Die Mythen von Monacan
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Zu dieser Vorstellung hatten sich besonders viele Besucher
eingefunden, was bei der vorangegangenen Werbung aber auch keine große
Überraschung war. Die ganzen letzten Tage war man nicht durch die Stadt
gekommen ohne mit den „großen Enthüllungen“, die heute stattfinden
sollten, konfrontiert zu werden. Und genau der Mann, der alle Einwohner von den
Plakaten aus zugelächelt hatte, betrat nun die Bühne und ließ seinen Blick
durch die Menge schweifen. Sofort verstummte das Gemurmel der Menschen und alle
Augen waren auf ihn gerichtet. Er hingegen blickte zufrieden in die erste
Reihe, wo sich sämtliche Ehrengäste, vom korrupten Sheriff bis zum
öffentlichkeitsscheuen Pfarrer, alle eingefunden hatten. Er räusperte sich und
ergriff das Wort: „Meine Damen und Herren, eventuell haben Sie flüchtig
schon mal gehört, wozu diese Veranstaltung heute dienen soll.“ Ein leises
Gelächter ging durchs Publikum. Von wegen flüchtig, selbst die landesweiten
Nachrichten hatten kurz darüber berichtet und jede Lokalzeitung war voll davon.
„Für alle die mich nicht kennen, ich bin Bürgermeister Stewart Flachlon
und übe diesen Beruf seit nunmehr
vierzehn Jahren aus, deshalb macht es mich umso stolzer heute Abend verkünden
zu können, dass während dieser Zeit in unserer Stadt nichts annähernd so
Interessantes passiert ist.“ Das daraufhin entstehende überraschte Raunen
machte ihn noch stolzer. Nachdem wieder Stille eingekehrt war, nahm er einen
kräftigen Schluck aus seinem Wasserglas, bevor er mit siegessicherer Miene in
das Rednerpult griff und ein kleines dunkelrotes Büchlein hervorholte.
„Das hier…“, verkündete er, „Das ist ein Tagebuch, welches bei
der Räumung eines alten Anwesens etwas außerhalb gefunden wurde und es gehörte
niemand anderem als dem Gründer unserer geliebten Stadt, Henry
Montsilver.“ Nun war es nicht mehr nur ein Raunen, nein, jetzt war es
aufgeregtes Getuschel. Der Bürgermeister grinste nun über beide Ohren.
„Weder ich noch sonst irgendjemand hat bis jetzt in dieses Buch gesehen,
doch heute Abend wird sich das ändern. Sie werden nicht nur Zeuge sein, wenn
nach über 300 Jahren dieses Dokument wieder gelesen wird, nein, Sie werden die
ersten sein, die diesen Text vernehmen dürfen.“ Noch bevor er weiterreden
konnte, wurde der Raum von rauschendem Beifall erfüllt. Einzig und allein der
Reverend verbarg seine Meinung hinter der üblichen Maske aus Berechnung und
Abscheu. Der Redner jedoch versuchte lachend, den Applaus zu unterbinden, und
als wieder Ruhe herrschte begann er vorzulesen:
Wir schreiben den
19.August im Jahre des Herrn, 1693. Seit nunmehr drei Wochen streife ich mit
meinem Gefährten, John Acan, durch die Wälder dieser Kolonie, welche sich New
Hampshire nennt. Wir starteten unsere Reise bei Hilton’s Point, der Hauptstadt
dieses Bereichs. Selten habe ich ein so erbärmliches Provinznest gesehen. Wir
zogen los, im Auftrag ihrer Majestät Königin Maria II. von England, um einen geeigneten
Ort für die Errichtung einer neuen Stadt als Bastion gegen die Ureinwohner,
jenen barbarischen Heiden, die in unseren Städten brandschatzen und unser Vieh
entführen, zu errichten. Wir irrten bis jetzt über allerlei Land, durch
finstere Wälder und über grüne Ebenen, doch war es uns bis jetzt nicht
vergönnt, einen passenden Standort für eine solche Siedlung zu finden. Überhaupt
fanden wir überraschend wenig, in diesen Gefilden leben weder viele Tiere,
geschweige denn ein Mensch. Schon seit einer Woche leiden wir Hunger, da uns
partout kein Hirsch oder Schwein, ja nicht einmal ein Hase vor die Flinte
laufen will. Diese Wälder hier wirken nicht wie die im fernen Heim England, sie
sind weder grün noch strotzen sie vor Leben und erhellen den Geist, nein,
dieses Dickicht hier wirkt düster und tot, es vergiftet die Seele und scheint
nahezu feindlich gegenüber uns zu sein.“
22. August 1693
Heute war ein besonders ungemütlicher Tag.
