
Die Mine von Blackwood Rock, Rettungsmission (Teil 3)
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Die Dunkelheit zwischen dem Auto und dem Eingang zur Mine lag wie ein undurchdringlicher Vorhang über dem Berg Blackwood Rock, als meine Eltern und ich uns dem Eingang der stillgelegten Erzmine näherten. Die Taschenlampe, die den Eingang der Mine anleuchtete, flackerte für einen kurzen Moment und erlosch anschließend. Mein Dad fragte sich, warum dort eine Taschenlampe vor dem Mineneingang lag und diese ausgerechnet den versperrten Eingang beleuchtete.
„Alex, hattest du, wie du aus der Mine raus gesprungen bist, noch deine Taschenlampe in der Hand?“, fragte er mich. Ich nickte nur und bestätigte somit die Frage meines Vaters.
„Ich muss sie fallen gelassen haben und hatte sie, als ich mit dem Verschließen des Eingangs fertig war, vergessen mitzunehmen.“ Aber die Batterien waren auch leer. Sie erlosch, kurz bevor ich durch die Geister gesprungen bin. „Das weiß ich ganz genau“, sagte ich zu meinem Vater, während wir die Taschenlampe suchten.
Wir fanden sie schließlich neben einem abgestorbenen Gestrüpp und hoben sie auf. Mein Vater schlug den Taschenlampenkopf zweimal in seine linke, hohle Hand, und siehe da, das Licht leuchtete schwach, aber konstant. Er holte neue Batterien aus dem Handschuhfach des Autos und wechselte sie. Anschließend gab er mir die Taschenlampe und ich steckte sie in meine Jackentasche.
Die schwüle Sommernacht ließ uns den Schweiß auf der Stirn stehen. Ein leichter Wind wehte durch die Bäume, als wir damit begannen, den Eingang der Mine, den ich erst wenige Stunden zuvor wieder verschlossen hatte, zu öffnen.
„George, wir müssen sie finden!“, sagte Mom mit Sorge in ihrer Stimme. „Benjamin und Rene sind jetzt schon seit Stunden verschwunden und ich mache mir ernsthafte Sorgen.“
Mein Dad nickte zustimmend und schaltete seine Taschenlampe ein. Der Lichtstrahl durchbrach die Finsternis und enthüllte den Eingang der Mine. Ein kleiner Blutfleck war auf dem Boden zu sehen. „Hat der Wolf dich hier gebissen?“, fragte er mich. Ich antwortete nur mit einem knappen „Ja.“
„Wir sollten besser aufpassen, wo wir hintreten“, warnte mein Vater eindringlich. „Diese Minenstollen können gefährlich sein.“ „Was du nicht sagst, Dad“, gab ich ironisch auf die Aussage meines Vaters zurück. „Echt, sehr witzig!“ Meine Mutter musterte mich mit einem scharfen Blick.
Dad und ich betraten als Erster die Mine. Meine Mutter blieb dicht hinter uns. Das dumpfe Echo unserer Schritte hallte von den Wänden wieder. Die Luft war feucht und kalt und stank, genauso wie in der Nacht zuvor, als ich mit Benjamin und Rene die Mine zum ersten Mal betreten hatte. Doch etwas war anders. Der Boden fühlte sich an, als würde er unter unseren Füßen nachgeben. Die Dunkelheit schien zu atmen, und in den Schatten lauerten die unheimlichen Geräusche.
„Sie wissen, dass ich wieder hier bin!“, flüsterte ich meinen Eltern zu. „Benjamin!“ „René!“, rief ich mit zitternder Stimme. „Wo seid ihr? „
Es kam keine Antwort, nur das Echo meiner eigenen Worte hallte durch den Stollen. Wir folgten den verrosteten Schienen tiefer in die Mine hinein, wobei die Taschenlampe das Dunkel nur unzureichend vertreiben kann. Wir kamen an die abzweigenden beiden Stollen und ich erklärte meinen Eltern, dass wir in die rechten Stollen gehen müssten.
