Familientradition
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Es war ein Samstagabend im November. Meine Eltern waren mit dem Auto zu meinem Großvater gefahren. Da wir nicht sonderlich reich waren, konnten wir uns nur einen Wagen leisten. Stadtkinder werden das Problem nicht kennen. Aber ich lebe auf dem Dorf. Der Bus fährt unter der Woche alle 3 Stunden und am Wochenende einmal am Tag. Na ja, wenigstens haben wir schon 16k Internet.
Es war ein normaler Samstag. Da ich eher zu den unbeliebteren Kindern gehörte, unternahm ich selten etwas am Wochenende. Ich saß meistens zuhause und lernte, da bald die Abi-Prüfungen anstanden. Mein Ziel war es, möglichst gut abzuschneiden, damit ich endlich hier weg kam. An eine gute Uni zu gehen. Mein altes Leben hinter mir zu lassen. All den Spott, das Mobbing und vor allem den Sportunterricht zu vergessen. Gott, ist dieser eine Qual! Nicht die eine Stunde an sich, nein, viel mehr das, was in der Umkleide passiert. Öfters wurde mein Rucksack mit Duschgel gefüllt oder meine Sachen versteckt. Wie ich diese Schule einfach nur hasse.
Aber ich schweife ab. Kommen wir wieder zu gestern. Kurz bevor ich den Geruch meiner verbrannten Pizza im Ofen roch, es müsste so gegen 19:37 gewesen sein, bemerkte ich ein dumpfes Geräusch. Ich dachte, ich bilde mir was ein, da das Haus, in dem ich lebte, schon über 400 Jahre alt war. Also ignorierte ich es. Als ich fluchend den schwarzen Teil meiner Pizza über dem Waschbecken abzukratzen versuchte, hörte ich es wieder. Ein dumpfer Schlag gegen Metall. Langsam wurde ich unruhig. Ich legte das Messer, mit dem ich zuvor meine verkohlte Pizza zu retten versucht hatte, in die Spüle und ging in den Flur. Nichts. Zur Vorsicht stand ich noch 5 Minuten im Gang und lauschte. Als ich wieder in die Küche gehen wollte, war es wieder zu hören. Ein Schlag. Er kam aus dem Keller. Mir wurde mulmig. Mit Mutters Lieblingsmesser, das zu gleich das schärfste war, ging ich in Richtung Kellertür. Dabei sah ich, dass unsere Haustür abgeschlossen war. Was auch immer da unten war, musste schon den ganzen Tag dort sein. Ich presste mein Ohr an die Kellertür und hörte es wieder. Mit klopfendem Herzen und griffbereitem Messer öffnete ich die Tür. Nun vernahm ich nicht nur ein Klopfen, nein, auch ein Wimmern. Es klang wie ein Kind, das leise weinte. Dong* ich erstarrte. *Dong* *Dong* Die gottverdammte Küchenuhr schlug in diesem Moment *Dong* *Dong* *Dong* Ich hasste ihr furchtbares Läuten *Dong* *Dong*
Das Weinen wurde danach lauter, und ich hörte das klägliche Wimmern noch stärker. In diesem Moment rief ich meinen Vater an.
Als ich ihm schilderte, was los war, sagte er nur zu mir „Beweg dich nicht vom Fleck“ und legte auf. Natürlich tat ich, was er sagte,… nicht! Mit dem Messer fest in der Hand ging ich in den Keller und machte das Licht an. Doch dort war nichts. Auch die Hilferufe waren nicht mehr zu vernehmen. Ich begann daraufhin, alles abzusuchen. Zu fragen, ob sich hier jemand versteckt hatte, traute ich mich in diesem Moment nicht. Jedoch hörte ich wieder dieses Geräusch. Ein Schlag gegen Metall. Zu meiner Verwunderung wackelte dabei ein Karton. Ich schob ihn weg und entdeckte eine geheime Tür mit einem Schlüsselloch. Darauf hörte ich eine vertraute Stimme. „Ich sagte doch, du sollst warten“. Mein Vater stand mit meinem Großvater hinter mir. Ich schaute ihn nur fragend an, was hier los sei. Darauf kam mein Großvater zu mir und sagte: „Hör zu, es gibt Dinge in unserer Familie, die sind seit Jahrzehnten Tradition. Genauso wie das, was du jetzt sehen wirst.“ Er ging zu der versteckten Tür und holte einen rostigen Schlüssel hervor. Gleichzeitig hielt er in der linken Hand einen Knüppel, an dessen Vorderseite altes Blut klebte. Bis zu diesem Zeitpunkt dachte ich, mein Großvater würde ihn nur nutzen, um Tiere zu betäuben. Damit er sie danach schlachten kann. Ich lag so falsch.
