ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Diese Geschichte ist wahr.
Seit frühester Kindheit bin ich in der Lage, Dinge zu sehen und wahrzunehmen, die andere nicht bemerken. Ich habe gelernt, darüber zu schweigen, und die meisten Phänomene sind für mich zur Normalität geworden.
Doch jetzt breche ich mein Schweigen, denn es gibt ein Ereignis, ein einziges, bei dem ich mir wünschen würde, diese Fähigkeit nicht zu haben, und von genau diesem möchte ich nun erzählen.
Geister sind real.
Das weiß ich, weil ich bereits mit einigen von ihnen in Kontakt kam. Natürlich nicht mit irgendwelchen Séancen oder ähnlichem esoterischem Zeugs – nein, sie sind einfach da.
Ich weiß nicht, nach welchen Regeln sie sich irgendwo aufhalten oder ob sie überhaupt Gesetzen unterliegen. Man darf sie sich nicht wie in Fernsehsendungen wie „Ghostwhisperer“ vorstellen, wo sie die Seelen der Toten verkörpern und die Protagonistin sie ins Licht führen muss, denn in unserer Wirklichkeit sind sie ganz anders.
Um ehrlich zu sein: ich habe Angst vor ihnen.
Vielleicht liegt das daran, dass sie physisch irgendwie nicht existent sind. Wenn sich ein Problem anpacken lässt, fürchte ich mich nicht davor. Der zwei Köpfe größere Schultyrann hat auch aufgehört, mich zu belästigen, nachdem ich in seine… nun ja… empfindlichen Regionen getreten habe.
Aber bei Geistern funktioniert das nicht. Wie wird man sie los?
In der Schule spukte damals auch so einer herum. Er war kein größeres Problem für mich, denn ich hielt mich dort ja nur tagsüber auf und war von anderen Menschen umgeben. Außerdem hat er nie wirklich uns Lebende belästigt, sondern nur eine Menge Unfug angestellt.
Seine Präsenz konnte ich zumeist nur spüren, aber sehr selten auch sehen, und wenn, dann bloß als verschwommenen Schemen. Mit ganz viel Mühe und Phantasie hätte man vielleicht einen Kopf und einen Rumpf unterscheiden können.
Immer, wenn er da war, wusste ich, dass bald irgendetwas geschehen würde. Und tatsächlich: Federmappen fielen von den Tischen, obgleich keine Hand an sie gelegt wurde, Türen gingen von alleine auf oder schlugen mit einem lauten Knall zu, auch wenn kein Luftzug durch die Korridore wehte, und die Tafeln krachten in ihren Schienen herab, obwohl die Stahlseile keinerlei Schäden aufwiesen.
Alle diese Sachen geschahen nicht nur in unserem Klassenraum, sondern in allen. Vor allem die herabfallenden Tafeln waren immer im ganzen Stockwerk und dem darunter liegenden zu hören. Wenn so was geschah, wurden die Lehrer meistens etwas nervös, die Schüler jedoch machten sich lustig, sobald sie den ersten Schreck überwunden hatten.
Zu Anfang blickte ich immer in die Richtung, in der ich seine Präsenz spürte, und konnte zuschauen, wie sich die Gegenstände entgegen der Physik bewegten, doch irgendwann fing ich an, in die entgegengesetzte Richtung zu blicken, damit er nicht bemerkte, dass ich ihn sehen konnte. Anscheinend ging der Plan auf, denn er kam mir nie näher als den anderen Schülern auch.
Bis zu diesem Tag.
Draußen tobte ein Gewitter, bei dem man meinen würde, die Welt ginge unter. Der Unruhestifter hüpfte zu dieser Zeit gerade an der Fensterfront herum. Dies war das erste und einzige Mal, dass ich sein Gesicht sehen konnte.
Während ich das Unwetter draußen beobachtete, drehte sich der Geist plötzlich ganz langsam um und sah mich an. Seine Augen blickten direkt in meine, und er verzog seinen Mund zu einem diabolischen Grinsen. Dann zuckte der nächste Blitz über den Himmel und er war plötzlich weg.
Mir lief ein Schauer über den Rücken, und ich weiß, dass ich dieses Gesicht niemals vergessen werde.
