Mittel

Das Monster vor der Zimmertür

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Geschrei leitet das erste Unheil ein. Gebrüll das Grauen im Nebenraum. Schläge, kratzen, kreischen von der Zimmertür ausgehend, zeigen das ich zurecht Angst zeigen darf. Jedes weitere Pochen dröhnt durch meine Knochen, mit der wachsenden Sorge, dass das Schloss nachgeben könnte, oder dass die Scharniere von der Wand reißen könnten. Draußen ist ein Monster.

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Ich Wache, nur um von der verputzten Decke über mir begrüßt zu werden. Feine Risse ziehen sich entlang, auch wenn sie im verdunkelten Zimmer nur schwach erkennbar sind. Es ist mehr, als würde ich vermuten, dass dort Risse sein könnten. Seit gestern habe ich es nicht gewagt ein Licht anzuschalten, in der Sorge meinen Körper zu sehen. Der einzige Spiegel -ein staubiger Stahlrahmen in der Ecke- ist mit einem weißen Tuch verdeckt, damit ich keinen Blick auf mein Gesicht erhaschen muss. Die Fenster sind mit dicken Decken verdunkelt, damit mich niemand finden kann.

Ich krieche, in der angespannten Erwartung wieder dieses Ding zu hören, vorsichtig zu meinem Schreibtisch vor. Mein Herz klopft energisch gegen meine Brust, pumpt meine Venen und Adern mit Adrenalin voll. Mein Leib zittert, weshalb es mehrere versuche braucht meinen alten Laptop anzuschalten. Unter einem Schlag beginnt die Kühlung anzuspringen. Das behagliche Brummen sagt mir, dass kleine elektrischen Impulse durch das Gerät rasen, wie Magie eine Welt vor mir erschaffen, um mir in diesem kleinen Gefängnis wenigstens eine Art Geborgenheit zu schenken. Sofort beginnt sich mein Körper zu entspannen. Ein schwarzes Fenster geht auf. Ich tippe rasch ein Wort ein.

„Hilfe“

Der Laptop summt und klackert wie eine uralte Dampfmaschine, die ich zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder einschalte. Nur das billigste. Nur das notwendigste.

Meine Pupillen weiten sich im blauen Licht. Ich kann es spüren. Sie scannen den Bildschirm wie eine Kamera systematisch ab. Zu meiner Erleichterung erklingt ein leises Piepsen.

Eine Nachricht ist zurückgekommen.

H: »Geh nicht raus. Draußen ist es gefährlich, Freund.«

T: „Ich weiß. Wer bist du? Sind sie auch bei dir?“

H: »Ja, direkt vor meinem Zimmer. Aber ich bin sicher.«

Nervös blicke ich zurück zu meiner Tür, bevor ich antworte.

T: „Bei mir auch. Wer bist du?“

H: » Sie kommen wieder, Freund.«

Panisch tippe in meine Tastatur, das Klackern ist ohrenbetäubend laut.

T: „Brauchst du Hilfe? Geht es dir gut? Wirst du wieder da sein?“

Tränen schießen mir aus den Augenwinkeln. Es fühlt sich wie eine Ewigkeit an, seitdem ich menschlichen Kontakt hatte. Ich will ihn nicht wieder verlieren.

T: „Lass mich nicht allein. Ich werde sonst sterben. Ich bin Thomas. Thomas, mein Name.“

Nichts. Das reaktionslose Bildschirmfenster scheint mich in meiner Panik zu verspotten.

Geschlagen rutschen meine Arme vom Tisch runter. Der allzu vertraute Schmerz kehrt wieder ein.

Hoffentlich wird mir Schlaf eine Pause geben.

_______________

Die Schläge scheinen das Holz der Tür zum Splittern zu bringen. Unter Wimmern versuche ich meine Stimme zu unterdrücken. Das Schreien wird jeden Tag unerträglicher. Es schneidet wie Messer in meine Ohren.

