ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Endlich zu Hause.
Mit zittrigen Händen legte Dennis seine Haustürschlüssel auf die kleine Kommode im Flur und trat gleichzeitig die Tür hinter sich zu. Kaum war diese ins Schloss gefallen, da streifte er schon seine dicke Winterjacke ab, ließ sie zu Boden fallen und pfriemelte lustlos seine Füße aus den nassen Schuhen. Sein Haar bereits ganz nass von den vielen Schneeflocken, die sich darin verfangen hatten und kurzerhand geschmolzen waren. Nun klebten die kurzen, kalten Strähnen an seiner Stirn, was zwar eklig, aber den Umständen entsprechend ertragbar war. Das einzige, worum Dennis sich im Augenblick noch scherte waren zwei Dinge: Tee und Bett.
Mitte Januar war die grausamste Zeit im ganzen Jahr. Weihnachten und Neujahr waren vorbei, die Feierlaune längst vergangen und so wurden die kurzen, grauen Tage immer trostloser. Die Kälte wollte wohl auch dieses Mal nicht so schnell ein Ende nehmen, weshalb man sich gut mit Jacke, Schal und Mütze wappnen musste, wenn man den Winter irgendwie überstehen wollte. Und letztendlich bekam man dann doch eine Erkältung.
Dennis schlurfte mit steifen Gliedern in seine kleine, aber warme Küche. Zu seinem Glück konnte er sich eine beheizte Wohnung leisten. Sie war nicht sonderlich groß, aber für ihn alleine reichte es vollkommen. Langsam, als er Wasser in den Wasserkocher füllte und diesen aufsetzte, kehrten die Gefühle in seine Gliedmaßen zurück. Normalerweise hätte er das wohlige Kribbeln als gut empfunden, aber was er in diesem Moment zusätzlich spürte, waren Schmerzen. Auch das noch. Gliederschmerzen waren das Letzte, was er jetzt noch gebraucht hatte, falls die ständig laufende Nase und der Reizhusten nicht reichten.
Missmutig bewegte er sich aus der Küche hinaus in sein Schlafzimmer, wo er sich gemächlich umzog. Sein Lieblingshoodie lag noch irgendwo unter seinem Bett, unter das er auch immer seine Socken kickte, bis er keine mehr hatte und sie alle nacheinander wieder zum Waschen einsammeln musste. Manchmal musste man einfach mit seiner Faulheit leben. Als er zwischen den schwarzen Knäulen endlich seinen Hoodie fand, zog er auch gleich seine Jogginghose mit hervor. Dennis hatte ganz vergessen, dass auch sie dort gelegen hatte. Das Oberteil streifte er sich sofort über, nachdem er sich seines T-Shirts und der Sweatshirt-Jacke entledigt hatte. Als er auch seine kaltfeuchte Jeans auszog, hielt er jedoch für einen Moment inne. Seine Beine waren übersät mit dunklen Flecken. Einige waren blassgrün, andere hatten einen weitaus dunkleren, rotvioletten Ton angenommen. Dennis konnte sich nicht erinnern, woher diese Flecken kommen sollten, schließlich war er in letzter Zeit weder häufig gestolpert, noch in eine Schlägerei verwickelt worden. Schulterzuckend schlüpfte er in seine Jogginghose und kehrte in die Küche zurück. Es konnte auch sehr gut sein, dass er sich im Schlaf aus versehen selbst verletzte hatte. Bei Erkältungen schlief er schlecht, musste sich die ganze Zeit hin un her wälzen und dabei konnte es natürlich sehr gut sein, dass er sich dabei auch mal selbst trat.
Dennis entschied sich für einen Kamillentee. Der war gut bei Erkältungen. Während der Tee zog, putzte er sich die Nase, bestimmt schon zum zweihundertsten Mal an diesem Tag. Seine Nase ließ ihn das auch spüren, so knallrot wie sie war. Als er dann auch noch zu niesen und gleichzeitig zu husten begann, fluchte er leise in sich hinein. Vom Husten begann sein Hals furchtbar weh zu tun.
Wütend griff er nach seiner Tasse und marschierte geradewegs ins Bett, wo er sich die Decke bis über die Nase zog und anfing, an die Decke zu starren. Er war erschöpft, aber bald bemerkte er, dass er nicht sonderlich müde war. Nach etwa zehn Minuten war sein Tee bereits trinkbar und abgekühlt und als er ihn geleert hatte, ging es ihm tatsächlich etwas besser. Sein Frust war nur noch halb so groß.
Dennoch war er nachdenklich. Dennis war ein sehr gesunder Mensch. Er trieb regelmäßig Sport, aß ausgewogen und nahm viele Vitamine zu sich. Drogen konsumierte er nicht und Alkohol nur ganz selten, wenn er mit Freunden ausging. Krank, oder einfach nur erkältet, war er nun schon seit Jahren nicht mehr gewesen. Bis er vorgestern auf dem Nachhauseweg in der Stadt auf diesen Mann traf. Seinen schmutzigen, durchlöcherten Klamotten und den fauligen Zähnen nach zu urteilen war er obdachlos gewesen und als Dennis sah, dass er nicht einmal mehr richtig gehen konnte, hatte er ihm etwas Geld geben wollen. Zum Dank hatte der Obdachlose ihm mitten ins Gesicht gehustet.
