
Das Silvester der Verdammnis
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Ein Feuerwerk ist der Augenblick, in dem Himmel und Erde sich ein Stück näherkommen. Ich hätte nie ahnen können, dass dieser Satz eine tiefere Wahrheit in sich trägt, als man normalerweise denken könnte. Dies musste ich am eigenen Leib erfahren. Alles geschah zu Silvester.
Ich bin einer dieser Freaks, wie man sie gerne nennt, der für Silvester für Hunderte Euro Feuerwerk kauft und zündet. Auch wenn ich mittlerweile über 30 bin und manche es als kindisch sehen – das bin nun mal ich. Dies ist meine Leidenschaft, mein Hobby und in gewisser Weise auch meine Erfüllung. Zumindest bis zu diesem schicksalhaften Tag.
In meinem Dorf war ich dafür bekannt. Einige mochten mich deswegen nicht, andere liebten es und fragten jedes Jahr nach, ob ich wieder um 0 Uhr etwas Schönes machen würde. Es war schon eine Tradition geworden.
Ich fand es immer wieder schön, zu sehen, wie bei Groß und Klein, bei Alt und Jung diese Freude in den Augen strahlte und sie für einen Moment den tristen Alltag und auch Sorgen vergessen konnten. Das war für mich das Schönste an der ganzen Sache.
Ich fuhr nie in den Urlaub und ging auf keine Partys, deswegen konnte ich mir das leisten. Ich bestellte das ganze Jahr über Feuerwerk bei meinem Pyrotechniker und holte es zu den Verkaufstagen ab. Immer wieder schaute ich, ob er neue Sachen bekam. Dadurch hatte ich keinen Stress wie die anderen, die in Supermärkten kauften.
Als ich meine Pakete abholte, kam er plötzlich mit einer Schachtel Raketen an, die er als Prototypen bekommen hatte. Diese hatten eine Zulassung, waren aber noch nicht für den Markt hergestellt worden. Er sagte zu mir, dass er noch nicht zum Testen gekommen sei, aber weil ich so viel bei ihm gekauft hatte, wollte er mir diese schenken. Ich sollte ihm nach Silvester berichten, wie sie waren. Ich bedankte mich und fuhr nach Hause.
Zu Hause angekommen brachte ich meine Sachen in die Scheune. Ich packte alles aus und sortierte es. Dabei freute ich mich. Diese Zeit war mein Highlight. Als ich nach der Schachtel Raketen griff, war ich etwas irritiert. Sie hatte ein düsteres Design mit viel Blut, das von oben nach unten lief. Der Hersteller hieß Evil Fireworks. Dieser war mir unbekannt. Ich suchte im Netz nach Informationen über diese Firma, fand aber keinerlei Angaben.
Ansonsten war alles normal beschriftet: die typischen Zulassungsdaten, die Gebrauchsanweisung und die Herstellerangaben. Alles schien in Ordnung – bis auf einen Satz auf der Rückseite: Dort stand in blutroter Schrift auf weißem Hintergrund: „Leben oder sterben – traust du dich oder bist du ein Feigling?“ Ich war irritiert.
Ich öffnete die Schachtel und ein modriger, von Schwefel überfluteter Geruch stieg mir in die Nase. Für eine Sekunde war ich wie benommen. Ich dachte, ich hätte wie eine Art Schatten gesehen, der aus der Schachtel kam. Aber ich redete mir ein, dass ich mir das nur eingebildet hatte. Hätte ich das bloß nicht.
Ich nahm die Raketen aus der Schachtel und begutachtete sie. Sie wirkten relativ warm – etwas seltsam, aber ich tat es als Einbildung ab. Handwerklich waren sie sehr gut gemacht. Sie hatten sogar einen Alutreiber und waren in ihren Bestandteilen äußerst edel. Auch das Gewicht war beachtlich, vor allem, weil sie die maximale Explosionsmasse enthielten, die in Deutschland für Normalverbraucher erlaubt ist. Es waren sechs Stück enthalten, jeder gestaltet wie ein abgetrennter Kopf, mit aufgeklebten Haaren. Ich musste ein wenig lachen, fand das aber extrem cool.
Ich freute mich sehr auf diese Raketen und entschloss mich, ins Bett zu gehen, da am nächsten Tag Silvester war. Die Nacht schlief ich extrem unruhig. Ich träumte ständig, dass etwas schiefging, ich mich verletzte oder ich Schreie hörte.