Wir liefen ein Stück den Stollen entlang, als plötzlich das schabende und kratzende Geräusch hinter uns zu hören war. Die Stollen begannen sich zu verändern. Meine Nackenhaare stellten sich auf. Ein leises Flüstern, das aus den Tiefen der Schächte zukommen schien, war zu hören. „Was war das?“, flüsterte meine Mutter kaum hörbar, und ihre Augen weiteten sich vor Furcht.
„Genau das Gleiche ist letzte Nacht auch passiert!“, antwortete ich auf ihre Frage. „Die Stollen verschieben sich!“ Mein Dad schüttelte den Kopf und fuhr fort, seine Taschenlampe vor sich hin und her zu bewegen.
Als wir weitergingen, hörten wir plötzlich das Klirren von Werkzeugen und das rhythmische Schlagen von Hämmern. „War das auch zu hören?“, fragte mein Vater mich und leuchte mir mit der Taschenlampe ins Gesicht. Ich schirmte das Licht mit meiner rechten Hand ab.
„Nein.“ antwortete ich und schüttelte dabei meinen Kopf, um meiner Antwort Nachdruck zu verleihen. „Das sind Geräusche aus einer anderen Zeit“, murmelte mein Vater vor sich hin. „Diese Mine ist seit fast 2 Jahrhunderten verlassen.“ „Woher kommen also die Geräusche?“, fragte er laut in die Dunkelheit. Er erhielt selbstverständlich keine Antwort darauf.
Wir erreichten schließlich den Tunnel, in dem Benjamin verschleppt wurde und in dem verrostete Bergbaugeräte verstreut herumlagen. Als das Licht unserer Taschenlampe über die Wände glitt, enthüllte es die verblassten Schriften und unheimlichen Schatten, die sich zu bewegen schienen.
„Was verdammt nochmal geht hier vor sich? Ich habe ein seltsames Gefühl dabei!“, flüsterte meine Mutter zu meinem Vater. Aber bevor er antworten konnte, hörten wir ein schauriges Geheul, das von weit unten aus der Mine zukommen schien. Wir erstarrten vor Schreck. „Oh, mein Gott, was war das?“ ,stammelte mein Dad. „Das klang wie das Heulen eines Wolfes!“ Lasst uns den Weg zurückgehen, um in einen anderen Stollen zu gelangen!“, sagte meine Mutter. Aber genau in diesem Moment ertönte wieder das schabende Geräusch und die Stollen verschoben sich erneut. Somit war der Rückweg nicht mehr dort, wo er hätte sein sollen.
„Wir sind in der beschissenen Mine gefangen“, flüsterte ich mit Tränen in den Augen. Genau das Gleiche ist letzte Nacht auch immer wieder geschehen. „Versteht ihr beiden jetzt, warum ich nicht wieder hierher zurück wollte?“
Meine Eltern schauten mich ungläubig an und verstanden nicht so recht, was ich mit meiner Aussage meinte. „Das ist nicht möglich!“, sagte mein Vater zu mir. „Du hast doch das Geräusch auch gehört“, entgegnete ich ihm. „Lass uns zum Tunneleingang zurücklaufen und du siehst, dass dieser versperrt ist“, sagte ich mit ein wenig Wut in meiner Stimme. Wir gingen zurück und mein Vater sah, was ich meinte. Endlich verstand er den Ernst der Lage, in der wir uns befanden. Die Dunkelheit um uns verdichtete sich und plötzlich tauchten die ersten Geistererscheinungen auf. Transparente Gestalten der zerlumpten und blutverschmierten Bergmänner schwebten durch die Gänge. Ihre Augen waren leer und ihre Gesichter von Qual gezeichnet.
„Das sind die Geister der Bergleute, die hier gestorben sind“, sagte ich zu meinen Eltern. „Wir müssen hier weg, sonst sind wir erledigt!“
Wir rannten in die Richtung, in der sich der nächste Stollen aufgetan hatte, auf der Suche nach einem Ausweg aus diesem irren Labyrinth der Verzweiflung und Angst. Ich keuchte mit heißerer Stimme: „Wir werden bestimmt gleich in den Stollen mit dem Vogelkäfig und den Skeletten gelangen.“ „Das kannst du nicht wissen!“, antwortete mein Vater und blieb auf einmal stehen. Mom und ich hätten ihn beinahe über den Haufen gerannt, weil wir auf diesen Stopp von Dad nicht gefasst waren.