Er war dem Mann nicht wirklich böse, so widerlich es auch war, wenn einem ins Gesicht gehustet wurde. Er war sich sicher, dass dieser es nicht mit Absicht getan hatte. Nur machte sich dieser Vorfall seit gestern nun mal bemerkbar, denn trotz Sport und guter Ernährung hatte Dennis Husten und Schnupfen bekommen. Heute auf der Arbeit waren auch noch Gliederschmerzen dazugekommen, die es in sich hatten. Im Moment spürte er sie hauptsächlich in den Beinen, wie sie sich von seinen Waden bis zu den Oberschenkeln hochzogen. Wenigstens waren seine Arme noch nicht ganz so stark davon betroffen. Generell würde das schon keine schlimme Sache sein, schließlich handelte es sich ja nur um eine kleine Erkältung. Um sich davon abzulenken schaltete Dennis den Fernseher ein, wo gerade eine Tierdokumentation lief. Normalerweise interessierte er sich nicht sonderlich für Dokus, doch in diesem Moment kam sie sehr gelegen. Die Stimme des Reporters war ruhig und sanft und während Dennis sich im Stillen darauf fokussierte, fielen ihm allmählich die Augen zu.
Dennis erwachte mit trockenen Augen. Als er sie öffnete, musste er heftig blinzeln, bis sie einigermaßen genug befeuchtet waren. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er bis zum nächsten Tag durchgeschlafen hatte und es nun schon Mittag war. Stöhnend richtete er sich auf, rieb sich die juckenden Augen und schaute sich eine Weile im Zimmer um, als müsse er sich orientieren, wo er war. Sein Kopf hatte angefangen zu dröhnen und seine Gliederschmerzen waren stärker geworden. Am liebsten hätte er sich gleich wieder schlafen gelegt, doch er fühlte sich viel zu unwohl dafür. Er musste unbedingt etwas gegen sein Leiden tun. Schwerfällig stand er auf und wankte ins Badezimmer. Seine Beine waren schwer wie Blei und bei jedem Schritt spürte er den Schmerz seine Beine hochkriechen. Auch seine Arme fühlten sich anders an als am Vortag, irgendwie verkrampft. Im Bad angekommen steuerte er das kleine Schränkchen über dem Waschbecken an, an dessen Tür ein Spiegel angebracht worden war. Als Dennis sich darin erblickte, fuhr er erschrocken zusammen. Obwohl er so lange geschlafen hatte, hatten sich dunkle Ränder unter seinen Augen gebildet und er war leichenblass geworden. Bei genauerem Hinsehen sahen seine Lippen sogar grünbläulich an den Rändern aus. Dennis schluckte schwer. Er riss das Schränkchen auf, griff nach dem Aspirin, welches er dahinter lagerte, und eilte in die Küche.
Dort musste er sich erst einmal setzen. Die Aspirin-Tablette warf er sofort in ein Glas Wasser, wo sie sich zischend auflöste. Er hatte seit Jahren keine Erkältung gehabt, vermutlich sah alles einfach nur schlimmer aus, als es tatsächlich war. Er war es nicht gewöhnt, dass sein Körper so schwach und gebrechlich wirkte, doch nach ein paar Tagen sollte alles wieder in Ordnung sein. Dennis konnte zumindest von Glück reden, dass heute Samstag war. Er hatte noch heute und morgen, um sich auszukurieren, bevor er Montag wieder ins Büro fuhr. Vielleicht war er gestern auch einfach noch zu lange dort geblieben und hatte seinen Körper mehr belastet als gut war, weshalb er heute noch geschwächter war.
Nachdem er das Aspirin hinuntergewürgt hatte, ging er zurück in Bett. Vermutlich hätte er etwas essen sollen, aber er hatte einfach keinen Hunger im Moment. Selbst der Gedanke an ein einfaches Stück Brot verursachte in seinem Inneren ein derartig ungutes Gefühl, dass er lieber darauf verzichtete. Brechen war das Letzte, was er jetzt noch wollte. Als er sich hinlegte, lief im Fernsehen eine weitere Dokumentation. Dennis achtete gar nicht darauf, worum es darin ging, er schloss einfach die Augen und glitt langsam in einen unruhigen Schlaf.