Am Silvestermorgen stand ich wie ein glückliches Kleinkind, das sich über seine Geschenke freut, auf und rannte die Treppe hinunter. Mein erster Weg nach der Toilette führte mich direkt zur Scheune. Ich öffnete die Tür und hörte dabei einen leisen Schrei. Zumindest klang es so. Ich redete mir ein, dass es nur die quietschende Tür gewesen sei. Ich war voller Vorfreude und ließ mir diese nicht verderben.
Der Tag verlief ansonsten normal. Ich frühstückte und schaute immer wieder Bilder in WhatsApp-Gruppen von anderen Verrückten, wie ich einer bin, an. Sie zeigten stolz ihre Schätze. Ab und zu sah ich im Augenwinkel etwas – einen Schatten oder eine Bewegung. Es trübte langsam meine Freude und löste ein leichtes Unbehagen aus. Ihr kennt doch dieses mulmige Gefühl in der Magengegend, das einem zeigt, dass etwas nicht stimmt.
Als es dunkel wurde, fing ich dennoch an, meine Leidenschaft auszuleben. Um 17 Uhr zündete ich die ersten Fontänen und freute mich wie ein Schneekönig. Ich hatte extra edle gekauft, bei denen goldene Funken in der Luft auseinanderplatzten, als Regen bis auf den Boden fielen und dort weiterglühten. Ich war nie ein Böllerfreund. Ab und zu mal einer war in Ordnung, aber das reichte. Ich liebe eher die Farben, die man an den Himmel zaubern kann.
Das Wetter an diesem für mich heiligen Tag war gut: bewölkt, etwa 10 Grad warm, der Mond versteckt hinter den Wolken, nur selten kurz zu sehen, und ein leichter Wind wehte. Gegen 18 Uhr holte ich die erste Batterie, da einige Kinder aus dem Dorf vorbeikamen, voller Erwartungen auf etwas Schönes.
Ich konnte mir das nicht entgehen lassen und holte eine besonders schöne hinzu. Die Kinder waren begeistert und riefen: „Zugabe!“ Ich zündete noch eine zweite, und nach markerschütterndem Jubel gingen sie zu ihren Familien zum Abendbrot. Das war wieder so ein Moment, wo es mir warm ums Herz wurde.
Es wurde ruhig. Ich ging zur Scheune und dachte, nun sei der Moment gekommen, diese seltsamen Raketen zu testen. Ich öffnete die Scheune – und wieder war der Schrei zu hören, diesmal allerdings lauter. Ich fragte, ob jemand da sei, doch keiner antwortete, und eigentlich war es auch unmöglich, da die Scheune abgeschlossen war. Ich nahm die Schachtel Raketen in die Hand und bekam direkt eine starke, unangenehme Gänsehaut. Dennoch wollte ich sie testen. Meine Neugier war zu groß.
Ich nahm eine Rakete heraus und steckte sie in das Abschussgestell. Diesmal fühlte sie sich eiskalt an. Ich entzündete die Lunte, Funken sprühten und die Rakete begann abzuheben – begleitet von einem ohrenbetäubenden Schrei. Nicht der übliche Heulton, wie man ihn von manchen Raketen kennt, sondern ein qualvoller, menschlicher Schrei, der durch Mark und Bein ging. Eine starke Gänsehaut überzog mich. So etwas hatte ich noch nie gehört. Ich musste mir die Ohren zuhalten. Mein Herz sprang förmlich aus der Brust.
Als die Rakete am Himmel angekommen war, passierte … nichts. Keine Explosion, kein Effekt. Sie wurde still. Ich war enttäuscht und sauer. So viel Aufregung für nichts. Doch plötzlich roch es nach verbranntem Fleisch. Ich hörte auch nichts fallen. Ich war entsetzt – diese hochwertigen Raketen waren offenbar Blindgänger.
Ich nahm eine zweite heraus. Sie fühlte sich nass an, als sei sie mit roter Farbe beschmiert. Dennoch wollte ich wissen, welchen Effekt sie hatten, und zündete sie an. Wieder stieg sie mit extrem qualvollem Schrei nach oben. So intensiv, dass ich die Augen schließen musste und erneut die Ohren zuhielt. Als die Rakete den höchsten Punkt erreichte, verstummte der Schrei, und ich öffnete die Augen. Wieder sah ich nichts, aber eine extreme Kälte durchfuhr mich, die schwer zu beschreiben ist. Als würde etwas extrem Starkes und Böses mich berühren. Ich begann zu zittern und ließ vor Schreck das Feuerzeug fallen.
Was war das? Angst durchfloss meinen ganzen Körper, ich war unfähig, rational zu handeln. Ich hätte sofort aufhören müssen. Etwas stimmte nicht mit diesen Raketen. Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte man denken können, sie seien besessen. Aber das war doch unmöglich, oder etwa doch?
