Ankunft/Verlockung des Mondes
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Diese Nacht hat einen ganz besonderen Mondschein. Vollmond.
Seit ungefähr anderthalb Stunden durchquere ich nachdenklich und wütend diese
Stadt. Ich zittere. Verdammte Winterzeit. Kein Schnee und doch ist es so
beschissen kalt. Meine Hände zittern in meiner Jackentasche. Würde mich nicht
wundern, wenn mein schwarzer Vollbart bereits Frost angesetzt hätte. Mein Atem
bildet einen weißen Rauchschleier, als würde ich gerade rauchen.
Wurde von meiner Alten vor die Tür gesetzt. Hatten einen heftigen Streit und als
sie mich „Alkoholiker“ genannt hat, bin ich eben ausgerastet. Wenn
sie so einen Dreck labert, hat sie diese Ohrfeige verdient. Manchmal muss ein
Mann tun, was ein Mann halt tun muss. Wer damit nicht klar kommt hat Pech
gehabt. Im Endeffekt habe ich mir damit nur selbst ein Bein gestellt, denn die
miese Kuh ist nun im Warmen und ich nicht. „Scheiße..“, murmele ich
vor mich hin.
Ein junges Pärchen kommt mir entgegen. Sie sehen glücklich
aus. Noch! Nichts auf dieser Welt hält ewig. Das werden diese beiden Schwärmer
auch noch zu spüren bekommen. Irgendwann wird er zu trinken beginne, weil er
seine Alte nicht mehr ohne ertragen kann. Eine Schande ist das!
Okay. Ich bin auch erst 27, doch scheine ich wohl schon mehr Erfahrungen als
diese Teenager zu haben.
Mein Weg zu Fuß soll mich zu einer Bar führen, die ich des
Öfteren aufsuche, wenn ich Stress mit meiner Alten habe. Und schon bald kommt
sie auch in Sichtweite. Eine kleine Spielunke mit dem Namen „Kamasutra
Bar“. Ich grinse jedes Mal aufs Neue über diesen Namen. Auch wenn das, was
in der Bar abläuft nichts mit dem Namen zutun hat. Das ist einfach nur eine
billige Bar mit noch billigerem Fusel. Zum betrinken vollkommen ausreichend.
Und genau das habe ich vor. Einfach den ganzen Frust in einer Flutwelle von Alkohol
ertränken.
Ich stehe vor der Holztür, dessen bemalte Farbe allmählich abzublättern
beginnt. Als ich die Bar betrete, schlägt mir warme, muffige Luft wie eine
modrig riechende Faust entgegen. Eine Geruchsmischung aus Zigaretten,
verschiedenstem Alkohol, Essen, Schweiß und abgenutzte Luft. Doch alles ist
besser, als in der Kälte zu wandern.
Mein Blick schweift durch das Innere der Bar auf der Suche
nach einem freien Platz. Der nächste ist der am Tresen. Was soll’s. Ich setze
mich an die Bar und betrachte die Barfrau. Wir kennen uns schon länger.
Manchmal hat sie sich zu mir gesetzt und mit mir eine Weile erzählt. Sie schaut
mich an und beginnt zu lächeln.
„Hallo Tobi. Auch mal wieder im Land?“, fragt sie mich einladend. Ich
nicke stumm. Allmählich geht es mir besser. Die Wärme lässt mich meine Hände
wieder spüren.
„Einen Doppelten.“, ordere ich knapp und lege meine immer wärmer
werdenden Hände auf den Tresen ab. Sie nickt lächelnd, füllt eine klare
Flüssigkeit in ein kleines Gläschen und reicht mir den Shot. Starker
Alkoholgeruch steigt mir in die Nase, als ich ansetze und den Shot austrinken.
Der Fusel brennt sich durch meinen Hals bis in meinen Magen.
Knalle das Gläschen auf den Tresen und seufze aus.
„Was führt dich zu dieser späten Stunde hier her?
Stress mit der Frau?“, fragt mich die Barfrau freundlich und mustert mich.
„Was glaubst du? Ich arbeite 8 harte Stunden, nur um dann nach Hause zu
kommen und mich volllabern zu lassen!“, beschwere ich mich ein wenig
lauter als gedacht. Naja, soll mir egal sein. Wenn sich jemand beschwere will,
soll er es bei meiner Faust tun, die erledigt den Rest. Sie nickt zum Zeichen,
dass sie versteht. Sie weiß, dass ich keine Antwort erwarte, sondern mich
einfach nur auskotzen will.
