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Furcht und Schrecken – Wie man Freunde findet

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Hier geht es zum vorherigen Teil: [http://de.creepypasta.wikia.com/wiki/Furcht_und_Schrecken_-_Das_Gute_in_den_Menschen Furcht und Schrecken – Das Gute in den Menschen]

5. Akt – Gnadenlos

Neeeeein!“,
schreie ich laut und frustriert, bevor eine weitere Welle der
Übelkeit meinen Atem stocken lässt. „Nicht
jetzt, bitte…“, durch einen Schleier von Tränen erkenne ich, wie
sich der vermoderte Teppich vor der Tür leicht und unnatürlich
bewegt. Sie ist noch da! Das Mädchen befindet sich noch immer in dem
Raum! Ich spüre ihre Aura, muss jedoch würgen und verliere sie.

Ein
tiefes dunkles Knurren dringt aus meiner Kehle und ohne mein Zutun
verzerrt sich mein Mund zu einem schiefen Grinsen. Ich verliere die
Kontrolle über unsere Gliedmaßen, den restlichen Körper und
letztendlich die des Sprachzentrums. Innerlich schreie ich vor Wut
und trommle mit den Fäusten gegen die imaginären Wände meines
Gefängnisses… doch es bleibt zwecklos. Ich kann ihn nicht mehr
aufhalten. Als ich versuche, ihn mit einem gekonnten Hieb außer
Gefecht zu setzten, schlingen sich Gedankententakel aus purer
Willenskraft um meinen, nunmehr
erschreckend körperlosen
Körper, pressen ihn zu einer kleinen Kugel aus Lebensenergie
zusammen und verbannen ihn in den hintersten Winkel unseres Gehirns.
Verdammte Scheiße…

„Kleines
Mädchen…“, flötet Phobos in einem kindischen Singsang. „Na,
wo steckst du, meine Süße…? Lauernd duckt er sich und wippt mit
dem Kopf leicht hin und her, die Beine angewinkelt, die Arme schlaff
an den Seiten, noch immer das irre Grinsen im Gesicht. Es ist
beängstigend. Sogar mir läuft eine imaginärer Schauder über den
unvorhandenen Rücken. „Kleines Mädchen…“, zischt er lockend
und kichert bösartig. „Komm doch zu mir… verstecken lohnt sich
nicht, ich kann dich spüren… und im Gegensatz zu meinen
kurzsichtigen Bruder… kann ich dich auch sehen!

Er
stößt vor und greift in die Leere, rechts neben der Tür… ein
schriller Schrei ertönt und das Kind wird mit einem Schlag wieder
sichtbar. Wie…? Woher wusste er…?

„Niemand
kann sich vor Phobos verstecken, NIEMAND, und nicht einmal der
Riss wird
euch dreckigen Menschenabschaum schützen!
Welcher Riss? Mir
schwirren tausend ungelöste Rätsel im Kopf umher, Fragen, die nach
einer Antwort verlangen, wirre Gedankenfetzen…

Das
Mädchen starrt Phobos mit schreckgeweiteten Augen an, welcher seine
Faust in ihr Hemd gegraben hat und sie langsam in seine Richtung
zieht. Sie wehrt sich verzweifelt, doch ihr magerer Körper ist viel
zu schwach um irgendetwas gegen ihn auszurichten. „Nein, nein,
Nein!“, kreischt sie
und versucht ihn zu kratzen. „Nicht du! Nicht du! Ich will Deimos,
will Deimos, Deimos, nicht dich!“ Hass und Panik stehen
in ihren Augen, was mich verwirrt, da es im krasses Gegensatz zu
ihrer vorherigen Apathie und Emotionslosigkeit steht. Welch
interessanter Wechsel… Mein Bruder hat sie nun direkt vor sich,
greift grob in ihre Haare und reißt sie daran empor, bis sie auf
Augenhöhe sind. Tränen treten in ihre Augen und sie wimmert
gequält. „Lass…
Deimos… frei…“.

Woher,
in drei Teufels Namen weiß sie…? Ich verstehe das Ganze nicht
mehr, verstehe nichts mehr… und dann trifft mich die Erkenntnis!
Wenn Phobos sie jetzt umbringt, dann werde ich niemals Antwortet auf
meine unzähligen Fragen erhalten, niemals…. Und er wird sie
zweifellos töten.

