Der Handschlag eines Monsters
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Kanntet ihr jemals jemanden, der angeblich oder sogar nachweislich schreckliche Dinge getan hat und bei dem ihr so etwas niemals erwartet hättet?
Statistisch gesehen geben wir mindestens ein Mal in unserem Leben einer Person die Hand, die schon einmal jemanden getötet hat. Mit dieser Tatsache im Hinterkopf, kann es also sein, dass wie an diesem Tag, in diesem schicksalhaften Moment, alles Glück der Welt auf unserer Seite hatten, weil wir einem Mörder begegneten und überlebten.
Ich war 8 Jahre lang als ABC-Abwehrunteroffizier in einer Stadt mit Namen Höxter stationiert. Der Ort liegt direkt an der Weser und ist geografisch gesehen ziemlich mittig in Deutschland. Mitten im Weserbergland, umgeben von grünen Hügeln war es ein wunderschöner Ort, den ich dort meine Heimat nennen durfte.
Mit der Zeit lernte ich, dass die Präferenzen bei sportlicher Betätigung in unserer Kompanie recht einfach eingeteilt werden konnte. Da gab es die Teamspieler, die fast ausnahmslos Teamsportarten betrieben – allem voran natürlich Fußball und Volleyball und dabei grundsätzlich sehr viel Wert auf den wettkämpferischen Aspekt legten. Dann gab es die Bodybuilder, die jede Gelegenheit genutzt haben im Kraftraum Eisen zu stemmen und die „Kardiologen“. Das waren im Prinzip all die, die nicht in eine der beiden anderen Kategorien passten. Hauptsächlich Jogger, Marathonläufer, Milfit- also Militärfitnessläufer, die ihre Strecken mit vollem Gepäck und Schutzweste liefen und so weiter.
Ich mag kein Fußball und unser Kraftraum war so klein, dass kaum ein ganzer Trupp darin Platz hatte, also schloss ich mich den Läufern an. Ich begann wie üblich mit den vorgegebenen und empfohlenen Strecken, entwickelte aber über die Zeit meine eigenen Laufstrecken basierend auf meiner Stimmung und meiner Tagesform. Die Strecken reichten von einfach und eher kurz mit ebenerdiger Streckenführung bis manchmal 17 Kilometer Länge mit mehreren Hügeln und Bergen dazwischen. Im Grunde genommen hatte ich also für jede Stimmung und Tagesform eine geeignete Laufstrecke parat. An einem Tag im – Ich glaube es war Juni war ich auf einer meiner längeren Laufstrecken unterwegs. Ich hatte mir die Hügel und Berge gespart, aber mir trotzdem eine recht lange Strecke von 14 Kilometern ausgesucht. Die Strecke führte von der Kaserne aus durch die Stadt bis ins nächste Dorf, ein Ort namens Bosseborn und von dort wieder zurück.
Dort kam ich an einem der Hausbesitzer vorbei. Wir grüßten uns und ich lief natürlich ganz normal weiter. Als ich auf derselben Strecke kurze Zeit später wieder am selben Haus vorbeikam, war der Mann immer noch draußen und nutzte die Gelegenheit, ein kurzes Gespräch anzufangen. Er bemerkte meinen Dialekt und erkannte daran, dass ich nicht aus der Region stammte. Er begann mit von der Umgebung zu erzählen und mir Orte zu empfehlen, die ich in meiner Freizeit besichtigen konnte. Wir unterhielten uns eine Weile, bevor ich meinen Lauf fortsetzte. Über die Jahre nahm ich natürlich diese Strecke öfter mal und kam dadurch auch ab und zu wieder mit dem Mann ins Gespräch, wenn wir uns mal sahen. Wetter, wie die Woche so lief und anderer Smalltalk war dabei aber auch schon so ziemlich alles. Er stellte sich als Willi vor und ließ durchblicken, dass er verheiratet war. Er war ein ziemlich netter Kerl, schien ein wenig…langsam zu sein – nicht geistig behindert per se, aber eben auch nicht ganz auf der Höhe, um es mal so zu sagen. Aber er war ein scheinbar ehrlicher Kerl und ziemlich sympathisch. Sein Haus war jetzt nicht gerade mein Geschmack – es schien in einem nicht supergut gepflegten Zustand zu sein, was aber aufgrund seiner etwas langsameren Art nicht sonderlich überraschend war. Immerhin hatte er aber ein eigenes Haus.
Als die Zeit verging und meine reguläre Entlassung aus dem Dienst der Bundeswehr anstand entscheid ich mich die Laufstrecke an Willis Haus vorbei etwas häufiger zu frequentieren um vielleicht eine Chance zu bekommen mich zu verabschieden. Ich bin ihm aber nicht mehr begegnet und um an seine Tür zu klopfen war einfach absurd. Ich meine, wir kannten uns nicht wirklich. Die paar Smalltalks und das Austauschen der Namen war nun wirklich nicht genug, um irgendwelches Aufhebens um meine Entlassung zu machen. Also verließ ich die Bundeswehr und meine militärische Heimat, um ab Oktober 2015 Sozialwissenschaften in Berlin zu studieren.