Die Tür öffnete sich. Mein Großvater griff in die dunkle Kammer und zog einen Jugendlichen hervor. Er war in meinem Alter. Sein Körper war völlig misshandelt. Blaue Flecken waren überall zu sehen, genauso wie eine frische Narbe in der Höhe der Niere. Ich ahnte in diesem Moment Übles. „Dad, hör auf, er ist noch zu jung dafür!“, sagte mein Vater auf einmal. Mein Opa erwiderte mit gelassener Stimme „Du warst viel jünger damals.“ – „Oder meinst du den Jungen hier“ sagte er mit einem Grinsen im Gesicht. Er hob den Knüppel und schlug den Jungen bewusstlos. „In unserer Familie ist es seit Jahrzehnten Brauch, dass wir zu den besonderen Festtagen Organe und Fleisch zu uns nehmen. Wichtig dabei ist, das es möglichst jung ist.“ In diesem Moment fiel mir das Messer aus der Hand. Mein Großvater sprach weiter: „Du bist nun soweit, dass du selber jagen wirst. Ich habe es dir schon oft bei Rehen gezeigt. Im Grunde ist es dasselbe. Du musst nur…“ Ich hörte nicht mehr zu. In diesem Moment musste ich an alle Festessen denken. Weihnachten, Ostern, Geburtstage. Haben wir da immer Menschenfleisch gegessen? Ich fiel auf die Knie, mir wurde übel und ich kotzte auf den Boden. „Hahaha, wie dein Vater damals“ lachte mein Opa. Mein Vater half mir wieder auf und drückte mir sein Jagdmesser in die Hand. „Du musst es jetzt lernen, oder dir wird wehgetan“. Ich schaute ihn an. Was meinte er damit? „ Er ist halt dein Sohn.“ Mein Großvater kam mit schnellem Schritt auf mich zu und sagte „Dein Vater hat sich damals auch geweigert. Schau seine Hand an. Denkst du wirklich, er hat den kleinen Finger damals beim Holzhacken verloren? Nein, ganz sicher nicht“.
Ich stammelte nur noch die Worte „du… du hast ihm…“ „JA! Ich habe deinem Vater den Finger abgetrennt, weil er sich weigerte, den Jungen damals auszuweiden. Dasselbe wird auch dir geschehen, wenn du jetzt nicht sofort anfängst!“ Ich konnte ihn diesem Moment einfach nicht mehr. Mein Vater, das Essen, der Junge, ich wusste nicht weiter. Ich hörte, wie mein Großvater den Bolzenschneider holte. „Los, oder du bist dran.“
–
„Was geschah danach?“
„Sie wissen, was passiert ist. Sie waren am Tatort.“
„ Ich muss es aber von dir hören.“
„Nun gut, ich schlitzte dem bewusstlosen Jungen die Halsschlagader auf. Mein Opa meinte, ihn länger am Leben zu lassen bringe nichts mehr. Einem Menschen kann man nur ein paar Organe entfernen, ohne das er sofort stirbt. Danach machte ich mich am Brustkorb zu schaffen. Ich schnitt in ihn hinein. Das warme Blut kam mir entgegen. Ich musste mehr Kraft aufwenden, um die Knochen zu brechen. Doch dabei aufpassen, dass die Organe nicht beschädigt werden durch die Splitter. Wie bei einem Reh. Also…“
„Ok ok, ein einfaches ‚Ich habe ihn ausgeweidet‘ hätte auch gereicht.“
„Haben Sie aber nicht gesagt.“
„Jetzt wünschte ich mir, es gesagt zu haben. Und du wusstest nicht, wer der Junge war?“
„In dem Moment hatte ich andere Dinge, auf die ich mich konzentrieren musste. Falls sie verstehen…“
„Ok, vielen Dank erst mal. Ich werde mich kurz draußen mit meinem Partner unterhalten.“
„Machen Sie das ruhig!“
–
„Und? Was sagt er?“
„Nun, er wurde von seinem Großvater sowie von seinem Vater zu der Tat gezwungen.“
„Er wusste also nicht, dass der Junge, den er da ausweidete, sein Peiniger in der Schule war?“
„Er bestreitet es und bleibt bei seiner Geschichte mit der Familientradition.“
„Haben wir schon einen Psychiater zu ihm geschickt?“
„Nein, warum denn?“
„Nun, wie soll ich sagen. Das Haus war nicht seins, es war das Haus des Opfers.“
„Was!? Aber wie kann…“
„Er muss sich die Geschichte ausgedacht haben, da er selber aus dem Heim stammt und gar keine Familie hat. Aber weißt du was das Merkwürdigste ist?“
„Ach, es wird noch eigenartiger!?“
„Die Eltern von dem toten Jungen! Sie sind seit einer Woche als vermisst gemeldet und wurden vor 20 Minuten ausgeweidet in einem Motel gefunden…“
„Du meinst doch nicht etwa, dass…?“
„Doch…“
Autor:Gabe 007