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Infektion

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

In meinem früheren Leben lautete mein Name Pedro, und ich lebte ein normales Leben in einer kleinen Stadt im Westen von Spanien. Ich arbeitete als Mechaniker in der Werkstatt meines besten Freundes und verbrachte meine Tage damit, Autos zu reparieren. Meine Abende in meiner kleinen Wohnung waren von Ruhe und Bescheidenheit geprägt. Die wilden Zeiten der Jugend lagen bereits lange hinter mir und ich genoss es, den Tag bei einem kühlen Bier und einem guten Film oder einer Serie ausklingen zu lassen. Meine größte Freude war jedoch, ab und zu ins Kino zu gehen und mir die neusten Horrorfilme anzuschauen.

Ich hatte Freunde, aber keine nahen Verwandten mehr. Das Schicksal meinte, ich müsste ein Einzelkind sein. Meine Eltern sind bereits seit 15 Jahren tot. Sie starben bei einem Verkehrsunfall. Es war einer der schlimmsten Tage meines Lebens, als die Polizei mich mitten in der Nacht aus dem Bett klingelte und mir den Tod meiner Eltern mitteilte.

Von einem auf den anderen Tag war ich alleine. Mein großes Elternhaus war einfach und ohne die geringste Vorwarnung von einem auf den anderen Tag still geworden. Doch es war nicht die Stille, die ich heute lieben gelernt habe. Es war die Stille, die einen zu erdrücken schien. Jede Nacht, die ich damals in dem großen Haus alleine war, ließ buchstäblich die Räume schrumpfen und mich mit meinen damals fast 20 Jahren in eine tiefe Depression abrutschen. Ich muss gestehen, ich war des Öfteren kurz davor, meinem Leben selbst ein Ende zu setzen.

Ich suchte, als ich am Tiefpunkt meines psychischen Leidens war, eine Psychiater auf. Er half mir, den Tod meiner Eltern zu überwinden, und riet mir dazu, mein Elternhaus zu verkaufen und somit einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen.

Ich verkaufte also mein Elternhaus samt Inneneinrichtung an eine Familie mit 2 Kindern und hoffte, das Haus würde den Kindern genauso eine schöne Kindheit bereiten wie mir. Von dem Geld des Hausverkaufes kaufte ich mir eine kleine Wohnung, richtete diese mit neuen Möbeln ein und begann langsam, aber sicher, wieder zurück in das soziale Leben zu kommen. Meine Freunde nahmen mich auf Partys, in Discotheken und zu anderen Feierlichkeiten mit. Als ich 23 Jahre alt war, hatte ich den Tod meiner Eltern weitestgehend verarbeitet und überwunden und genoss mein Leben wieder.

Wir gingen zusammen aus und ich lernte den ein oder anderen Mann kennen, mit dem ich eine heiße und stürmische Nacht verbrachte. Auch bahnten sich in den Jahren einige Beziehungen an, die aber nicht lange hielten. So blieb ich am Ende doch für mich alleine und suchte nicht krampfhaft nach einem Partner.

Das alles änderte sich jedoch eines Tages, als die ersten Nachrichten über einen Virus kamen, der die Bevölkerung von Spanien und anderen Ländern heimsuchten. Ich schenkte dem zunächst keine Beachtung. Ich war ein stiller und einfacher Mann, beschäftigt mit meiner Arbeit und meinem Alltag. Aber als der Virus meine Stadt erreichte, konnte ich ihn nicht mehr weiter ignorieren.

Ich erinnere mich noch genau an den Tag, an dem alles zusammenbrach. Die Sirenen heulten und die Menschen wurden vom Militär aufgefordert, in Ihren Häusern und Wohnungen zu bleiben.

Ich war gerade in der Werkstatt, als die Tür aufgerissen wurde und ein Mann in einem Schutzanzug hereinstürzte. Er forderte uns auf, unsere Arbeit sofort niederzulegen und nach Hause zu gehen. Kaum zuhause angekommen klingelte es auch schon an der Tür und 2 Männer von der Arme übergaben mir 2 Pakete. Diesen enthielten Lebensmittel und Wasser und sollte als Nahrungsmittelnotvorrat für die nächsten 2 Wochen dienen. Über den gesamten Landkreis wurde eine Ausgangssperre verhängt und erkrankte Personen mussten eine zweiwöchige Quarantäne einhalten.

