Just one more time!
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
„Buh!“ Sie quiekte laut und rannte kichernd hinter dem Sofa hervor. Ich lachte und rannte
ihr hinterher. Wir jagten durch das Haus und dann hinaus in den Garten. Da
erwischte ich sie am T-Shirt und zog sie ins Gras. Die Sonne wärmte uns.
Genüsslich legten wir uns auf die Wiese und genossen das wunderschöne Wetter.
„Weißt du waaas?!“, rief meine kleine Schwester und kniete sich neben mich. „Ich
hab dich sooo lieb.“ und mit diesen Worten breitete sie die Arme ganz weit aus
und fuchtelte vor meiner Nase herum. Ich musste lächeln und zog sie an mich.
„Ich hab dich auch lieb, Becky!“, antwortete ich und wuschelte ihr durch die
Haare.
Von drinnen
hörten wir die Stimmen unserer Eltern, die uns zum Mittagessen riefen. Wir
rannten über die Wiese zur Terrasse.
Ich
schreckte aus meinem Bett, als ich ein seltsames Geräusch hörte. Verschlafen
rieb ich mir die Augen und lauschte. Nichts… Fast wäre ich wieder
eingeschlafen, als ich es wieder hörte. Es schien von der Straße zu kommen. Die
Geräusche klangen seltsam aber auch irgendwie… anziehend. Als würden sie mich
zu sich rufen. Langsam stand ich auf und ging stirnrunzelnd zu meinem Fenster.
Vorsichtig öffnete ich es und lugte auf die dunkle Straße. Es klang wie Fetzen
einer Melodie, welche sich ständig wiederholten. Die Töne schallten hell durch
die verlassenen Gassen. Immer die gleiche Melodie. Immer und immer wieder von
vorne! Nur ein paar Takte!
Wie in
Trance kletterte ich aus dem Fenster und sprang in den Vorgarten. Ein
stechender Schmerz durchfuhr meinen Knöchel, als ich auf der harten Erde
landete. Aber ich bemerkte es kaum, so gebannt war ich von dieser Musik. Immer
wieder das Gleiche, immer die selben Töne, die selben Takte. Sie wurde immer lauter
und zerrten regelrecht an mir und wollte mich in die Dunkelheit der Nacht
zerren.
Ich rappelte
mich mühsam auf und kämpfte mich durch die Büsche zur Straße. Leichter
Nieselregen setzte ein und benetzte mein erstarrtes Gesicht. Unsicher und
barfuß tapste ich über den Asphalt. Irgendwann wurde ich schneller und
schneller bis ich schließlich durch die Straßen rannte. Ich wusste nicht wohin
oder warum ich dieser Melodie folgte oder warum niemand sonst diese Musik zu
hören schien. Sie war mittlerweile fast unerträglich geworden. Immer lauter und
schriller hallte sie in meinem Kopf. Ihr Echo jagte mit mich durch die dunklen
Gassen, verfolgten mich, führten mich immer tiefer in die Finsternis. Mein Kopf
schaltete sich ganz aus. Ich spürte fast gar nichts mehr. Weder den Regen auf
meiner ungeschützten Haut, noch den kalten Wind, der meine Finger und Zehen
taub werden ließ, noch den harten, nassen Asphalt oder das Brennen in meiner
Lunge. Ich stürmte immer weiter ohne zu wissen wohin. Ich wusste nur, dass ich
zu der Musik musste. So lange bis ich gar nichts mehr fühlen konnte und
erschöpft auf der Straße zusammen brach. Schwer atmend lag ich da und langsam
glitt ich in einen unruhigen Schlaf.
Und dann
wachte ich auf …
Für einen
Moment lag ich einfach nur da, hörte das fordernde Klingeln meines Weckers. Wie
ein Windzug streifte mich kurz die wage Erinnerung an diesen … Traum. Doch als
ich mich aufsetzte und streckte, verschwand dieser Gedanke. Einfach weg.
Verschlafen zog ich mich an und lief gähnend die Treppe nach unten. In der
Küche saß schon meine kleine Schwester und krakeelte munter herum: „Guten
Morgen Bruderherz! Hast du gut geschlafen?“ Ich musste unwillkürlich lächeln,
als ich sie so da sitzen sah – ihre Haare zu zwei Zöpfen gebunden und mit einem
Löffel Himbeerjoghurt in den Mund. „Ich hab von so einem Pferd geträumt, das
mich zum Strand gebracht hat. Das war sooo groß und wunderschön! Einfach toll!
