In dieser Bar …
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Schlechte Musik aus noch schlechteren
Lautsprechern schlug ihnen entgegen, als sie die Tür öffnete und
den Gastraum dieser heruntergekommenen – um nicht zu sagen
beschissenen – Kneipe betrat.
Welcher hirnverbrannte Idiot hatte ihr
noch gleich den Tipp gegeben, hierher zu kommen, wenn sie etwas
erleben wollte?
Ach ja … Es war Josh gewesen, ihr heimlicher
Verehrer.
Wenn sie sich jetzt aber hier umsah,
kam sie nicht umhin zu überlegen“
was“
sie hier erleben sollte, außer vielleicht an AIDS zu sterben, wenn
sie einen der Einrichtungsgegenstände hier berührte. Von einer
Alkohol- oder Rauchvergiftung ganz zu schweigen.
Ihre drei Freundinnen drängten sich dicht hinter ihr, unentschlossen
gleich wieder die Flucht zu ergreifen, als sie Einblick in den Raum
erhielten.
Es war nicht viel los.
Genauer gesagt gab es außer
ihnen nur zwei Gäste, die beide an der Theke auf hohen Stühlen
saßen. Einer von ihnen, halb verborgen im Schatten eines dicken
Holzbalken, der die Decke abstützte, schien zu schlafen, denn er lag
mit dem Oberkörper quer auf dem Tresen.
Ihr Mund wurde trocken, als sie den Kopf leicht drehte und einen
Seitenblick auf ihre beste Freundin warf.
Da sie aber nicht als Feigling vor ihren Freunden dastehen wollte,
ging sie kurz entschlossen nach rechts hinüber zu einem von mehreren
runden Tischen und ließ sich auf einem Stuhl nieder. Dabei vermied
sie es tunlichst etwas von dem schmutzigen Holz zu berühren, aus dem
das Mobiliar bestand.
„Was
zum Teufel willst du hier Jessica?“, richtete Rachel das Wort an
sie, nachdem sie sich ihr gegenüber niedergelassen hatte.
Jessica unterdrückte den Drang zu husten und erwiderte: „Josh
meinte das hier etwas los sein würde …“ Sie klang beinahe
entschuldigend und hielt nach dem Barkeeper Ausschau. Wenn es hier
schon aussah als würden einen die zweifellos vorhandenen Kakerlaken
bei lebendigem Leibe auffressen, wollte sie doch vorher wenigstens
einen Drink nehmen.
„Josh
glaubt aber auch das er eine Chance bei dir hat.“ Verhaltenes
Gekichere erscholl an dem Mädchentisch, was den nicht schlafenden
Gast am Tresen dazu veranlasste ihnen einen nachdenklichen Blick zu
zu werfen.
„Du hast Gäste, weißt du das?“
Jessica hörte seine Stimme und erwiderte seinen Blick einen
Augenblick, ehe sie sah das er vollkommen besoffen sein musste, so
rot waren seine Augen. Entweder das oder er hatte sich gerade einen
gewaltigen Joint genehmigt.
Schnell sah sie in die andere Richtung
und versuchte dem Gespräch zu folgen, welches ihre Freundinnen
begonnen hatte. Offensichtlich ging es um Nagellack oder irgendwelche
ausgeflippten Frisuren, die zur Zeit in waren.
Sie seufzte
ergeben. Jessica hasste diese Art von Unterhaltungen. Ihr ging der
ganze Mädchenscheiß ganz gewaltig auf den Zeiger. Das hieß zwar
nicht, dass sie sich nicht hübsch machte, ganz im Gegenteil, aber
was zum Arsch interessierte es sie, welchen Nagellack sich Rachel
morgen Nachmittag in einer edlen Boutique kaufen wollte?!
Sie wollte gerade den Mund öffnen, um den Typen an der Bar nach dem
Wirt dieses Schuppens zu fragen, schließlich hatte er ein Bier vor
sich stehen, als sich die Tür öffnete und jemand herein kam.
Es war ein Mann.
Er war groß gewachsen. Hatte lange, schmutzig
blonde Haare, einen wirren Ausdruck in den Augen, sah allgemein aus,
als hätte er sich das letzte Mal vor zwei Monaten gewaschen und roch
auch so. Seine alte Jeansjacke war an mehreren Stellen geflickt. Eine
Wolke aus schalem Alkohol ging von ihm aus, während er auf ihren
Tisch zu marschierte.
Und er hatte eine großkalibrige Pistole in der rechten Hand.
Etwa eine Sekunde später zeigte deren Lauf direkt in Jessicas
verdutztes, aber dennoch hübsches Gesicht und sie schielte auf den
Zeigefinger, der sich beinahe zärtlich um den Abzug gelegt hatte.
Mit lauter Stimme verkündete er: „Wenn ich euch umlege werde ich
berühmt!“
Sie
konnte den Gestank beinahe sehen,
der von ihm ausging.