In den folgenden Tagen spürte ich jedoch, wie sich etwas in mir veränderte. Mein Kopf wurde schwer, und die finsteren Gedanken nahmen wieder Einzug in meinen Verstand. Die Angst, die in mir entstand, war überwältigend, und ich wollte fliehen. Doch wohin? Überall an den Ausgangsstraßen der Stadt waren bewaffnete Wachposten positioniert, die die Bevölkerung davon abhielten, die Stadt zu verlassen oder zu fliehen. Ich entschied mich, meinen Psychiater anzurufen, um mit ihm über meinen Zustand zu sprechen.

Nach mehreren Versuchen erreichte ich ihn endlich telefonisch und wir unterhielten uns eine Stunde über die gesamte Situation und meinen geistigen Zustand. Er versprach mir, dem Apotheker ein Rezept zukommen zu lassen, auf dem er mir ein Antidepressiva verschrieb. Ärzte und Apotheker waren zu diesem Zeitpunkt die einzigen Personen, die sich frei bewegen konnten, da diese die medizinische Versorgung der Personen sicherstellen sollten.

2 Tage später klingelte es an meiner Tür und der Apotheker stand mit einer FFP2-Maske im Gesicht und mit Einmalhandschuhen an den Händen vor mir und überreichte mir eine Großpackung des Antidepressiva, das für 100 Tage reichen sollte. Er gab mir Anweisung, wie oft ich das Medikament nehmen sollte, und notierte mir die Telefonnummer der Apotheke für den Fall, dass ich weitere Medikamente ect. bräuchte. Da er von meinem Psychiater über meinen Gesundheitszustand in Kenntnis gesetzt wurde, riet er mir von einer Überdosierung der Tabletten ab. Er meinte nur, dass mir bei dem Fall der Überdosierung elendig schlecht werden würde und ich mich erbrechen würde. Ich versprach ihm, verantwortungsbewusst mit dem Medikament zu handeln, und verabschiedete ihn freundlich, bevor ich die Tür wieder schloss.

Ich stellte mich an mein Wohnzimmerfenster und schaute hinaus und sah, wie der Apotheker das Haus verließ. Er drehte sich nochmal um und sah mich am Fenster stehen. Zum Gruß hob er nochmal die Hand in die Luft und ging dann zu seinem Auto, stieg ein und fuhr los. Ich setzte mich auf mein Sofa, öffnete die Tabletten-Packung und las mir den Beipackzettel durch.

Als ich am Abend die erste Tablette einnahm, schlief ich relativ schnell ein und wachte erst am nächsten Morgen wieder auf. Ich erwachte mit einem Gefühl der bleiernen Schwere, und mein Kopf fühlte sich wie in Watte gepackt an. Meine Gedanken waren langsam und träge, und es fiel mir schwer, mich zu konzentrieren.

Die ersten Tage mit den Tabletten waren ein Nebel aus Müdigkeit, Konzentrationsschwäche und Trägheit. Die Nebenwirkungen hatten es echt in sich. Ich fühlte mich wie in einer Zeitschleife, in der ich immer dieselbe Handlung durchführte. Morgens stand ich auf, ging zur Toilette und machte mir Kaffee und Frühstück. Anschließend setzte ich mich auf meinen kleinen Balkon und schwuppdiwupp war es bereits wieder Abends. Der Zustand änderte sich erst am siebenten Tag, als mein Körper sich an das Medikament gewöhnt hatte. Mein Zeitgefühl kam auch wieder zurück.