Plötzlich klarte der Himmel auf, die Wolken verschwanden, Sterne und Mond wurden sichtbar – doch der Mond war ein Blutmond. Das war im Wetterbericht nicht angekündigt. Mir wurde klar: Hier stimmte etwas nicht. Ich ließ die Raketen liegen und ging ins Haus.
Meine Mutter sah mich an und fragte besorgt, ob alles in Ordnung sei. Ich sah blass aus, meinte sie. Ich traute mich nicht, ihr das Erlebnis zu erzählen. Sie würde mir eh nicht glauben. Selbst ich zweifelte an meinem Verstand. Ich brauchte etwa eine Stunde, um mich zu beruhigen. Ich konnte die Raketen nicht aus meinem Kopf bekommen. Ich hatte das Bedürfnis, sie weiter zu zünden, obwohl mir klar war, dass es nicht gut war.
Um 20 Uhr ging ich noch einmal raus. Vor meiner Haustür lag die Schachtel Raketen – als hätte jemand sie zurückgebracht. Niemand war zu sehen. Ich hob sie auf und hörte leise Schreie aus der Schachtel. Ich wollte sie loswerden und beschloss, die Raketen zu vernichten und die Schachtel anschließend zu verbrennen.
Entschlossen, aber mit Angst, steckte ich die letzten vier Raketen in mein Abschussgestell und verband sie mit Tapematch, um sie auf einmal zu zünden. Als ich das Feuerzeug an die Lunte hielt, hörte man ein lautes „Nein!“. Doch es war zu spät. Die Raketen wurden entzündet, schossen mit unmenschlichem Geschrei und diabolischem Lachen in den Himmel.
Oben angekommen sah man einen hellen Blitz – als wäre eine Dimension aufgebrochen. Menschen traten aus ihren Häusern. So etwas hatte noch nie jemand gesehen. Schreie drangen aus dem Riss, eine riesige Hand mit langen Krallen versuchte, ihn zu öffnen. Flammen schossen heraus und setzten ein Haus in Brand. Dann erschien es – ein Wesen, riesig, rotglühend, mit flammenden, rotierenden Augen, brachialen Flügeln, die Feuerwände schleuderten und ein Reich der Zerstörung hinterließen.
War ich gestürzt? Hatte ich einen bösen Albtraum? Ich versuchte, zu prüfen, ob ich bei Sinnen war, als das Wesen mich ansprach – und jeden Zweifel zerstörte:
„Sterblicher, du hast mich befreit. Du hast dafür gesorgt, dass ich mein Gefängnis in der Hölle verlassen konnte. Seit Jahrtausenden warte ich auf diesen Moment. Du hast ein Ritual beendet, das ein Satananhänger vor vielen Jahren begonnen hatte. Sechs Seelen waren an diese Raketen gebunden, und nun sind sie geopfert.“
Ich war sprachlos, fiel auf die Knie, unfähig, zu stehen. Meine Beine zitterten, mein Körper war gelähmt.
Er sprach weiter: „Ich bin dir dankbar. Deine Leidenschaft für das Feuer hat mich befreit. Deshalb verschone ich dich. Nun ist der Moment gekommen, mein Reich zu erschaffen.“
Die Nachbarschaft brannte, Menschen schrien beim lebendigen Verbrennen. Ein tiefrotes Licht hüllte die Landschaft ein. Etwas verband mich mit ihm. Jeden Tag erschien er, erzählte von seinen Taten und Plänen. Seine Boshaftigkeit, kombiniert mit trockener Art, zerstörte langsam meinen Verstand. Ich fragte ihn, warum er das alles machte. Er lachte zynisch und sagte, dass er das mächtigste Wesen sein will, das die Welt je gesehen hat.
Nach einigen Tagen nahm er die Gestalt eines älteren Mannes an, etwa 60 Jahre alt. Die Tage vergingen und das Wesen formte seine Welt. In den ersten Tagen zerstörte er meine Heimatregion. Danach übernahm er Bundesland für Bundesland. Er hatte Deutschland innerhalb von 2 Monaten unterworfen. Die Armee versuchte, ihn aufzuhalten – doch er lachte nur darüber. Niemand konnte ihn stoppen.
Immer wieder zeigte er mir auf Bildschirmen seine Unterwerfung der Welt. Er ließ Statuen von sich bauen, und jeder musste gehorchen. Seitdem bin ich in einer diabolischen Hölle gefangen. Ich habe keine Chance, zu entkommen. Ich sehe täglich, wie er Menschen foltert und versklavt. Es gibt keine Regierungen mehr, er ist die alleinige Macht.
