GeisterKreaturenMittel

Die Hexe im Keller

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

12.05.14, 18:00 Uhr

Heute berichte ich euch von einem Ereignis aus meiner Kindheit. Ich möchte mir das schon sehr lange von der Seele schreiben, aber ich hatte Angst und war voller Selbstzweifel… Aber jetzt habe ich Gewissheit.

Doch Erstmal ein paar Zeilen zu mir:

Ich heiße Lucas Müller, bin jetzt 26 und studiere Informatik. Soweit habe ich mein Leben im Griff, aber dieses Ereignis lässt mich seit meiner Kindheit nicht mehr los. Wo fange ich an? Am besten erzähle ich euch die Geschichte von Anfang an.

—-

1988 – 1990

Ich war elf, glaube ich.

Damals wohnte ich noch mit meinen Eltern in Hamburg, in einem Plattenbau. In dem Haus gab es auch ein weit verzweigtes Kellersystem. Da es jedes Wochenende in der Umgebung einen Flohmarkt gab, war ich öfters mit meinem besten Freund Marcel dort unten. Wir haben im Keller nach brauchbaren Dingen gesucht, deren Verkauf uns etwas Geld einbringen sollte.

Ihr kennt das bestimmt, jede Wohnung hatte ihre eigene Kabine, die mit Holzbrettern gesichert war und an den Gang angrenzte. Dann gab es noch den alten Bereich, der schon länger nicht mehr renoviert worden war. Hier staute sich alles Mögliche an, hauptsächlich Überbleibsel von den Vorbesitzern. Das Holz an manchen Kabinen war schon morsch. Wir drückten es ein und machten uns über die Beute her.

Meistens war es leider nur wertloser Müll, alte Sessel, kaputte Schränke. Ab und zu stießen wir aber auch auf etwas Wertvolles. Einen CD-Player, Schmuck und einmal fand ich einen alten Gehstock. Ich hielt ihn fasziniert in den Händen, drehte ihn und schaute mir jedes Detail an. Ich fühlte mich wie Indiana Jones, der einen Schatz entdeckt hatte.

Der Stiel war aus Holz und schon etwas spröde. Das Besondere aber war der Griff. Er war aus Blei oder Kupfer gegossen und stellte einen seltsamen Hundekopf dar. Der Kopf war sehr detailliert gestaltet und ich konnte ihn keiner Rasse zuordnen. Er erinnerte an einen Spitz, hatte aber eine deutlich längere Schnauze.

Je länger ich diesen Kopf betrachtete, desto unwohler fühlte ich mich. Er schlug mich in seinen Bann.

Ich erschrak als auf einmal Marcel antrabte. Er war im Nebenabteil gewesen und hatte eine ganze Tüte voller Plunder dabei. Es dunkelte schon und wir begannen uns zu gruseln. Also machten wir uns mit unserer Ausbeute auf den Rückweg, den Stock ließ ich da.

Marcel hatte eine blühende Fantasie, deshalb war ich nicht verwundert, als er mir ein paar Tage später diese Geschichte erzählte. Ihm zufolge kursiert eine Legende in Jugendkreisen. Sie berichtet von einer Hexe, die in Kellern haust und Kinder raubt. „Sie schaut dich ganz genau an und wenn du ihr gefällst, dann nimmt sie dich mit nach unten!“, erzählte Marcel mit einem süffisanten Grinsen. „Diese armen Teufel werden dann nie wieder gesehen.“

Natürlich glaubte ich ihm nicht und statt Bewunderung handelte er sich eine Kopfnuss ein.

Als meine Eltern sich ein neues Sofa kauften, mussten wir das alte in den Keller tragen. Wir waren bei der Kellertür angelangt und mir fiel diese Geschichte von Marcel wieder ein. Mir wurde abwechselnd heiß und kalt, ich bekam Angst.

Jedoch passierte nichts besonderes.

Ich schloss gerade unsere Kabine ab und wollte meinen Eltern hinterher, als ich etwas hörte. Tack, tack. Wie klopfen auf Holz, es näherte sich. Viermal klopfte es, dann war ich bei den Stufen und rannte nach oben.

In der folgenden Nacht konnte ich nur mit Licht schlafen. Ich träumte auch schlecht, erinnerte mich am nächsten Morgen aber an nichts mehr. Die Träume hörten nicht auf und ich wusste am nächsten Tag nie, was ich geträumt hatte, nur dass es ein Albtraum war.

Als ich Marcel wieder traf, erzählte ich ihm nichts von den Ereignissen. Ich dachte mir, das im Keller sei Einbildung gewesen, oder vielleicht eine Ratte. Außerdem hielt er mich so schon für einen Angsthasen.

