Find‘ mich – Liebe und Versteckspiel
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
„Komm schon! Komm schon! Spiel mit mir!“
Meine Nichte Sonia ist wohl das Süßeste, das ich kenne. Immerzu will sie mit mir Verstecken spielen. Seit sie laufen kann, jedes Wochenende. Dass ich unter der Woche nicht mit ihr spielen kann, weil ich arbeiten muss, macht sie immer ganz traurig.
Ich habe sie wirklich sehr lieb, und seit sie da ist, verstehe ich mich auch wieder besser mit meiner Schwester. Durch meinen Job hatte ich mich etwas von der Familie entfremdet, doch nun geht es immer weiter bergauf. Auch habe ich meine Lebensfreude wiedergefunden, wofür ich Sonia so dankbar bin. Sie ist meine Sonne an verregneten Tagen.
So ist es wieder Samstag, ein wunderschöner Herbsttag. Die Blätter der Bäume im Garten leuchten gülden und rot. Die Luft riecht nach frisch gefallenem Laub und warmen Regen.
„Du bist dran mit suchen! Und nicht schummeln. Diesmal gewinn‘ ich!“, rufe ich Sonia zu.
Ich habe natürlich immer extra verloren, hatte natürlich aus Versehen geniest, musste husten, oder stolperte ganz aus Versehen ein bisschen aus meinem Versteck. Es war immer so schön anzusehen wie sie sich freute, wenn sie mich fand. Auch dieses Mal muss ich Schussel lautstark niesen.
„Hab dich! Hab dich! Gewonnen!“ lacht sie mich fröhlich an als sie mich, am Hosenbein, hinter dem Baum hervorzieht. „Oh nein! Schon wieder! Das kann ja nicht sein!“
„Kuchen ist fertig, ihr beiden! Kommt rein!“, ruft meine Schwester uns in den Garten zu. So hieve ich meine Sonia auf den Arm und gehe mit ihr rein. Sie liebte Kuchen so sehr.
Alles an meinem Leben war perfekt… bis…
„Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Ihre Schwester nicht mehr unter uns weilt. Wir vermuten, dass ihr Ex-Mann sie ermordet und ihre Tochter entführt hat. Wir versuchen natürlich mit allen Mitteln sie zu finden, wenn Sie uns irgendwelche Informationen zur Verfügung stellen können, bitten wir Sie uns umgehend zu kontaktieren.“ Die Nachricht der Polizei riss mir ein Loch ins Herz. Meine Schwester tot und meine geliebte kleine Sonia fort, verschwunden, entführt von ihm immerzu trunkenen Vater.
Das war ein Albtraum. Das musste ein einziger schlimmer Albtraum sein.
Die Tage und Wochen vergingen und ich wurde immer depressiver.
Doch da hörte ich ein Lachen, ein Kichern. Diese Stimme! „SONIA!“, rief ich freudestrahlend und lief in den kleinen Garten hinter dem Haus in dem ich wohnte. Ich suche und suche. Hinter einem kleinen Busch fand ich sie schließlich. „Oh schade. Aber jetzt hast du auch gewonnen!“
Mein Sonnenschein, mein Engel. Der Polizei Bescheid zu
sagen, fiel mir in diesem Moment nicht ein, ich wollte die Zeit mit meiner Sonia genießen, jetzt wo ich sie wieder hatte. Ich spielte mit ihr Verstecken, und spielte und spielte; mal gewann sie, mal gewann ich.
Ein paar Tage waren vergangen, da bekam ich einen Anruf, Sonia schlief noch.
„Herr Sievert? Guten Morgen, wir wollten Ihnen Bescheid geben, dass der Ex-Mann Ihrer Schwester festgenommen wurde. Ihre Nicht war allerdings nicht bei ihm, deshalb müssen wir davon ausgehen, dass er sie ebenfalls ermordet und entsorgt hat.“, ich sah nach diesen Worten des Polizisten hinüber in mein Zimmer auf das Bett. Nein, puh, da lag sie noch, der kleine Engel. „Ich kann sie beruhigen, meine Nichte ist bereits wieder aufgetaucht. Sie stand einfach im Garten. Ich komme heute Mittag ins Präsidium.“, sagte ich in den Hörer, erleichtert, dass es kein Traum gewesen war. „Das sind wundervolle Neuigkeiten. Bis dann“, gab der Polizist noch zurück und legte auf.
Naja, und dann überschlugen sich die Ereignisse. Nachdem ich, mit der Leiche meiner Nichte in den Armen, im Präsidium auftauchte, waren die Beamten dort natürlich nicht sehr begeistert. Sie entrissen mir den leblosen Körper meines Engels und verhafteten mich. Ich wurde verurteilt, kam ins Gefängnis. Doppelmord. Ich hatte meine Schwester und Nichte ermordet. Schon vor 5 Jahren. All die Zeit lebte ich mit den Geistern. Hey, ich war doch glücklich gewesen. War das denn ein Verbrechen?
Mein Engel… Mein kleiner Engel ist auch jetzt bei mir. Sie wird mich zur letzten Ruhe begleiten und dann werden wir wieder vereint sein.
Diese letzten Zeilen schreibe ich euch zu warnen.
Liebe ist eine zweischneidige Klinge. Liebe um geliebt zu werden, aber liebe nie so sehr, dass diese Liebe ein Wahn, ein Fluch, wird. Es könnte dich dein Leben kosten.
Brief eines zum Tode verurteilen und letzte Worte vor dem elektrischen Stuhl.
Amerika 1980
(Original)