Am Nachmittag klingelte es an meiner Tür und zwei Männer von der Armee überbrachten mir neue Vorräte für die kommende Woche. Ich bedankte mich bei Ihnen und sie ging zur nächsten Wohnung weiter. Ihre Armeestiefel halten dabei dumpf im Treppenhaus. Ich hörte, wie Sie laut an die nächste Tür klopften. Doch niemand öffnete Ihnen. Allerdings war ein Rumpeln aus der Nachbarwohnung zu hören. Ein weiteres lautes Klopfen erklang und ich hörte, wie in der Nachbarwohnung etwas scheppernd und mit einem Riesenknall zu Boden fiel. Ich ging zu meiner Wohnungstür und schaute durch den Türspion.

Durch den Spion konnte ich erkennen, dass die Soldaten ihre Waffen gezogen hatten und sie schussbereit in Richtung der Wohnungstür hielten. Einer der beiden sagte mit lauter Stimme: „Senora, bitte öffnen Sie die Tür, wir bringen Ihnen Frische Lebensmittel und Wasser für die kommende Woche.“

Ein weiteres Poltern war aus der Wohnung zu hören, und einer der Soldaten zückte sein Walkie-Talkie und sprach etwas hinein, was ich durch die geschlossene Tür nicht verstehen konnte. Die beiden schauten anschließend kurz in Richtung meiner Tür und vergewisserten sich, dass ich sie nicht sehen konnte. Einer der beiden lief auf meine Tür zu, zog dabei Panzertape aus einer der aufgesetzten Taschen seiner Armeehose und riss ein Stück ab, mit dem er meinen Spion von außen überklebte. Somit war meine Sicht auf das Geschehen blockiert.

Anschließend hörte ich nur noch, wie es im Treppenhaus laut schepperte, als die Soldaten wohl die Tür eintraten. Ich hörte einen lauten Schrei, gefolgt von zwei Schüssen, die durch den Gang halten. Ein Röcheln, das in ein Gurgeln überging, war zu hören. Mein Körper versteifte sich durch die Geräusche, die ich hörte, und ich war vor Schock wie gelähmt. Ich hörte noch, wie einer der Soldaten rief: „Senor, öffnen Sie nicht die Tür!“, bevor ein weiterer Schuss erklang und Stille einkehrte.

Ich stand immer noch stocksteif an meiner Tür und musste das Gehörte verarbeiten. Doch mein Hirn erzwang sich eine Auszeit und schickte mich in einem Schutzreflex in eine Ohnmacht. Ich fiel und lag mit dem Gesicht zur Tür bäuchlings auf dem Boden. Ich sah noch, wie Blut unter dem Türspalt meiner Tür hindurch lief, und hörte ein Grunzen, bevor ich komplett weg war.

Bis heute weiß ich nicht, wie lange ich ohnmächtig war.

Als ich wieder aufwachte, merkte ich, dass mein Gesicht warm und nass war. Ich leckte mir aus Reflex über meine Lippen und schmeckte einen leicht eisernen Geschmack in meinem Mund. Mit meiner rechten Hand fasste ich in mein Gesicht. Anschließend schaute ich diese an und erkannte, dass Blut an ihr war.

Sofort war ich hellwach, sprang auf und riss die Wohnungstür auf. Das Bild, das sich mir bot, war ein Bild des Grauens. Beide Soldaten und meine Nachbarin lagen tot im Flur, wobei der Körper meiner Nachbarin halb im Flur und halb in ihrer Wohnung lag. Die Soldaten lagen jeweils links und rechts neben der Tür. Einem der beiden lief Blut aus seinem Hals. Meine Nachbarin musste sich wohl auf ihn gestürzt und ihn verwundet haben, und der andere hat auf sie geschossen und seinen Kollegen dabei tödlich verletzt. aber warum er sich anschließend selbst das leben nahm, ist mir ein Rätsel. Anders konnte ich mir die Situation aber nicht erklären.

Doch der Anblick war zu viel für mich und ich musste mich übergeben und fiel anschließend nochmal in Ohnmacht.

Als ich wieder aufwachte, hörte ich Stimmen über mir. Ich bewegte mich und öffnete die Augen. Ruckartig versuchte ich, hochzukommen. Ein dumpfes Ploppen erklang und mich traf etwas, das mich wieder zu Boden sinken ließ. Ich war für einen kurzen Augenblick wie betäubt, bevor mich die Dunkelheit umschloss.