„Was ist? Warum bist du stehen geblieben?“, Frage meiner Mom verwirrt. „Wir hätten dich beinahe über den Haufen gerannt.“ Sie leuchtete mit ihrer Taschenlampe in sein Gesicht und sah das Entsetzen, das sich darin widerspiegelte. „Was ist los, George?“ Sag doch was!, forderte sie ihn auf.
Immer noch starr vor Entsetzen und Angst zeigte Dad in die Richtung, in der der Kegel seiner Taschenlampe leuchtete. Meine Mutter richtete das Licht ihrer Taschenlampe ebenfalls in die gleiche Richtung und auch sie war im ersten Moment geschockt und sprachlos. Ich hatte Recht behalten und wir kamen wirklich aus dem genannten Stollen mit dem Vogelkäfig und den Skeletten heraus.
Der Käfig mit den Knochen und gelben Federn hing immer noch an der gleichen Stelle. Die Gebeine der Bergarbeiter lagen ebenfalls verstreut auf dem dreckigen Minenboden herum. An der Wand standen immer noch die mit Blut geschriebenen, gleichen Worte wie in der Nacht zuvor.
Helft mir!
Gott erbarme sich meiner Seele!
Ich werde für das, was ich getan habe, in der Hölle schmoren!
Endlich schaffte mein Vater es, sich von seiner Schockstarre zu lösen. Er drehte sich zu mir um und schaute mich immer noch fassungslos an. „Wie konntest du das Wissen, dass wir aus diesem Tunnel herauskommen würden?“ Was zum Teufel verschweigst du uns? „, meckerte er mich auf einmal an.“ „Ich verschweige nichts, Dad.“ „Es hat sich vergangene Nacht genau so zugetragen. Warum sollte ich euch was verschweigen oder euch anlügen? Ich habe genauso viel Angst wie ihr beide. Naja, fast so viele. Nur habe ich das alles ja schon einmal gesehen und erlebt. Aber es ist noch genauso unheimlich wie beim ersten Mal“, konterte ich auf die Frage meines Vaters und spürte dabei, wie sich ein Klos in meinem Hals bildete.
Meine Mom rang nach Fassung und versuchte, den Klos, der sich in ihrem Hals gebildet hatte, herunterzuschlucken. „George, mach dem Jungen keine Vorwürfe“, sagte sie mit belegter Stimme und immer noch nach Fassung ringend. „Er hat ja Recht.“ „Recht mit was?“, schimpfte mein Vater nun mit meiner Mutter, und seine Stimme begann lauter zu werden.
„Na, dass er es ja schon gesehen und erlebt hat“, konterte sie zurück. Ihre Stimme klang jetzt wieder halbwegs normal. „Er und Rene haben diese Tunnel gesehen und ich denke, die beiden waren genauso entsetzt wie wir beide gerade.“ Stimmt das Alex?“, fragte sie mich nun.
Ich nickte als Antwort auf die Frage meiner Mutter und hoffte nur, dass dieses Gespräch nicht in einen Streit ausarten würde. Ich wischte mir eine Träne aus meinem Gesicht.
„Aber…“, setzte mein Dad gerade zum nächsten Satz an, doch meine Mutter fiel ihm ins Wort.„Was aber? Nimmst du etwa an, dass der Junge, der einen Packt mit dem Bösen eingegangen ist, sich mit ihm verschworen hat und Sie gemeinsame Sache machen? “
„George, das ist total lächerlich, wenn du das jetzt wirklich annimmst.“, sagte sie zu ihm und eine Spur von Ironie war in ihrer Stimme zu hören. „Wie soll das Paket aussehen?“ Alex bringt dem Bösen Nahrung und opfert seine eigenen Eltern als Erstes?“ Der Junge ist 16 und nicht auf den Kopf gefallen.“
„Mom, Dad hört auf zu streiten.“ Meckerte ich nun lautstark zurück. „Ich weiß schon selbst, dass ich uns in diese unglückliche Lage gebracht habe und ich Schuld am Verschwinden von Ben und Rene bin. Also müsst ihr hier jetzt nicht noch anfangen zu streiten. Außerdem habt ihr vergessen, warum wir hier sind? “ Wir wollen die beiden suchen und retten, wenn sie noch am Leben sind, und uns nicht gegenseitig in diesem Loch von Mine zerfleischen. Genau das will das Böse doch. Uns durch Streit entzweien. „
„Rene! Benjamin! Wo seit Ihr? Gebt uns ein Zeichen!“, rief ich erneut und versuchte damit, den Streit, der sich entwickelt hatte, beenden zu können. Ich hoffte, dass meine Eltern so wieder zur Vernunft kamen. Wieder war nur das Echo meiner Stimme als Antwort darauf, das von den Wänden widerhallte, zu hören. Gefolgt von einem Moment der Stille und Düsternis, die die stinkende Minenluft zu zerreißen drohte.
