KurzMord

Die Maske des Wahnsinns

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

„Es hat noch keinen großen Geist ohne Beimischung von Wahnsinn gegeben“, Seneca

Wir alle tragen ihn in uns. Den Unterschied jedoch macht die Kontrolle, die wir über ihn haben. Wie weit kann der Wahn eines Menschen gehen? Wo liegen die Grenzen zwischen dem, was real ist und dem, was wir nur für real halten?

Sie
war von einem reinen Weiß wie neuer Schnee im Winter. Blutrote Rosen krümmten
sich schwungvoll darauf, ihre Ranken und Dornen von einem tiefschwarzen Ton,
die Linien fein säuberlich in das glatt geschliffene Holz eingraviert. Wie Glas
schimmerte sie im fahlen Licht des Mondes. Sie war nicht wie all die anderen,
die mir bisher untergekommen waren. Sie war anders.  

Der
Mann, der sie trug, trabte im langsamen Gleichschritt vorbei. Ich hätte ihn
kaum bemerkt, wäre da nicht dieses eigenartige Gefühl gewesen, diese seltsame
Aura, die sie umgab und dieser Schauer, der eiskalt über mein Rückgrat
geglitten war. Der eine Augenblick verharrte unbehaglich lang, die Ewigkeit
hielt inne und mein Herz pochte wie wild, als meine Augen über das helle Holz
wanderten.

Plötzlich
kam in mir das seltsam starke Verlangen auf, sie selbst aufzusetzen und die
Welt durch sie zu sehen. Es war viel mehr als nur ein Bedürfnis, denn der
Wunsch sie zu besitzen, war vom einen Moment zum anderen zu einer regelrechten
Besessenheit gewachsen.

Auch
wenn nicht wenige Meter uns trennten, vermochte ich es zu hören. Was mir vorhin
schlicht entgangen war, fiel nun über mich her wie eine wilde Bestie. Das
gleichmäßige unsäglich laute Poltern der Sohlen seiner Lederschuhe, wie sie langsam
den Asphalt berührten, sich wieder erhoben nur um dann ein weiteres Mal dieses
abscheuliche Geräusch zu verursachen. Ich vermochte auch den beißenden Geruch
von Zigaretten zu vernehmen, ein Gestank, der wie Säure in den Höhlen meiner
Nase brannte und die kleinen feinen Härchen verätzte. Ich vermochte jede Faser
seiner verdreckten Stoffhose zu erkennen. Ich sah jede kleine Härchen auf
seinen Armen und jede Pore seiner Haut. Wie hatte ich all das erst jetzt
bemerken können, wo es doch so deutlich und penetrant hervorstach?

Augenblicklich
war es für mich geradezu unerträglich geworden, auch nur einen Wimpernschlag
länger zu verweilen. All die Impressionen regneten wie ein Hagelsturm auf mich
nieder und die Last all dieser Wahrnehmungen schien mich förmlich zu erdrücken.
Mach, dass es aufhört!, sagte ich mir
mit Nachdruck, Mach, dass es aufhört!

Ich
erhob mich zornerfüllt und folgte der Gestalt. Sie hatte mich rasend gemacht
mit diesem ewig gleichen Schritt, dem lauten Scheppern seiner Schuhe. Mit
seinem Geruch. Seinem Anblick. Mach, dass
es aufhört! Jetzt! Ich rannte, rannte schneller. Ich rannte, als hinge mein
Leben davon ab. Bring ihn dazu, damit
aufzuhören! Mein Zorn gebar seinen Freund den Hass und hasserfüllt, wie ich
war, folgte ich dem Zorn. Hör damit auf!,
schrie jeder Einzelne meiner Gedanken, den mein Wahnsinn noch halten
konnte.

Blind
vor Wut, taub vor Hass und unfähig zu riechen stürzte ich mich auf ihn, biss
ihm in seinen Hals und riss ein Stück des abstoßenden Fleisches heraus. Wie ein
Tier zerfetzte ich seine Haut, bohrte meine Nägel in sein Fleisch, nur um Teile
davon abzutrennen und sie mir einzuverleiben. Die Klinge meines Messers zog
einen fein säuberlichen Schnitt von seinem Hals abwärts bis zu seinem Torso,
sodass meine blutüberströmten Arme in den grotesken Körper eindringen konnten.
Ich griff nach dem Herz, das so provozierend laut Blut durch die Venen und
Arterien des Mannes gepumpt hatte, nahm es heraus, riss es entzwei und
verschlang es am Stück. Meine Gier übermannte mich abermals so sehr, dass ich
nicht mehr nur die Arme nutzte, um an das köstlich widerwärtige Fleisch des
Mannes zu gelangen, sondern gleich den ganzen Kopf in die Innereien des Körpers
tauchte und zu fressen begann. Jeder Bissen war eine Qual und Erlösung
zugleich. Hör nicht auf, verlangte
mein wilder Trieb, doch mein Verstand flehte, Hör auf, und brachte mich schließlich zum Brechen. Ich übergab mich
ins Innere meines Opfers und aß mich dann daran satt, bis nichts mehr als
Knochen, Sehnen und Haut übrig war.

Ein
weiteres Mal wanderte mein Blick über sie. Das Weiß war seltsam gräulich, die
Rosen von den Flecken des Blutes kaum mehr zu unterscheiden und die schwarze
Gravur unsauber und stümperhaft. Ihr Glanz war verblichen, die seltsam
anmutende Aura verschwunden. Zufrieden hob ich sie empor, hielt sie dem Mond
entgegen und betrachtete das Meisterwerk. Ein Lächeln bildete sich auf meinen
blutigen Lippen ab. Endlich war ich erlöst. Sie war nun mein, diese
eigentümliche Maske. 

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