Als ich wieder aufwachte, war es bereits Nacht. Ich rappelte mich auf. Doch meine Bewegungen waren langsam. Fast schleichend und unkontrolliert, Ich fühlte einen Hunger, der mich trieb, aber ich wusste nicht, wonach ich hungerte. Es war, als ob mein ganzer Körper danach schrie, etwas zu essen zu finden, das ihm fehlte. Etwas, was er buchstäblich bräuchte, um zu überleben. Ich bewegte mich langsam vorwärts und verlor die Kontrolle über meine Beine. Mit dem Gesicht voraus landete ich mitten in der Blutlache am Boden. Der Geruch des Blutes, das ich vernahm, war intensiv und ließ mich noch mehr hungern.

Ich stand erneut auf und stolperte schwankend durch das Treppenhaus und hangelte mich der Treppe hinunter. Dabei musste ich penibel darauf achten, dass ich nicht die Treppe hinunterstürzte. Als ich im Erdgeschoss ankam, atmete ich tief durch. Ich sah Polizeiabsperrband, das an der Tür befestigt war und konnte spiegelverkehrt das Wort „Quarantäne“ lesen. Ich versuchte die Haustür zu öffnen, doch diese war verschlossen. Es gelang mir, die Glasscheibe der Tür zu zerbrechen, und ich grabbelte durch die Öffnung nach draußen. Endlich in Freiheit, stolperte auf die Straße. Ich streifte durch die Straßen meiner Stadt, die durch die Ausgangssperre verlassen waren.

Ich konnte Lichter durch die Fenster der Häuser erkennen. Doch ich sah auch, dass Autos verlassen am Straßenrand, so wie Häuser, deren Türen offen standen und die verlassen waren. Die Stille war ohrenbetäubend. Ich wusste nicht, wohin ich ging oder was ich suchte, aber ich konnte nicht aufhören zu wandern. Der Hunger trieb mich voran.

Überraschenderweise traf ich dabei ab und zu auf andere Menschen, die genauso unkontrolliert gingen wie ich selbst. Aber wir beachteten uns kaum. Wir waren alle in unserem eigenen Nebel aus Verwirrung und Hunger gefangen.

In meinem Kopf herrschte Leere.

Manchmal sah ich Menschen, die schrien und rannten, wenn sie mich sahen. Manche versuchten sogar, mich zu töten. Jedes Mal versuchte ich, mit Ihnen zu sprechen, doch es kamen nur gurgelnde, krächzende und gequälte Laute aus meinem Mund. Ich verstand nicht, warum die anderen Menschen solche Angst vor mir hatten, aber ich wusste, dass ich ihnen nicht zu nahe kommen durfte.

Mit der Zeit begann ich, mehr über mein neues Dasein zu verstehen. Ich konnte keine richtigen, klaren Gedanken fassen, was die Gegenwart betraf, aber Fragmente von Erinnerungen kamen immer wieder hoch. Ich erinnerte mich an mein früheres Leben als Pedro, an die Werkstatt meines Freundes, an meine Eltern und die Stille, die ich so liebte. Diese Erinnerungen waren wie Funken in der Dunkelheit, die kurz vor meinem geistigen Auge auftauchten. Etwas, das mich an Menschlichkeit erinnerte. Aber ich war doch ein Mensch. Wie konnte es mich an Menschlichkeit erinnern?

Ich lief immer und immer weiter. Stunde um Stunde. Tag um Tag. Ich brauchte seltsamerweise keinen Schlaf und wurde auch nicht müde. Ich verspürte nicht einmal mal Schmerzen. Doch eines Tages fand ich mich vor meinem Elternhaus wieder.

Die Tür stand offen und die Familie, die es gekauft hatte, war nirgendwo zu sehen. Ich ging hinein und schloss die Tür. Drinnen war alles so, wie ich es verlassen hatte. Die Möbel standen noch an derselben Stelle wie damals. Ich setzte mich in den alten Sessel, in dem ich früher immer gelesen hatte. Für einen Moment fühlte ich eine seltsame Art von Frieden. Es war, als ob ich für einen Augenblick wieder der alte und junge Pedro war.