Wir spielten gerade unser Lieblingsspiel, Ninja. Dazu hatten wir uns beide einen Schal übergeworfen, und rannten durch den Hof, als etwas meine Aufmerksamkeit erregte. Ich war mitten im Sprung, der Anblick brachte mich aber so aus der Fassung, dass ich nicht abrollte, und mit dem Knie auf den Stein knallte. Sobald der Schmerz erträglich wurde, schaute ich genauer hin, und Entsetzen überkam mich.

In einer Ecke, halb hinter einer Kiste verborgen, lehnte der Gehstock aus dem Keller.

Ich kann nicht beschreiben, welche Angst dieser Anblick in mir hervorgerufen hat, noch wusste ich sie mir zu erklären.

Wieder träumte ich von diesen scheußlichen Dingen, nur diesmal konnte ich mich beim Aufwachen erinnern. Ein Gesicht blitzte immer wieder in meinem Gedächtnis auf. Nicht wie im Traum, ich konnte es fast berühren.

Es war das Gesicht der Hexe. Sie stand am Eingang des Kellers, in ihrer Rechten hielt sie den Gehstock. Ihre Augen waren schwarz, und der Blick bohrte sich tief in mich hinein. Sie lachte, ein meckerndes Lachen, das immer dunkler und dunkler wurde. Ihre gelben Zähne waren ungewöhnlich lang und sie Schnappte mit ihnen zusammen, wieder und wieder, während ihr Blick stets auf mich gerichtet war. Dieses Geräusch brachte mich fast um den Verstand.

Dann hob sie den Stock und deutete auf mich. „Ich habe dich gefunden, Lucas. Oh ja, du bist bald bei mir. Hier unten gibt es alles was du willst, so viele Kinder warten auf dich!“ Das letzte, das ich sah, waren ihre Augen. Wie zwei dunkle Schächte die mich verschlangen.

Dann wachte ich auf. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals und ich hörte in Gedanken noch das Schnappen ihrer Zähne. Doch die Träume hörten plötzlich auf und mit der Zeit begann ich wieder ruhiger zu schlafen. So beschloss ich keinem davon zu berichten, aber in den Keller ging ich nie wieder.

Wir spielten noch öfters in unserem Hof, ich schaute mich nach dem Gehstock um, aber er blieb verschwunden.

Einmal waren wir so sehr ins Basketball spielen vertieft, dass wir die Zeit vergaßen. Ich behielt den Eingang zum Keller, auf der anderen Seite des Hofes, ständig im Auge, und kam mir dabei selbst schon kindisch vor. Als es fast dunkel war, packten wir unsere Sachen, und verabschiedeten uns gerade, als mein Blick noch einmal den Keller streifte – mir stockte der Atem.

Die Tür stand plötzlich offen! Ich schaute in die Schwärze des Eingangs, konnte jedoch nichts erkennen. Alles sträubte sich in mir, doch ich näherte mich ein paar Schritte, und blickte gebannt in die Dunkelheit. Marcel bemerkte meine Erregung, und fragte mich was los sei.

Den Blick noch auf den Keller gerichtet, begann ich ihm stockend von den Ereignissen zu erzählen, die sich seit seiner Geschichte zugetragen haben. Anfangs lachte er noch, sah jedoch schnell wie ernst es mir war, und wurde nachdenklich.

„Tut mir leid dass dich das so mitgenommen hat, Lucas. Aber ich kann dich beruhigen Kumpel. Die Geschichte habe ich nirgendwo aufgeschnappt, ich habe sie mir nur ausgedacht!“ Mit einem mitleidigen Blick klopfte er mir auf den Rücken.

Ein Stein fiel mir vom Herzen.

Dann war es also nur meine Fantasie, die mir einen Streich gespielt hatte. Und der Stock? Wahrscheinlich gehörte er irgend einer alten Dame aus dem Haus, und sie hatte ihn nur wieder rausgekramt.

Über meine Spinnereien lächelnd, drehten wir dem Keller den Rücken zu, auch wenn ich immer noch ein flaues Gefühl im Magen hatte. Wir waren bereits halb über den Hof, als plötzlich ein Geräusch zu hören war. Tack, tack.

Mir stellten sich die Nackenhaare auf.

Tack, tack. Ich war wie gelähmt, Kälte schlich sich an meinen Beinen hoch.

Tack, tack – das war keine Einbildung!

Wir wechselten einen Blick, und drehten uns gleichzeitig um. Doch es war nichts zu sehen, nur dieses Klopfen.