Ich will eins haben!“, schwärmte sie. „Was, einen Strand?“, grinste ich und sie
schaute mich mit einer Schnute an „Nein du Blödmann! Ein Einhorn! Die sind
soooo toll und sooo … einfach …“ Sie wedelte mit den Händen herum und suchte
nach einem passendes Wort für ihr ’soooo tolles Pferd‘. Ich sah auf die Uhr und
fuhr hoch. Ich war zu spät dran! Ich schnappte mir meine Tasche, gab Becky noch
einen raschen Kuss und lief los.
Ich sah aus
dem Fenster und beobachtete eine Katze auf dem Innenhof herumstreunen.
Geschickt kletterte sie den großen Baum hoch und setze sich majestätisch auf
einen Ast. Das Schnippsen vor meiner Nase riss mich aus meinem Tagtraum und ich
sah meinen Deutschlehrer verständnislos an. „Was habe ich gerade gesagt? Kannst
du das bitte noch einmal wiederholen?“, fragte dieser mit hochgezogener
Augenbraue. Ich stotterte und lief rot an, während ich hilflos meine Freunde
ansah. Diese zuckten nur sehr hilfreich mit den Schultern. „Offenbar weißt du
ja schon alles, wenn du nicht aufpassen musst.“ Er schaute mich noch ein paar
Sekunden lang an und wandte sich dann ab. Ich sackte in mich zusammen. Ich hasste
das! Ich starrte ins Leere, während unser Lehrer weiter von Geschichtsanalysen
redete und uns in die Geheimnisse der Lyrik einzuweihen versuchte.
Auf einmal
hörte ich ganz leise eine Musik, welche mir bekannt vorkam. Ich versuchte mich
zu erinnern woher, aber es entglitt mir jedes Mal wieder sobald ich es erfasst
hatte. Diese Musik! Sie war nur ganz schwach und abgehackt, aber sie war da.
Ich schüttelte heftig den Kopf und versuchte mich auf die Stimme des Lehrers zu
konzentrieren, aber diese Melodie wurde immer lauter, immer klarer. Verwirrt
schaute ich mich in meiner Klasse um, aber niemand schien die Musik zu hören.
Wurde ich jetzt schon verrückt? Ich gab mein Bestes sie zu ignorieren, einfach
nicht hinzuhören, aber sie wurde immer lauter, immer aufdringlicher! Plötzlich
sah ich sie wieder die endlos langen Straßen in der Dunkelheit. Der Traum …
oder war das überhaupt ein Traum? Mittlerweile war ich mir da nicht mehr so
sicher. Die Musik benebelte meine Sinne, ließ mein Denken erlahmen. Immer
tiefer zog sie mich in ihren Bann, rief immer lauter nach mir. Ich konnte mich
kaum noch auf dem Stuhl halten. Ungeduldig rutschte ich hin und her und zuckte
unruhig mit einem Bein.
“Nicht
hinhören! ermahnte ich mich immer wieder selbst, aber vergeblich. Ich starrte auf
die Tür. Meine Hand bebte leicht, als ich sie auf die Türklinke legte.
„Wohin willst
du bitte?“, rief eine Stimme. Ich zuckte erschrocken zusammen und sah mich um.
Ohne es zu merken, war ich aufgestanden und zur Tür gelaufen. Alle starrten
mich an. Sie tuschelten. Unser Lehrer stand vor mir und sah streng auf mich
hinab. Wie durch einen Schleier hindurch sah ich sein Gesicht. Seine Augen. Ich
sah wie sich sein Mund bewegte, aber ich hörte ihn nicht. Ich hörte nur noch
die Musik, die in meinen Ohren schallte. „Hören Sie es denn nicht? Diese
Musik!“, fragte ich mit erstickter Stimme. Alle sahen sich verwundert an. Ich
wartete keine Antwort ab sondern drehte mich um und rannte los. Durch die Gänge
immer weiter der Musik nach. Ich kannte sie! Ganz sicher! Immer wieder die
gleichen Töne immer wieder von vorne. Sie gruben sich in meinen Kopf, in mein
Gehirn, ließen keinen Platz für andere Gedanken oder Gefühle. Lauf!
war alles was ich noch denken konnte. Schwer atmend stieß ich die Eingangstür
der Schule auf und trat hinaus in die Sonne. Ich bemerkte weder die Wärme, noch
die starrenden und verwunderten Blicke der Menschen draußen. Ich konnte sehen,
dass sie etwas sagten, über mich sprachen, aber all das schien dumpf und ohne
Bedeutung. Nur diese Musik in meinem Kopf, die einfach nicht schweigen wollte!