Aber die Realität holte mich schnell wieder ein. Ich hörte ein Scheppern aus dem hinteren Teil des Hauses. Mein Kopf zuckte ruckartig und knackend in die Richtung des Geräusches. Ich stand aus dem Sessel auf und bewegte mich mit stolperten Bewegungen in den hinteren Bereich des Hauses.

Je näher ich kam, umso lauter wurden die Geräusche. Ich bog nach links ab und spürte einen Luftzug auf meiner Haut. Ich schlurfte halb stolpernd in die Küche rein und sah einen Mann, der die Schränke durchwühlte. Als er mich sah, ließ er alles, was er in den Händen hatte, fallen und rannte zur offenen Terrassentür hinaus. Schlurfend näherte ich mich der Tür. Ich ging auf die Terrasse und schaute mich mit ruckartigen Kopfbewegungen um. Ich sah nur noch, wie die Gartentür zufiel. Im nächsten Moment spürte ich, wie mein Magen grummelte und der unstillbare Hunger wieder zurückkehrte.

Ich drehte mich um, um wieder in das Haus zu gehen, doch etwas erregte meine Aufmerksamkeit. 3 weiße Holzkreuze standen am Gartenrand. Ohne groß nachzudenken unterdrückte ich den Hunger und schlurfte auf die Kreuze zu.

Als ich die Kreuze erreicht hatte, versuchte ich, die Inschrift auf Ihnen zu lesen. Es waren die Gräber von 3 Personen, deren Namen mir nur dunkel etwas sagten. Mein träges Gehirn wollte sich aber nicht so recht erinnern, wer diese Personen waren. Ich stand wie in Trance vor den Kreuzen und schwankte hin und her. Mein Blick haftete weiterhin auf den Kreuzen und ich versuchte, mich krampfhaft an die Personen zu erinnern. Nach gefühlten 30 Minuten drehte ich mich um und schwang schlurfend zum Haus zurück.

Wieder drinnen angekommen, zog ich die Veranda-Tür hinter mir zu und stolperte halbschlurfend, halbstolpernd in die Richtung meines alten Schlafzimmers. Als ich die Treppe erreichte, die in den 2. Stock führte, erregte ein Bild meine Aufmerksamkeit. Wie gebannt schaute ich auf das Bild.

Plötzlich blitzte ein Gedanke in meinem Kopf auf, als ob jemand einen Schalter umgelegt hätte. Ich erkannte die Leute darauf und mir fiel ein, dass es die Leute waren, die das Haus gekauft hatten. Waren 3 von ihnen draußen begraben? Doch wo war die 4. Person? War es eben der Vater der Familie, der die Küchen durchwühlte und anschließend vor mir floh?

Ich versuchte krampfhaft, die Namen auf den Kreuzen den Personen auf dem Bild zuzuordnen. Doch es gelang mir nicht.

Ich drehte mich erneut um und schaute lethargisch durch den Flur. Ich wusste nicht mehr, was ich tun wollte. Mein Kopf war träge. Der Geistesblitz verschwand so schnell, wie er gekommen war, und ich stolperte zurück in das Wohnzimmer und ließ mich in den Sessel sinken.

Ich schloss meine Augen, und Fragmente der Vergangenheit liefen bruchstückhaft vor meinem inneren Auge ab. Ich sah mich als Kind. Meine Eltern, meinen ersten fester Freund. Doch waren es diese kleinen Momente der Erinnerung, die mir seltsamerweise etwas Frieden gaben, und sie waren etwas, woran ich mich klammern konnte. Sie erinnerten mich daran, dass ich einmal jemand war, dass ich einmal intensiv lebte und liebte. Ich beschloss einfach hier zu bleiben und abzuwarten, was geschehen würde.