In nicht einmal 5 Jahren wurde alles zerstört. Obwohl die Menschen versuchten, ihn mit einem Bündnis, welches die Welt noch nie gesehen hatte, zu stoppen, scheiterten sie. Nach 6 Monaten hatte er Europa zerstört. Egal, was die Armeen versuchten, er war zu mächtig.
Selbst nukleare Waffen brachten nichts, da er sie in der Luft explodieren ließ. Nach 2 Jahren begann er seinen Kampf gegen Nord- und Südamerika. Ich musste das alles auf Bildschirmen ansehen. Diese Kontinente hielten am längsten durch, ehe er sie mit einem vernichtenden Schlag durch eine Armee Dämonen überrannte.
Kein Land der Welt hatte nur annähernd eine Chance, sich zu wehren. Ich sah Familien, welche aus ihren Häusern flohen. Menschen, die bei Zwangsarbeit tot zusammenbrachen. Ganze Städte, welche lichterloh am Brennen waren. Abends kam er zu mir, sorgte für einen reich gedeckten Tisch und zwang mich, zuzuhören. Ich hatte keine Wahl. Er nennt mich manchmal „Freund“, weil ich ihn befreit habe – oder er provoziert mich. Ich kann ihn nicht durchschauen.
Ich musste oft weinen. Wenn er mich weinen sah, sagte er nur, ich solle mich nicht so anstellen. Ich trage die Schuld, dass er frei ist. Mein Heimatort ähnelte einem Kriegsschauplatz: Häuser zerstört, Autos verbrannt, die Kirche gesprengt. Familie, Freunde, jeder im Umkreis von fünf Kilometern kam durch die Flammen ums Leben.
Ich wollte Rat bei einem Pfarrer suchen, doch als ich ihn fragte, ließ das Ungetüm ihn vor meinen Augen verbrennen. Ich musste fassungslos zusehen.
Durch diese Situation hatte ich einen Fehler begangen. Mich überkam ein Wutanfall und ich wollte diesen alten Mann verprügeln. Ich traf ihn mit meiner Faust und wurde durch ein lautes Zischen auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Meine Hand fing an zu brennen, als ich ihn berührte. „Was bist du?“, fragte ich ihn mit wütender und ernster Stimme.
Er lachte nur und sagte dann: „Euch erbärmlichen Menschen fehlt der Verstand, um auch nur im Geringsten zu verstehen, was ich bin. Ich bin stärker als euer Gott. Doch er konnte mich durch einen Fehler von mir einsperren.“ Er setzte einen ernsten Blick auf und sagte dann: „Nun werde ich Gott vernichten. Euch vernichten. Ihr habt keine Chance.“
Sein diabolisches Lachen ließ Wände einstürzen.
Er fuhr fort: „Vor 5000 Jahren war ich schon einmal auf dieser Welt. Damals hatte ich die Herrschaft. Ich beging einen Fehler und dieser Gott, wie ihr ihn bezeichnet, stürzte mich. Er ließ die Menschen meine Existenz vergessen und zerstörte mein Reich. Niemand sollte sich an mich erinnern. Nur ein paar Satansanhänger fanden Hinweise auf mich und wollten mich befreien.“
Seit diesem Moment hält er mich in einem Raum gefangen. Ich bin gezwungen, auf Bildschirmen all das Unheil auf der Welt zu sehen. Der ganze Raum ist mit diesen ausgekleidet.
Ich sehe Orte, welche früher das blühende Leben waren, welche nun von vollem Elend und Qualen gezeichnet sind. Paris brannte wie ein Höllenfeuer, die Seine war rot gefärbt durch das Blut seiner Opfer. Sydney war nicht mehr wiederzuerkennen. Man sah Menschen aus Verzweiflung aus Fenstern und von Dächern springen. Rio de Janeiro war ebenfalls bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Der Jesusstatue wurde der Kopf abgeschlagen.
All diese wunderbaren Städte sind nun ein Grauen seiner Herrschaft. Tag für Tag muss ich anschauen, wie er die Welt unterwirft. Jeden Abend kommt er vorbei, um mit mir zu reden. Er redet und ich muss zuhören. Er berichtet von dem Weltuntergang, als wäre es das Normalste auf der Welt. Als wolle er mich damit verspotten. Ich weiß nicht, wie lange ich das noch durchhalte. Ich merke, dass all dies mir meine Lebensenergie raubt.
Hätte ich die Raketen nicht gezündet, wäre die Welt nicht in den Abgrund gestürzt. Durch meine Leidenschaft explodierte die Erde wie eine Kugelbombe und versank in einem riesigen Inferno.
Ich habe die Welt durch meine Leidenschaft zerstört. Nun muss ich mit meiner Schuld leben.
