Bizarro FictionMittelSchockierendes EndeTiere

Irgendetwas stimmt mit Hasi nicht!

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Ein Ei…

Verblüfft stand ich vor dem Käfig unseres kleinen Hasen, den ich Astrid zu ihrem 5. Geburtstag geschenkt hatte. Als sie vor wenigen Minuten aufgeregt in mein Zimmer gestürmt war, um mir mitzuteilen, dass Mümmel (ja, sie hatte den Hasen Mümmel genannt) ein Ei gelegt hätte und wir ihn rauslassen müssten, damit er es für sie im Garten verstecken könnte, hatte ich ihr selbstverständlich wenig Glauben geschenkt. Doch hier stand ich nun, völlig irritiert darüber, dass neben Mümmel ein kleines buntes Ei, in der Größe des eines Huhnes, lag.

,,Ein Osterstreich“, begann es dann in meinem Kopf zu ertönen.

Was sollte es denn auch sonst sein? Sicherleich hatte Astrid es schon bereut am 1. April keinen Schabernack mit mir getrieben zu haben, zumindest schien sie ziemlich entrüstet als ich ihr erklärte, dass man an diesem Tag die Leute nach Strich und Faden verarschen durfte (selbstverständlich benutzte ich eine andere Wortwahl). Jetzt wollte sie das Verpasste offenbar nachholen, ob es nun der 1. April war oder nicht. Fest stand nur, dass ein bunt bemaltes Ei in Mümmels Käfig lag und ich wusste, dass ich es nicht dort hineingelegt hatte. Und da Astrid und ich die Einzigen in diesem Haus waren, fiel es mir nicht schwer zu erraten, wer hinter dieser Sache steckte.

Da ich ihr ihren Streich jedoch nicht verderben wollte, auf den sie ja ihrer Begeisterung nach zu urteilen ziemlich stolz war, spielte ich ihre kleine Aktion einfach mit und tat einfach so, als wüsste ich von nichts, als sie sich neben mir über den Käfig beugte und mit Sternen in den Augen in diesen hinabblickte.

,,Ist das nicht toll?“, fragte sie mich aufgeregt.

,,Unfassbar. Es scheint fast so als wäre Mümmel der nächste Osterhase,“ erwiderte ich mit der schlechtesten schauspielerischen Leistung seit Tommy Wiseau.

,,Meinst du wirklich?“, brachte sie aufgeregt hervor.

,,Auf jeden Fall! Vermutlich bereitet er sich damit auf seine Osterprüfung vor.“

Nun holte ich alles aus meiner Fantasie heraus, um Astrid eine so zauberhafte Geschichte wie möglich zusammenzubasteln.

,,In wenigen Tagen ist ja Ostern und wenn es soweit ist, dann werden Hasen auf der ganzen Welt ihre Ostereier verstecken und wer am Ende die meisten versteckt hat, der wird dann zum neuen Osterhasen ernannt, weißt du?“

,,Das ist ja super!“

Sie wandte sich dem Hasen zu.

,,Hast du gehört Mümmel? In wenigen Tagen wirst du der neue Osterhase!“

,,Ja, aber dazu muss er noch ein paar mehr Eier verstecken als nur eines.“

,,Dann streng dich an Mümmel, damit ich allen im Kindergarten erzählen kann, dass mein Hase die Ostereier versteckt.“

Sie wirkte geradezu euphorisch und das machte mich wirklich glücklich, denn seit dem Tod ihrer Mutter saß sie die meiste Zeit nur in ihrem Zimmer und wollte eigentlich gar keiner Aktivität so richtig nachgehen. Nichtmal nach draußen wollte sie und das obwohl sie zu Annas Lebzeiten immer so gerne im Garten gespielt hatte. Jetzt zu Ostern hatte ich die Hoffnung, dass das Verlangen nach Ostereier suchen ihren Enthusiasmus für den Garten zurückbringen würde und ihr kleiner Scherz mit dem Ei deutete stark darauf hin, dass es sich genauso zutragen würde.

,,Hast du denn ein wenig Hunger?“, fragte ich, in der Hoffnung, dass sie zur Abwechslung mal wieder richtig frühstücken würde, anstatt einfach nur ein Glas Kakao zu trinken.

,,Au ja!“

,,Dann lass uns doch das Ei von Mümmel nehmen. Gekochte Eier magst du doch gerne oder?“

Sie sah mich ein wenig entgeistert an, was vermutlich damit zusammenhing, dass ich somit den Grundstein ihres Streichs zunichte machen würde.