Zumindest wusste Jessica jetzt was Josh
gemeint hatte. Sie nahm sich vor ihm bei der nächsten Gelegenheit –“
falls“
sie lebend aus dieser Kneipe heraus kam – so dermaßen in seinen
dürren Arsch zu treten, dass er erst nächstes Jahr im August wieder
herunter kam.
Rachel hatte die Hände vor den Mund geschlagen und
ihre beiden anderen Freundinnen – Blond und Blondi – waren vor
Schreck schlicht erstarrt.
„Das
würde ich an deiner Stelle bleiben lassen“, empfahl ihm der Kerl
an der Bar und nippte ganz gelassen an seinem Bier, als wäre es das
normalste der Welt, dass jemand vor ihm mit einer Waffe herum
fuchtelte. Er grinste sogar selbstgefällig, als er den verwunderten
Ausdruck sah, der über das Gesicht des offenbar vollkommen
Bekloppten huschte. „Es konnte dir schlecht
bekommen, wenn du den Boden hier mit Hirn bespritzt.“
„Haha“,
machte der Irre trocken. „Wer sollte mich daran hindern?! Du
vielleicht?!“ Er schrie beinahe.
Sehr hysterisch der Gute.
Jessica indessen linste in den Lauf, wollte nachsehen ob die Knarre
überhaupt geladen war. Seltsamerweise hatte sie kaum Angst.
Das die Bar hinter dem Typen am Tresen inzwischen leer war, fiel ihr
erst in dem Moment auf, als das Blut in ihr Gesicht spritzte.
Sie schloss unwillkürlich die Augen und als sie sie wieder öffnete
ragte hinter dem Irren mit der Pistole ein dunkler Schatten auf.
Mal ganz davon abgesehen, dass jetzt statt dem Pistolenlauf die
Spitze einer langen Klinge kaum zwei Zentimeter vor ihrem Gesicht
lag. Ein einzelner Blutstropfen löste sich davon und landete auf der
nackten Haut ihres Dekolletees.
„Nun,
ich habe dich gewarnt“, meinte der Mann am Tresen und prostete
ihnen grinsend zu.
Jetzt sah sie auch, wie gut der Typ eigentlich aussah, wenn man mal
seine roten Augen außer Acht ließ. Dunkle Locken, modisch
gekleidet, einige Ringe an der Hand.
Ein reißendes Geräusch ertönte, als die Klinge mit einem Ruck
zurück gezogen wurde.
Jessica atmete deutlich hörbar aus, als der Stahl vor ihrem Gesicht
verschwand, kippte dann jedoch hintenüber, als sie das Blitzen sah
und den Luftzug spürte, mit der die Klinge vor ihr vorüber wischte.
Die Arme des Irren fielen polternd zu Boden und roter Lebenssaft
ergoss sich auf den Boden. Er starrte ungläubig an sich herab, fast
als könnte er es noch gar nicht glauben, dass eine breite
Stahlklinge einmal quer durch seinen Oberkörper gerauscht war, seine
Arme abgetrennt, sein Leben beendet hatte. Er schwankte leicht. Ob
vom Alkohol oder vom Blutverlust ließ sich nun nicht mehr sagen.
Wollte noch etwas sagen, hatte den Mund schon geöffnet, doch sein
Zwerchfell versagte, sein Bauchraum war längst voller Blut.
Jessica
sah wie er ihr immer näher kam, sich ein Spalt zwischen seinen
Rippen auftat. Roch den Gestank seiner Eingeweide und bemerkte den
dunklen Fleck zwischen seinen Beinen. Seine Blase hatte sich in einem
letzten verzweifelten Akt entleert, seine letzte menschliche Tat auf
Erden, ehe er zur Hölle fuhr.
Der Schatten hinter ihm trat ihm in den Rücken und endlich löste
sich sein Oberkörper vom Rest und flog zu Boden.
Eine rote Lache
breitete sich rund um ihn herum aus und noch einmal spritzte Jessica
Blut ins Gesicht, als der Schatten sein Schwert abschüttelte und die
Klinge schwungvoll in einer Scheide an seiner Hüfte verschwand.
„Ich
bin der Einzige, der in dieser Kneipe töten darf!“, knurrte der
Schatten. Jetzt sah man auch, dass er der Kerl war, der beim Betreten
der Bar am Tresen geschlafen hatte.
Ganz
offensichtlich handelte es sich bei ihm um niemand geringerem als
Ravn. Den Besitzer von Ravn´s,
der Kneipe in der man immer abgefahrene
Dinge erlebte, wie Josh es ausgedrückt hatte.
„Und
jetzt räumt den Scheiß hier weg!“
Er drehte sich um und ging mit polternden Stiefeln hinter die Bar, wo
er sich ein Glas Scotch einschenkte und in einem Zug hinunter
schluckte.