Immer wieder das Selbe, immer die selbe 8-bit Musik, immer das selbe Dröhnen in
meinen Ohren. Blindlings hastete ich durch die Straßen, rempelte Menschen an,
hielt aber nicht an. Ich rannte über rote Ampeln, vorbei an hupenden Autos,
jagte dieser verdammten Musik hinterher! Gott sie soll endlich ruhig sein! Soll
endlich aufhören. Ich stieß gegen einen Mann und sah verschwommen sein Gesicht.
Er brüllte mich an, aber ich verstand nicht was. Ich packte ihn am Kragen und
schrie ihn an. „Hören Sie das nicht! Diese unerträgliche Musik! Sie ist so
laut! Immer wieder und wieder höre ich sie! Sie hört einfach nicht auf!“ Große
Hände schlugen die meinen weg und ich stolperte rückwärts. Ich wand mich von
ihm ab und hatte ihn im nächsten Moment vergessen. Nur diese Musik zählte noch.
Ich musste zu ihr, musste … musste weiter.
Alle Farben
um mich herum verschwammen ineinander und wurden eins. Aber auch das fiel mir
nicht auf, denn ich musste weiter laufen. Immer der Musik hinterher.
Plötzlich
war alles still. Ich blieb stehen und kam langsam wieder zur Besinnung. Die
Musik war fort, so aber auch all die Menschen. Um mich herum nur endlose
Dunkelheit.
Kein Licht,
keine Geräusche, nichts. „Hallo? Ist … ist da jemand?“, rief ich zögernd in die
Schwärze hinein. Sofort ging ein Licht an. Geblendet kniff ich die Augen
zusammen und blinzelte zur Quelle. Langsam formte sich das Licht zu Buchstaben.
Bunt leuchteten sie in der Dunkelheit. Sie erhellten keine Wand oder einen
sonstigen Hintergrund, sie schienen einfach in der Luft zu schweben. Drei
Wörter waren zu erkennen: Push Start Button.
Verständnislos
runzelte ich die Stirn und hievte mich auf die Füße. Je näher ich der
blinkenden Schrift kam, desto deutlicher hörte ich es wieder. Es war leise und
hallend. Die Schrift wurde immer größer und blinkte mich herausfordernd an.
Zögernd hob ich eine Hand. Die 8-bit Melodie ertönte wieder und der Schriftzug
verschwand. Überrascht drehte ich mich um und wäre fast gegen eine Wand
gelaufen. Die dunkelblaue Wand war nicht nur hinter mir, sondern überall um
mich herum! Ich drehte ich mich im Kreis und suchte nach einem Ausgang. Langsam
stieg die Panik in mir auf und ich begann um Hilfe zu rufen. Erst leise und
unsicher, dann immer lauter. Bis ich schließlich verzweifelt gegen die Wände
hämmerte und trat. Aber es rührte sich nichts. Das lächelnde Gesicht meiner
Schwester kam mir in den Sinn und Tränen stiegen mir in die Augen. Meine
liebe Schwester.“
Da erschien
direkt vor mir ein weiterer Schriftzug – Player 1 und darunter Ready! Plötzlich hörte ich diese Melodie wieder und stand ich inmitten eines
Ganges. Die blauen Wände um mich herum hatten sich verschoben und mehrere Wege
und Abzweigungen gebildet. Überall schwebten weiße Punkte knapp über dem Boden.
Wie versteinert stand ich da und wagte es nicht mich zu bewegen. Die Melodie
umgab mich hier vollkommen und schien die Gänge und langsam auch mich zu
durchdringen. Sie bohrten sich unerbittlich in meinen Kopf und verdrängten ganz
langsam alles andere.
Da hörte ich
ein Geräusch und ein gelbes Wesen schwebte um die Ecke. Verängstigt schrie ich
auf und wollte zurück weichen. Es starrte mich reglos an und kam immer näher.
Ich weiß nicht warum, aber ich war mir sicher, dass ich sterben würde, sobald
dieses Ding mich berührt. Verzweifelt versuchte ich wegzurennen, aber ich war
vor Angst wie erstarrt. Nur ein einziger Gedanke verblieb in meinen Kopf: Lauf!
