GeisterMittelSchockierendes Ende

Der Brunnen

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

In meiner Kindheit bin ich
hauptsächlich bei meiner Großmutter aufgewachsen. Sie wohnte in einem alten
Dreiseithof aus dem 14. oder 15. Jahrhundert. Angeblich wurde er als Weinkeller
des dort ansässigen Landadels verwendet, und später zu einem Kloster umfunktioniert. Nach dem
zweiten Weltkrieg verfiel das Gemäuer zusehends. Schließlich wurden Teile des
Gebäudes renoviert und als Wohnungen genutzt. Das Kellergeschoß blieb jedoch in
seinem ursprünglichen Zustand.

Durch die kalten und relativ trockenen
Bedingungen wurde der Keller von meiner Großmutter als Lager für Getränke und
Eingelegtes verwendet. Als alte Frau hatte sie immer mehr Probleme, die schweren
Getränkeflaschen zwei Stockwerke hinauf in die Wohnung zu tragen. Schließlich
wurde dies schnell zu meiner Aufgabe. Nach der Schule wurde also sogleich der
Kellerschlüssel geholt, um alles für das Mittagessen zu holen.

Der Zugang zum Keller führte über
eine alte Holztür, hinter der sich eine morsche Treppe befand, welche noch etwa
3 bis 4 Meter nach unten führte. Es gab hoch oben zwei kleine Fenster, welche
allerdings durch die geschlossenen Fensterläden kaum Licht boten. Die einzige
Lichtquelle war somit eine alte Glühbirne. Ihre Leuchtkraft war so schwach,
dass das Licht Mühe zu haben schien, überhaupt die Ecken zu erreichen. Sie hing weit
oben. Wenn sie einmal ausging, würde wohl niemand sich die Mühe machen, sie zu
wechseln.

Die Tür- und Fenstergewände waren noch in ihrem spätgotischen Stil
erhalten geblieben. Hat man das Ende der Treppen erreicht, so sah man einige
Meter entfernt ein weiteres Holztor. Da dieser hintere Teil des Kellers von der
Dunkelheit verschlungen wurde, wagte ich es nicht zu diesem Tor zu gehen. Also
wurden die Lebensmittel geschnappt, um diesen mir nicht ganz geheueren Ort
wieder zu verlassen. Ich fragte einmal meine Oma, was sich hinter dem Tor weiter
hinten im Keller befindet. Sie schaute mich erbost an und sagte mir, niemals
hinter diese Tür zu gehen. Dort sei ein ungesicherter Brunnen, in den schon ein
Junge hineingefallen war und erst Tage später tot geborgen worden war. Mehr musste
ich erstmals nicht hören. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass noch mehr
dahinter steckt.

Natürlich siegte irgendwann Neugier
über Angst. Ich wagte mich immer etwas weiter vor. Starrte manchmal ins Dunkel
und bewegte mich schließlich in Richtung des alten Tors im Keller. Die Luft
schien immer kühler zu werden, was sich am kondensierenden Atem bemerkbar
machte.

Eine weiter seltsame Eigenschaft des Kellers war die vollständige
Abwesenheit von Geräuschen. Manchmal wurde dies nur durch ein leichtes Kratzen unterbrochen.
Meine Oma sagte mir, dass einfach etwas von dem alten Gestein herunterbröckeln
würde, aber es auch nicht auszuschließen sei, dass sich Ratten ihren Weg durch
die Wände bahnen. Ich stand schließlich direkt vor dem Tor und warf einen kurzen
Blick zurück. Das schwache Licht der Lampe war nur noch schemenhaft wie durch
einen Tunnel wahrzunehmen.

Ich drückte langsam die Türklinke nach unten, welche
sich aber kaum bewegte. Schließlich gab sie mit einem Rück und einem lauten
Knarren nach. Doch das Tor war verschlossen. Das zuvor immer schneller
schlagende Herz beruhigte sich allmählich wieder.

Plötzlich hörte ich hinter
mir Schritte. Jemand kam die Treppen hinunter. Blitzschnell drehte ich mich um.
„Wer ist hier?“, fragte eine Stimme. Jetzt erkannte ich, dass es sich um meinen
Onkel handelte, der auch in diesem Haus wohnte. Er war erfreut mich zu sehen.
Generell war er ein lebensfroher freundlicher Mensch. Oder war er nur beruhigt,
weil er etwas Schlimmeres erwartet hatte? Er ging weiter die Treppen hinunter,
um sich seine Lebensmittel zu holen. Ganz beiläufig sagte er nur, ich solle
nicht hinter dieses Tor gehen, und fragte mich, ob da nicht ohnehin abgeschlossen
sei? „Es ist zu“, sagte ich. Dann fragte ich ihn, was denn dahinter sei, und er
erzählte mir von der Geschichte des alten Indianers Achak, aus dem Stamm der
Algonquin.

Achak war ein Krieger der Algonquin Indianer. Ein Stamm der sehr naturverbunden lebte, jedoch in seiner Existenz von
dem benachbarten Irokesen bedroht wurde. Schließlich kam es zwischen den beiden
Stämmen zu einem Krieg, dessen Höhepunkt eine Schlacht am Ottawa Fluss sein
sollte. Das besondere dieses Aufeinandertreffens war nicht die Größe der
Schlacht, oder ihr Ausgang, sondern die beispiellose Härte mit der sie geführt
wurde. Das Ritual des Skalpierens wurde normalerweise ausschließlich bei
getöteten Feinden vollzogen. Die im Blutrausch verfallenen Irokesen machten
aber auch vor Verwundeten und schließlich Frauen, Kindern und nicht am Kampf
beteiligten Alten keinen Halt mehr.