Schon in den frühen Morgenstunden verfinsterte sich die Sonne, bis sie von
einem undurchdringlichen Wall aus grauen Sturmwolken umgeben war, welche
begannen, unaufhörlich ihre Wassermassen über uns zu ergießen. So marschierten
wir durch diese unheilige Dämmerung, mit knurrendem Magen und düsterer
Stimmung. Und als wäre es der Wille des Herrn, so mussten wir während dieses Wolkenbruchs
einen besonders finsteren und ausladenden Teil dieser grünen Hölle passieren.
Dort, an diesem Ort, scheint immerwährend Nacht zu herrschen und die Dunkelheit
zu regieren. Wenn man dort entlangwandert, so hat man das unaufhörliche Gefühl,
beobachtet zu werden und als würde etwas hinter den Bäumen lauern, etwas, um
dessen Existenz man besser nicht weiß. Doch trotz aller Widrigkeiten fanden wir
uns danach auf einer breiten Lichtung wieder, welche sich als breite Ebene
entpuppte. Morgen werden wir uns hier nach einem geeigneten Ort umsehen. Unser
Ziel scheint ganz nah.“
23. August 1693
Wir werden verfolgt.
Der Bürgermeister
stutzte kurz und ein leises Murmeln raunte durch die versammelte Menschenmenge.
Heute Morgen entdeckte John Fußspuren in der
aufgeweichten Erde. Wir hielten sie erst für die Abdrücke eines französischen
Spähers, doch wie sich später herausstellte, war die Person barfuß. Ob uns
einer dieser Wilden gefolgt ist? Langsam wünsche ich mich nach Hause zu meinem
Weib und meinen Kindern.“
26. August 1693
Diese Expedition gleicht einem Ritt durch
die Hölle. Unser Verfolger verhielt sich friedlich, doch nun scheint er uns
vertreiben zu wollen. Nach einer besonders unbequemen Nachtruhe mussten wir
feststellen, dass unser kleines Lager komplett verwüstet wurde. Diese
verfluchten Heiden, sollen die in der Hölle schmoren. Wir haben beschlossen,
umzukehren. Verdammt seien die Bestrebungen ihrer Majestät, nichts und niemand
bringt mich dazu, noch einen weiteren Tag weiter in die Wildnis dieser
gottlosen Gegend vorzudringen, gepeinigt von Hunger und Nässe. Diese Ebene
erwies sich als unfruchtbar und von Mooren durchzogen. Wer immer sich hier
niederlassen will, muss vom Teufel besessen sein.“
28. August 1693
Es ist unmöglich. Schlicht und ergreifend
unmöglich. John und ich begaben uns heute auf den Rückweg und beschlossen, den
unseren Karten zufolge direkten Weg zu beschreiten, um logischerweise möglichst
schnell in die sichere Stadt zu gelangen. Wir überquerten also die Ebene,
schlugen uns durch noch einen dieser gottverdammten finsteren Wälder, und als
wir das Ende dieses grünen Monsters erreichten, standen wir in Ruinen. Es sind
nicht die Ruinen einer unserer Siedlungen, es scheint sich um die verlassene
Stadt eines dieser wilden Stämme zu handeln, ähnlich den Inkas und Azteken in Neuspanien.
