ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Kinder malen oft und gerne Bilder, mit allen möglichen Motiven: Häuser, Prinzessinnen, Piraten, Blumen…Den Kleinen ist bei ihrem Schaffen keine Grenzen gesetzt. Sie können ihre Ideen und Kreativität dabei voll entfalten. Immer wenn man ein kleines Kind beim Malen sieht, schaut man gerne darauf und fragt, was es denn gemalt hat, sei es auch nur ein Durcheinander aus bunten Linien. Diese Fantasie, diese kindlichen Vorstellungen sind es, die uns Erwachsene immer wieder faszinieren.
Ich hatte früher eine Tochter, die war auch so ein Kind. Sie war 4 Jahre alt, lebensfroh und aufgeweckt, und Malen war ihr größtes Hobby. Ständig zeigte sie mir neue Bilder, die sie gemalt hatte. Die Ordner, in denen wir ihre Bilder abhefteten, drohten fast zu platzen. Meine Tochter malte und malte, wenn sie nicht gerade mit anderen Kindern spielen war.
Ich hätte nie gedacht, dass ihr Hobby zum Verhängnis unserer kleinen Familie hätte werden können…
Es begann völlig unauffällig und subtil, ich hätte es nicht bemerkt, wenn ich nicht zufällig darauf gestoßen wäre. Es war ein regnerischer Tag, und weil meine Tochter nicht mit ihren Freunden draußen spielen konnte, saß sie am Wohnzimmertisch und malte, wie schon so oft. Ich war in der Küche arbeiten, deshalb sah ich nicht ständig danach, was sie malte. Als sie mich dann rief, sie sei fertig, beugte ich mich über sie und schaute mir ihr Bild an. Sie hatte mit Buntstiften eine Landschaft gemalt, mit vielen Blumen und ein Haus auf einem Hügel. Voller Freude ließ ich meinen Blick über das Bild gleiten… und sah etwas, was nicht in diese farbenfrohe Landschaft passte. Es war ein einzelnes schwarzes Strichmännchen, das im Hintergrund stand. Der Kopf hatte kein Gesicht, er war vollkommen schwarz. „Laura“, fragte ich meine Tochter, „was ist denn das für ein Männchen da?“ „Das ist Herr Scribble, Papa.“ Ich nickte und begab mich zurück in die Küche. Herr Scribble also? Nun ja, es war nicht das erste Mal, dass sie ihren Figuren Namen gab. Wahrscheinlich war das wieder einer ihrer fiktiven Bösewichte, der Prinzessin Klarabella entführen würde. Ich machte mich wieder an die Arbeit, ohne weiter daran zu denken.
Die nächste Veränderung bekam ich eine Woche später mit, als die Kindergartenbetreuerin mich zu einem Gespräch bat. Ich ließ Laura also noch ein bisschen länger mit ihren Freunden spielen, und besprach mich mit der Betreuerin von Lauras Gruppe. Sie sagte, dass Laura in letzter Zeit viel mehr malen würde als bisher, und auf ihren Bildern sei immer ein schwarzes Strichmännchen, welches sie Herr Scribble nannte. Ich nahm mir vor, meine Tochter zu Hause darüber zu befragen.
Daheim fragte ich sie, wer denn nun dieser Herr Scribble sei. „Herr Scribble ist ein netter Mann, aber viele haben Angst vor ihm.“ Als ich sie fragte, warum denn jeder Angst vor ihm habe, meinte sie: „Manchmal ist er gemein, und er tut anderen weh.“ „Warum malst du ihn dann?“, fragte ich. „Weil ich nicht möchte, dass er allein ist.“
Nachdenklich setzte ich mich auf die Couch. Meine Gedanken drehten sich nur um diesen Herrn Scribble. Warum malte meine Tochter ausgerechnet so etwas? Ich wusste keine Antwort. Mir war bewusst, dass sie es schwer hatte, denn ihre Mutter war bei ihrer Geburt gestorben. Seufzend stand ich auf und machte mich ans Mittagessen.
In den nächsten Wochen ging alles sehr schnell. Meine Tochter spielte kaum noch mit anderen Kindern und konzentrierte sich auf ihre Bilder. Ich versuchte, sie dazu zu bringen, doch wieder mit ihren Freunden zu spielen, aber sie wollte einfach nicht. Mit der Zeit bekam ich Angst um meine Tochter, ich wollte nur noch dass sie sich wieder normal verhielt. Ich beriet mich immer öfter mit ihrer Erzieherin und zog sogar in Betracht, einen Psychologen anzurufen.
Vor allem aber veränderten sich ihre Bilder. Sie malte nun immer weniger ihre fröhlichen Motive, sondern legte die Buntstifte beiseite und nahm stattdessen den Bleistift zur Hand. Die Farben schwanden aus ihren Bildern…und dieser Herr Scribble rückte immer mehr in den Vordergrund. Zuerst stand er noch hinten, aber bald nahm er schon die ganze Bildfäche ein. Nicht nur das, er veränderte sich auch noch. Er bekam Augen; zwei Schlitze, die einen böse anstarrten…Immer wenn ich ihn anblickte, bekam ich ein gewisses Unbehagen.
Ich wurde immer verzweifelter. Nun wurde Laura auch noch krank, und lag mit erhöhter Temperatur im Bett. Das lag garantiert an ihrem ständigen Drang zu malen. Sie wollte kaum noch essen, sie sprach immer weniger, sie zog sich immer öfter in ihr Zimmer zurück, um zu malen. Ich entschied, dass das aufhören musste. Ich würde morgen Laura verbieten, dieses „Ding“ weiterhin zu malen. Entschlossen ging ich zu ihrer Zimmertür und legte die Hand an den Türgriff. Zeit für eine Standpauke.
