ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
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Kennst du dieses Gefühl, wenn man nach einer unendlich langen Reise, nach Hause zurückkehrt? Das Gefühl der Geborgenheit, welches jede Faser des Körpers dann wie eine sanfte Woge umspült? Es ist nicht nur reine Geborgenheit, die man spürt…
Heimkommen.
Das Heimkommen selbst, ist ein Gefühl. Ein wunderbares Gefühl. Es ist das Gegenstück zu dem zarten Schmerz, den man im Herzen spürt, wenn man Abschied nimmt. Ein heilendes und wohltuendes Gefühl.
Auch ich musste Abschied nehmen… Schmerzlichst.
Es ist jetzt fast 3 Jahre her, dass ich Abschied nehmen musste, von meinen Eltern. Ein Autounfall.
Doch jeder kommt an diesen Punkt des schrecklichen Verlustes.
Wieso ich das hier dann niederschreibe?
Nun, in letzter Zeit… Wie soll ich es beschreiben? … In letzter Zeit, sind manche Dinge geschehen… Merkwürdige Dinge. Und ich spüre, dass ich das hier festhalten muss, solange es noch geht. Die Zeit ist knapp. Sie läuft mir davon…
Ich muss es festhalten!
Ich werde noch früh genug darauf zu sprechen kommen – jedenfalls hoffe ich, dass ich es schaffe, das hier noch fertigzustellen – aber vorerst, zurück zu den anfänglichen Ereignissen. Ich sprach vom Abschied von meinen Eltern vor 3 Jahren.
So schmerzlich dieser Verlust auch sein mochte, das Gefühl der Heimkehr konnte den Schmerz des Abschieds heilen. Das spürte ich, als ich vor dem ehemaligem Haus meiner Eltern stand. Wie vereinbart, sollte es nun mir gehören. Es gab keinen Kredit auf das Haus abzubezahlen. Meine Eltern waren recht wohlhabend gewesen und mein Vater hatte es bereits mehrere Jahre vor meiner Geburt ersteigert. Außerdem war ich ein Einzelkind. Deshalb war die Entscheidung, dass das Haus später einmal mir gehören sollte, niemals ein großes Geheimnis gewesen.
Hier stand ich also nun, vor dem wunderbarem, im Jugendstil erbautem Haus. Es war wunderschön. Es war schon immer wunderschön gewesen, doch erst jetzt fiel mir die wahre Schönheit daran auf.
Es war mein Zuhause… Ein wunderbares Zuhause…
Ich stieg die wenigen Treppenstufen zum Hauseingang hinauf und schloss die Tür auf. Ein warmer, geliebter Duft aus meiner Erinnerung stieg mir in die Nase, als ich langsam durch die Tür trat und mich im Flur des alten Hauses umsah.
Vor ihrem Tod, hatte ich immer weniger Zeit mit meinen Eltern verbracht. Leider. Ich hatte viel zu tun, wegen dem neuen Buch, an dem ich gerade geschrieben hatte. Am Ende, hatte ich meine Eltern gar nicht mehr besucht, höchstens mal kurz angerufen, wenn es um etwas wirklich wichtiges ging. Umso mehr hatte es mir wehgetan, als ich die Nachricht von ihrem Tod erhielt. Die letzten Worte, die ich mit meinem Vater gewechselt hatte, hatten wir ebenfalls am Telefon gesprochen… Irgendetwas, nun vollkommen unwichtig Erscheinendes, wegen dem Auto meines Vaters. Wir sprachen, wegen eines großen Haufen Bleches. Nur ein wertloser Klumpen Schrott. Aber niemals hatte ich meinen Eltern gesagt, wie sehr ich sie liebte. Obwohl ich so oft die Gelegenheit dazu gehabt hätte. Es tut mir so leid…
Doch nun war ich wieder hier. Zuhause. Das Gefühl des Heimkehrens überkam mich, nach so langer Zeit, wie eine Welle, die den Schmerz lindert.
Alte Erinnerungen gingen mir wieder durch den Kopf, als ich die Tür hinter mir schloss und langsam durch den Flur ging und in die Zimmer blickte.
Hier hatte ich fast zwei Jahrzehnte meines Lebens verbracht, bis ich vor knapp 10 Jahren ausgezogen war. Seitdem hatte ich in einer recht kleinen gemieteten Wohnung gelebt. Es war gemütlich, doch ich habe mich dort niemals wirklich Zuhause gefühlt. Dies hatte sich auch nicht geändert, nachdem ich die – vermeintliche – Frau meines Lebens kennengelernt hatte. Jennifer. Wir haben die letzen 6 Jahre zusammen in meiner Wohnung gelebt. Eine lange Zeit, die ich nicht missen möchte. Doch unsere Beziehung war wohl nie stabil genug gewesen. Denn um ehrlich zu sein:
Bis ich diesen Schritt gehen konnte, in das Haus meiner Eltern zurückzukehren, war eine lange Zeit vergangen. Der plötzliche Tod meiner Eltern hatte mich wirklich aus der Bahn geworfen und so krank gemacht, dass ich eine längere Zeit in einer Erholungseinrichtung verbracht hatte. Während dieser Zeit hatten Jennifer und Ich uns immer weiter voneinander distanziert.
Eines Tages, hatte sie mich dann in der Einrichtung besucht und mir erklärt, dass es auf diese Weise nicht weitergehen könne und dass sie „das Alles nicht mehr ertragen“ würde. Äußerst hilfreich für mich, in solch einer Phase, nicht wahr? Doch zurückblickend, kann ich es ihr nicht übel nehmen…
Aber jetzt sollte das Leid der Vergangenheit angehören. Jetzt war ich Zuhause. An dem Ort, mit dem ich jede glückliche Erinnerung meiner Kindheit verband.