,,Keine Sorge. Mümmel würde das doch schließlich so wollen. Er versteckt die Eier doch extra damit wir sie dann finden und essen können. Stell dir mal vor wir würden es im Käfig lassen. Es würde faulen und zu stinken anfangen und ich kann mir nicht vorstellen, dass das Mümmel gefallen würde, meinst du nicht?“

,,Dann mach aber den Käfig auf; wenn Mümmel will, dass wir es essen, muss er es vorher zumindest verstecken, sonst bekommt er eine schlechte Note bei seiner Osterhasenprüfung.“

Na toll, jetzt hatte ich mit meiner dummen Geschichte Nährboden für eine weitere fixe Idee von Astrid geschaffen. Eigentlich hatte ich gar keine Lust darauf, die Wohnung später sauber zu machen, nachdem der Hase hindurchgestürmt war, aber was tut man nicht alles für sein kleines Mädchen. Vorsichtig öffnete ich die Tür und Mümmel stürmte aus seinem Käfig in den Flur – ohne das Ei. Für mich war das nur verständlich, aber Astrid war in heller Aufregung und schrie Mümmel hinterher, dass er sein Osterei vergessen hatte. Lächelnd nahm ich das Ei und versuchte sie wieder zu beruhigen.

,,Er ist vermutlich nur aufgewühlt, weil er schon so lange nicht mehr draußen war. Ich bringe es ihm schnell hinterher, in Ordnung?“

,,Okay“, sagte sie und ihre Aufregung linderte sich.

Eiligen Schrittes ging ich in den Flur und sah Mümmel vor der Wohnungstür hocken. Mit starren Augen blickte er mich an, während sich seine Nase in kurzen Abständen auf und ab zu heben begann. Langsam, um ihn nicht zu verschrecken, trat ich vom Flur aus ins Badezimmer und platzierte das Ei in einem kleinen Schrank unter dem Waschbecken, um dann zurück in den Flur zu gehen, Mümmel auf den Arm zu nehmen (dies war zum Glück nicht allzu schwer, da er überaus handzahm war) und mit ihm ins Wohnzimmer zurückzukehren, wo ich ihn wieder in seinen Käfig setzen konnte.

,,So meine Kleine. Dann mach dich mal auf die Suche.“

Schnell wie der Blitz stürzte sie in den Flur, huschte durch alle Zimmer, suchte in allen Ecken, bis sie zurückkehrte und mir mit einem triumphierenden Lächeln das Ei entgegen hielt.

,,Super, dann komm mal mit. Für deine erfolgreiche Suche hast du dir ein tolles Frühstück verdient.“

Fröhlich und das Ei fest in den Händen, tapste Astrid hinter mir her und setzte sich mit den Beinen baumelnd an den Küchentisch, während ich mich daran machte das Ei in die Pfanne zu schlagen. Als ich die bunte Schale jedoch am Pfannenrand brach, lief etwas aus dem Inneren heraus, das nicht die Farbe vorwies, die Eiweiß und Dotter sonst aufwiesen. Blut – das war zumindest das erste Wort, das mir durch den Kopf schoss, als ich die rote Flüssigkeit an der Bruchstelle der Eierschale entlang rinnen sah.

Verwirrt griff ich mir eine Schüssel aus dem Regal und entleerte den Inhalt des Eis in dieser statt ihn in der Pfanne brutzeln zu lassen. Ein Küken… Offenbar war das Ei angebrütet worden, das war ja auch nicht ungewöhnlich, aber dass es bereits fast bereit gewesen wäre zu schlüpfen, fand ich schon ein wenig seltsam. Erwartungsvoll sah Astrid zu mir hinüber und rief:

,,Was ist denn los?“

,,Gar nichts.“

Ich wollte ihr jetzt nicht den Spaß verderben indem ich ihr sagte, dass ein totes Baby-Huhn in ihrem Osterei gelegen hatte. Nachher würde sie sich noch dafür verantwortlich fühlen, weil sie es aus dem Kühlschrank in den Hasenkäfig gelegt hatte. Sie konnte ja nicht wissen, dass Küken bei Kälte eingehen und nicht am Leben gehalten wurden.