Ich konnte keine Sekunde ruhen, geschweige denn entspannen. In der Ecke stapeln sich Plastiktüten, Chips Packungen und eine Plastikflasche. Ich habe kein Essen mehr, nicht einmal was zum Trinken. Und die einzige Flüssigkeit in der Flasche ist nicht für den Konsum gedacht, auch wenn ich es mir schon anders überlegt habe. Die Plastiktüten sind auch schon voll, sondert wahrscheinlich einen abartigen Geruch ab. Ich rieche es jedenfalls nicht mehr. Ich will nicht raus. Hier ist es sicher. Allein der Gedanke macht mich vor lauter Übelkeit krank.

Schweiß klebt an meinen dreckigen Kleidern. Ich habe mich selten so abartig gefühlt. Ich finde meine eigene Haut abstoßend. Nur mein Freund scheint mich noch zu mögen.

H: »Willst du mit mir was spielen, Thomas? Ich kann dich von den Monstern draußen ablenken.«

Meine Augen funkeln in einer noch nie dagewesenen Freude auf.

T: „Bist du sicher?“

H: »Ja. Wir werden es gemeinsam durchstehen.«

_______________

Ich weiß nicht, wie lange es her war, seitdem Sonnenlicht meine Haut gekitzelt hat.

Ich werde irgendwann gezwungen sein, mein Zimmer zu verlassen. Mein Magen verkrampft sich bereits vor dem nagenden Heißhunger. Diese Dinger wissen es. Und ich werde in ihre Falle spielen.

Seit gefühlt einer Stunde begutachte ich den Schlüssel im Schloss. Ich darf nicht zu viel Zeit verlieren. Sobald es Morgen wird, werde ich ihnen nicht aus den Augen treten können. Ich muss zuschlagen, solange sie noch schlafen.

Galle kommt in mir hoch, als ich das warme Stück Metall drehe. Es klickt.

H: »Beeil dich. Sie dürfen dich nicht sehen.«

Ich schiebe die Tür sorgsam auf, nur dass sie zu meinem Schreck an etwas pocht. Eine Schüssel. Neben ihr eine Wasserflasche. Ich luge den düsteren Gang hinunter. Stille legt sich wie ein Teppich über das Haus. Ein Schwall frischer Lucht schlägt mir ins Gesicht. Ich könnte diese frische Luft viel länger einatmen, ich könnte für immer hier stehen bleibe, doch meine Furcht vor dem kommenden Grauen ist stärker. Dankbar ziehe ich das Essen und Wasser mit gierigen Händen in mein schützendes Zimmer, als meine Ohren etwas wahrnehmen. Jeder Muskel in mir spannt sich an.

Mir stockt der Atem, als Holzdielen knarzen. Langsam, mit Terror gefüllt, sehe ich auf. Eine schwarze Figur steht im Gang.

Binnen Millisekunden gehen Lichter wie eine Supernova auf, gefolgt von lautem Brüllen. Es schießt durch meine Ohren, droht mein Trommelfell zu zerplatzen. Schwere Schritte werden immer schneller, kommen meinem wehrlosen Körper näher. Ich knalle die Tür zu, schließe sie hektisch ab -meine schwitzigen Finger rutschen dabei beinahe am Schlüssel ab-, als Fäuste gegen das Holz krachen. Mein Atem ist schwer, mein Leib dem Zusammenbruch nahe. Wie ein verwundetes Tier knäule ich mich auf den kalten Boden zusammen. Heulen hallt gegen die Wände, unterstützt von diesem zerschmetternden Pochen.

H: »Habe ich es dir nicht gesagt, Freund?«

, leuchtet der Text auf den Bildschirm auf. Mit einem leisem schniefen blicke ich hoch.

H: »Es sind Monster.«

_______________

Meine Augen sind rot vor lauter Insomnie. Ich will mich von meinem Zustand ablenken, nur das mein verdammter Kopf gegen mich arbeitet. Heute ist etwas neu. Kein Geschrei, sondern nur eine sanfte Stimme. Es gefällt mir nicht. Mir ist konstant nach kotzen.