Das Kind baumelt mit schmerzverzerrtem Gesicht vor
uns in der Luft, wehrlos und verängstigt, mein Bruder starrt sie mit
einer abartigen, unverhohlenen Gier an… kalte Wut steigt in mir
hoch. Du bekommst sie nicht! Sie gehört mir!
brülle ich im Geiste, natürlich
wirkungslos. Phobos zieht langsam und genüsslich Jeffs Messer aus
der Manteltasche und lässt es im stumpfen Lampenschein aufblitzen.
Er setzt es zärtlich am Hals des zitternden Mädchens an, lässt die
scharfe Klinge über die vernarbte Haut gleiten und ritzt diese
leicht ein. Die Kleine schluchzt als er den dünnen Blutfaden gierig
von ihrer Kehle leckt. Ich verkrampfe innerlich.

Er wird sie nicht
sofort töten, dass ist nicht seine Art, außerdem wird er zuerst
noch seinen Spaß mit ihr haben wollen, sie ausprobieren.
Es wäre eine Premiere,
denn noch nie zuvor hat er ein Kind getötet… Aber wenn ich Pech
habe, wird sie in Bälde
gar nicht mehr in der Lage sein zu Antworten, selbst wenn ich
rechtzeitig einschreite bevor er ihr den Gnadenstoß versetzen
kann.

„Welche Gnade?“,
fragt er hämisch und reißt mich aus meinen Gedanken. Scheiße, er
kann mich ja hören! „Natürlich kann er das!“, grummelt er und
wendet sich wieder an die Kleine. „Sie her, was ich mit ihr mache
und sei stolz auf mich!“ Ich verbarrikadiere meinen Verstand und
spalte ihn unter Anstrengung von seinem ab, in der Hoffnung ungestört
einen Plan entwickeln zu können. Während
ich grüble, treibt mein irrer Bruder sein perfides Spiel weiter. Er
knallt das Mädchen auf den schmutzigen Küchentisch, drückt ihr mit
der Rechten die Kehle zu und angelt gleichzeitig mit der freien Hand
nach einer flachen Schale im hinteren Bereich der Platte. Immer noch
am
Hals
gehalten und kaum in der Lage zu atmen, wird Lunas Kopf brutal
angehoben und das kalte Porzellan darunter gezerrt. Eine
Auffangschale…

Ich kann
nicht von mir behaupten, es würde mich nicht fesseln, jedoch widert
mich die Verstocktheit meines debilen und uneinsichtigen Bruders
zutiefst an.Versteht er denn nicht, wie wichtig mir die Informationen
sind, die mir nur dieses
Mädchen, mein Geschöpf
liefern kann?! Natürlich
nicht… er ist ein Tier. Ein
wildes, gedankenloses, gefährliches Tier. Er
gehört eingesperrt. Wie ich ihn hasse. Seine Dummheit.

Während
er grinsend mit der Klinge über den weißen
Hals des Kindes streicht, randaliere ich in seinem Inneren. Lass
mich raus, lass mich raus, lass mich raus! Lass! Mich! Raus! Bastard!
Ich fluche, spucke, schlage um
mich, mir wachsen scharfe Krallen und ich zersteche ihm damit von
Innen heraus die rollenden Augäpfel. Ich ramme sie in sein
Kleinhirn, verarbeite die Schädeldecke zu Brei und grabe mich durch
seinen Mund nach draußen während ich seinen Kiefer breche und die
grinsenden Lippen zerreiße. Natürlich geschieht dies alles nur in
meiner Fantasie, jedoch scheint er etwas bemerkt zu haben, denn das
Lächeln fällt plötzlich von seinem maskenhaft verzerrten Gesicht
ab
und er krümmt sich leicht zusammen. „Lass das, Deimos!“, zischt
er heiser und schlägt sich mehrmals an die Stirn, als wolle er mich
damit ruhig stellen. Denkst du. Mich wird niemand ruhig stellen,
nicht einmal ein Berserker der mit mir den selben Körper bewohnt.
Aber ich bin erschöpft… bleierne Müdigkeit breitet sich in meinem
Bewusstsein aus… Es ist schwierig zu kämpfen, wenn man nur noch
aus reiner Willenskraft besteht.

Ich
spüre die Erregung meines Bruders, als er sich an der Angst der
Kleinen weidet. Es ist ekelerregend, und noch schlimmer, es gefällt
mir. Jedoch würde es mir wesentlich besser gefallen, wenn dort von
allen armseligen Erdenwesen die auf diesem verkommenen Dreckklumpen
ihr klägliches Dasein fristen, nicht ausgerechnet sie
kurz davor wäre, von meinem perversen Zwilling geschächtet zu
werden.

