruft. Nur ein paar tragbare Lampen und Jacksons Taschenlampe gaben uns etwas Licht in dieser drückenden Dunkelheit.

Ich konnte kaum die Umrisse eines Bettes im hinteren Teil des Raumes erkennen. Neben dem Bett stand eine hölzerne Kommode, auf der eine Reihe scharfer Werkzeuge ordentlich aufgereiht lag. Es waren die Werkzeuge von Jack Bates, makellos präsentiert. Einige der Messer schienen mit einem dunklen Rotfleck überzogen zu sein.

An den Wänden hingen mehrere gerahmte Fotos. Sie zeigten Jack Bates und seine hingebungsvolle Mutter. Die Bilder stammten offenbar aus den späten 80er und frühen 90er Jahren, doch sie waren bemerkenswert gut erhalten. Sie zeigten eine Chronik von Jacks Leben, von der Kindheit bis zum College. In jedem Bild strahlte sein Lächeln eine seltsame Boshaftigkeit aus, und seine kalten Augen schienen mich direkt zu verhöhnen. Augen, die mich an Jacksons erinnerten.

Alle blieben stehen, unsere Blicke klebten nicht an einer Puppe, sondern an einer allzu realen Person, die vor dem Bett stand. Jackson hatte uns den Rücken zugewandt, seine Taschenlampe und seine Augen auf das Bett gerichtet. Er sagte kein Wort.

„Was ist hier passiert?“, stammelte einer der Teenager.

Jackson antwortete nicht. Und es schien auch, als würde er nicht antworten wollen. Schließlich gab es hier keine Puppe … der Weg hierher wirkte improvisiert, verglichen mit dem Rest der Tour.

Die Gruppe war still und unbehaglich. Wir sahen einander an, doch keiner traute sich, etwas zu sagen. Ich ganz sicher nicht. Alles, was ich tun konnte, war, die gerahmten Fotos anzustarren. Ich wurde mir plötzlich sicher, dass Jackson sie selbst aufgehängt hatte. Und das ließ mich grübeln … wo hatte er sie überhaupt her? Ich war immer davon ausgegangen, dass die Polizei diese Fotos beschlagnahmt hatte.

Das Stepford-Paar begann erneut zu streiten.

„Ich rede mit ihm!“, flüsterte der Ehemann.

„Nein!“, protestierte seine Frau.

Das College-Mädchen klammerte sich verzweifelt an ihren Freund. An ihrem Gesichtsausdruck konnte ich sehen, dass sie es sofort bereute, hergekommen zu sein.

„Warte kurz!“, sagte Mr. Stepford zu seiner Frau. Er löste sich von ihr und ging auf den stummen Jackson zu. Von meiner Position aus sah Jackson aus wie eine seiner verdammten Puppen. Still und regungslos.

„Hey, Kumpel, es ist Zeit zu gehen!“, rief Mr. Stepford. Einer der am wenigsten bedrohlichen Schreie, die ich je gehört hatte.

Jackson drehte sich nicht um. Seine Augen blieben auf das Bett gerichtet.

Mit nervösem Blick beobachtete ich, wie die Konfrontation sich entfaltete, als Mr. Stepford direkt hinter Jackson stehen blieb.

„Die Tour ist vorbei!“, rief Mr. Stepford.

„Liebling, komm schon!“, flehte Mrs. Stepford.

Sie und ich tauschten einen kurzen Blick. Ihre Arme waren verschränkt. Sie wollte nicht allein zurückbleiben.

Mr. Stepford ignorierte seine Frau und streckte zitternd die Hand nach Jackson aus. „Hey, was zum Teufel ist dein Problem?“, brüllte er.

„Schatz!“, schrie Mrs. Stepford.

In dem Moment, als Mr. Stepford Jackson an der Schulter packte, wirbelte Jackson herum – so schnell wie ein aufgeschreckter Wolf.

Ich sah, wie die Farbe aus Mr. Stepfords Gesicht wich.

Jackson ließ seine Taschenlampe fallen und stand einfach nur da – mit diesem verdammten Grinsen. Und diesen kalten Augen. Sein Ärmel war nach oben gerutscht und enthüllte das Irena-Crane-Tattoo für alle sichtbar.

Und in Jacksons Hand hielt er eines von Jack Bates’ berüchtigten Messern. Lang, scharf, tödlich.

Mrs. Stepford schrie auf. Und die ganze verdammte Gruppe geriet in Panik.