Im weiteren Verlauf wurde Achak verwundet und
schließlich von einem jungen Irokesen skalpiert und blutend seinem Schicksal
überlassen. Am nächsten Tag streiften die restlichen Überlebenden der Algonquin
durch die Felder der Gefallenen um ihre Zeremonien für die Toten abzuhalten. Achak
jedoch atmete noch und man entschied sich ein uraltes Ritual
durchzuführen. 

Das Ritual von Chuk A´me.

Die Durchführung war bei den Algonquin lange Zeit verboten, und das aus gutem
Grund. Nach der Überlieferung der Ahnen war es für einen Krieger möglich, die
Welt der Geister zu betreten, wenn er den Tod bewusst und intensiv erlebte und so
als unbesiegbarer Krieger zurückkehren konnte, um seine Feinde zu besiegen. So
wurde er am Boden einer Höhle festgeschnallt, seine Bauchdecke geöffnet und zusammen
mit einigen Raben eingesperrt. Mit Einbruch der Nacht begannen die Raben sich
einen seinen Eingeweiden zu laben. Er starb noch vor Sonnenaufgang. Für Krieger
war damit an und für sich eine große Ehre verbunden. Jedoch nur wenn sie auch
ihren Auftrag als Geist erfüllten, nämlich die Ausrottung der Feinde. Durch den
Einfall der ersten Europäer wurden allerdings viele der Irokesen vernichtet.
Durch den Großen Frieden von Montreal kehrte Ruhe ein und die Algonquin kehrten
zu ihrem friedlichen Lebensstil zurück. Achak geriet in Vergessenheit.

Deshalb, so sagte mein Onkel, ist
sein Geist dazu verdammt, durch die Welt zu wandern, und er hat sich diesen Teil
des Kellers ausgewählt, um seine Ruhe vor den Lebenden zu haben. Bei einer
Begegnung mit ihm kann es zwei Konsequenzen geben. Er würde einem eine Frage
stellen oder dich um einen Gefallen bitten. War man ein schlechter Mensch, so konnte
man die Frage nicht beantworten, und er würde nicht zögern, den Eindringling zu
skalpieren. Erweist man sich jedoch als mutig und gut, so würde er einem sein
Indianermesser schenken. Es sei aber besser, die moralischen Maßstäbe eines
Indianergeistes nicht auf die Probe zu stellen. Mit diesen Worten verschwand
mein Onkel wieder und auch ich hatte keine Lust noch eine Sekunde länger hier
unten zu bleiben.

Es vergingen ein paar Tage und ich
dachte kaum noch an die Geschichte von Achak und mochte auch nicht so recht
glauben, dass sich ein Indianer hier her verirrt hatte. Mein Onkel war ein begeisterter
Leser der Geschichten von Karl May, besonders mochte er natürlich die Abenteuer des
Winnetous. Wahrscheinlich hat er mir deshalb eine Geschichte über einen
Indianer erzählt. Das wäre eine Erklärung.

Aber etwas befand sich hier unten.
Als ich wieder in den Keller ging schreckte ich ganz kurz auf, denn ich hörte
Schritte, die allerdings von der anderen Seite des Tors kamen. Schließlich wurde
es wieder ruhig und ich verharrte noch ein paar Minuten so. Ich beschloss es
noch einmal zu probieren das Tor zu öffnen. Wieder schnellte der Griff mit
einem lauten quietschenden Geräusch nach unten. Mir schossen das Bild des
Indianers und das des toten Jungen im Brunnen durch den Kopf. Meinen ganzen Mut
musste ich sammeln, um die schwere Tür aufzuschieben.

Vor mir tat sich ein
riesiger Raum auf mit denselben Mauerbögen im gotischen Stil. Es war so dunkel
das man seine Füße nicht mehr sehen konnte, obwohl auch hier sich zwei Fenster
befanden, die aber wieder durch ihre geschlossenen Fensterläden kaum einen
Lichtstrahl durchließen. Es zog mich noch tiefer hinein. Weit hinten an der
dunkelsten Stelle, konnte ich dann das vorfinden was ich eigentlich nicht
finden wollte. Da war tatsächlich ein Brunnen. Durch die Dunkelheit konnte man
den Rand kaum erkennen.

Es gab kein Geländer oder so etwas, sodass tatsächlich
die Gefahr bestand hineinzufallen wenn man sich zu weit vorwagte. Jetzt war ich
allerdings schon so weit gekommen und ich wollte wenigstens einen kurzen Blick
riskieren. Ich beugte mich vorsichtig vor und es tat sich ein tiefer Schlund
Dunkelheit vor mir auf. Langsam richtetet ich mich wieder auf und schloss die
Augen um ein tief durchzuatmen. Die Luft war modrig. Es fühlte sich irgendwie
nicht wie Luft an die man hier atmete. Als ich meine Augen wieder öffnete fiel
mein Blick auf einen kleinen Stein welcher in der Nähe lag. Ich hob in auf und
warf ihn in den Schacht um zu wissen wie tief er sei. Es dauerte fast zwei
Sekunden bis man den Aufprall hören konnte, gefolgt von einem leisen Echo. Er
musste 15 bis 20 Meter tief sein und ausgetrocknet, dachte ich. Fasziniert von
dem Echo beugte ich mich noch einmal vor und versuchte etwas zu sagen. Mehr als
ein einfaches „Hallo“ fiel mir allerdings nicht ein.

Aber das Echo sagte nur „HILF
MIR“.

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