ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Ich habe bisher noch niemanden davon
erzählt … aber manche Sachen in meinem Leben kommen immer wieder.
Ich glaube ich habe sie schon mal erlebt. Natürlich geht es
wahrscheinlich jedem mal so. Aber manche dieser Déjà-vus
sind so häufig, dass ich es nicht mal mehr zählen kann. Als wäre
ich in einer endlosen Schleife von Wiederholungen gefangen. Es sind
immer wieder die gleichen. Als hätte jemand mein Gedächtnis
gelöscht, wieder und wieder, dabei aber diese paar kleinen Dinge
niemals ganz erwischt. Und dieser jemand zwingt mich immer wieder das
selbe zu tun.
Ich habe dabei ein bestimmtes Gefühl,
meistens irgendwie flau und unnatürlich. Mit jedem mal wird es
stärker und unangenehmer. Ich kann mich nie genau an die Situation
erinnern. Es ist kann auftreten, wenn jemand etwas bestimmtes sagt
oder tut. Wenn ich einen bestimmten Weg entlang gehe oder manchmal
ist es auch eine gesamte Konversation, die sich zum zwanzigsten mal
wiederholt.
Meistens versuche ich mir darüber
keine Gedanken zu machen. Ich schiebe die Gefühle so schnell wie
möglich weg. Aber niemals weit … Sie lauern in den hintersten
Ecken meines Kopfes und warten darauf hervor zu springen.
Vielleicht hat das etwas mit den
Impulsen zu tun, die manchmal kommen. Ich bin ein sozialer und
hilfsbereiter Mensch. Ich mag Tiere und Kinder und ich glaube die
meisten meiner Freunde halten mich für lieb und nett. Aber manchmal
denke ich an bestimmte Handlungen, die nicht richtig sind. Ich stehe
mit einem Küchenmesser in der Hand hinter einem Freund und stelle
mir vor was passieren würde, wenn ich zusteche. Oder wenn ich den
Hals meiner Katze umdrehe, die sich schnurrend auf meinem Schoß
einrollt. Oder jemandem einen kleinen Schubs gebe, der an einem
Abgrund steht, oder auch einfach selbst springe.
Dabei wird mir jedes mal übel. Ich
muss mich tatsächlich dagegen wehren. Ich hasse es. Aus Angst
versuche ich mich möglichst schnell aus dieser potentiellen
Situation zu befreien. Lege das Messer aus meiner Hand, scheuche
meinen Kater weg, entferne mich so weit wie möglich von dem
Abgrund..
Das Gefühl bei diesen beiden komischen
Sachen ist ähnlich. Eine Ohnmacht, die den Magen zusammenzieht und
die Hände klamm werden lässt. Die dafür sorgt, dass ich denke, ich
sei nicht ich selbst. Ich habe Angst.
Oft schaffe ich es Monate lang nicht
darüber nachzudenken. Die Situationen im gleichen Augenblick zu
ignorieren und zu verdrängen. Sie einfach zu übergehen. Bis zu
einem Tag.
Mein Freund erzählte mir einen Witz,
den ich noch nicht kannte. Doch ich kannte ihn. Ich lachte und sagte
das was ich auch letztes mal sagte. Er antwortete daraufhin was er
letztes mal sagte. Und wir kamen zu genau dem gleichen Schluss wie
letztes mal. Und dabei dieses eine, bestimmte Gefühl. Wie ein Jucken
in der Mitte meines Hirns. Ein flaues, ungreifbares Drücken, das
meinen Körper lähmte. Ich wollte es wie immer übergehen, aber eine
Sache war diesmal anders. Im Augenwinkel sah ich einen dunkel-lilanen
Schatten, der bedrohlich hinter meinem Freund aufragte. Er stand ein
paar Meter weit weg. Doch bevor ich genau hinsehen konnte verschwand
er. Das war jetzt nicht mehr so leicht zu übergehen. Wobei ich es
mit allen Mitteln versuchte.