Glücklicherweise machte ich kurz darauf das Abi, und seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen.
Seltsamerweise habe ich mit diesem vermutlichen Poltergeist meinen Frieden geschlossen. Er hat mir ja nie wirklich etwas zu Leide getan und seine Streiche haben keinen verletzt.
Etwas anderes allerding war es mit dem Geist, von dem ich eigentlich erzählen wollte. Vor ihm habe ich wirklich Angst.
Dieser Geist war anders als der Poltergeist. Es war eine sie, und sie kam immer nachts, wenn es wirklich dunkel war.
Als ihre Besuche anfingen, haben meine Mutter und ich noch nicht lange in dem alten, halb verfallenen Haus auf dem Land gelebt.
Damals hatte ich noch ein Hochbett, das in einer Nische in meinem Zimmer stand und von dessen Kopfende aus man einen Großteil des Raumes überblicken konnte.
Als ich eines Nachts in eben jenem Bett lag und kurz vor dem Einschlafen war, fühlte ich es auf einmal. Jemand war ebenfalls in dem Raum und es war kein Mensch. Ich ließ die Augen geschlossen und drehte mich langsam mit dem Gesicht zur Wand, wobei ich die Decke bei der Bewegung so weit wie möglich über meinen Kopf zog. Natürlich war das eine kindliche Reaktion, doch hoffte ich, dass der Geist verschwinden würde, wenn ich so täte, als würde ich sie nicht bemerken.
Doch den Gefallen tat sie mir nicht.
In unregelmäßigen Abständen kam sie wieder. Mal war sie zwei Nächte verschwunden, dann war sie in den drei darauffolgenden wieder da.
Das Spiel zog sich lange hin und immer verkroch ich mich unter der Decke, in der Hoffnung, dass sie das Interesse verlieren würde.
Irgendwann veränderte sich das Auftreten jedoch. Sie begann mit mir zu reden. Ich verstand die Worte nicht, doch wusste ich, dass sie etwas von mir wollte, und ihre Stimme ließ mein Herz vor Furcht schneller schlagen. Trotzdem versuchte ich weiterhin, sie zu ignorieren.
Eines Nachts beging ich jedoch einen furchtbaren Fehler: ich schlug die Augen auf.
Es konnte sich nur um einen winzigen Moment gehandelt haben, bevor ich sie wieder zukniff, doch kam es mir wie eine Ewigkeit vor, und das Bild, das sich mir bot, brannte sich tief in mein Gedächtnis.
Noch nie zuvor hatte ich einen Geist so klar sehen können. Die Erscheinung war definitiv weiblich – dünn, mittelgroß und mit ewig langen, lockigen und etwas zerzausten Haaren. Ihr Gewand schien aus mehreren Schichten zu bestehen, die etwas wie ein Kleid bildeten, bei dem die Ärmel so lang waren, dass sie die Hände verdeckten. Der untere Teil ihres Körpers, etwa auf der Höhe, auf der die Füße hätten sein sollen, endete einige Zentimeter über dem Boden und verlief im Nichts.
Sie schwebte mitten im Raum, maximal einen Meter, vielleicht auch eineinhalb, von meiner Schlafstätte entfernt und ihr Gesicht war trotz des Hochbettes auf gleicher Höhe mit meinem.
Alles an ihr war in vielen, sehr hellen Grüntönen gehalten und sie leuchtete richtig.
Das Schlimme aber, das, was mir solchen Schrecken einjagte, war das Gesicht. Mund, Nase und Ohren sahen ganz normal aus; vielleicht hätte ich sie unter anderen Umständen sogar als hübsch bezeichnet. Doch die Augen…
Man stellt sich Geister immer mit toten Augen vor, weißen Pupillen vielleicht oder mit leeren Augenhöhlen. Doch dem war nicht so. Diese Augen waren lebendig, und sie waren lebendiger als bei irgendeiner vitalen Person, die ich jemals getroffen hatte. Und genau das war das Schlimme, denn ich wusste genau, dass so etwas nicht hätte sein dürfen.