Das Ding kam
immer näher und plötzlich tauchte ein weiteres buntes Wesen auf. Beide kamen
auf mich zu, starrten mich ausdruckslos an. Panisch sah ich mich um. Mein Blick
fiel auf diese seltsamen weißen Punkte. “Ich muss sie essen!
Nein, warte WAS?! NEIN! Ich esse diese Dinger nicht! Ich schüttelte heftig
den Kopf rannte durch die labyrinthartigen Gänge.
Ich bog um
eine Ecke und stand an einer Kreuzung. “Wohin sollte ich jetzt gehen! Wo bin
ich hier zum Teufel?! Wie komme ich hier wieder raus! Ich hatte jegliches
Gefühl für Zeit und Raum verloren. Keine Ahnung ob Tage vergangen waren, Wochen
oder doch nur Stunden. Alles um mich herum war schwarz, nur unterbrochen von
den dunkelblauen Wänden und den weißen Punkten. Ich hatte das Gefühl langsam
den Verstand zu verlieren. Ich kauerte mich in eine Ecke und weinte. Ich musste
an Becky denken und fragte mich was sie wohl tun würde. “Vermisst sie mich?
Hat man überhaupt mein Verschwinden bemerkt? Vielleicht würden sie mich ja
suchen und hier rausholen!“
Ich stand
auf und rannte weiter, in der Hoffnung den Ausgang zu finden – den Weg zurück
zu meiner Familie. Doch ich verlor mich wieder in den dunkelblauen Gängen und
die Hoffnung wieder nach draußen zu finden, verschwand immer mehr.
Ich kam mir
vor wie eine Ratte im Versuchslabor. Verzweifelt fragte ich die Dunkelheit, was
sie denn von mit wolle, was ich tun solle! Ein roter Geist tauchte plötzlich
vor mir auf und schwebte genau auf mich zu. Ich floh vor ihm und bog rechts
ab… oder war es links? Ich rannte und rannte immer weiter, bog um unzählige
Ecken, stand in Sackgassen, floh vor Geistern und versuchte die Panik zu unterdrücken.
Langsam bekam ich das Gefühl im Kreis zu laufen, die Ecken und Gassen schon
hundert mal gesehen zu haben. Ich lief nach links, nach rechts oder war es oben
und unten? “Wo war denn oben? Gab es oben und links? Oder gab es hier nur die
Unendlichkeit. “War die Schwärze die Unendlichkeit? Ist Schwarz unendlich oder
kommt da noch was dahinter? Und ich? Wenn ich in der Finsternis bin, bin ich
dann in der Unendlichkeit oder bin ich gar ein Teil der Unendlichkeit? Oder…
LAUF! Weiter, nicht stehen blieben! Gibt es die
Unendlichkeit überhaupt und wenn ja, was ist sie dann? War hier alles unendlich
oder einfach nur groß, aber was sollte schon dahinter sein. Eine Wand? Und was
wäre hinter der Wand? Aber unendlich müsste ja immer und immer weiter gehen.
Oder ist …“
Ich wich
einem entgegenkommenden Geist aus, stolperte und fiel der Länge nach hin. Ich
musste grinsen. Ich wälzte sich auf den Rücken und starrte ins Leere. Meine
Gedanken verselbstständigten sich und gehörten immer weniger zu mir. Ich
gehörte immer weniger zu mir.
“Ein Kreis
ist doch unendlich, er geht immer und immer weiter. Ist dann unsere Galaxie
auch ein Kreis? Oder … I“ch rappelte mich schwankend wieder auf und
lief weiter.“ Aber warum? Hier war doch kein Anfang und kein Ende, wohin
rannte ich also? Ich kicherte und stieß gegen eine Wand. Ich fand das alles
doch sehr lustig auf einmal. Oder fand er es lustig?
Ich
schüttelte energisch meinen Kopf. Krampfhaft versuchte ich die leise Stimme in
meinem Kopf zu ignorieren und sie zurück in die Dunkelheit zu drängen.
Versuchte diese schreckliche Melodie zu ignorieren! Gott diese blöde Musik!
Diese beschissenen Töne, die sich ständig und unerbittlich wiederholende Musik.