Die Tage und Nächte verschwammen zu einem endlosen Strom. Ich wusste nie, wie viel Zeit vergangen war. Aber ich hielt an meinen Erinnerungen fest, so gut ich konnte. Sie waren alles, was mir geblieben war, das letzte Stück meiner Menschlichkeit in einem Körper. Ich nahm mir Papier und einen Stift und begann zu schreiben. Meine Hand und mein Körper sind mittlerweile langsam. Ich brauchte fast 5 Tage, um dies hier zu schreiben.

Ich spüre, wie ich immer mehr dahin schwinde und mich der Hunger fast zerreißt. Alles, was ich an Lebensmitteln hatte, die im Haus waren, ließen mich erbrechen und den Hunger nicht stillen. Ich baue von Tag zu Tag mehr ab und die Welt draußen versinkt im Chaos. Doch plötzlich konnte ich von draußen instinktiv den Geruch von Blut und Fleisch riechen. Mit letzter Kraft verließ ich das Haus und erblickte einen verletzten Mann, der geschwächt vor dem Haus saß.

Lautlos schlich ich mich an und biss ihm in die Schulter. Schreiend versuchte er sich zu wehren, doch ich war stärker. Der biss in sein Fleisch und sein Blut ließen ungeahnte Kräfte in mir erwachen und ich übermannte ihn. Ich biss immer wieder zu und stillte meinen Appetit. Als ich fertig war, konnte man kaum noch erkennen, wer er einst war. Ich drehte mich um und ging zurück ins Haus und setzte mich blutverschmiert, wie ich war, wieder in den Sessel. Das Entsetzen in mir ist unbeschreiblich. Ich habe einem Menschen sein Leben genommen, aber es gab mir neue Kraft.

Heute tat ich das, was ich seit Wochen nicht mehr getan hatte. Ich schaltete den Fernseher ein und in den Nachrichten wurde darüber berichtet, dass dieser Virus sich über die ganze Welt ausbreitete und alle Menschen, die mit dem Blut eines Infizierten in Berührung kommen, sich mit dem Virus anstecken. Der Moderator sprach von einem Zombie-Virus, der ständig mutierte.

Ich war geschockt. Mein Kopf sank auf meine Brust und Dunkelheit umgab mich. Ich erwachte und merkte, dass mein Herz nicht mehr schlug. Der Virus hatte mich sterben lassen und zu einem Zombie gemacht. Doch mein Bewusstsein war intakt und ich erinnerte mich wieder an alles aus meinem früheren Leben als Mensch.

Doch ich musste auch Neues lernen. Mit der Zeit lernte ich, mit meinem neuen Zustand zu „leben“ oder auch tot zu leben. Ich fand heraus, dass es besser war, sich von den lebenden Menschen fernzuhalten und nur die Schwachen und Verletzten zu verspeisen.

Die Menschen sahen in mir und den anderen Zombies nur ein Monster, und vielleicht hatten sie Recht. Doch wie sollten wir uns ausdrücken, wenn wir keine Stimme mehr hatten? Tief in mir wusste ich, dass ich noch immer Pedro war, auch wenn ich nicht mehr derselbe war wie zu meinen Lebzeiten. Ich verließ das Haus nur noch nachts im Schutze der Dunkelheit.

Doch langsam aber sicher leerte sich die Stadt und ich konnte Menschen, die wie ich waren, erkennen, die schlurfend und stolpernd am Haus vorbeizogen. Ich entschloss, mich Ihnen anzuschließen.

Ich weiß nicht, wie lange ich noch existieren werde. Vielleicht werde ich irgendwann einfach aufhören, vielleicht werde ich eines Tages endgültig sterben. Mein Bewusstsein ist klar. Auch wenn mein Körper immer mehr zerfällt und verwest. Ich bin schon lange nicht mehr in der Lage zu sprechen oder etwas zu fühlen. Aber durch den Hunger getrieben werde ich bis zu meinem Ende weiter durch die Welt wandern, immer auf der Suche nach etwas, das ich nie wiederfinden werde. Und während ich durch den unstillbaren Hunger getrieben bin, ständig weiterzugehen, werde ich mich immer an mein einstiges Leben als Mensch erinnern, das ich einmal hatte, und an den Mann, der ich einmal war.

Ende

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