Das mag ich an ihr. Sie urteilt zwar über mich, behält es aber für sich.
„Hast du schon von dieser gruseligen Hütte am Waldrand
gehört Tobi?“, wechselt sie geschickt das Thema und schaut mich
eindringlich an. Ich erwidere den Blick neugierig. Tatsächlich habe ich bereits
davon gehört. Angeblich haben ein paar Wanderer an einem Morgen einen heftigen
Windstoß abbekommen, die von der Hütte ausgegangen sein sollen. Sie hatten ein
beklemmendes Gefühl.
„Schwachsinn..“, stoße ich heraus.
Die Barfrau blickt mich irritiert an.
„Noch einen Doppelten.“, ordere ich. Sie tut, wie ihr geheißen. Ich
trinke den Shot schnell aus.
Der Typ neben mir schaut die Barfrau und mich kurzzeitig interessiert an. Sein
Grinsen ist seltsam breit. Noch seltsamer ist, dass er Nachts eine Sonnenbrille
trägt und einen Cocktail trinkt. Weibergesöff. Irgendein rotes Getränk. Die
arme Männerwelt..
„So ein schöner Mann hat es doch gar nicht nötig so
viel zu trinken.“, sagt eine fremde, weibliche Stimme neben mir. Ich drehe
meinen Kopf zur Seite und betrachte eine verdammt hübsche Frau. Sie sieht jung
aus. Kurze, blonde, lockige Haare und stechend grüne Augen. Sie war etwas
kleiner als ich und hatte einen Vorbau, der sich sehen lassen konnte. Verdammt
ist sie heiß. Ihre Augen scheinen direkt in meinen Geist schauen zu können.
„Und sie sind?“, frage ich versucht charmant. Sie lächelt
verführerisch. Aus dem Gemisch der Gerüche, die in dieser Bar vorherrschen
dringt ein neuer Duft an meine Nase. Ein Duft, wie ich ihn noch nie gerochen
habe. Er scheint von ihr auszugehen. Es betört mich.
„Mein Name ist Clara und ich habe mitbekommen, dass du
Streit mit deiner Frau hast. Das finde ich echt schade.“, sagt sie mit
ihrer sehr angenehmen Stimme. Irgendwas an ihrer Ausstrahlung beruhigt mich
ungemein. Weckt Vertrauen. Nimmt mich für sich ein. Auch wenn sie mich von
Anfang an duzt. Ist mir Schnuppe.
Kann nicht anders, als mir vorzustellen, wie ich mit ihr schlafe. Schüttele
kurz meinen Kopf. Auch wenn meine alte mich ankotzt, will ich sie nicht
betrügen. Das tut ein Mann nicht.
„Ja das stimmt. Aber sowas soll vorkommen.“,
erwidere ich mit einem gezwungenem Lächeln. Sie erwidert es mit einem
ehrlichen. Zumindest glaube ich, dass ihr Lächeln ehrlich ist.
Der Typ neben mir steht auf und verlässt
die Bar. Schaue dem seltsamen Kerl mit der Sonnenbrille hinterher. Seine
schulterlangen, braunen Haaren wehen, als er die Tür öffnet und in die Kälte
hinaustritt.
Widme mich wieder der jungen Blondine, die sich jetzt auf dessen Platz gesetzt
hat und mich weiterhin anschaut. Sie hat etwas in ihrem Blick, dass ich nicht
einschätzen kann.
Sie sieht wachsam aus. Nicht, dass sie zu der Art Weiber gehört, die einen erst
antörnen und dann ausnehmen. Zuzutrauen ist ihnen das.
„Weißt du. Ich hatte auch mal einen Mann. Doch er hat
mich betrogen und allein gelassen. Ich sehne mich einfach nach Gesellschaft.“,
erklärt die junge Blondine mit Schmerz in ihrer Stimme. Kann einfach nicht
anders, als Mitleid zu empfinden. Will ihr irgendwie helfen. Diese Gedanken
werden durch den Wunsch überschattet mit ihr Sex zu haben.
Sie lächelt wieder.