,,Soll ich dir lieber was anderes zu essen machen? Ich glaube, das Ei ist nicht mehr gut.“

,,Was? Aber Mümmel hat es doch erst heute gelegt.“

,,Hasen legen doch keine Eier.“

,,Und wo kommt es dann her?“

,,Na ja,“ begann ich nachdenklich und überlegte ob ich ihren Streich nun auflösen sollte. ,,Der Hase bekommt seine Eier ja von anderen, um sie dann weiter zu verschenken. Das ist wie mit dem Weihnachtsmann der seine Geschenke ja auch erst von den Elfen gebaut bekommt und sie dann weiter verschenkt.“

,,Und von wem soll er dann das Ei bekommen haben?“

Die treibt es ja bis zum bitteren Ende, dachte ich mir lächelnd.

,,Nun irgendjemand scheint es in Mümmels Käfig gelegt zu haben…“

Ihre Augen weiteten sich; sie schien langsam zu verstehen worauf ich hinaus wollte.

,,Ich habe das aber nicht gemacht!“, gab sie empört von sich und ich dachte mir nur was für eine gute Schauspielerin meine Kleine doch war.

,,Na gut, wenn du das sagst. Möchtest du lieber Pfannkuchen?“

,,Ja! Super!“

Der empörte Ausdruck verschwand aus ihrem Gesicht und wich einem fröhlichen Grinsen, während ich den Kühlschrank öffnete und nach ein paar frischen Eiern griff.

,,Seltsam“, dachte ich mir. ,,Astrid hat noch nie gelogen und jetzt konnte sie es plötzlich ohne mit der Wimper zu zucken und es machte auch nicht den Anschein als ob sie in Kürze gestehen würde, dass sie ein wenig geflunkert hatte.“

Am Nachmittag fand ich mich nach einem kurzen Aufenthalt im Garten und einer kleinen Joggingrunde abermals in der Küche wieder, um das Mittagessen zuzubereiten. Frischer Fisch mit Kartoffelsalat; so wie Anna es öfter mal zubereitet hatte. Während die Forelle in den Pfanne brutzelte, ging ich ins Wohnzimmer, um Mümmel sein Fressen zu geben, doch als ich vor seinem Käfig stand begann ich eine höchst unangenehme Gänsehaut zu verspüren – ein Ei… Es lag schon wieder ein Ei im Käfig. Hatte Astrid etwa nach unserem Frühstück noch ein weiteres hineingelegt? Unmöglich, zwischen ihrem Frühstück und dem Moment an dem ich sie beim Kindergarten absetzte hatte ich sie keine Sekunde aus den Augen gelassen. Und was wenn sie zwei Eier in den Käfig gelegt hatte und ich das andere bis jetzt einfach übersehen habe? Möglich, aber unwahrscheinlich, da der Käfig nun nicht so vollgestopft war, dass man großartig etwas darin hätte verstecken können.

Vorsichtig öffnete ich die Käfigtür und holte das Ei heraus ohne Mümmel die Möglichkeit zu geben zu fliehen, doch das Tier machte nicht einmal den Versuch, aus seiner kleinen Zelle zu entkommen. Der Hase saß still da, schnupperte mit seiner kleinen Nase und starrte mich einfach nur an. Ohne dem weiter Beachtung zu schenken, verschloss ich den Käfig und ging zurück in die Küche. Während ich im Flur war, kam mir ein Gedanke mit dem ich mich zuvor noch gar nicht so richtig beschäftigt hatte: Wann und wie hatte Astrid die Eier gefärbt? Ihre Kindergärtnerin hatte mir gesagt, dass sie dieses Jahr lediglich malen, basteln und ausgepustete Eier färben würden.

Als ich die Küche erreichte, riss mich das Piepen des Rauchmelders jäh aus meinen Gedanken und richtete meine Aufmerksamkeit auf die Pfanne, in welcher der sich darin befindliche Fisch stark zu qualmen begonnen hatte.

,,Scheiße!“, schrie ich und griff die Pfanne, um sie so schnell wie möglich im Waschbecken abzukühlen.

Unglücklicherweise glitt mir bei meinem etwas plumpen Vorwärtsstolpern das bunt gefärbte Ei aus den Fingern und zerbrach auf den weißen Küchenfliesen. Ich stutzte… Vorhin war es ein angebrütetes Ei gewesen, in dem ein totes Küken lag, aber nun… dieser Embryo hatte vier Beine – mit Zehen, keinen Vogelkrallen. Er hatte auch keinen Schnabel, sondern eine eher Säugetier ähnliche Schnauze.

Ein Hund!

