GeisteskrankheitKreaturenKurz

Ein wenig vom Gewissen gebissen

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Ich renne. Ich renne. Ich renne.

Jeder Atemzug
brennt in meinen Lungen, als würde sich die kühle Luft in Feuer
verwandeln, sobald ich sie keuchend einsauge.

Ein stechender
Schmerz zuckt durch meine Bauchgegend, während ein gehetzter Schritt
den nächsten jagt. Mir ist schwindelig.

Doch ich halte nicht
an, natürlich nicht.

Schließlich weiß
ich, dass sie mir dicht auf den Fersen sind.

Ich kann sie hören.

Das vielstimmige
Grollen ihrer heiseren Stimmen, das harte Trappen ihrer Pfoten auf
dem Boden,

ihren hechelnden
Atem. Das scharfe Kratzen ihrer Krallen, wenn sie nach mir in die
nächste Abzweigung des Tunnels wetzen.

Ja, in diesem Moment
ist es ein Tunnel. Keiner dieser düsteren Stollen,

registriert mein
Bewusstsein am Rande, sondern ein Wirrwar aus kahlen Gängen, von
denen einer dem nächsten haargenau gleicht.

Wände aus
unverputztem Beton werfen das Echo unserer Schritte zurück, ein
gehetzter, abgehackter Rhythmus, der mich voran treibt.

Wie lange fliehe ich schon? Es
kommt mir irrelevant vor.

Zu meiner linken
öffnet sich ein neuer Gang. Wahllos stürze ich mich hinein.

Wo bin ich überhaupt? Unwichtig,
unwichtig.

Eine der
Leuchtröhren flackert. Es ist immer die dritte. Das Licht wirkt hier
so farblos, beinahe steril.

Weshalb
jagen sie mich?Ein
einziger Fehler.

Ich
glaube, sie werden lauter. Kommen sie näher?

Schnappe
panisch nach Luft, will einen Blick über die Schulter riskieren und
gerate für für einen Moment aus dem Takt – sofort bleibt
ein
Fuß an meinem eigenen Bein hängen, ich
strauchele
und pralle hart auf dem Boden auf.

Schmerz
jagt durch mein Knie.

Die
Meute kläfft, knurrt und kläfft triumphierend.
Höhnisch?

Panisch
versuche ich mich aufzurappeln. Wieder
auf die Füße zu kommen, jetzt, schnell, bevor es zu spät ist.

Vor
meinem inneren Auge sehe ich die gelben Zähne bereits, entblößt
unter den dunklen Lefzen, triefend vor Geifer und Gier;

ich
sehe die haltlose Freude in ihren Augen, weil sie mich jetzt büßen
lassen können,

dabei
war es doch gar nicht meine Schuld, nur ein Missgeschick, ein
einziges Missgeschick…

Und
plötzlich bin ich wieder auf den Beinen und
haste weiter.

Ich
renne. Ich renne. Ich renne.

Was
vorher schmerzte, ist mittlerweile reine Qual. Jeder
Winkel meines Körpers stöhnt und zittert vor Erschöpfung. Ich
kann mich nicht mehr daran erinnern, wie es ist stillzustehen. Zu
rasten. Zu schlafen.

Und
trotzdem traue ich mich nicht anzuhalten, stolpere weiter über den
unebenen Waldweg.

Plötzlich
aus der Dunkelheit auftauchende Äste peitschen mir ins Gesicht,
zerkratzen mir Arme und Beine.

Sie
hingegen müssen wunderbar vorankommen. Nur leise höre ich ihre
Pfoten im Laub rascheln, ab und zu zerbricht ein Ast, doch ansonsten
preschen sie lautlos zwischen den Bäumen hindurch, die mir den Weg
so erschweren. Meine Meute, zuvor noch so laut, ist still geworden.
Konzentriert.

Ihre
Blicke sind wie eiskalte Nadelstiche in meinem Nacken. Jeden Moment
könnte ich es schnappen hören, das letzte Geräusch, bevor sich
unerbittliche Fänge in meine Waden schlagen, mich zu Fall bringen.

Oder
liegen
sie doch noch weiter zurück? Die Unwissenheit macht mich rasend.
Panik pocht in meinen Schläfen.

Es
muss ihnen Spaß machen, mich zu hetzen. Nur deshalb haben sie mich
noch nicht erwischt.
Hasse
ich
mich so
sehr?

Etwas
dorniges ratscht an meiner Wange entlang, reißt die Haut auf. Warme
Flüssigkeit rinnt langsam mein Gesicht herunter.

Warum
laufe ich weiter? Nicht, weil ich noch Hoffnung habe, irgendwo vor
ihnen sicher zu sein. Sie haben meine Spur noch kein einziges mal
verloren. Natürlich nicht.

Doch
ich will mir nicht vorstellen, was passiert, wenn sie mich endgültig
einholen. Der
Gedanke allein ist grässlich genug, um mich weiter sprinten zu
lassen, auch wenn ich schon seit Stunden, Tagen, Jahren nicht mehr
kann.

Wenn
sie mich wenigstens erklären lassen würden. Sie haben das alles so
falsch verstanden, wollen es missverstehen. Vielleicht habe ich
tatsächlich falsch
gehandelt, womöglich sogar mehr als einmal, aber doch nur weil… Oh
Himmel, es war doch nur…

Ich
renne. Ich renne. Ich renne.

Und
während ich renne, renne, renne, rinnen Tränen über mein Gesicht.

Ich
erkenne meinen Körper nicht wieder. Geschwollen,
verkrampft, verdreckt, verwundet.

Es
sind keine einzelnen Stellen mehr, die schmerzen; mein gesamter
Organismus scheint sich gegen mich verschworen zu haben, hat meinen
Verstand malträtiert, bis
jede Empfindung im Gefühl reiner Taubheit verschwunden ist.

Die
Straße ist menschenleer, keines
der Häuser links und rechts von mir scheint bewohnt zu sein.

Vernagelte
Fenster, verrottete Dächer.

Bloß
die Straßenlaternen erhellen den Weg mit gelbem Licht.

Und
noch immer verfolgen sie mich. Ihre Schatten wandern ihnen voraus,
eine einzige dunkle Masse, aus der sich ab und zu ein einzelnes Maul,
eine einzelne Pranke hervortut.

Sie
haben begonnen zu heulen. Ein
langgezogenes,
kehliges Heulen.
Anklagend.

Ein
einziger Laut, der mir jede meiner Taten vorwirft.

Vielleicht
verdiene ich das hier tatsächlich.

Meine
Sicht verschwimmt und ich wische mir über die Augen, verteile
Schnodder und Tränen über mein ganzes Gesicht.

Wir
könnten ewig
so weitermachen. Sie werden
mich verfolgen, solange ich laufen kann.

Eine
einzige, endlose Hatz.

…Und
es war meine Schuld.

Ich
bleibe stehen.

Ich
atme tief durch.

Ich
drehe mich um.

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