Als ich ihr Zimmer betrat, war ich geschockt: Laura saß auf ihrem Bett. Sie war ganz blass und malte schon wieder, obwohl ich ihr gesagt hatte, dass sie schlafen sollte. In ihren Augen lag ein Blick, der schon fast fanatisch war. Sie malte… Herrn Scribble. Aber er war nicht wie sonst: Er hatte nun auch noch an Händen und Füßen Klauen, und ein Mund, der eine zackige Öffnung hatte, beschrieb nun sein Gesicht. Beinahe panisch nahm ich Laura in meine Arme und wollte sie vom Bett heben, aber sie wehrte sich. Sie schrie, schlug um sich und kratzte. Meine Tochter, meine süße Tochter…was war nur aus ihr geworden? Sie war beinahe wahnsinnig! Ich brachte sie trotz aller Widerstände ins Wohnzimmer und beruhigte sie. Völlig entkräftet von ihrem Anfall schlief sie in meinen Armen ein. Ich rief gleich die Nervenklinik an, und fragte verzweifelt um Hilfe. Mir wurde ein Beruhigungsmittel empfohlen, das ich ihr verabreichen solllte. Morgen würde jemand kommen und ihren psychischen Zustand begutachten.
Mit meiner Tochter in den Armen fuhr ich zur Apotheke und ließ mir das Beruhigungsmittel geben. Wieder daheim wachte sie auf und weinte. Sie weinte, weil sie nicht wusste, was in ihr diese Reaktion ausgelöst hatte. Ich streichelte ihren Kopf sanft und flüsterte ihr zu: „Wir bekommen das schon wieder hin. Morgen kommt ein Doktor, der dich gesund macht.“ Dann brachte ich sie zu Bett. Ich gab ihr das Mittel und ließ sie schlafen, vorher nahm ich aber alle Mal- und Bastelmaterialien mit. Was auch immer diesen Wutanfall bei ihr ausgelöst hatte, ich würde es nicht noch einmal geschehen lassen.
Ich wachte schweißgebadet auf. Die Uhr zeigte 2:00 Uhr. Mitten in der Nacht. Und trotzdem konnte ich nicht schlafen. Eine Panik stieg in mir auf, konnte das wirklich sein, was ich eben geträumt hatte? Als ich eine böse Vorahnung bekam. Ich rannte in zum Zimmer meiner Tochter und stieß die Tür auf.
Sie war nicht da. Ihr Bett war leer. Wo war sie nur? Sie konnte nicht nach draußen sein, das Fenster und die Haustür waren abgeschlossen. Verzweifelt rief ich nach ihr und suchte das Haus ab, irgendwo musste sie doch sein, irgendwo, irgendwo, wo nur…
Ich kam wieder zurück zu ihrem Zimmer. Vielleicht konnte ich Hinweise finden. Und da bemerkte ich, was ich vorher in all der Panik nicht bemerkt hatte…
Die Zimmertapete war statt Rosa nun Rot, und die Wände waren voller Bilder. Bilder, die ausschließlich Herrn Scribble zeigten. Er war mit schwarzem Stift gemalt, und er sah schauderhaft aus. Sein böse grinsender Mund stand nun weit offen. Seine Klauen waren spitz, fast so als würde er aus dem Bild herausgreifen. Die Bilder bedeckten die ganze Wand.
Ein Bild lag auf dem Kopfkissen von Lauras Bett. Ich setzte mich daneben, nahm es und bekam einen Schock.
Auf dem Bild war sie, aber sie sah so unglaublich traurig aus. So traurig, dass in mir die Tränen aufstiegen. Wer würde meiner Tochter so etwas antun?
Ich legte das Bild hin, außerstande es weiter anzuschauen. Aus dem Blickwinkel bemerkte ich etwas. Ich schaute zur Tür… und da stand er.
Herr Scribble persönlich stand da, doch er sah aus wie gemalt. Seine Gestalt verzerrte sich, als würde er nicht in die Realität passen. Mit einem hämischen Grinsen schaute er mich an.
Ich war wie versteinert. Das konnte nur eine Halluzination sein, er konnte nicht echt sein, er DURFTE nicht echt sein. War er derjenige, der meine Tochter hatte verschwinden lassen? Und wenn ja, wie? Ich wollte es nicht glauben.
Ich blinzelte, und er stand direkt vor mir. Ich war immer noch vollkommen paralysiert.
Er sah zu mir runter, und ich sah, dass er in seine Hand das Bild meiner Tochter hielt. Sie schaute mich immer noch traurig, ja fast anklagend an.
Er grinste wieder. Dann streckte er seine Hand aus…
Das nächste, woran ich mich erinnern kann, ist, dass ich von meinen Nachbarn gefunden wurde. Ich wurde mit einer schweren Kratzverletzung quer über meinem Brustkorb ins Krankenhaus eingeliefert. Niemand wollte glauben, was ich erzählte, sie hielten es für eine Wahnvorstellung.
Meine Tochter wurde ein paar Tage später außerhalb der Stadt im Graben gefunden. Ihr Körper war zerfetzt, die Polizei stellte an mehreren Stellen Klaueneinstiche fest.
Ich verfasste mehrere Forenbeiträge und recherchierte, ob es so etwas schon gegeben hatte. Ich wurde nicht fündig. Um meine Tochter trauere ich heute noch. Aber eins weiß ich nun:
Es gibt Herrn Scribble wirklich, und er sucht immer nach Kindern, die maltechnisch begabt sind.
Sie sind seine Opfer…