Kaum
ist dieser Gedanke durch meinen Geist geweht, beginnt
dieser damit, langsam den Druck auf die Klinge zu verstärken.
„D…Deimos! Bitte…“, röchelt Luna verzweifelt und windet sich
in seinem… in unserem Griff.

„Er
wird dir nicht helfen, kleine Schlampe!“, kreischt mein Bruder
aufgeräumt und lacht gackernd, „Ich… erlaube es ihm nicht! Und
ich glaube…“, er senkt die Stimme und flüstert vertraulich in
ihr Ohr, „… er will dir auch gar nicht helfen. Er hasst dich
nämlich… so wie er jeden hasst.“

Höre
ich da etwa Bewunderung in seinen Worten? Wenn du wüsstest
wie sehr ich vor allem dich hasse, verdammter Bastard,
denke ich kochend vor Zorn. Ich spüre wie unser Arm das Messer immer
tiefer in die papierne Haut der Kleinen presst. Mit dem Druck wächst
auch meine Wut und Nervosität. Ein Plan, ein Plan… Ein Plan muss
her! Jetzt!

Doch
bevor ich mich überhaupt sammeln kann, wird der Druck zu groß und
die Haut bricht! Blut sprudelt aus Luna Kehle, ergießt sich über
unsere Hand und tropft dick und rot in die Schale, malt ein
spritziges Blutgemälde auf das staubige Porzellan.

NEEEEIIIN!!!“,
brülle ich abermals, so voller
Hass und Zorn, dass ich das Gefühl habe, etwas in mir würde reißen.
Sehr zu meiner Überraschung muss ich feststellen, dass mein Gebrüll
nicht nur in meinem Verstand verklingt sondern unsere Kehle verlässt
und über die Zunge nach außen dringt.
Frustration und Panik
verleihen mir Kraft und mein Bruder ist beim Anblick des Blutes in
Ekstase geraten und unvorsichtig geworden. Ich nutze die günstige
Gelegenheit, reiße einen imaginäre Arm hoch und versetzte Phobos‘
Bewusstsein einen brutalen Schlag mit der mentalen Faust.
Es klappt! Seine Persönlichkeit fällt zusammen wie ein Soufflé und
ich kann wieder die Kontrolle über den Körper übernehmen.

„Verdammte Scheiße…“, presse ich hervor, reiße die
blutbesudelte Hand von Lunas Kehle und suche hektisch nach etwas, mit
dem ich die Blutung stoppen könnte. Sie lebt noch… der Schnitt war
nur oberflächlich, die Luftröhre ist nicht durchstoßen, jedoch
verliert ihr ohnehin schon blasses Gesicht mit jedem verstreichenden
Atemzug an Farbe. Nun heißt es schnell handeln, kein langes
Bedenken! Ich schnelle vor zum Küchenschrank und reiße auf der
Suche nach einem Tuch oder Lappen die Türen und Schubladen aus ihren
Verankerungen. In der letzten finde ich einen schmutzigen Lumpen in
der hintersten Ecke. Infektion! Schießt
es durch meinen Kopf und impulsiv greife ich nach der Whisky Flasche.
Die Schmerzensschreie des Kindes sind grauenvoll, als sich der
Alkohol brennend in ihre Wunde frisst, doch mit irgendetwas muss ich
den Schnitt ja schließlich auswaschen. „Ruhe.“, knurre ich kalt
und presse ihr eine Hand auf den Mund. Sie soll verdammt nochmal die
Klappe halten, Höllenqual hin oder her. Ob ich herzlos bin?
Vielleicht. Was bedeutet das schon.

Nach
der behelfsmäßigen Desinfektion drücke ich den Stoff auf die
Verletzung, welcher das Blut auch sofort aufzusaugen beginnt. Sie
wimmert jetzt nur noch leise. Offenbar hat sie es kapiert. Ich nehme
vorsichtig die Hand aus ihrem Gesicht, greife nach ihrer und führe
sie an die Stelle, an der ich den Lumpen an ihren Hals drücke.
„Festhalten.“, sage ich kurz angebunden und bin zufrieden als sie
meinem Befehl wortlos folge leistet. Es wird heilen. Alles nur halb
so schlimm. Das Mädchen, dieses wundervolle Rätsel und mein
Geschöpf wird überleben. Sie
ist sehr geschwächt und zittert unkontrolliert, keines Falls in der
Lage von allein die Flucht zu ergreifen. Armselig. Verachtenswert.
Zur Sicherheit werde ich sie heute Nacht auf dem Sessel festbinden.