Am nächsten Tag bereitete ich gerade
das Essen zu. Als ich in der Küche einen Topf mit kochendem Wasser
abgießen wollte kam mein Freund nach Hause und trat in den Raum um
hallo zu sagen. Der Impuls kam. Wieso schütte ich das kochende
Wasser nicht in sein Gesicht? Was würde passieren? Wird die Haut nur
rot oder schält sie sich direkt ab? Wirft sie blasen? Wird er
schreien oder direkt bewusstlos? Die gewohnte Übelkeit machte
sich breit und eine Unsicherheit die mich an mir zweifeln ließ. Mein
Magen drehte sich um und schrumpfte zusammen, während meine Beine
nachgaben. Als ich versuchte das alles wegzuschieben sah ich ihn
wieder. Das Lila war intensiver. Er stand etwas näher und ich meinte
die Silhouette einer beinahe menschlichen Gestalt darin zu
erkennen… und sie nickte mir zu. So schnell ich konnte schüttete
ich das Wasser in die Spüle und bekam durch die Hektik dabei selbst
ein paar Tropfen des kochenden Wassers auf meine Arme. Mein Freund
lachte aufgrund meiner „niedlichen“ Ungeschicklichkeit und gab
mir einen Kuss auf die Wange. Ich versuchte zu lächeln. Als ich mich
wieder umdrehte war der Lilane weg.
Die nächsten Tage wurde ich immer
nervöser. Schreckhaft und ruhelos. Meine Familie und Freunde machten
sich Sorgen, aber ich sagte es liege an der stressigen Arbeit. Viel
zu tun und ich wüsste nicht, ob ich alles schaffe. Sie redeten mir
Mut zu und versuchten mich zu beruhigen.
Mit meiner besten Freundin wartete ich
gerade auf die Bahn, als sie mir sagte, ich werde das alles schaffen
und dass es besser wird. Da hörte ich den nahenden Zug. Wie sieht
es wohl aus wenn jemand von einem Zug erfasst wird? Zerplatzt er wie
eine Fliege an der Windschutzscheibe oder rutscht er runter und wird
von den Rädern zerteilt? Wie sehen diese abgetrennten Gliedmaßen
dann wohl aus? Sieht man den Knochen oder nur das Fleisch? Spritzt
das Blut oder sickert es andächtig in den Boden?
Über meine Wahrnehmung legte sich ein betäubendes, graues Rauschen und
ich merkte wie mich Schwindel ergriff. Diese Worte stachen in mein
Hirn und sie waren glühend heiß. Ich musste nicht lang warten, da
stand der Lilane direkt hinter ihr. Immer noch als Silhouette aber
diesmal viel klarer. Seine Hand ruhte auf der Schulter meiner
Freundin und sein Kopf war in meine Richtung gedreht. Wieder nickte
er. Schlagartig drehte ich mich um, kniff die Augen zusammen, krümmte
meinen Oberkörper leicht nach vorn, während ich mir an den Kopf
griff. Irgendwie wollte ich so verhindern, dass er etwas tut, das ich
nicht will. Ich versuchte mich auf irgendetwas anderes zu
konzentrieren. Denk an Hundebabys, denk an Blumenwiesen, denk an
irgendetwas anderes. Meine Freundin war verständlicher Weise recht
irritiert und fragte ob sie etwas falsches gesagt habe. Ich drehte
mich wieder um und sah den Lilanen gerade noch verschwinden. Er löste
sich in eine Art Nebel auf und verschmolz mit der Umgebung. Schnell
erwiderte ich, dass ich nur das Gefühl hatte niesen zu müssen und
mich deshalb vorsorglich wegdrehen wollte. Sie glaubte mir.
Selbstverständlich wurde die Anspannung und die Nervosität schlimmer. Ich konnte kaum
noch schlafen und welzte mich im Bett nur hin und her. Um nicht immer
an diese Gestalt denken zu müssen setzte ich mich an meinen PC. Das
kalte, weiße Licht des Bildschirms durchflutete mein schwarzes
Wohnzimmer. Als ich da saß und überlegte auf welcher Seite ich mich
am besten ablenken könnte stach mir wieder dieses Déjà-vu-Gefühl
in die Brust. Es war diesmal einer dieser eher undeutlichen Momente.