Es war mitten in der Nacht, als Dennis die Augen wieder aufriss. Sein ganzer Körper schien förmlich zu brennen, während ihm gleichzeitig kalter Schweiß die Stirn hinunter lief. Seine Gliederschmerzen zogen nicht mehr einfach nur, sie ätzten sich in sein Fleisch, fraßen sich durch die Muskeln, tief in sein Knochenmark. Doch das war nicht das einzige, was ihm in diesem Moment zusetzte. Sein Magen hatte angefangen zu rebellieren, als würde er jeden Moment explodieren. Mit Tränen in den Augen kauerte sich Dennis in der Dunkelheit zusammen, die schmerzenden Arme um den noch mehr schmerzenden Bauch geschlungen. Die Bettdecke hatte er im Wahn von sich getreten, sein einziger Schutz waren nur noch sein Hoodie und die Jogginghose. Keuchend schloss er die Augen. Diese waren mittlerweile so trocken, dass sie selbst beim Schließen brannten. Das konnte doch nicht wirklich geschehen. Was war los mit ihm?
In diesem Moment begann er auch noch zu husten. Er hustete, ächzte, röchelte und plötzlich erbrach er einen Schwall lauwarmen Mageninhalt direkt auf sein Bettlaken. In der Dunkelheit konnte Dennis gar nicht erkennen, was genau ihm da hoch kam, wo er doch in den letzten Stunden nichts gegessen hatte, doch so genau wollte er das jetzt auch nicht wissen. Kaum war alles draußen, ließen die Krämpfe endlich nach. Die Gliederschmerzen und das Brennen in den Augen waren zwar immer noch da, allerdings einigermaßen ertragbar.
Eine Weile lang blieb er noch so liegen, bis er sich angewidert aufrichtete. Er erkannte kleine Sprenkler auf der Wand und einen Fleck auf dem Boden, wo ein Teil des Erbrochenen gelandet war. Auch seine Kleidung hatte etwas abbekommen. Zum Glück konnte er durch seine verstopfte Nase nichts von dem Zeug riechen. Mit zittrigen Beinen stand er auf, wobei er sich sehr zusammenreißen musste, um nicht bei jedem Schritt laut loszuschreien. Im Flur brach er schließlich zusammen. Als sein Kopf dabei auf den harten Boden knallte, packte ihn plötzlich die blinde Wut. Er wollte doch einfach nur diese blöden Klamotten loswerden, war das denn zu viel verlangt?
Kriechend setzte er seinen Weg zum Badezimmer fort. Sein Zorn trieb ihn immer weiter an, bis er auf allen Vieren krabbeln und am Ziel angekommen sich sogar am Waschbecken hochziehen konnte. Sobald er halbwegs auf zwei Beinen stand, zog er sich den Hoodie vom Leib, warf ihn in die Badewanne und riss beinahe in der gleichen Bewegung noch seine Hose mit runter. Er stürzte erneut, fiel auf den Rücken. Mit zusammengebissenen Zähnen stützte er sich auf den Unterarmen ab, die beinahe unter seinem Gewicht nachgaben. Dabei erhaschte er einen Blick auf seinen gesamten Körper, der nur noch von einer Boxershort bedeckt wurde, und erstarrte.
Die blauen Flecken, die er zuvor auf seinen Beinen beobachtet hatte, waren überall. Sie reichten bis zu seinen Hüften, über seinen Bauch, seine Brust, seine Arme. Und es waren auch keine blauen Flecken mehr, es waren Löcher. Die Stellen, die zuvor den rotvioletten Ton angenommen hatte, waren allmählich verfault und entblößten nun die weißen Knochen unter seinen Muskeln, die ebenfalls gewichen waren. An seinen Armen und Beinen waren sie fortgeschrittener als an den restlichen Stellen des Körpers, wo sie noch grünlich und geschlossen waren, und je länger er sie anstarrte, desto mehr schienen sie zu schmerzen.
Panik ergriff Dennis. Erst nach wenigen Sekunden bemerkte er, dass er zu schreien angefangen hatte, die Hände in den Haaren vergraben, die plötzlich nachgaben, bis er sie büschelweise von seinem Kopf pflücken konnte. Geistesabwesend warf er sie von sich, versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Sein Blick fiel auf seine Klamotten in der Badewanne. Der Ärmel des Hoodies hing über dem Rand und als er ihn packte und daran zog, rutschte das Oberteil zu ihm auf den Boden. Er wollte wissen, was zum Teufel er da ausgespuckt hatte. Seine Hände fuhren durch die dunkle, schmierige Dickflüssigkeit, die noch an dem Stoff klebte, und hielt sie nur wenige Zentimeter vor seinem Gesicht. Er roch immer noch nichts und seine Sicht war etwas verschwommen von den Tränen, die aus seinen brennenden Augen flossen, doch er erkannte im schwachen Licht des Badezimmers ganz genau, was das für Zeug war. Es war Blut. Er hatte sein eigenes Blut hochgewürgt.
Allmählich verließen Dennis seine Kräfte. Der Hoodie glitt ihm aus den Hand und sein Kopf wurde immer schwerer. Als er ihn auf die Fliesen seines Badezimmers ablegte, seine Lider immer schwerer wurden, musste er ein letztes Mal an den Obdachlosen denken, der ihm das angetan hatte. War es Absicht gewesen? Hatte ihn das selbe Schicksal ereilt? Wie viele hatte er noch damit infiziert?