Wir haben nun erst einmal unser Lager am Rand dieser Anlage aufgeschlagen.
Morgen werden wir dann diesen Ort erkunden, wohlmöglich mag er antike Schätze
bergen. “
31. August 1693
Irgendetwas stimmte mit diesem Ort nicht.
Diese gesamte dunkle Ausstrahlung und dieser tote Eindruck, er schien dort
seinen Ursprung zu haben. Wir erkundeten zuerst die einfachen Holzhütten am
Rand der Siedlung, doch sie waren allesamt leer, man fand dort nichts außer dem
blanken Boden. Am nächsten Tag wagten wir uns an das größte Gebäude, eine Art
hölzerner Tempel in der Mitte dieser Siedlung. Er stand auf einer Art Insel,
die sich in der Mitte des hier fließenden Flusses gebildet hat. An einigen
Stellen war das Wasser äußerst flach und so gelang es uns, hinüber zu diesem
heidnischen Heiligtum zu waten. Es entpuppte sich als eine Art Kuppel, die man
direkt auf den Boden gesetzt hatte. Wir betraten sie und wurden sofort von fast
unheimlich vollkommener Finsternis eingehüllt, die auch unsere Fackeln nur im
Ansatz zu vertreiben mochten. In diesem Tempel selbst befanden sich weder
Altäre noch Schätze, es schien viel mehr eine Art Eingang zu sein, denn vom
Rand aus wurde wie bei einem Trichter der Boden immer weiter ausgehöhlt. Wir
begannen also, hinabzusteigen und als wir nach gefühlten Stunden am Boden
angelangt waren, entdeckten wir einen Tunnel, der sich mitten in die Hölle zu
graben schien. Ich kann mir nicht erklären wieso, doch an diesem Punkt überkam
uns beide eine solch paranormale Angst, dass wir Hals über Kopf aus der Anlage
hinausstürmten. Doch auch als wir den Tempel verließen, blieb diese Furcht und
sie begleitete uns die ganze Nacht hindurch. Und so beschlossen wir heute, es
sei unsere christliche Pflicht, diesen Ort ein für alle Mal von der Oberfläche
zu tilgen. Wir brannten alles nieder, wir begannen bei den Häusern und zogen so
eine Schneise der Verwüstung bis zum Fluss, wo wir den Tempel versengten. Auch
scheint unser Verfolger nun verschwunden zu sein, denn aus dem inneren des
Tempels vernahmen wir Schreie in einer unbekannten Sprache, es klang fast wie
ein Gesang, wie eine Art Hexerei oder Fluch. Solche heidnischen Riten gehören
nicht in die Gebiete der britischen Krone. Doch genau hier werden wir unsere
Siedlung gründen, der Ort scheint perfekt, wie ein Phönix wird sie aus der
Asche entstehen und benannt wird sie nach uns. Henry Montsilver und John Acan.
Monacan. “
Mittlerweile
hatte sich blankes Entsetzen in den Gesichtern der Menschen breit gemacht. Der
Bürgermeister räusperte sich: „Meine Damen und Herren, auch wenn die
Gründung unserer Stadt…unrühmlicher begann als angenommen, so ist es doch
kein Grund in irgendeiner Form unsere Stadt nun als etwas anderes zu betrachten
als…“ Weiter kam er nicht, denn die empörten Menschenmengen und Reporter
unterbrachen ihn. Und genau an diesem Abend beschloss ich, zu erfahren was es
mit meiner Heimatstadt auf sich hat. Ich habe mit der Zeit viele unglaubliche
und merkwürdige Geschichten gefunden, und diese werde ich hier veröffentlichen.
Bis auch der Letzte um das Schicksal dieser verfluchten Stadt weiß. Um das
Schicksal von Monacan.
Bereits offengelegte Mythen:
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