Nach meinem ersten Semester bemerkte ich, dass des Öfteren in Gesprächen, die ich nebenbei mitbekam immer mal wieder der Ort Höxter genannt wurde. Ich habe mir nicht sonderlich viel dabei gedacht, bis der Name immer öfter fiel. Ich dachte zunächst, ich würde den Namen nur dauernd aufschnappen, weil ich mit ihm eine gewisse Nostalgie verband. Ich hatte tatsächlich ziemliche Probleme mich wieder in das Zivilleben einzugliedern, ganz besonders beim eher unstrukturierten Tagesablauf eines Studenten. Als ich dann meine Familie besuchen fuhr, fragte mich meine Mutter, ob ich schon gehört hatte, was passiert war. Natürlich sprach auch sie von Höxter. Ich schaue kein Fern, höre Radio oder lese Zeitung oder sowas. Ich bin also grundsätzlich nie wirklich auf dem Laufenden. Meine Mutter erzählte mir von einem Verbrechen, das in der Nähe meiner Kaserne verübt wurde und bei dem mehrere Menschen zu Tode kamen. Als sie mir Bilder vom Tatort zeigte, blickte ich direkt auf Willis Haus. Mir wurde regelrecht schlecht. Meine Mutter erkannte sofort, dass ich das Haus wiedererkannte. Ich dachte, dass irgendjemand Willi und seine Frau getötet hatte und wollte nicht glauben, dass jemand diesen netten, harmlosen Kerl und seine Frau umbringen würde. Ungläubig schnappte ich mir die Zeitung und mit jedem Wort das ich las wurde mir schlechter und schlechter. Aber aus einem anderen Grund als ich erst annahm.
Willi war nicht tot. Er und seine Frau waren die Mörder! Mindestens zwei Frauen wurden von ihnen über Wochen und Monate hin zu Tode gefoltert. Mehrere weitere Frauen konnten wohl fliehen, oder wurden gehen gelassen. Trotzdem ging scheinbar nie eine von ihnen zur Polizei aus Angst vor dem was Willi und seine Frau aus Rache womöglich tun würden. Willi und seine Frau waren totale Psychopathen. Willi selbst war scheinbar der Drahtzieher. Und seine Frau gehorchte angeblich rein aus purer Angst. Trotzdem hatte sie so einige aktive Teilnahme beigesteuert. Zusammen lockten sie Frauen in ihr Haus, nur um sie zu foltern und zu töten. Das einzige, das sie in ihren Opfern suchten war, dass sie alleine waren. Keine Freunde oder Familie, damit niemand sie vermissen oder sogar nach ihnen suchen würde. Willi brachte die Frauen sogar dazu, Abschiedsbriefe zu schreiben, die von Selbstmord reden und sie an eventuell doch existierende Freunde und Verwandte zu schicken. Stellt euch vor, Ihr werdet von eurem Peiniger zu so etwas gezwungen! Willis Ziel war es letztendlich seine Opfer tatsächlich so lange zu foltern, bis sie sich lieber wirklich selbst töten würden, anstatt seine Folter noch länger zu ertragen! Der Tod sollte eine Erlösung sein! Dieser Kerl war…Ich meine…ich habe eine Menge schrecklicher Dinge erlebt und gesehen, aber was er getan hatte war auf einem ganz anderen Level. Er hat eine der Leichen entsorgt, indem er die Leichenteile im Ofen verbrannte und zurückgebliebene Knochenfragmente und Zähne tatsächlich mit einem Hammer zermalmte um keine Identifizierbaren Beweismittel zurückzulassen. Mit jedem Stück Information wurde es verstörender. Ich habe einem echten Monster die Hand geschüttelt…
Basierend auf der Wahl seiner Opfer war ich selbst zwar nicht in echter Gefahr – ich war männlich, körperlich sehr fit und kräftig und hätte er mich gefangen gehalten, wären eine Menge Leute mich suchen gekommen – aber nur der Gedanke daran, mit was für einem…Menschen ich da diese netten Unterhaltungen hatte…direkt vor diesem Haus…Und damals zu genau dieser Zeit hatte er tatsächlich diese eine Frau darin gefangen. Angekettet im oberen Stockwerk oder im Keller während wir draußen miteinander sprachen und ich hatte keine Ahnung – konnte nicht helfen. Wenn ich daran denke, wird mir heute noch schlecht.
Willi, beziehungsweise Wilfried wurde zu 11 Jahren verurteilt. Seine Frau zu 13. Da bei Willi ein IQ von 59 festgestellt wurde ist er nach deutschem Recht als nicht zurechnungs- und damit nicht schuldfähig eingestuft worden. Er wurde in die Forensische Psychiatrie eingewiesen. Seine Frau bekam für ihre aktive Beteiligung 13 Jahre, weil sie alles gestand und mit der Polizei kooperierte. Die Staatsanwaltschaft forderte lebenslange Haft für beide und basierend auf dem was ich über die Folter und die tatsächliche Planung und Kaltschnäuzigkeit die es braucht, Leute zum Schreiben ihrer eigenen Selbstmordbriefe zu zwingen gelesen habe…Ich selbst zweifle an der Diagnose der Unzurechnungsfähigkeit…ich würde dieses Monster am liebsten den Rest seines Lebens weggesperrt wissen. Ironischerweise hätte ich ihm damals noch das exakte Gegenteil gewünscht, falls wir uns vor meiner Entlassung noch einmal getroffen hätten.
Hätte ich damals doch an seine Tür geklopft…wer weis, vielleicht hätte er geöffnet…vielleicht hätte ich die Schreie der gefolterten Frau hören können, wenn sie versucht hätte meine Aufmerksamkeit zu erregen…und vielleicht hätte ich etwas tun können. Vielleicht hätte ich dieses Monster früher aufhalten können…ein Leben retten…Vielleicht war es aber auch Glück für mich, dass ich aber genau das nicht getan habe.