Erschrocken über die Erkenntnis wich ich zurück und stützte mich auf dem Küchentisch ab, um nicht infolge meines plötzlichen Schwindelanfalls das Gleichgewicht zu verlieren. Jetzt wurde mir erstmals klar, dass das Ganze nicht von Astrid inszeniert wurde. Sie mochte manchmal ein wenig anders sein als andere Kinder, aber sie hätte niemals eine derartig kranke Szenerie entwickeln können – niemals! Panik begann in mir aufzusteigen und ich brauchte eine Weile, um mich wieder zu fassen und das rötliche Stück Fleisch mit einem Küchentuch zu entfernen und im Mülleimer zu entsorgen.

Nachdem ich jegliche Spuren des Vorfalls beseitigt hatte, machte ich mich auf, um Astrid aus dem Kindergarten abzuholen und auf dem Rückweg noch eine Kleinigkeit aus dem Supermarkt zu besorgen, die den verbrannten Fisch ersetzen sollte. Als ich mich an die Eingangspforte des Grundstücks stellte, entdeckte mich Astrid von der Schaukel auf der sie gerade saß, sofort und eilte lächelnd auf mich zu.

,,Papa!“

Mit einem breiten Lächeln hob ich sie hob, meldete mich bei der Kindergärtnerin ab und fuhr mit ihr heim. Als wir zuhause über die Schwelle traten, präsentierte sie mir begeistert ihren Finger, an dem ein gelber Ring steckte.

,,Die haben wir heute im Kindergarten bekommen. Die sagen dir wie du dich fühlst!“

Ein Stimmungsring. Dass es die noch gab wunderte mich doch direkt, aber cool fand ich es dennoch. Früher hatte ich auch immer einen, aber mit 12 war es einfach nicht mehr interessant genug, zumal ich irgendwann daran zu zweifeln begann, dass es wirklich funktionierte. Anna hatte ihren bis zu ihrem Tod getragen; allerdings war er kaputt und blieb ewiglich auf einer Stufe zwischen blau und grün stehen.

,,Das ist toll. Weißt du auch, was die Farben bedeuten?“

,,Ja, gelb ist glücklich oder aufgeregt, blau ist ruhig, schwarz ist gestresst, grün ist entspannt und braun ist ängstlich.“

,,Wow! Und das hast du dir alles gemerkt?“

Ich war tatsächlich ziemlich stolz auf Astrid. Ich konnte mir erst gefühlt ab der 3. Klasse Dinge merken und sie konnte bereits bis 20 zählen und ihren Namen schreiben. Nachdem sie gegessen hatte, lief sie sofort zu Mümmel.

,,Schon wieder! Er hat schon wieder ein Ei gelegt!“

Binnen Bruchteilen von Sekunden war meine gute Laune wieder einer blanken Angst gewichen. Fast schon entsetzt stürzte ich ins Wohnzimmer und starrte mit weit aufgerissenen Augen in den Käfig, in dem nun schon das dritte Ei aufgetaucht war. Bunt bemalt so wie die anderen und ich wollte mir gar nicht vorstellen, was sich dieses Mal in ihm verbarg.

,,Astrid? Gehst du bitte schon mal hoch in dein Zimmer?“

,,Okay.“

Irritiert, aber ohne Widerworte ging sie nach oben und verschloss die Tür hinter sich. Vorsichtig nahm ich das Ei von seiner strohigen Unterlage und begab mich mit ihm in die Küche wo ich es über die Spüle hielt und mit Druck meiner Daumen knackte, woraufhin abermals rote Flüssigkeit unter der Schale hervortrat. Als ich jedoch den Druck verstärkte, die Schale in zwei Hälften teilte und der Inhalt in die Spüle hinab fiel, glaubte ich zunächst den Verstand zu verlieren.

Ohne es zu wollen rief es das erste Ultraschallbild von Astrid in mein Gedächtnis, das Anna damals machen ließ und mir mit Freudentränen vor die Nase hielt. In diesem Moment lag ein blutverschmierter, menschlicher Embryo in meiner Spüle und ich konnte nicht sagen ob ich innerhalb der nächsten 5 Sekunden schreien oder ohnmächtig werden würde. Meine Augen wandten sich ab und wanderten in Richtung Flur. Gegenüber von der Küche war das Wohnzimmer, dessen Tür noch immer offen stand und während mir eine einzelne heiße Träne die Wange hinunter lief, starrte ich voller Angst in die dunklen Augen des mich ebenfalls anstarrenden Hasen.