6. Akt –
Seelenhort und Menschenmacher

Einige
Stunden später befinde ich mich im Keller des Hauses. Ich habe ihn
in eine Art kleines „Atelier“ umfunktioniert. Meine eigene
Werkstatt… davon habe ich immer geräumt und nun ist es endlich
wahr geworden!

Hier unten, in einem steinernen Gewölbe, unter einer
vermoderten Hütte im Wald, mit einer verletzten Gefangenen im
Obergeschoss, deren gerinnendes
Blut die Schüssel in meinen Händen füllt, fühle ich die Freiheit
süß und rein durch meine Adern pulsieren. Freiheit heißt
Inspiration. Ich tauche mein Gesicht in das kalte Blut, schaue
grinsend in den schmierigen Silberspiegel, der an der Stirnseite des
Raumes lehnt. Flackernde Kerzen sprießen wie Giftpilze aus jeder
unbenutzten Fläche, beleuchten meine feuchtes, rotes Antlitz und
verzerren es zu einer
wunderschönen Maske der Kreativität.

Ein angenehmer Schauder läuft
mir über den Rücken als ich die neu entdeckte Macht durch meinen
Körper strömen fühle. „Aaaaaaah…“,
ein heiseres Keuchen der Lust entfährt meiner zugeschnürten Kehle.
Ich
lache. Ein juchzendes, befreites Lachen. Hier unten bin ich Gott.

Ich gieße den Rest von Lunas Blut vorsichtig
in
einen gläsernen Flakon, den ich zusammen mit einer Vielzahl anderer
kristallener Behälter, Reagenzgläser und Glaskolben, in einer Ecke
des Kellers gefunden habe. Wahrscheinlich hat der Vorbesitzer das
ganze Zeug zum illegalen Brauen von billigem Fusel verwendet aber ich
habe einen anderen Zweck für sie… Es wird großartig! Der gefüllte
Flakon wird etikettiert
und bekommt einen Ehrenplatz im Regal, dass
ich ab heute liebevoll den „Seelenhort“
nennen werde. Stolz
lasse ich den Blick über mein Reich wandern. Neben dem Seelenhort
steht der „Menschenmacher“,
ein
schwerer Holztisch, gefüllt mit Künstleruntensilien jeglicher Art,
die ich noch in dieser Nacht aus dem Dorf gestohlen habe. Papier,
Pinsel, Stifte, Kohle, Kreide, Farbe… und ein großer Wachsklumpen.

Etwas
in mir weiß was zu tun ist. Der Gottkönig in mir weiß was zu tun
ist. Ich starre erneut in den Spiegel, in mein blutiges Gesicht, in
meine grünen, sprühenden Augen. „Gut siehst du aus.“, sage ich
lächelnd zu mir selbst und lasse mich gänzlich fallen.

Mein
Körper bewegt sich wie von
selbst auf den Menschenmacher zu
und und meine Finger graben sich in das weiche, weiße Wachs. Im
Handumdrehen haben sie eine kleine, humanoide Figur geformt. Mit
jedem geschickten Griff wird sie detailreicher, bis ich letztendlich
erkennen kann, was mein Unterbewusstsein da geformt hat. Mich selbst.

Ich
grinse, denn nun weiß ich was zu tun ist. Ich lege die winzige Figur
zur Seite und breche erneut einen Brocken aus dem Wachs. Eine kleine,
kindliche Figur mit langen Haaren und großen Augen entsteht. Luna.
Ich drücke mit dem Finger eine Kuhle in ihre Brust, gleite hinüber
zum Seelenhort und hole das Fläschchen mit ihrem Blut hervor. Mit
einer Pipette entnehme ich einen Tropfen, lasse ihn in die Kuhle
fallen und verschließe diese wieder mit Wachs, so dass sich im
Inneren der Figur nun ein kleiner, mit Blut gefüllter Hohlraum
befindet. Dann steche ich
ohne das Gesicht zu verziehen mit einer Nadel in meine eigene
Fingerkuppe, drücke etwas Blut aus der Wunde und wiederhole die
Prozedur, diesmal mit meinem wächsernen Gegenstück. Für einen
kurzen Moment überkommt mich ein seltsames Gefühl, wie ein kalter
Wind der unter meiner
Haut weht. Ein leichtes Reißen… dann nichts mehr. Unsicherheit…?
Aber nein, weiter im Plan!