Als ich mich weiter umsah, fiel mir etwas auf…
Der Staub…
Überall lag Staub. Eine dicke Schicht. Natürlich, weil wochenlang niemand hier drin gewesen war. Und trotzdem, war der Anblick merkwürdig. So verrückt sich das anhören mag, aber es schien schon fast, als hätte der Staub, der alles im Haus bedeckte, die Zeit der Dinge wie ein dichtes Spinnennetz umwoben und verlangsamt. Alles stand auf seinem Platz, wie meine Eltern es zurückgelassen hatten. Fast, als wären sie erst gestern aus der Tür gegangen, zu einem letzten Spaziergang.
Ich nahm einen letzten tiefen Atemzug, mit dem ich den vertrauten Duft tief in mich hineinsog. Dann ging ich wieder heraus und holte einige letzte Sachen aus meinem Auto. Ich hatte keine Möbel mitnehmen müssen. Die Wohnung in der ich zuvor gelebt hatte, war bereits möbliert gewesen und im Haus hatten meine Eltern alles, was man brauchte, zurückgelassen. So blieben also nur noch eine handvoll Sachen, die ich mit in mein wahres Zuhause nehmen würde.
Nachdem ich alles im Flur abgestellt hatte, nahm ich meinen Laptop und ging über die große Holztreppe am Ende des Flurs hinauf in den zweiten Stock. Ich wollte mir zuerst mein Schlaf- und zugleich Arbeitszimmer einrichten. Oben angekommen ging ich zur Tür meines ehemaligen Kinderzimmers, in welches ich vorhatte, vorrübergehend einzuziehen. Ich weiß nicht so recht wieso… Vielleicht einfach nur, wegen dem Gefühl der Geborgenheit und Vertrautheit, welches ich mit dem altbekanntem Zimmer verband. Und vielleicht auch, weil ich den Gedanke nicht mochte, im Schlafzimmer meiner Eltern einzuziehen. Daher hatte ich mich für das Kinderzimmer entschieden. Ich legte die Hand auf die Türklinke und…
hielt inne…
Ein Bild, welches ich als Kind gemalt hatte, hing auf Höhe meiner Brust. Es zeigte mich als Strichmännchen, mit fröhlichem Grinsen zwischen meinen Spielsachen stehen. „Für Mama“ stand darüber in krakeliger Kleinkindschrift. Ich erinnerte mich, wie stolz ich dieses Bild damals meiner Mutter gezeigt hatte. Ich war gerade 6 Jahre alt, seit kurzem in der ersten Klasse und hatte gelernt, die ersten Buchstaben zu schreiben. Sie hatte sich sehr gefreut, das Bild an meine Tür geklebt und mich liebevoll angelächelt.
Das Bild hing dort eine ganze Weile, bis es mir zu peinlich wurde und ich es herunter nahm und in meinem Schrank versteckte. Mir war niemals aufgefallen, dass meine Mutter es wieder hier hin gehängt hatte, nachdem ich ausgezogen war. Es stimmte mich erneut traurig, zu erkennen, wie sehr sie mich tatsächlich vermisst hatte.
Während mir bereits Tränen in die Augen stiegen, öffnete ich langsam die Tür und trat in das Kinderzimmer ein. Was ich drinnen sah ließ mir den Atem stocken.
Überall, an den Wänden, an meiner Pinnwand über dem Schreibtisch, am Schrank, auf dem Tisch und sogar auf dem Boden hingen und lagen sie überall. All die Bilder, die ich jemals als Kind gemalt hatte. Alle Erlebnisse, die mir als Kind gefallen hatten, hatte ich stets als Bild gemalt und dies meiner Mutter geschenkt. Die gesammelten Erinnerungen meiner Kindheit überkamen mich, während ich behutsam durch das Zimmer ging und die Blätter nacheinander aufhob. Ich konnte die Tränen nicht mehr aufhalten. Erschüttert warf ich mich auf das Bett, zwischen die unzähligen Bilder und lächelnden Gesichter und entglitt in die tröstliche Welt des Schlafes.
Als ich am nächsten Tag aufwachte, ging es mir um Einiges besser. Das Erste was ich hörte, war das Rascheln der Bilder unter mir und um mich herum. Vorsichtig erhob ich mich aus dem Bett und fing an, die restlichen Bilder aufzusammeln.
Während ich alles auf einem Stapel auf meinem Schreibtisch sammelte, überkam mich ein unheimliches Gefühl. Ich kannte meine Mutter gut genug. Sie war bis zu ihrem Dahinscheiden eine geistig kerngesunde Frau gewesen. Ebenso mein Vater. Das hatte meine Eltern immer ausgezeichnet. Dass sie, trotz ihres fortgeschrittenen Alters, einen klaren Verstand bewahrt hatten und mir jederzeit einen guten Tipp hatten geben können.
Das hier… Das passte einfach nicht zu meinen Eltern. Ein Schauer lief mir über den Rücken.
Nein… Nein, das konnte nicht sein…
„Der Staub… Er ist überall. In letzer Zeit konnte hier niemand drin gewesen sein“, beruhigte ich mich selbst während ich vor dem Tisch stand und den Stapel betrachtete.
Ich strich mit der Hand über die Tischplatte und betrachtete meine Handfläche. Mein Herz begann zu rasen, als es mir klar wurde und ich fragte mich, wie ich es gestern nur hatte übersehen können. In diesem Zimmer war kein Staub!
Kein. Einziges. Korn!
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