„Hör auf. Hör
auf! HÖR AUF!“ Mit wutverzerrtem Gesicht presste ich mir die Hände auf die
Ohren, schrie und versuchte diese Melodie auszublenden, versuchte mich nicht
von der Finsternis verschlucken zu lassen. Diese Musik! Immer diese 8-bit
Melodie, die einfach nicht aufhörte! Immer und IMMER WIEDER!“
“Geister,
überall diese verdammten Dinger! Ich lief im Kreis, ich war mir sicher! Immer
und immer wieder rannte ich durch die selben blauen Gänge. Wich den gleichen
komischen Punkten aus. Es gab kein Anfang und kein Ende! Kein Entkommen. Würde
ich diese Gänge für den Rest meines Lebens entlang laufen?
Blindlinks
torkelte ich durch die Gänge, stieß gegen blaue Wände bis ich schließlich
zusammen brach. „Mach das es aufhört, bitte! Mach das es aufhört!! Es soll
aufhören, bitte, bitte! BITTEBITTEBITTE!“ Ich schrie und wimmerte und schlug
mit dem Kopf immer wieder gegen die Wand. “Was soll das hier? Was mach ich
hier!? “Warum mache ich überhaupt etwas. Am Ende war das Ganze doch eh sinnlos.
Wem nützte das was. Was wenn ich gar nicht geboren wäre. Man würde mich doch
gar nicht vermissen. Und wenn ich am Ende eh sterbe, warum lebe ich dann
überhaupt? Warum wurde ich hier her gebracht, wenn diese ganze Existenz in sich
bedeutungslos und vollkommen sinnlos ist! Warum … oder! Ich wollte nicht“
mehr laufen. Unter meinem Schluchzen mischte sich ein gackerndes Lachen. Er
lachte und zog an meinen Haaren während ich weiter weinte.
Ein Geist
erschien und näherte sich uns. Ich versuchte den Drang zu ignorieren
aufzuspringen und wegzurennen. Schluchzend blieb ich sitzen und hatte das
Gesicht in den Händen vergraben. „Hör auf. Bitte! Bitte!“ Meine Stimme war
mittlerweile nur noch ein heiseres, monotones Flüstern. Das Wesen war nun
direkt vor uns und berührte uns. Schmerzerfüllt schrien wir auf. Ich hatte das
Gefühl, als würde ich mich auflösen! Der Geist erstarrte und verschwand. Die
Musik verstummte. Die Wände um mich herum blinkten weiß und alles wurde wieder
schwarz. Einen Moment lang war alles still. Kurz dachte ich, es wäre endgültig
vorbei.
Dann
bildeten sich eine dunkelblaue Wände um mich herum. Ein weißer Schriftzug
leuchtete auf:
Score 0 Völlig
kraftlos blinzelte ich zu den Buchstaben hoch. Was? Score? Musste ich
einen bestimmten Score erreichen? Ich wollte nicht mehr. Wollte nur
noch aufgeben und einfach im Nichts verschwinden. Doch er ließ mich nicht. Er
zwang mich aufzustehen und weiterzulaufen.
“Aber wie
bekomme ich den Score“? Sein Blick fiel auf die Punkte am Boden. Er
hockte sich hin und hob einen auf. Er wog nichts, er spürte nicht einmal, dass
er ihn in der Hand hatte. Sein Magen grummelte schmerzlich. Ohne zu zögern
schob er sich gierig den seltsamen weißen Punkt in den Mund. Er schmeckte nach
nichts, aber ich konnte die seltsame Masse auf der Zunge spüren und er würgte
sie runter. Ein neues Geräusch ertönte und wir sahen überrascht hoch. Über uns
stand jetzt Score 10.
Er grinste
und schob sich einen weiteren Punkt in den Mund…
„Wir haben
schon die Hälfte geschafft!“, sagte er mir immer wieder. Er presste uns
die Hand auf den Mund, damit ich diese gottverdammten Punkte nicht wieder
auszukotzen konnte. Ich verschluckte mich und hustete. Mein Hals brannte und
meine Beine zitterten. Mehrere Geister tauchten auf. Nein, bitte nicht!
Ich stand zitternd auf und wir rannte davon. Plötzlich stand ein weiterer Geist
vor uns und versperrte jeden Fluchtweg. Nein! NEIN!! dachte ich panisch
und drehte mich um. “Essen! Ich muss mehr, ALLES essen! Weiter, nicht
aufhören… Die Musik… DIE MELODIE! Sie hört nicht auf! Von vorne,
immer wieder von vorne! WEITER! ESSEN!! Die Gedanken in meinem Kopf“
waren nur noch ein Kampf. Ein Kampf zwischen Ihm und Mir. “Muss essen!