„Und auf der Suche nach Gesellschaft, treffe ich auf einen
Leidensgefährten. Das Schicksal geht echt interessante Wege. Findest du
nicht?“, spricht sie weiter.
Mein Blick ruht kurzzeitig auf ihrem Ausschnitt, bevor ich erwidere:“ Wir
haben alle unser Päckchen zu tragen.“
Sie kichert zustimmend. Clara gibt eine Runde aus. Die
Barfrau lächelt mich wissend an und stellt uns zwei Shots hin. Wir stoßen an
und trinken aus. Ich genieße ihre Anwesenheit immer mehr. Sie gibt eine weitere
Runde aus. Und noch eine. Clara ist echt spendabel. Ich hätte das bei Frauen
nie gedacht, dass sie auch mal Männer einladen.
„Meine alte hat sich von mir alles bezahlen lassen.“, sage ich leicht
angetrunken. Frust liegt in meiner Stimme. Sie schaut mich mitleidig an. Der
Alk scheint bei ihr wohl gar keine Wirkung zu hinterlassen. Sie sitzt noch
immer ruhig und elegant auf ihrem Platz.
„Du hast das nicht verdient Süßer.“, schmeichelt sie mir. Ihre Stimme
klingt noch vollkommen klar. Sie hat Recht. Vollkommen Recht. Ich nicke
zustimmend.
Nach einer weiteren Runde, die sie ausgegeben hat, steht sie
auf und blickt mich fragend an. Ich erwidere lüstern ihren Blick.
„Wollen wir zu mir?“, fragt die blonde Schönheit mich grinsend und
legt das Geld für die Barfrau auf den Tresen. Mein Widerstand ist längst
aufgegeben. Ich will sie. Scheiß auf meine Frau. Sie hat mich nicht verdient.
Clara schon.
„Gerne“, erwidere ich und stehe auf. Der Alkohol erschwert mir das Gehen. Wir verlassen die
Bar. Die Kälte ist es nun, die mir wie eine Faust ins Gesicht schlägt. Doch der
Alkohol wärmt von innen. Vorfreude überdeckt alles andere. Gleich werde ich
wohl den besten Sex bekommen, den ich seit langem hatte. Ich kann mir ein
breites Grinsen nicht verkneifen.
Ihr dunkles Auto steht direkt vor der Bar. Wir setzten uns rein.
„Du hast doch auch viel getrunken, kannst du noch fahren?“, frage ich
leicht lallend. Sie nickt lächelnd und lässt den Motor an.
Sie fährt erstaunlich gut und sauber für eine Frau. Wir fahren aus der Stadt
hinaus. Verwirrung macht sich in mir breit.
„Wohnst du nicht hier?“, frage ich verwundert. Ihr Blick ist
geradeaus auf die Straße gerichtet.
„Ich habe ein gemütliches Haus in einer Waldlichtung.“, sagt sie
sanft. Ich hebe meine Augenbraue. Wer will schon im Wald leben.
„Jeder, wie er will.“, sage ich, um nicht unfreundlich zu klingen.
Schließlich will ich ja mit ihr ins Bett.
Clara fährt einen Waldweg hinein. Es wird dunkler. Nur die
Scheinwerfer vor dem Auto erhellen den Weg, den wir entlang fahren. Nach ein
paar Minuten erreichen wir eine Lichtung, die vom Mondschein erhellt wird. Das
Auto hält. Wir steigen aus und gehen zu der unfassbar schönen Hütte. Sie passt
zu ihr. Sie hat Glas als Wände und hat sich in die Natur fast schon eingefügt.
Die hölzerne Terrasse wird von Pflanzen überwuchert. Wir gehen auf die Tür zu.
„Willkommen bei mir Zuhause mein Schöner.“, sagt Clara sanft und
schließt die Tür auf.
Wir betreten ihre schlichte Hütte und verfallen sofort in heftiges Küssen.
Küssend zerrt sie mich in ihr Schlafzimmer und aufs Bett.
Mir fällt ihr Glasdach auf, der mir einen Blick auf den Vollmond gewährt. Ich
werfe achtlos meine Jacke und meinen Pullover weg. Sie wird so wild, dass sie
mein Shirt zerreißt.
„Ich hatte schon so lange keinen Partner mehr.“, sagt sie immer
wilder atmend und beginnt meinen Hals zu küssen.