Ich lege die zwei Puppen nebeneinander und
betrachte sie. „Gleich gehörst du mir, Luna…“, flüstere ich,
erfüllt von Ehrfurcht vor mir selbst. Ich
nehme in jede Hand eine Puppe und führe sie über einer Kerzenflamme
an den Armen zusammen. Den brennenden Schmerz, der sich im selben
Augenblick von meiner Hand ausgehend im ganzen Unterarm ausbreitet,
ignorierend, warte ich bis sich der jeweilige Arm der Figur
verflüssigt hat und mit dem der anderen verschmolzen ist. Ich beiße
die Zähne zusammen, jedoch ertrage ich die Qualen, denn ich weiß,
dass sie meine Vermutungen nur bestätigen. Plötzlich fängt das
Kind im Obergeschoss an zu wimmern und zu schreien, sich auf seinem
Sessel zu winden und gegen die Fesseln zu kämpfen.

Ein bösartiges
und erfreutes Kichern erfüllt den Keller. Ich brauche eine Weile um
zu erkennen, dass ich selber es bin, der da kichert. Ich hatte Recht.
In drei Teufels Namen, ich hatte Recht! Ich reiße die verwachsenen
Figuren erst aus der Flamme, als es unerträglich wird. Ich betrachte
die beiden Körper stolz, die nun an den Schultern zu einem
verschmolzen sind wie siamesische Zwillinge. Langsam klingt der
Schmerz ab und macht Platz für ein alles einnehmendes Hochgefühl,
dass mich mit einem wohligen Kribbeln erfüllt.

Nach
der Theorie kommt die Praxis. Ich konzentriere meine gesamte
Geisteskraft auf das schluchzende Mädchen über mir und versuche
eine erste Verbindung aufzubauen.

Luna, rufe ich.

Luna, kannst du mich hören? Hörst du mich? Nichts.

Luna! Antworte mir! Nun mit mehr Nachdruck.

Ja?                            

Du hörst mich!

Ja.

Du wirst nicht weglaufen?

Ich werde nicht weglaufen.

Du kannst nicht weglaufen.

Ja…

Ich
grinse. Es hat perfekt funktioniert. Sie wird mir nun so lange hörig
sein und alle meine Befehle befolgen, bis ich unsere Verbindung
wieder löse. Vorsichtig wickle ich die Figur in ein Tuch ein,
verstaue das Bündel in einem Karton und verstecke diesen in der
hintersten Ecke des Seelenhorts.

Ich
habe nun eine direkte mentale Verknüpfung zu dem Mädchen,
allerdings bin ich in dieser Beziehung, anders als in der zu Phobos,
vollkommen autark und sie darf nur dann reden, wenn ich es ihr
erlaube. Ich kann in ihre Seele sehen, sie jedoch nicht in meine. Es
ist herrlich.

Kaum
dass ich mir über diesen Umstand vollends bewusst geworden bin,
bekomme ich ihn auch mit aller Macht zu spüren. Das Mädchen hat
plötzlich Angst vor etwas. Eine namenlose Furcht klammert sich um
ihr Herz und lässt mich erzittern. Ich klammer mich schwer atmend an
einer Tischkante fest.

Luna!

Ja, Deimos?

Was ist passiert?

Er kommt.

Fieberhafte Gedanken rasen durch meinen Kopf. Er? Wer zum Teufel soll „er“ sein?

Wer?

Er. Sie. Grünes Auge. Blaues Auge. Er schläft nicht.

Was?!

Er kommt. Im Wald. Will dem Kind helfen. Er hilft immer.

Ich
bin mir nicht ganz sicher, was das verrückte Ding da faselt. Für
mich ergibt das ganze keinen Sinn. Himmel, dieser Tag wirft mehr
Fragen auf als mein gesamtes bisheriges Leben. Ich fasse mir stöhnen
an die Stirn und lasse mich auf einen klapprigen Hocker fallen. Ich
bin müde…

Und
dann spüre ich es auch.

Luna?

Ja, Deimos?

Was will er?

Dem Kind helfen. Er wird den bösen Mann töten. Dann wird er kommen.