Wir betraten den nächsten Stollen. Das Schaben ertönte und der Raum mit den Bergarbeiterskeletten und dem Vogelkäfig war verschwunden. Flüstern und gemurmel war zu hören, dass das stetig anzusteigen schien.
Plötzlich erklang ein höhnisches, boshaftes und hasserfülltes Lachen und schien von allen Wänden wieder zu hallen. Rote Augen leuchteten in der Dunkelheit auf. Eine tiefe, bedrohliche Stimme, die ich bereits in der vorhergehenden Nacht gehört hatte, durchschnitt die Dunkelheit und ließ uns die Haare zu Berge stehen.
Ich richtete die Taschenlampe in die Richtung, aus der die Augen leuchteten und die Stimme und das Lachen kamen. Ich erkannte die tief schwarze Gestalt, die im Tunnelgang stand. Es war das Schattenwesen, das mich schon in der letzten Nacht verhöhnt und bedroht hatte. Seine Präsenz wirkte noch stärker und unheilvoller als in der Nacht zuvor.
Ein kurzer Moment der Stille setzte ein, bevor das Schattenwesen zu uns sprach. „Ihr Menschen seid so einfältig.“ „So leicht zu durchschauen. Ich sehe, der Junge, der uns entwischt ist, ist wieder zurückgekehrt. Und er hat noch mehr Nahrung für uns mitgebracht. Seine Stimme klang bedrohlich und ein Hauch von Ironie lag in ihr.
„Wo sind die beiden anderen Jungs?“, fragte mein Vater laut und mit fester Stimme. „Wir werden Sie euch nicht kampflos überlassen.“
Das Schattenwesen stieß ein boshaftes Lachen aus und seine Augen leuchteten noch roter als zuvor. „Wir haben sie gefressen und ihre Seele nährt unseren Meister. Sie schmeckten so gut. Das Adrenalin und ihre Angst haben die beiden schön zart gemacht. Ihr werdet sie nicht mehr lebend wiedersehen.“, erwiderte der Schatten und verschwand wieder in den Eingeweiden der Dunkelheit.
Mein Vater drehte sich zu meiner Mutter und mir um. Ihr Gesicht war weiß wie eine Kalkwand und ihre Augen waren weit geöffnet. Sie versuchte das gesehene zu verarbeiten, aber es wollte ihr nicht so recht gelingen. Sie zitterte am ganzen Körper. Da ich dieses Schattenwesen in der letzten Nacht schon gesehen hatte, war ich gefasster, aber zitterte auch vor Angst vor dessen Erscheinen.
Mein Dad ging einen Schritt auf uns beide zu und konnte gerade noch Mom auffangen, die in diesem Moment ohnmächtig wurde. Ihre Angst vor diesem Wesen war einfach zu groß und ihr Körper und Gehirn wollten eine Auszeit mit der Ohnmacht erzwingen.
5 Minuten vergingen, die sich wie eine Stunde anfühlten.
„Emmely kannst du mich hören? Wach auf, bitte wach auf!“, flehte mein Dad sie an und tätschelte ihre Wange. „Mom, bitte wach auf!“, flehte ich neben den beiden kniend meine Mutter an.
„Was ist passiert?“, fragte Mom, als sie langsam wieder zu sich kam. Sie versuchte sich aufzurichten, um eine sitzende Position einzunehmen. Ich habe nur die roten Augen gesehen und war starr vor Angst. Es war fast so, als hätten Sie sich in meine Seele gebohrt. „Ich habe es regelrecht gespürt.“ sagte sie mit schwacher Stimme.
