Candyland – 4. Teil
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
„Der Tod eines Mannes ist eine Tragödie. Der Tod von Tausenden nur eine Statistik“ – Josef Stalin
Detective Lowder saß in seinem Büro und rauchte. Innerhalb der letzten halben Stunde war er rückfällig geworden und hatte etwa 5 Zigaretten hintereinander geraucht. All das, was geschehen war, musste erst einmal verarbeitet werden. Als die endgültige Erkenntnis, dass das Bild vor ihm keine Wahnvorstellung oder ein Albtraum war, durchgesickert war, hatte er sich in sein Büro zurückgezogen und um Ruhe gebeten. Dann hatte er seine Frau kontaktiert und ihr alles erzählt, weswegen sie geweint und ihn sogar beschimpft hatte. Hätte er einen anderen Beruf gewählt, wäre all das nie passiert, behauptete sie. Das war natürlich völliger Quatsch und das wusste Linda selbst auch, denn sie hatte sich danach bei ihm entschuldigt.
Lowder kam sich vor, als säße er in einem Käfig, aus dem es kein Entkommen gab. Das hier war keine Polizeiarbeit mehr, es hatte sich in ein Spiel um Leben und Tod verwandelt und seine Familie war mittendrin. In seine Gedanken hinein klingelte das Telefon. „Hallo?“
„Sheriff Lowder, hier ist Barns, wir haben das Haus durchsucht, aber nichts gefunden.“ Das war ja klar gewesen. Lowder hatte sofort die Durchsung von Carrols Haus befohlen, auf seine eigene Verantwortung, aber hätte man die Kinder dort gefunden, hätte Carrol es ihnen kinderleicht gemacht und das war nicht seine Art. Außerdem wurde es bereits vorher schonmal durchsucht, als Carrol ihnen die Informationen über die Chemikalien gab. Man hätte seine Tochter und dieses andere Kind dann finden müssen. Gott, was hatte er sich eigentlich dabei gedacht? Er war völlig außerhalb seiner Gedanken, seit die ganze Sache diese Wendung genommen hatte.
Er verließ sein Büro wieder, ignorierte die besorgten Blicke seiner Kollegen und begab sich zu den Verhörräumen. Als er in den von Carrol eintrat und ihn friedlich dort sitzen sah, wollte er ihm am liebsten den Kopf mit einem Stuhl einschlagen. Wie schon so oft an diesem Tag setzte er sich ihm gegenüber. „Also schön. Was wollen Sie?“ Carrol erwiderte nichts, doch trotzdem zeigte er diesmal eine Reaktion: Er sah Lowder direkt in die Augen und lächelte.“Kommen Sie, Carrol. Wenn Sie diese Kinder hätten töten wollen, wäre das längst passiert und das wissen wir beide. Also, was wollen Sie?“
Carrol beugte sich nach vorne und legte die Arme auf den Tisch. „Haben Sie Angst, Sheriff? Machen Sie sich Sorgen, was passieren wird?“
Lowder beobachtete ihn einen Moment und überlegte, was er antworten sollte, dann beschloss er, ehrlich zu sein. „Ja, in der Tat, Carrol.“
Carrol ließ ein hohles Lachen erklingen. „Tja, so bemüht waren Sie damals nicht, als es um MEIN Kind ging. Als es galt, Gerechtigkeit für MEINEN Sohn zu erkämpfen. Es ist plötzlich eine ganz andere Sache, wenn die eigene Familie in Gefahr ist, nicht wahr?“ Dies brachte einen inneren Topf glühender Lava zum Überkochen und Lowder handelte schneller, als er denken konnte. Ehe er wusste, wie es geschehen war, stand er neben Carrol und hielt ihm seine geladene und entsicherte Waffe an die Schläfe, während zwei Cops seines Teams versuchten, ihn zu beschwichtigen und von Carrol wegzuziehen.
„So, du dreckige Ratte! Entweder redest du jetzt oder ich jage dir ’ne Kugel durch deinen verdammten Kopf!“ Doch Carrol entlockte das nur ein müdes Lachen. „Tun Sie, was sie nicht lassen können“, sagte er grinsend. „Ermorden Sie mich meinetwegen, das interessiert mich nicht, ich habe nichts mehr. Aber wenn Sie mich umbringen, ist ihre Tochter dahin.“ Lowder war kurz davor, so zornig zu werden, dass er nicht mehr er selbst sein würde. Er wollte alle Polizeigesetze und alle Vorgaben aus dem Lehrbuch über Bord werfen und diesem Mann nur noch Schmerzen zufügen. Ihm seine Waffe auf den Kopf schlagen, bis er in seinem eigenen Blut lag und daran erstickte, leider hatte Dennis Carrol jedoch Recht. Wenn er das tat, müsste er eigenständig nach seiner Tochter suchen und das könnte eventuell tödlich für sie enden. Ob es Lowder passte oder nicht – dieses Spiel lief nicht nach seinen Regeln.
„Was ist es, dass sie wollen?“, fragte er durch zusammengepresste Zähne.
Carrol lächelte. „Freiheit.“
„Kommen Sie Carrol, was wollen Sie?“ Lowder spürte, wie ihm schon wieder ein weiterer Geduldsfaden riss.
„Das sagte ich Ihnen bereits.“ Carrols Grinsen wurde noch größer. Er hatte Lowder vollkommen und der Hand und wusste es.
„Carrol, Sie wissen ebenso wie ich, dass das unmöglich…“
„Sheriff Lowder, Sie werden mir einen Flug nach Paris bestellen, mit dem ich alleine fliegen werde. Aus diesem Flugzeug werde ich Sie kontaktieren und Ihnen den Aufenthaltsort der Kinder nennen, anschließend werde ich in Paris friedlich mein Leben leben und dort beenden und zwar in Freiheit, ohne noch einmal wegen der Ereignisse in dieser Stadt belangt zu werden. Ich weiß, dass das schwer für Sie sein dürfte, aber anhand der Sachlage wird Ihnen sicher etwas einfallen, zumindest, wenn Sie Ihre Tochter retten möchten.“ Carrol blickte wieder nach vorne und verfiel in seine gewohnte Apathie, während Lowder den Verhörraum verließ und die Tür derart heftig zuschlug, dass die Wände zitterten.
„Was sollen wir tun?“, fragte Starth.
Lowder hatte sich an die Wand angelehnt und war deutlich sichtbar nur noch ein Nervenbündel. „Ich weiß es nicht. Wenn ich ihn laufen lasse, bin ich meinen Job los und lande vermutlich vor Gericht, tue ich das nicht, stirbt meine Tochter.“
Starth betrachtete ihn, wie er da so stand und eine Welle des Mitgefühls überschwemmte ihn. Er wusste nicht, wie sich die Hölle anfühlte, doch er war sich sicher, dass, egal wie das hier enden würde, Lowder es ihm bald erzählen konnte. Er dachte verkrampft nach, irgendwas musste es doch geben, irgendeine Möglichkeit, irgendeinen Trick… und dann fiel ihm etwas ein.
Er klopfte Lowder kräftig auf die Schulter. „Kopf hoch Sheriff. Jetzt werden wir dieses Stück Dreck mal genauso verarschen, wie er uns. Ich habe einen Plan.
Nach etwa 30 Minuten kam Lowder wieder in den Verhörraum. „Gut, Carrol. Wir werden es so machen, wie Sie es wollen. Sie kommen frei.“