Ich lehne mich nach hinten. Genieße es. Schließe meine
Augen. Plötzlich ist mir so, als würde sie in meinen Hals beißen. Stechender
Schmerz durchfährt meinen Körper. Ich reiße meine Augen auf während ich
schmerzerfüllt aufschreie. Stoße sie weg. Claras Gesicht ist blutig und zu
einem bösartigem Grinsen verzerrt. Sie spuckt etwas blutiges aus ihrem Mund auf
das Bett. Sie hat mir ein Stück Fleisch aus dem Hals gebissen!? Was zum Teufel
ist hier los?
„Was soll das du Schlampe?“, brülle ich wutentbrannt. Sie lacht
schallend auf. Ich will weg, aber kann mich nicht bewegen.
Sie kommt auf mich zu. Ihre Augen beginnen grün
aufzuleuchten. Die gestörte Blondine umkreist mich. Was ist mit ihren Augen
los? Was will sie von mir!? Angst übernimmt mich.
„Wie ich schon sagte, ich sehne mich nach Gesellschaft. Nach
Lebensenergie. Und ihr Männer seid genau diese Art von Energie.“, erklärt
sie mit lüsterner Stimme und haucht mir einen Kuss auf meinen Hals. Clara
schaut mir in die Augen.
„Du wirst nie wieder gehen können. Du bist ein besonders abscheulicher
Mann. Ich werde es genießen dir dein Leben zu entziehen.“, haucht sie in
mein Ohr und stößt mich aufs Bett zurück. Ich kann mich noch immer nicht bewegen.
Sie legt sich auf mich.
„Du wirst alle Qualen der Hölle spüren, um mir die Freuden des Paradieses
zu schenken.“, flüstert sie zärtlich und beginnt mich zu küssen. Das ist
kein normaler Kuss. Es ist anders. Mir wird warm. Zu warm. Es ist, als würde
ich beginnen von innen zu brennen. Ich will schreien. Bin aber nicht dazu in
der Lage irgendwas zutun. Am Ende hat mich eine Schlampe getötet.
„Der Mond wird deine verrottete Seele in sich aufnehmen“, sagt Clara
bösartig und küsst mich weiter. Ich werde schwächer. Schaue ein letztes Mal
verzweifelt durch den Raum.
Sehe in der dunklen Ecke jemanden stehen. Ein älterer Mann, der schwach blau zu
leuchten scheint. Ungefähr so groß wie ich. Muss wohl endgültig den Verstand
verloren haben. Drehe meinen Kopf zu der gläsernen Decke, während Clara mich
durch den Kuss auszusaugen scheint.
Mein Blick ruht auf den Vollmond. Er ist wunderschön. Hätte wohl bei meiner
Alten bleiben sollen. Ich merke, wie ich das Bewusstsein allmählich verliere.
Es tut so unbeschreiblich weh. Schwärze umfängt meinen Geist…
Epilog
Das war gut. Neue Lebensenergie. Ich stehe von meinem Opfer
hoch und betrachte diesen Abschaum. Männer sind so vorhersehbar. Und der hier,
wird niemandem fehlen.
„Gute Arbeit Sukkubus.“, spricht eine dunkle und nicht minder
bedrohliche Stimme in meinem Kopf. Ich wirbel um und sehe einen alten, blau
leuchtenden Mann in der Ecke stehen.
Er ist kein Mensch.
„An dir klebt der Geruch eines Geistes.“, sage ich leicht lächelnd.
Also ist dies das Wesen, welches neuerdings hier sein Unwesen treibt. Er ist
mächtiger. Viel mächtiger als ich. Gegen ihn zu kämpfen würde mir nichts
bringen.
„Du hast es erkannt Sukkubus. Du tätest besser daran,
mir nicht in die Quere zu kommen.“, sagt er in meinem Kopf. Ich grinse. Er
hat Recht. Ich muss wohl einknicken. Schade, dass ich ihn nicht aussaugen kann.
„Du würdest bestimmt köstlich schmecken, aber ich werde dir das Gebiet
überlassen.“, sage ich lüstern und verlasse den Raum. Er lässt mich
tatsächlich gehen. Vermutlich ist er nicht an mir interessiert.
Egal an wen oder was dieser Geist interessiert ist, jenes Etwas oder dieser
Jemand tut mir jetzt schon leid….