„Du hast uns einen Schrecken eingejagt.“
„Du bist ohnmächtig geworden und warst für ca. 5 Minuten weg. Wir müssen weiter. Hier werden wir die beiden nicht finden.“, sagte er zu ihr. „Alex, hilf mir bitte, deine Mutter wieder auf ihre Füße zu bringen.“, bat er mich anschließend.
Als meine Mutter endlich wieder etwas Farbe in ihrem Gesicht hatte, versuchte sie mit der Hilfe von uns beiden aufzustehen. Als sie endlich stand, fragte sie:„Könnt ihr das auch riechen? Es riecht hier sehr süßlich und streng. Fast wie in einer Leichenhalle. Das ist doch Verwesungsgeruch!“ „Jetzt, wo du es sagst, rieche ich es auch!“, sagte ich leise.
„Wir müssen weiter“, drängte mein Vater uns eindringlich und mit Nachdruck in seiner Stimme. „Wir sind schon viel zu lange hier in diesem Stollen und ich will dem Schattenwesen nicht noch einmal begegnen. Bisher hatten wir Glück, aber wir wollen es nicht überstrapazieren.“
Der Geruch nahm an Intensität zu, je weiter wir gingen. Die Tunnel und Schächte schienen uns noch weiter in die Irre zu führen. Das Flüstern und Gemurmel verfolgten uns, und die schaurigen Gestalten schienen immer näher zu kommen. Die Stille, die noch in dem Stollen mit den Skeletten mit dem Vogelkäfig herrschte, war längst verflogen. Der Geruch nahm immer weiter zu. Das schabende Geräusch erklang, und wieder war der Weg, aus dem wir gekommen sind, versperrt.
Der Verwesungsgeruch stieg ständig an und meine Mutter versuchte sich immer mehr zu beherrschen, um sich nicht auf der Stelle übergeben zu müssen. Plötzlich tauchten vor uns weitere Erscheinungen auf. Ein ohrenbetäubender Schrei durchschnitt die Luft und ließ unsere Trommelfelle vibrieren. Wir hielten uns die Ohren zu. Unsere Taschenlampen begannen zu flackern, und eine nach der anderen erlosch für einen kurzen Moment. Die Finsternis war förmlich greifbar und präsenter als je zuvor.
Die Taschenlampen gingen wieder an und blutige Hände griffen nach meinem Vater. Dieser erschrak sich, wisch nach links aus und fiel dabei zu Boden. Die Hände verfehlten ihr Ziel nur knapp und verschwanden wieder in der Dunkelheit. Dad, der bäuchlings auf dem Boden lag, drehte sich auf seinen Rücken und ächzte vor Schmerz.
„Fuck! Tut das weh!“
„Hast du dich verletzt, Dad?“, fragte ich ihn. „Nein!“ „Ich bin nur unsanft gefallen und habe mir den Kopf angestoßen!“, erwiderte er auf meine Frage. „Gebt mir bitte einen Moment zum Aufstehen.“
Er stand auf und fasste sich mit der rechten Hand an den Hinterkopf. „Zum Glück blute ich nicht“, sagte er, als er die Hand wieder nach vorne nahm und sie mit der Taschenlampe anleuchtete.
„Was zum Teufel war das gerade?“, fragte er in die Dunkelheit. „Ich habe ja einige Geschichten darüber gehört, dass dieser Ort von einem mächtigen Dämonenwesen heimgesucht wird, aber kann er wirklich so Gestalt annehmen?“
Ich und Mom schwiegen, weil wir selbst keine Antwort darauf wussten. Wir setzten unsere Suche fort und riefen weiterhin nach Rene und Benjamin.
„Rene! Benjamin!“ „Macht euch bitte endlich bemerkbar“, rief meine Mutter, als wir den nächsten Stollen betraten. „Wir haben nicht mehr viel Zeit und eure Eltern machen sich Sorgen.“ Wo seit ihr?“
Wir hörten ein stilles und leichtes Seufzen, das menschlich klang. „Hier!“ Flüsterte eine leise Stimme. „Wir sind hier. Helft uns bitte!“ Ich richtete das Licht meiner Taschenlampe auf den Bereich, aus dem das Flüstern zukommen schien. Dort entdeckte ich Benjamin und Rene, die in einer Ecke zusammengerollt lagen und vor Angst und Kälte zitterten.