Panisch zog ich die Decke wieder hoch; diesmal komplett über den Kopf. Verschreckt kauerte ich mich zusammen, doch dauerte es noch Stunden, bis ich einschlafen konnte, da mich diese Augen selbst bei geschlossenen Lidern noch zu verfolgen schienen.
Tags darauf fasste ich mir dann endlich ein Herz und erzählte meiner Mutter von der Geisterfrau. Wie zu erwarten hielt sie es allerdings für einen Scherz, und ich erwähnte sie daraufhin kein zweites Mal. Bereits als Kind schilderte ich ihr solche Phänomene, worauf sie bloß immer wieder erwiderte, dass das alles nicht real sei und ich nicht mit anderen darüber sprechen solle. Da sie sogar kurz davor war, mich deshalb zum Psychiater zu schicken, blieb ich seitdem still. Auch jetzt erzählte ich es niemand anderem weiter, da sich die Situation von damals nicht wiederholen sollte.
In den darauffolgenden Nächten kam der Geist dann wie erwartet weiterhin, und jedes Mal konnte ich den grünlichen Schein erkennen, der von ihr ausging.
Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und wollte rufen, dass ich nicht hätte und ihr nicht helfen könne, doch heraus kam nur ein Piepsen. Mehrfach wiederholte ich unter meiner Decke diese Worte in hohem Fiepton, und irgendwann schien sie dann tatsächlich weg zu sein.
In den nächsten Nächten fühlte ich sie immer noch, doch schien sie sich weiter zu entfernen, und ich gestattete mir einen Hoffnungsschimmer, dass sie bald ganz wegbliebe.
Doch Hoffnung ist ein trügerischer Freund.
An diesem einen Abend war sie glücklicherweise nicht erschienen und ich konnte einigermaßen beruhigt einschlafen. Doch ungewöhnlicherweise wachte ich mitten in der Nacht auf.
Ich wusste zuerst nicht, was mich geweckt hatte, und versuchte mich liegend zu orientieren. Dann plötzlich bemerkte ich es. Am Fußende meines Bettes fühlte ich ein Gewicht, das da nicht hätte sein sollen. Und nicht nur da, es bewegte sich auch noch! Es fühlte sich an wie eine Hand, die langsam an meinem Körper entlang hinaufkrabbelte.
Panik schnürte mir die Luft ab, während ich fühlte, wie es immer näher kam. Als es etwa die Höhe der Oberschenkel erreichte, gelang es mir endlich, ein hohes und lautes Quieken auszustoßen, worauf die Hand ruckartig weggezogen wurde.
Ich kauerte mich in die hinterste Ecke des Bettes zusammen und versuchte, die Panikattacke unter Kontrolle zu bekommen, doch wurde alles schwarz und taub und ich erwachte erst am nächsten Morgen wieder.
Als ich von der Sonne geweckt die Augen aufschlug, fielen mir wieder die Ereignisse der Nacht ein und ich erschauerte. Da ich weder eine Katze noch einen Hund hatte, die zu mir hätten hinaufklettern können, und auch niemand sonst sich im Zimmer hätte aufhalten können, musste es der Geist gewesen sein. Ein weiterer Schrecken überkam mich, als mir klar wurde, dass sie mich anfassen konnte.
Mittlerweile ist einige Zeit vergangen und ich lebe in einer eigenen Wohnung in einer anderen Stadt, in der mich nur meine gewohnten, harmlosen Nachtmahre heimsuchen.
Ab und zu jedoch besuche ich noch das elterliche Haus, und dann bekomme ich immer mein altes Zimmer zur Verfügung gestellt. Die Möbel sind heute andere, doch in der Nische steht an der selben Stelle wie zu meiner Zeit ein Bett für mich bereit.
Die Geisterfrau hat mich seit jener schlimmen Nacht nicht mehr angefasst, doch ist sie nie verschwunden. Jedes Mal, wenn ich in dem Haus übernachte, spüre ich ihre Präsenz und sehe ihr grünes Leuchten.
Jetzt, wo ich zum ersten Mal jemandem diese Erlebnisse mitgeteilt habe, ist ungewiss, was passieren wird. In einigen Wochen steht der nächste Besuch bei meinen Eltern an, und ich bin gespannt, ob ich danach noch in der Lage bin, weiterhin zu schreiben…