Aber wer…?

Deimos?

Ja?!

Er wird auch dich töten.

„Nein.“,
sage ich laut, während ich mir den Mantel überstreife und grinsend
die Treppe hinauf gehe. „Nein.“, wiederhole ich noch einmal, als
ich in der Küche vor dem Mädchen stehe. „Nicht, wenn ich mir
zuerst sein Blut hole!“

Mit
Jeffreys Messer löse ich ihre Fesseln und verstaue es danach wieder
griffbereit in einer der großen Manteltaschen, zusammen mit den
beiden Metallstäben, einem Reagenzglas und einem Korken. „Du
bleibst hier!“, belle ich das Mädchen schroff an. Ich weiß, dass
sie gehorchen wird. „Bitte Deimos, geh nicht… er… ist sehr
stark…“, flüstert Luna kläglich. Ich ignoriere sie, ziehe meine
schweren Stiefel an und stapfe in den dunklen Flur. Als ich die Tür
aufstoße, erkenne ich, dass der Morgen bereits hinter den Wipfeln
des Waldes ruht und bald die Sonne aufgehen wird. Unter den dichten
Kronen herrscht jedoch noch immer erdrückende Dunkelheit und grinst
mich herausfordernd an. Ich trete über die Schwelle und atme die
klare Luft genießerisch ein. Der ungeborene Morgen schmeckt
wunderbar.

Deimos!“,
kreischt das Kind und stürzt hinter mir her. „Dei… Argh!“.
Etwas wie eine unsichtbare Mauer hält sie auf, als sie versucht
hinter mir über die Türschwelle zu rennen. Ein lautes Zischen
ertönt, es stinkt nach verbranntem Haar und sie wird grob zurück in
den beleuchteten Flur geschleudert. Ich grinse während die Tür
hinter mir ins Schloss fällt und das verzweifelte Rufen des Mädchens
gedämpft wird. „Niemand kann mich aufhalten!“, knurre ich
zufrieden und marschiere in den dichten Wald.

Nach
etwa einer halben Meile stoße ich auf eine Lichtung. Ich habe mich
von meinen Instinkten bis hier leiten lassen und weiß, dass ich
richtig liege. Wie bereits gesagt, offensichtlich ziehe ich diese
Kreaturen an, wie eine Straßenlaterne Insekten. Im dämmrigen Licht
der aufgehenden Sonne erkenne ich drei Gestalten. Zwei hochgewachsene
und eine kleine. Alle männlich.

Der korpulentere der zwei
großen liegt zusammengekrümmt unter einem verkrüppelten Baum und
windet sich vor Schmerzen. Der zweite beugt sich über ihn und macht
sich an ihm zu schaffen. Ich kann nicht erkennen was genau er da tut,
umso deutlicher spüre ich jedoch, dass er es ist den ich gesucht
habe. Die kleine Person, offenbar ein Kind, stolpert langsam rückwärts von
der Lichtung weg, dreht sich dann taumelnd um und rennt fluchtartig
in Richtung des nächsten Dorfes. Es verschwindet zwischen den
dichten Bäumen, als wäre es von einem großen, dunklen Tier
verschluckt worden.

Ich schaue ihm noch nach, als plötzlich ein
heiserer, gepeinigter Schrei erklingt und als ich mich der
Geräuschquelle zuwende erkenne ich, dass der dicke Mann aufgehört
hat sich zu bewegen. Das Gras um ihn herum färbt sich schwarz. Ich
muss unwillkürlich lächeln.

Der
zweite Mann ist größer und kräftiger gebaut als ich, trägt einen
langen braunen Mantel und hat schulterlanges, braunes Haar.

„Bravo!“,
rufe ich mit gespielter Anerkennung als ich langsam aus dem Unterholz
trete. „Bravissimo, ja wirklich, ganz Ausgezeichnet mein Guter!“,
träge klatsche ich in die Hände und fange langsam an ihn zu
umkreisen. Zeig mir dein Gesicht!, denke ich ungeduldig,
während ich ihn weiter anlächle.

Er
dreht sich ruckartig um… und starrt mich mit leuchtenden Augen an.

…Grünes
Auge. Blaues Auge… höre ich Lunas leise Stimme in meinem
Hinterkopf.

Ich
breite grinsend die Arme aus. „Du bist es!“

Hier geht es zum nächsten Teil:

() 20:34, 6. Feb. 2015 (UTC)

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