„Mom, Dad, sie sind hier und sie leben noch. Wir haben sie endlich gefunden!“, sagte ich mit Freude in meiner Stimme. „Wir haben euch gesucht.“ „Ich dachte schon, Ihr seid tot“, sagte ich zu den beiden Jungs. „Endlich haben wir euch gefunden!“, stieß meine Mom erleichtert aus und ihr Herz sprang vor Freude auf.
„Sind sie OK?“, fragte mein Vater…
„Ja!, Dad.“ Sie sind nur erschöpft und geschwächt.“, antwortete ich auf die Frage seiner Frage.
„Wie kommst du darauf, dass wir tot sein sollen?“, fragte mich Rene schwach.
„Ich hatte eure Leichen in einem der Tunnel gesehen!“ Rene, du hattest doch auch die entstellte Leiche von Benjamin gesehen, bevor sie dich auch erwischt hatten und dir der Stein an den Kopf flog…Erinnerst du dich nicht daran?“, sprach ich weiter.
„Nein, ich erinnere mich leider nicht daran.“, antwortete mir Rene mit schwacher Stimme. „Ich weiß nur noch, dass ich mit dir in den Tunnel gegangen bin, und von da an ist alles schwarz in meinem Kopf.“ Ich bin dann wieder erwacht und weiter durch die Dunkelheit geirrt. Ich habe dich gesucht und dich nicht mehr gefunden.“ „Immer wieder verschoben sich die Tunnel und ich dachte, du seist tot! Ich habe nur ein Schluchzen und Weinen in der Dunkelheit gehört und habe Benjamin hier gefunden.“ Wir waren zu geschwächt, um weiterlaufen zu können, und sind hier sitzen geblieben.“
Benjamin bestätigte die Aussage von Rene mit einem Kopfnicken.
Ein eisiger Windhauch durchfuhr den Stollen, und die Geister der Bergleute erschienen und begannen zu schreien. Sie wussten, dass meine Eltern und ich die beiden lebend gefunden hatten und ihr Plan gescheitert war. Sie kreischten, als seien sie von der unheilvollen Präsenz des Dämons ergriffen worden. Noch bevor wir uns versahen, materialisierte sich der Dämonenwolf in einer Geschwindigkeit, die fast an Lichtgeschwindigkeit grenzte. Seine Augen leuchteten gelb und rot vor bösem Zorn, und er knurrte bedrohlich.
Ein lautes Heulen entfuhr seiner Kehle. Der Geruch, der aus seinem Maul dabei entwich, stank schlimmer als alles, was wir je gerochen hatten. Schwefelduft erfüllte innerhalb von Sekunden den Tunnel und ließ uns allen Spieübel werden.
„Wir müssen zusammenhalten!“, rief meine Mutter und wies mich und meinen Dad an, Rene und Benjamin auf die Beine zu helfen. „Gemeinsam könnten wir ihm vielleicht entkommen!“ Los beeilt euch“, brüllte sie gegen das Geschrei des Wolfes an.
Endlich hatten mein Vater und ich es geschafft, Ben und Rene beim Aufstehen zu helfen, und wir drängten sie zur Eile.
„Los, Los, Los, lauft!“, schrie mein Dad.
Wir drängten uns zusammen und versuchten, dem Dämonenwolf durch die Flucht nach vorne zu entfliehen. Die Geister der Bergleute schrien in einem hohen Ton und ihre blutigen Hände griffen nach uns.
„Schneller! Los beeilt euch, schrie meine Mutter“, und hoffte, dass ihre Worte in dem Getöse von Geschrei und Jaulen nicht untergingen.
„Beeilt euch, los, los los!“, herrschte mein Vater uns mit Befehlston an. „Nach links! Läuft nach links!“
Wir blieben abrupt stehen, da der Weg hier endete und wir von einer Minenwand aufgehalten wurden. Der Wolf näherte sich uns immer mehr. Die Lichter unserer Taschenlampen wurden immer heller und heller, und dann geschah es.
