KurzTod

Künstlich

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Sie stand auf der Rolltreppe und wollte sich nur noch schnell ein paar neue Schuhe kaufen. Sie fand es unangenehm, da sie sich nichts aus Schuhe kaufen machte. Jedoch waren ihre Turnschuhe schon arg ramponiert, die Sohle löste sich schon an einigen Stellen. Also tat sie, was sie nicht mochte, und folgte dem Ruf, der Frauen anlastete. Sie ließ den Blick schweifen und sah den ganzen Komplex, den man Einkaufszentrum nannte.

Es war schon spät, so dass es draußen bereits dämmerig war. Überall strahlten die Lampen von der Decke wie Sterne. Ein künstlicher Himmel mit den strahlendsten Lichtern, die der Mensch herstellen konnte. Sie sah die künstliche Wasserfalllandschaft und wunderte sich. Ein Wasserfall, der gefärbten Kunststoff herunterläuft. Kunststoff, der Steine und Palmen simulierte, um den Menschen eine Schmeicheleinheit für ihre Augen und Seelen zu bereiten.

Doch sie sah dies alles und wunderte sich nur, während die Rolltreppe leise surrte und sie höher trug. Sie schaute an sich herunter, dort stand sie auf einer metallischen Stufe, die sie an den gewünschten Ort brachte, ohne dass sie sich bewegen mußte.

Sie hob vorsichtig ihr linkes Bein und drehte ihren Fuß, soweit das Gelenk es von Natur aus zuließ, und schaute verdutzt zu, wie ihr Fuß kreiste. Ihr schoss ein Gedanke durch den Kopf: „ Ja, er funktioniert.“ Die Rolltreppe lief weiter und sie sah, wie Menschen durch die Gänge hasteten. Der Ausdruck auf ihren Gesichtern so nichtssagend, so egal, so gehetzt, Sklaven ihrer Zeit, ihrer Existenz. Die Rolltreppe fuhr weiter in die Höhe, und sie schaute sich weiter um. So viele kleine Lädchen, die alles boten, was das Herz begehrte. Aber was begehren wir wirklich, fragte sie sich. Was brauchen wir eine simulierte Welt, in der alles künstlich ist und sich dadurch als Lüge entpuppt? Wollen Menschen diese Lüge leben, und kann man damit zufrieden sein? Dies alles schoss ihr durch den Kopf, während sie sich umsah.

Sie wurde traurig, obgleich sie nur hier war, um etwas zu erledigen und dann diese künstliche Welt einfach schnell zu verlassen. Keine gefilterte Luft mehr atmen zu müssen und kein Wasser mehr zu beobachten, welches durch Pumpen befördert wurde, nur um einen Plastikhügel wieder herunterlaufen zu können. Auf einmal wollte sie nur raus aus dem Einkaufszentrum, ihr kam dies alles nicht richtig vor, aber sie wusste, dass sie sich dem nicht entziehen konnte. Niemand konnte vor der künstlichen Welt fliehen, die wir uns selber erschaffen hatten, daher blieb sie auf der Rolltreppe stehen und schaute sich mit einem Unbehagen weiter um.

Dicke Rohre verliefen hinter Dekorationen an der Decke entlang, vielleicht war es die Belüftung oder Abwasser, oder, oder, oder. Sie würde es so schnell nicht erkennen können, jedoch reichte es zu wissen, dass sie dort waren. Das Unbehagen breitete sich weiter aus, und ihr stiegen Tränen in die Augen, ohne wirklich zu wissen warum. Alles um sie herum war nicht echt, noch nicht einmal die Menschen waren es wirklich.

Dort hinten liefen zwei Frauen, die sich wohl die Lippen hatten aufspritzen lassen. Vielleicht wurden hier und dort ein paar Fältchen reduziert oder man trug Silikon im Körper, wo auch immer es mittlerweile angebracht werden konnte. Was war also noch echt? Die Tränen bahnten sich ihren Weg und liefen in silbern schimmernden Bahnen die Wangen herunter. Jeder konnte es sehen, aber keiner achtete auf sie, oder man wollte es nicht sehen. Hätte es denn etwas geändert? Sie bezweifelte es sehr. Doch ihre Tränen waren echt, vielleicht das einzige an diesem Ort, ein selbst erbauter Tempel, in dem man dem Künstlichen huldigen konnte. Menschen besinnen sich nur aufs Wesentliche, wenn man ihnen alles nimmt, dachte sie bei sich und sah schon das Ende der Rolltreppe. Ihre Gedanken schweiften weiter ab und die Tränen flossen weiter. Sie ging auf den Schuhladen zu und hinein. Weiterhin unter Tränen probierte sie Schuhe an, bis ein Paar Turnschuhe passte. Sie bezahlte und ging hinaus, wo sie die neuen Schuhe auspackte und betrachtete. Unbenutzt und nicht abgetreten, so sah die Sohle aus. Der Stoff war noch nicht abgenutzt oder dreckig. Die Schnürsenkel strahlten im weißesten Weiß. Sie schaute auf ihre Schuhe, die Sohle abgelaufen, der Stoff durchgescheuert und schmutzig, die Schnürsenkel im dreckigem Grau und ausgefranst.

Sie ging auf das Geländer zu, mit den neuen Schuhen in der Hand. Man konnte von hier nach unten schauen, vier Stockwerke tief. Sie stellte die neuen Schuhe vor sich, direkt an das Geländer. Sauber faltete sie die Plastiktüte, in der sie ihre neuen Schuhe transportiert hatte, auf dem Boden vor sich und stellte akkurat ihre neuen Schuhe darauf. Dann kletterte sie auf das Geländer und starrte in die Tiefe. Eine künstlich ausgekleidete Tiefe, sie holte tief Luft und stieß sich vom Geländer ab.

Sie holte noch einmal Luft, bevor sich ihre Lungen ganz mit Blut gefüllt hatten, und lächelte; ein zufriedener Ausdruck breitete sich über ihre verweinten Augen aus. Ihr schoss noch ein letzter Gedanke durch den Kopf, der sie glücklich machte…

 

Zeitungsauschnitt :

Frau beging Selbstmord im Einkaufszentrum.

Passanten sind entsetzt.

Am Mittwochnachmittag des 15. November stürzte sich eine junge Frau von der Galerie des vierten Stockwerkes eines Einkaufszentrums. Passanten sagten aus, daß keinem etwas aufgefallen sei. Es sei ein normaler Tag gewesen, bis zu diesem Desaster. Verletzt wurde niemand, jedoch mussten einige Passanten psychologisch betreut werden…

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