Mr. Stepford stolperte zurück, aber er hatte keine Chance. Er war wie ein Kind, das im Schrank mit einem hungrigen Monster eingesperrt war.

Jackson rammte das Messer direkt in Mr. Stepfords Magen.

Mr. Stepford beugte sich nach vorn, schrie vor Schmerz. Blut tropfte laut auf den Boden, dieselben Geräusche, die ich zuvor von Tommys „Leiche“ gehört hatte.

Ich stand wie versteinert da, unfähig, mich von dem Anblick zu lösen. Jackson hörte nicht auf. Immer und immer wieder stach er mit dem Messer auf Mr. Stepfords Brust ein, die Bewegungen hektisch wie die Schläge eines Boxers.

Um mich herum hörte ich die aufgeregte Bewegung der Gruppe, die versuchte, den Raum zu verlassen. Aber irgendetwas versperrte den Weg.

„Schatz!“, hörte ich Mrs. Stepford laut rufen.

Ihr Mann schlug hart auf den Boden auf. Das Blut sammelte sich rasch unter ihm, eine Lache, die immer größer wurde. All die Wunden in seiner Brust – tief und brutal.

Jackson stand über ihm, grinste breit und hielt das blutige Messer hoch, bereit für mehr.

„Oh Gott!“, schrie Mrs. Stepford entsetzt.

Die beiden Teenager drängten sich grob an ihr vorbei. Sie hatte die Tür die ganze Zeit mit ihrem hysterischen Verhalten blockiert.

„Geh verdammt nochmal aus dem Weg, Bitch!“ hörte ich einen der Teenager schreien.

Gerade als die Panik ihren Höhepunkt erreichte, lachte Jackson leise. „Entspannt euch alle!“, sagte er in freundlichem Ton. Sogar seine Augen zeigten jetzt Emotionen. Sein Lächeln wirkte plötzlich echt.

Verwirrt sah ich zu, wie er die einziehbare Klinge nach innen drückte. Das Messer war eine Attrappe. „Ihr habt die Jack-Bates-Death-Tour überlebt!“, verkündete Jackson stolz.

„Was zum Teufel …“, fluchte einer der Teenager.

Alle begannen sich zu entspannen, auch wenn wir immer noch ein wenig verwirrt waren.

„Moment mal, ist das ein Scherz?“, fragte die College-Freundin.

Plötzlich sprang Mr. Stepford vom Boden auf und brüllte wie ein Krieger.

Alle fuhren erschrocken zurück, sogar ich.

Das Stepford-Paar lachte wie verrückt.

„Euch haben wir ja vielleicht hereingelegt!“, rief Mr. Stepford.

„Was zur Hölle …“, murmelte die College-Freundin genervt.

„Heilige Scheiße, Mann!“, rief einer der Teenager aus.

Mrs. Stepford lächelte uns an. „Hattet ihr Angst?“

„Ja, ach nee!“, erwiderte der Teenager.

Ich nahm das alles in mich auf und war beeindruckt von der ganzen Inszenierung. Ich hatte immer gehört, dass solche Touren gefälschte Schockmomente einbauen, aber hier hatte ich es wirklich nicht erwartet. Respekt, Jackson, dachte ich.

„Okay, Leute!“, sagte Jackson. Er half Mr. Stepford auf die Beine.

Das Blut sah jetzt viel zu rot aus, um echt zu sein, fiel mir auf. Wahrscheinlich Ketchup.

„Folgt einfach unseren ‚Opfern‘ zurück nach draußen!“, rief Jackson weiter. „Erzählt all euren Freunden von uns und lasst gerne eine Bewertung da!“

Ich beobachtete, wie die aufgeregte Menge den Stepfords durch die Tür folgte. Ihre Schritte entfernten sich immer weiter, bis sie schließlich nicht mehr zu hören waren. Ich beschloss, zurückzubleiben und allein mit dem Mann zu sein, den die anderen alle für den echten Jack Bates gehalten hatten.

„Hat es dir gefallen?“, fragte Jackson mich.

Ich drehte mich um und sah, wie er das Irena-Crane-Tattoo abwischte.

„Ja“, antwortete ich. „Das war ziemlich beeindruckend.“ Ich ging zu einem der hängenden Porträts. Jack Bates mit 18 Jahren. Ein Porträt des Serienmörders als junger Mann.