Marcel spähte angestrengt in die Kelleröffnung. Er schlich sich vorwärts, kam dem Geländer näher und näher. Doch nichts geschah.

Dann wurde es still. Er war gerade dabei sich wieder umzudrehen, ein freches Grinsen auf den Lippen, als sich von unten plötzlich etwas erhob.

Und all meine Albträume erfüllten sich. Da war sie, die Hexe. Mit ihren schrecklichen Händen griff sie nach Marcel, ihre klauenartigen Nägel gruben sich tief in sein Fleisch. Sie biss ihn in den Hals, dann riss sie ihn über das Geländer. Der Stock mit dem Hundekopf ging auf und nieder, sie schlug auf Marcel ein, er kreischte in Todesangst.

Dann packte das Ungeheuer ihn bei den Haaren, und riss ihn mit sich in die Dunkelheit.

Ich war gelähmt, konnte mich nicht bewegen. Mein Verstand drohte zu zerbrechen. Ich sah noch Marcels blonde Haare, die sich etwas von der Dunkelheit abhoben, wie sie schneller und schneller in dem Tunnel verschwanden, und dann von der Schwärze verschlungen wurden. Ihr meckerndes Gelächter, vermischt mit Marcels Schreien, wurde von den Wänden verstärkt, und hallte in inferalem Echo zu mir hoch.

Dann wurde es still, Grabesstille. Keine Vögel, keine Autos waren zu hören. So als wäre ich in eine andere Dimension geraten, abgekapselt von der Welt, allein mit diesem Monster.

Wie lange ich dort stand weiß ich nicht. Ich hatte Todesangst, wollte laufen, nur weg hier. Oh Gott, Marcel war bei ihr, dort unten in der Tiefe. Ich konnte ihm nicht helfen. Nichts auf der Welt hätte mich in diesen Keller gebracht, in diese Schwärze, die mehr und mehr einem Schlund der Hölle zu gleichen schien.

Plötzlich ein langgezogener Ton. Er kam aus dem Keller, ein dunkles Gurgeln, das immer lauter wurde. Sie kam, rasend schnell. Schon war sie bei der Treppe. Dieser grässliche Stock schlug im Takt ihrer Schritte auf den Boden auf – Tack, tack.

Sie bannte mich mit ihrem Blick, zwei dunkle Tunnel in die ich zu fallen drohte. Der Anblick war grotesk. Der alte, ausgedörrte Körper, ihr Katzenbuckel und die zitternden Hände verrenkten sich in unmenschlicher Weise, um nach mir zu greifen. Die Hexe war über mir, ich konnte ihre Warzen sehen, ihr fauliger Atem schlug mir entgegen. Sie ergriff meine Haare, ihre Nägel kratzten mir über die Haut.

Ekel übermannte mich – ich riss mich von ihrem Blick los, der Bann war gebrochen. Dann stieß ich sie weg, mit aller Kraft die ich noch aufbieten konnte, und rannte um mein Leben.

Ich rannte bis mir die Venen brannten, und mein Herz sich anfühlte als würde es gleich platzen.

Als ich mich umdrehte, war sie weg. Marcel aber blieb auch verschwunden.

—-

12.05.14, 01:46 Uhr

Und seitdem bin ich nicht mehr in Keller gegangen, kein einziges mal. Vielleicht versteht ihr jetzt, was ich hinter mir habe. Ich sah sie nie wieder, nur manchmal träumte ich noch von schlimmen Dingen. Doch ich konnte mich im Nachhinein nie daran erinnern, und dafür war ich dankbar.

Aber in letzter Zeit haben sich die Träume gehäuft, und bruchstückhaft blitzen Bilder auf, in dunklen Ecken meines Geistes bilden sich Erinnerungen, die ich mir selbst nicht eingestehen will. Ich träume auch von Marcel. Er ist dort unten, in tiefster Schwärze, und schreit nach mir.

14.05.14, 19:15 Uhr

Morgen gehe ich runter.

Das Zugticket habe ich bereits gekauft, jetzt gibt es nichts mehr, das mich hält. Ich weiß nicht was mich erwartet, und ja, ich habe schreckliche Angst. Seit ich mich wieder an die Träume erinnere, geht es bergab. Ich sehe Dinge, höre Stimmen, zweifle an mir selbst. Ich halte das nicht mehr aus.

Es wird Zeit mich dem Stellen, ein für alle mal reinen Tisch zu machen.

Da, ich höre Marcel rufen “ Lass mich hier raus! Lass mich hier raus! Ich brauche ein neues Kind!“ Wie hypnotisiert gehe ich in den finsteren Keller. Was ich da sah traute ich meinen Augen nicht.

Fortsetzung Folgt……..

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