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Die Dunkelheit II

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

… Jetzt öffnete sie die Tür zum Zimmer ihres Sohnes, doch anstatt, dass das Licht aus dem Flur wie in einer Rampe auf den Boden des Zimmerchens fiel… wurde es im Flur plötzlich dunkel.

Sie versuchte, nicht panisch zu werden. Irgendeine logische Erklärung musste es doch dafür geben. Aber was für eine? Sie wusste sich nicht anders zu helfen, als so leise wie möglich die Tür wieder zu schließen. Würde sie die Dunkelheit da drinnen einsperren können? Langsam schloss sie die Tür zum Zimmer ihres Sohnes. Sobald sie zu war, flackerten die Lampen im Flur. Doch der Flur wurde nicht sofort wieder erhellt. Es wirkte fast, als müssen die Lampen mit einer ungeheuren Kraftanstrengung die Dunkelheit fortschieben. Sie hatte Angst. Sie wollte es nicht zugeben, aber sie hatte Angst. Sie versuchte, nicht weiter darüber nachzudenken und ging wieder ins Bett. Doch schlafen konnte sie kaum.

Auch am nächsten Morgen war die Dunkelheit verstörender Weise nicht völlig verschwunden. Kaum merklich lag ein Hauch von nicht zuzuordnendem Schatten über dem Zimmer ihres Sohnes. Oder bildete sie sich das ein? Dem Kleinen schien es nicht aufzufallen. Wie sie versprochen hatte besorgte sie eine neue Glühbirne für die Nachttischlampe und als sie diese am Abend gemeinsam mit ihrem Sohn eingebaut hatte und die Lampe anschaltete, schien alles wieder in Ordnung zu sein.

Aber irgendwie hatte sie das Gefühl, dass diese Lampe nicht so hell leuchtete, wie sie es zuvor immer getan hatte. Vielleicht war die neue Birne einfach schwächer, als die alte es gewesen war.

Als Kind hatte sie große Angst vor der Dunkelheit gehabt. Und auch jetzt, da sie es eigentlich besser wissen müsste, war diese Angst nicht vollkommen verschwunden. Wahrscheinlich hing es mit ihrem Sohn zusammen.

In den nächsten Tagen konnte sie das Gefühl nicht abschütteln, dass diese seltsame Dunkelheit sich ausbreitete. Es war vollkommen absurd, nicht einmal ihrem Sohn schien es aufzufallen. Aber das Haus war dunkler als normalerweise. Immer, zu jeder Tageszeit, lagen seltsam schwere Schatten in den Zimmern. Zuerst war es nur das Zimmer ihres Sohnes gewesen, doch über den Flur breitete es sich langsam über das ganze Haus aus.

Zuerst wurde es nur dunkler. Dunkler und immer dunkler. Sie war so fixiert auf die Dunkelheit, die ihr langsam den Verstand zu rauben begann, dass sie es anfangs gar nicht bemerkte, als die Farben verschwanden. Aber sie taten es. Alles wurde dunkel. Und alles wurde grau.

Sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Ihr Sohn schien es nicht zu sehen. Ihm ging es gut, das war das Wichtigste. Sie durfte nicht zulassen, dass er wieder Angst bekam. Sie sprach nicht über die Dunkelheit, sie sprach nicht über die Farblosigkeit. Nach und nach wurde es immer schlimmer. Bis sie schließlich jeden Tag aufstand und sich fühlte, als stünde sie in einem nebligen Wald im Nieselregen.

Es wurde kälter. Sie fror. Immer und immer öfter. Insgeheim begann sie sich zu fragen, ob es wirklich das Haus war, das dunkler, farbloser, kälter wurde. Das Haus, die Straßen, die Welt rund um sie herum. Oder war es sie selbst, die ihr Licht verlor, ihre Farbe, ihre Wärme?

Sie konnte ihren Sohn nicht mehr ansehen. Sie versuchte, es ihn nicht merken zu lassen, doch jedes Mal, wenn sie ihn ansah, wurde es dunkler. Jedes Mal, wenn sie seine Stimme hörte, wurde es ein Wenig grauer um sie herum. Jedes Mal, wenn sie ihn berührte, wurde es kälter.

Aber es konnte doch nicht an ihm liegen. Es konnte einfach nicht. Es war nicht seine Schuld. Er hatte nichts getan. Es war ihre Schuld. Ihre ganz allein.

Sie wusste, dass die Dunkelheit gekommen war, um sie zu holen. Sie wusste, dass es ihre Schuld war. Die Dunkelheit begann, zu ihr zu sprechen. In der Nacht, wenn sie nicht schlafen konnte. Die Schatten flüsterten ihr zu: „Du bist schuld. Es ist deine Schuld. Das Kind ist die Dunkelheit. Es ist aus der Dunkelheit gekommen. Und die Dunkelheit ist mit ihm gekommen. Gekommen, weil du sie hereingelassen hast. Du hast uns hereingelassen. Du hast ihn hereingelassen. Du bist schuld.“

Sie weinte. Viel, aber immer leise. Sie hatte schon immer stumm geweint, sogar als Kind. Endlich hatte die Welt um sie herum auch noch begonnen, immer leiser zu werden. Sie hörte die Geräusche immer weniger. Nur die flüsternden Stimmen aus der Dunkelheit, aus den Schatten, aus dem Nebel waren noch da.

Sie konnte zuschauen, wie ihre Hände taub wurden. Ihr war kalt. Sie hatte Angst. Solche Angst, wie noch nie in ihrem Leben. Oder beinahe noch nie. Und sie wusste, dass es ihre Schuld war.

Irgendwann hielt sie es einfach nicht mehr aus. Sie wusste, dass der Tag nicht mehr weit entfernt war. Der Tag, an dem diese fürchterliche Dunkelheit endlich das bekommen würde, was sie immer gewollt hatte.

 

Und eines Tages ging sie in die Dunkelheit hinein. Doch sie kam nicht zurück. Ich sah nicht, wie sie ging. Ich sah nur, dass sie weg war. Ich sah, dass die Dunkelheit sie verschlugen hatte. Sie mitgenommen hatte. Und ich wusste, dass sie nie wieder zurückkommen würde.

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Ein Kommentar

  1. Vor drei Jahren habe ich den ersten Teil geschrieben. Damals haben ein paar Leser sich eine Fortsetzung gewünscht. Falls der zweite Teil euch auch so gefällt, wie der erste, habe ich noch einen dritten geplant. Aber es wird sich noch zeigen, ob das hier überhaupt so positive Kritik erntet, wie der erste Teil.

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