„Ich schätze das“, sagte Jackson. Er warf das falsche Messer aufs Bett und trat zu mir. „Wir haben viel Arbeit hineingesteckt.“

„Das kann man sehen“, sagte ich. Er blieb neben mir stehen und folgte meinem Blick auf das Porträt. Ich sah, wie das Unbehagen ihn packte. Es traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht.

„Du wusstest so viel über die Opfer“, fuhr ich fort. Ich richtete meine kalten Augen auf Jackson. „Aber eine Sache hast du vergessen.“

Jackson erwiderte meinen Blick. Ich sah die Angst in ihm. Seine ganze gespielte Killer-Attitüde hatte mich nie getäuscht. Und ich wusste, dass er es begriff, als er mein High-School-Foto an der Wand erkannte.

„Das letzte Opfer“, sagte ich ruhig.

Bevor Jackson fliehen konnte, packte ich ihn mit festem Griff. Ich war viel stärker, als ich aussah. Er hatte keine Chance. Alles, was er tun konnte, war, in meinen Armen zu zittern und zu versuchen, sich loszureißen. Aber ich hatte ihn fest. Er war viel schwächer als Steve, David oder Tommy. Ein Leichtgewicht, das sich als Killer ausgab. Ich war das wahre Monster.

Jackson konnte nichts tun, außer in meine kalten Augen zu starren. Und mein gruseliges Lächeln.

„Nein, bitte!“, flehte er. Aber ich machte mir keine Sorgen um seine Schreie. Alle waren längst draußen und auf dem Heimweg.

Mit einem kräftigen Schwung schleuderte ich Jackson aufs Bett.

Die Matratze gab unter seinem Gewicht nach. Das falsche Blut klebte an seiner verletzlichen Haut. Er suchte panisch nach einer Waffe, doch alles, was er fand, war dieses lächerliche Fake-Messer.

Leider für Jackson war ich vorbereitet. Ich zog ein Springmesser aus meiner Tasche und schnappte die lange Klinge auf.

Mein Ärmel war hochgerutscht, und natürlich sah Jackson mein echtes Irena-Crane-Tattoo. Meins war viel dezenter. Nur ihr Name in roten Buchstaben.

„Nein!“, schrie Jackson. Er richtete sich auf und hob das falsche Messer.

Mit einem schnellen Hieb schlug ich ihm auf das Handgelenk. Er schrie vor Schmerz auf und ließ die beklagenswerte Waffe fallen.

Ich stürzte mich auf ihn mit dem gleichen Eifer, den ich immer hatte, wenn ich meine Beute nahm. Ich rammte die Klinge direkt in seine Brust.

Blut spritzte aus Jacksons Mund. Seine schwachen Hände griffen nach dem Messergriff, aber ich wusste, dass er zu schwach war, um es herauszuziehen.

Jackson fiel zurück aufs Bett, und die Matratze hätte ebenso gut sein Sarg sein können.

Ich wusste, dass ich ihn genau da hatte, wo ich ihn haben wollte. Geschwächt, aber nicht tot. Gerade noch am Leben – genug, um den Spaß noch ein wenig hinauszuzögern.

Mit einem breiten Grinsen ließ ich meinen Blick über die Kommode gleiten. Dort lagen die Messer, alle bereit für meine präzise Hand. Im Gegensatz zu Jacksons billiger Klinge waren diese hier echt. Und messerscharf.

„Du hast das Zimmer so schön für mich hergerichtet“, sagte ich zu meinem Opfer.

„Nein, bitte!“, flehte Jackson mit schwacher Stimme. Er wälzte sich auf dem Bett herum, das Blut strömte wie Öl aus dem Boden um das Springmesser herum. Der rote Fluss würde die ganze Nacht fließen.

Ich griff nach dem größten Messer auf der Kommode. Ich betrachtete die Klinge, ließ meinen Finger über die ultrascharfe Spitze gleiten.

„Bitte, tu das nicht!“, schrie Jackson. Seine Stimme war nichts weiter als ein erbärmliches Flehen, genauso unecht wie sein Name.

Ich hingegen benötigte keinen falschen Namen. Hier, in diesem Haus, musste ich nicht Jim Price sein. Ich konnte ich selbst sein. Ich konnte Jack Bates sein.

Mit meinem unveränderten Lächeln schaute ich auf Jacksons hilflose Gestalt. Ich hob das lange Messer und bereitete mich darauf vor, meinen Zug zu machen. Oh, es fühlte sich gut an, wieder zu Hause zu sein.

 

 

Original: Rhonnie Fordham

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