Während ich tippte, wusste ich, dass ich jetzt normalerweise immer
„Déjà-vu“
in die Suchleiste eingegeben habe. Ich rieb mir die Augen. Das lilane
Leuchten war im Begriff zu verschwinden, als ich meine Hände runter
nahm. Er war offenbar wieder da. Nachdem ich las, was ich auch
letztes mal über diesen Begriff las, lehnte ich mich zurück und
versuchte meinen Frieden mit diesem Gefühl der Flauheit zu finden,
das natürlich wieder da war. „Immerhin besser als die Impulse.“,
dachte ich mir und merkte, dass ich schon wesentlich ruhiger damit
umgehen konnte. Vielleicht war das alles auch nicht so schlimm, wie
ich die gesamte Zeit angenommen hatte. Ich schaltete meinen Rechner
aus und ging ins Bett. Dabei gelang es mir sogar einige Stunden
Schlaf zu finden.
Ich fühlte mich, als sei ich auf dem Weg der Besserung.
Wesentlich besser gelaunt fuhr ich am nächsten morgen zur Arbeit. Natürlich
war ich etwas übermüdet, aber ich hatte einen vorsichtigen
Optimismus. Im Auto nippte ich an meinem Thermo-Becher mit heißem
Kaffee. Aus der Ferne sah ich einen Schulbus auf
der Gegenspur, der voll besetzt und auf dem Weg zur Schule war. Wie
sieht es wohl aus, wenn dreißig unangeschnallte Kinder durch einen
Bus gewirbelt werden? Durchschlagen sie die Scheiben oder prallen sie
nur dagegen? Wenn sie sie durchschlagen, machen sie das am Stück
oder nur in Teilen? Wenn sie mit voller Wucht gegeneinander
klatschen, können ihre Schädel dann bersten? Wie viele könnten
überleben? Kotzen sie, wenn sie die verstümmelten, zerfetzen
Leichen der Mitschüler sehen? Kreischen und heulen Kinder anders,
wenn sie WIRKLICH Schmerzen haben?
Ohnmacht
überkam mich als ich meinen Kaffeebecher in den Fußraum fallen
ließ. Der Lilane saß auf meinem Beifahrersitz und schaute mich mit
seinem leeren Gesicht an. Er griff nach meinem Arm, der das Lenkrad
verkrampft und mit aller Macht festhielt. Dann zog er daran. Ich
konnte nur beobachten wie ich mein Auto langsam auf die Gegenspur
führte und dabei frontal auf den Bus zuhielt. Mein Bewusstsein hing
in Fetzen an mir herab, als die gedämpften Töne von Hupen und
Schreien an meiner Wahrnehmung kratzten. Dabei empfand ich einen
inneren Frieden, der mir noch nie zuteil wurde. Die
Sekundenbruchteile waren wie ein ganzes Leben in dem ich mich befand.
Und zum ersten mal verstand ich, dass der Lilane der einzig wahre
Freund ist, den ich habe. Nichts ist echt. In meinem Leben gab es bis
zu diesem Moment nicht eine Wahrheit. Aber hier ist sie. Sie rast im
wahrsten Sinne des Wortes auf mich zu. Meine Mimik entspannt sich und
ich nehme die Hände vom Lenkrad. Der Busfahrer versucht mir
auszuweichen und prallt stattdessen in eine Häuserwand. Wie von
selbst und gehüllt in einen beruhigenden, fliederfarbenen Schein
trete ich auf die Bremse und steige aus um zu beobachten was
geschieht. Während ich sehe wie die verzerrten, verdrehten Leiber
der Kinder in den unnatürlichsten Weisen zerfleddert werden, ist
nichts mehr da. Kein Jucken, keine Übelkeit, kein Schwindel. Nur die
tiefgehende Gewissheit das Richtige getan zu haben. Der Lilane ist
jetzt eins mit mir. Der einzig wahre Freund.
Meine
Sicherheit wurde jäh unterbrochen. Da war es wieder. Das flaue
Wissen eines Déjà-vus.
Es war noch nicht so stark wie die meisten anderen, aber es war
definitiv da. Kurz zweifelte ich, während ich meine Augen schloss
und auf die Knie sank. Dann wurde es schwarz. Es gab keine Farben,
keine Gefühle, keine Empfindungen. Ich löste mich auf im absoluten Nichts.
Ich
habe bisher noch niemanden davon erzählt … aber manche Sachen in
meinem Leben kommen immer wieder. Ich glaube ich habe sie schon mal
erlebt…