Es erschien beinahe grotesk, doch dieses gesamte Ereignis hatte mein Hirn inzwischen zu Brei verwandelt und gerade als ich in Richtung Flur gehen und die Tür schließen wollte, begann ich zu straucheln, verlor das Bewusstsein und die Welt um mich verfiel in tiefste Schwärze, noch bevor ich mit meinem Kopf auf dem Boden aufschlug.

Als ich erwachte fühlte es sich so an, als hätte man mir einen Stein auf dem Kopf zertrümmert. Langsam erhob ich mich und sah mich um. Meine Sicht schien Schaden davongetragen zu haben, denn es wirkte noch immer recht dunkel um mich herum. Ein Blick nach draußen und anschließend zur Uhr verriet mir jedoch, dass es bereits abends war. Astrid!

Ohne mich groß von meiner Verletzung zu erholen eilte ich die Treppe hinauf und riss die Tür zu ihrem Schlafzimmer auf – leer!

,,Astrid?!“

In mir begann sich das reine Entsetzen zu manifestieren.

,,Astrid?!“

Das Fenster war fest verschlossen, sie konnte das Zimmer nicht dadurch verlassen haben. Klar hätte sie auch zur Haustür hinausgehen können, doch hätte sie dies tatsächlich getan, wenn sie auf dem Weg dorthin ohne Zweifel über mich gestolpert wäre? Ich denke nicht.

,,Astrid!“

Ich sah in den Schränken nach, im Badezimmer, unterm Bett und… ich streckte meine Hand aus und zog einen kleinen, ovalen Gegenstand unter dem Bett hervor. Meine Lippe begann zu beben und ein paar Tränen bahnten sich ihren Weg aus meinen Augen und liefen bis zu meinem Kinn hinab.

,,Mein Gott…“

Dieses Ei. Dieses verfluchte Ei. Ohne großartig darüber nachzudenken drückte ich es mit aller Kraft zusammen und zerschmetterte seine kläglichen Reste vor mir auf dem Boden… Meine Augen weiteten sich, langsam taumelte ich rückwärts und mit einem entsetzten Schrei, der nicht so recht über meine Lippen kommen wollte, stolperte ich die Treppe hinab und riss die Tür zum Wohnzimmer auf mit der Intention diesem verfluchten Hasen seinen verdammten Hals umzudrehen. Ich wusste nicht, was hier vorging, ich wusste nicht, ob ich es jemals verstehen würde, aber ich wusste, dass es irgendetwas mit diesem verdammten Hasen zu tun hatte!

Als ich jedoch die Tür öffnete und das Zimmer stürmte, stoppte ich abrupt und begann zu zittern. Nun gelang es dem Schrei meine Lippen endgültig zu passieren und ich stieß ihn mit voller Kraft aus, während sich vor mir das pure Grauen ausgebreitet hatte. Der Boden war von Eierschalen übersät; braune, blaue, grüne, gelbe, lilane und rote… Am schlimmsten jedoch war, dass Astrid inmitten dieser zerschmetterten Eierschalen stand und deren Inhalt auf dem Teppich sortiert zu haben schien. Sie schien das Ganze jedoch keineswegs als etwas Entsetzliches zu sehen und sah mich lächelnd an.

,,Eins fehlt noch. Hast du es gefunden?“

Ich brachte keinen Ton heraus, war starr wie eine Statue und dennoch wandte ich mich um und ging schweigend wieder die Treppe in Astrids Zimmer hinauf. Der Inhalt meines gefundenen Eis lag noch immer auf dem Boden und ohne diesmal auch nur mit der Wimper zu zucken hob ich ihn auf und brachte ihn zu Astrid hinunter. Stumm beobachtete ich wie sie das längliche Etwas entgegen nahm und es neben vier weiteren fleischlichen Stücken platzierte, um sie zusammen mit vielen weiteren Teile zu einem großen Ganzen zu vollenden.

,,Er hat sie zu uns zurückgebracht,“ sagte sie und deutete auf den Hasen, der mich noch immer mit seinem starren Blick fixiert hatte.

,,Kannst du nähen?“, fragte sie. ,,Wir können sie schließlich nicht so lassen.“

Ich sank auf die Knie, ungläubig, dass das was sich da vor meinen Augen abspielte tatsächlich der Realität entsprechen konnte. Die Uhr schlug Mitternacht. Es war Osternacht und während Astrid mir ein breites Lächeln zuwarf, starrte ich wie gebannt auf das einzelne, abgetrennte Glied, das nun langsam zu zucken begann.

Den blau-grünen Ring trug sie noch immer an ihrem Finger…

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