Taschenlampe 1: Batsch
Taschenlampe 2: Batsch
Taschenlampe 3: Batsch
Sämtliche Glühbirnen der drei Taschenlampen waren durchgeglüht und geplatzt. Wir standen in der Dunkelheit. Unfähig zu sehen, in wie weit der Dämon noch entfernt ist.
„Fuck, fuck, fuck“, brüllte ich und geriet immer mehr in Panik. Die Angst saß uns wie der Wolf buchstäblich im Genick.
Plötzlich fiel mir ein, dass ich, bevor wir in die Mine gegangen sind, die Taschenlampe von letzter Nacht in meine Jackentasche gesteckt hatte. Ich griff nach der Tasche und fühlte das Fach für die Batterien.
„Warte Dad, ich habe noch die Taschenlampe von letzter Nacht.“ „ Hoffentlich leuchtet sie noch!“, rief ich laut gegen den Lärm an. Ich zog die Taschenlampe aus meiner Jackentasche und schaltete sie ein. „Seit ihr noch alle da?“, fragte meine Mom keuchend und nach Atem ringend. Wir alle bestätigten ihre Frage mit einem „Ja!“.
Ich leuchtete noch schnell einmal alle Personen ab, um mir sicher zu sein, dass wirklich alle da waren.
Dabei bemerkte ich, dass Ben und Rene wie benommen und teilnahmslos wirkten. Ich dachte: Ihre Augen wirkten für einen Moment komplett schwarz, bevor sie wieder ihre normale Farbe annahmen. Schob es aber auf die Dunkelheit, der sie 24 Stunden ausgesetzt waren. „Was ist nur in den letzten 24 Stunden geschehen?“, fragte ich mich und selbst in meinen Kopf. „Was haben Sie nur den beiden angetan?“
„Alex! Gib mir bitte die Taschenlampe!“, forderte mein Vater mich auf. „Ich spüre einen Luftzug und will schauen, wo er herkommt.“ sagte er hastig. Ich übergab meinem Vater die Taschenlampe. Ein tiefes Knurren und Schnaufen ertönte hinter uns. Der Wolf kam näher und näher. Seine Gestalt nahm immer mehr an Größe zu. Der Gestank, den er dabei verströmte, war übel erregender als zuvor. Der Gestank der Hölle breitete sich aus. Meine Mutter erbrach sich, weil sie den Geruch nicht mehr aushielt.
Mir stiegen die Tränen in die Augen. Rene und Benjamin erwachten endlich aus ihrer Starre und schrien, wie von der Tarantel gebissen. Mein Dad leuchtete hastig die Wände der Mine ab und suchte die Stelle, wo er den Luftzug verspürt hatte.
„Ein Spalt!“, rief er laut aus! „Los rein mit euch.“ „Wir müssen weiter.“ Schnell beeilt euch!
Erst zwang sich meine Mutter durch den Spalt, dann ich. Mein Vater half Rene und Benjamin hindurch, weil ihre Körper immer noch geschwächt waren. Ich und Mom zogen die beiden auf der anderen Seite durch und als letztes quetschte sich mein Vater durch die schmale Öffnung.
Gerade noch rechtzeitig. Der Wolf erreichte den Spalt, als mein Dad sein rechtes Bein hindurchgezogen hatte. Die Wolfspranke schlug noch danach, aber blieb kurz in der Enge der Öffnung hängen. Das Heulen nahm zu, als der Dämonenwolf versuchte sich ebenfalls durch den Spalt zu zwängen. Seine jetzige Größe machte es ihm aber unmöglich. Die Geister der Bergleute scharten sich um ihren dämonischen Anführer, und ihre blutigen Hände griffen durch die Öffnung und versuchten uns zu ergreifen.
„Weiter, weiter, weiter, beeilt euch!“, spornte Mom uns nun an. „Wir müssen hier raus“, sagte sie entschlossen. „Bevor noch etwas Schlimmeres passiert.“
Der Lärm ebbte immer mehr ab, je weiter wir den Tunnel, der sich vor uns aufgetan hatte, durchquerten. Stille breitete sich aus und es waren nur noch unsere Schritte zu hören, die als leichtes Echo widerhallten. Keiner von uns sagte irgendetwas. Ein warmer Luftzug und ein leises Zwitschern waren wahrnehmbar.