T: „Kann ich dir etwas sagen?“

H: »Sicher.«

T: „Ich will dich nicht verscheuchen. Nur brauche ich dich dieses Mal wirklich.“

H: »Wir haben schon so viel durchgemacht. Spuck es raus.«

T: „Ein Monster will mit mir reden. Ich will nicht hinhören.“

H: »Dann hör nicht hin, Freund.«

T: „Es ist schwer.“

H: »Soll ich dir was sagen?«

T: „?“

H: »Sie werden dir keine Sympathie zeigen. Es sind keine Menschen wie wir. Schenke ihnen nicht deine Aufmerksamkeit. Du bist mehr Wert. Ich will nicht, dass du dir weh tust.«

Das Wispern draußen wird immer lauter, bis eine Stimme eindeutig zu vernehmen ist.

Obwohl mein Freund dagegen Rät, packt mich die Neugier. Oder eher ein Schuldgefühl.

M: «Thomas.»

Die Stimme ist sanft. Anders als gewohnt.

Mit gekrümmten Rücken nähere ich mir der hölzernen Tür. Mein Ohr presst gegen das kalte Material.

M: «Thomas.»

Ich wage es nicht meine Stimme zu heben.

M: «Ich weiß das du zuhörst. Kannst du mit mir reden?»

Ich schüttle meinen Kopf und springe ruckartig zurück, als würde seine Stimme brennen.

M: «Ich weiß, es ist schwer für dich…»

Dieser scheiß Hurensohn hat keinen Plan, wovon er redet.

Ich will zurück zu meinem Computer. Mein Freund hat etwas geschrieben. Wieso will ich trotzdem weiter zuhören?

M: «Es ist meine Schuld. Ich hatte nur Angst dich zu verlieren.»

Ich lache in mich hinein. Genau jetzt zeigt er Verständnis!?

M: «Du rutscht immer mehr aus meinen Händen.»

Weil du mich immer loslässt.

M: «Du hast die Kontrolle über dein Leben verloren.»

Weil du sie auch verlierst.

M: «Du hast Angst vor der Welt.»

Du hast es mir so beigebracht.

M: «Trotzdem…»

H: »MONSTER«

H: »MONSTER«

H: »MONSTER«

H: »MONSTER«

, schreit der Bildschirm hinter mir.

Ich will zurück zu meinem Freund.

M: «…liebe ich dich.»

Die Zeit bleibt stehen. Mein dünner Körper bebt. Was sind diese Wörter? Wieso jetzt? Ich will… Ich will geliebt werden.

Mein Gesicht verkrampft sich vor lauter Trauer. Spucke tropft mein Kinn hinunter, im Versuch nicht zu wimmern.

M: «Ich habe dir was zum Essen gemacht. Es steht vor der Tür.»

H: »THOMAS«

H: »THOMAS«

H: »THOMAS«

H: »THOMAS«

, brennt der Bildschirm in meine Netzhaut.

Ich habe Hunger. Wie lange ist es her, seitdem ich etwas Richtiges zwischen die Zähne gehabt habe?

Würde er mir verzeihen? Könnte ich ihm verzeihen?

Angst durchflutet mich wieder. Mein Freund hat etwas Neues geschickt. Es gibt mir wieder Zuversicht. Es beruhigt mich.

H: »Ich werde dich nicht stoppen, aber ich sage es dir nochmal. Draußen ist es gefährlich. Ich liebe dich auch. Wir alle lieben dich. Menschen ändern sich nicht. Weder du noch er. Komm zurück. Lass mich nicht allein. Ich werde sonst sterben. Ich bin Hannes. Hannes, mein Name. Spielen wir weiter, Freund?«

Meine Finger gleiten über die Tastatur. Ein Grinsen meißelt sich in mein Gesicht.

T: „Du hast recht. Spielen wir weiter.“

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