Ich wusste, wo wir befanden. „Der Spalt führt in die Freiheit.“ „Den gleichen Spalt hatte ich in der vorhergehenden Nacht genommen.“, durchbrach ich die Stille zwischen uns. Ich versuchte, mich zu konzentrieren und mich zu erinnern, wie ich gelaufen war, um den Ausgang der Mine zu erreichen.
Hört Ihr das auch? „Das klingt nach Vogelgezwitscher!“, sagte meine Mom mit einem freudigen Ton in ihrer Stimme.
„Moment, Mom. Ich versuche, mich gerade daran zu erinnern, wie ich gestern Morgen gelaufen bin, um den Ausgang zu erreichen. Lasst mich bitte kurz überlegen.“, unterbrach ich Sie
„Bitte mach schnell Alex!“ drängte Benjamin mich nun. „Ich will hier raus.“ Und Rene geht es ebenfalls so. Also beeil dich mit Überlegen!“
„Wir sind eben rechts abgebogen.“ Oder, Dad?“, fragte ich meinen Vater. „Ja sind wir. Warum fragst du?“
„Moment noch, ich erinnere mich. Wir müssen jetzt links, dann noch einmal links und dann noch einmal rechts. Dann sind wir im Hauptgang, der zum Mineneingang führt“, sagte ich eilig.
„Ich hoffe, du hast recht damit und wir kommen endlich hier raus“, sagte Rene und schaute dabei Benjamin an. „Ich will endlich hier raus!“
Wir setzten uns alle wieder in Bewegung und liefen den Weg, den ich beschrieben hatte. Das Licht der letzten verbliebenen Taschenlampe erlosch in dem Moment, als wir den Hauptgang erreichten. Mom und Dad nahmen sich bei der Hand. Ich war erleichtert darüber, dass wir die Rettungsmission unverletzt und lebend überstanden hatten. Die Morgensonne war bereits aufgegangen. Sie strahlte den Eingang der Mine an und hinderte die Geister und den Dämonenwolf daran, sich zu manifestieren, so dass wir alle ungehindert das Bergwerk verlassen konnten. Wir traten aus der Mine und atmeten die frische Luft ein. Das Licht der Sonne blendete uns im ersten Moment.
„Wir haben es geschafft.“ „Wir sind entkommen und haben die beiden Jungs lebend hier herausgeholt“, sagte sie. Dabei umarmte sie Rene und Benjamin und drückte sie fest an sich.
„Lasst uns die Mine wieder verschließen und von hier verschwinden!“, sagte mein Vater mit erschöpfter Stimme.
Wir nahmen die Bretter auf, verschlossen damit den Eingang der Mine, und stellten, wie ich es am Morgen zuvor getan hatte, dicke Äste davor.
Benjamin und Rene bestanden darauf, das letzte Brett zu befestigen und an seiner Stelle zu platzieren. Diese Bitte schlug wir den beiden nicht ab. Im Gegenteil. Was die beiden in der Mine erlebt hatten, berechtigte sie dazu, für alle mal dieses Brett wieder zu befestigen.
Kurz bevor sie das Brett einsetzten, schauten die beiden nochmal in die Mine und nickten gleichzeitig in die Dunkelheit hinein. Weder meine Eltern noch ich hatten diese Geste mitbekommen oder bemerkt. Mein Dad platzierte den letzten Ast und sagte dabei: „Ich werde alle Hebel in Bewegung setzen, damit der Eingang ein für alle mal verschlossen wird, aber das muss vorerst reichen.“
Wir gingen schweigend über das Gelände zum geparkten Auto, stiegen ein und fuhren los.
„Was haltet Ihr von einem großen Frühstück?“, fragte meine Mutter. „Das wäre großartig, Mom“, sagte ich und lächelte sie dabei an. Ich war froh, dass wir meine beiden besten Freunde gerettet und wieder gefunden hatten.
Aber Samuel hatte mit seinen Worten recht. Nichts ist, wie es scheint!…
Fortsetzung folgt…