Alles aufessen“! Die Melodie ging immer weiter, hörte einfach nicht auf,
genau wie die Stimme in meinem Kopf… “Essen! Weiter! Sie kommen
auf uns zu! Kann nicht weg… bin.. Muss Essen. Aufhören. Musik, lass
mich. Aufhören!! Alle Fluchtwege sind abgesperrt. Sitzen in der Falle.
Der Rote
kommt näher und berührt uns! NEIN! Schmerz! Ich löse mich auf … “Nein,
immer weiter! Ich schrie vor Schmerz! Musik! HÖR BITTE AUF!! … Oh,
ist weg, stumm! Alles ist weg. Ich auch. Reset! “
Score: 2200 Er steht da. Einfach nur da und starrt die große, leuchtende
Zahl in der Dunkelheit an. Reset!
“Alle Punkte
wieder da, muss alle nochmal essen“! Er kann das
Kichern nicht unterdrücken. Reset! Alles von vorne. Ein
hysterisches Lachen hallt durch die Finsternis – übertönt sogar die Musik. So
stand er da, die Arme weit ausgebreitet und lachend. Dieses Lachen war nicht
mehr von mir, war nicht ich. Es gab nur noch ihn.
„‚Ich werde
alles nochmal essen!“ Mit diesen Worten richte er sich wieder auf
und grinste freudestrahlend. Er kicherte und stopfte sich mehrere Punkte auf
einmal rein.
Er lebte nur
noch um zu fressen. Zum Jagen und gejagt werden.
Immer
weiter, immer weiter, immer weiter, wie die Musik! Immer das Selbe. Ein hell
leuchtender, großer Punkt erregte seine Aufmerksamkeit. Kichernd flitze er zu
ihm rüber. Geister tauchen auf und bewegen sich auf ihn zu. „UhOh ihr
kleinen Geister! Jetzt gibt’s Happa Happa!“ Damit stopft er sich den großen
Punkt in den Rachen. Alle Geister wurden blau und drehten auf dem Absatz um.
Mit wildem Lachen stürzte er sich auf die fliehenden Geister. Er packt einen
von ihnen und schluckte ihn im Ganzen runter. Sie waren schleimig und glibbrig,
aber so gut. Er spuckte die Augen wieder aus, welche sofort im Labyrinth verschwanden.
Er wusste, dass sie in die Mitte gehen würden, um dort einfach als Geister neu
zu erscheinen. Immer wieder! Immer das gleiche! Diese Melodie!! Hüpfend lief er
durch die Gänge und mampfte weiter diese lustigen Punkte in sich rein. “’Score
2800
alles vorbei! VORBEI! Diese Melodie! Ende! Ja bitte vorbei! “Tränen brannten
in meinen Augen und so etwas wie Hoffnung machte sich in meinem Herzen breit! “Nein,
immer weiter. Ich will essen. ICH MUSS ESSEN! “Ich hätte fast vergessen
wer ich war, aber nun wusste ich es wieder. Ich wollte hier raus. Nach Hause, zu
meiner Schwester Becky. Ich muss nur das Spiel beenden! Ich sah die
letzten beiden Punkte. Ich würde es schaffen. Vorsichtig näherte ich mich den
Punkten. Panisch darauf bedacht, keinem Geist zu begegnen. Ich hetzte auf die
letzten beiden verdammten Punkte zu! Meine Freiheit! Ich packte sie und
schlang sie so schnell wie möglich herunter. “NEIN, IMMER WEITER. NICHT
AUFHÖREN!Vorbei!“ Der Score über mir ließ die Zahl 3000
aufblinken. Die Musik verstummte, alle Geister wurden blau und verschwanden.
Die Wände flackerten weiß. Es war zuende! Vorbei … Ein grelles Licht erfasste
mich und ich schloss die Augen, glückselig und froh. VORBEI!
Ich öffnete
die Augen und das Lächeln gefror mir auf den Lippen. Grell gelb leuchtete ein
Wort über mir auf. Dieses Wort, dass schlimmer war als der Tod Ready!
Das nächste
Level startete und fröhlich begann die 8-bit Musik wieder von vorne und mir
wurde klar, dass sie nie wieder aufhören würde. Sie würde für immer weiter
gehen, würde sich immer und immer und immer wieder wiederholen.
Schallend
brach er in Gelächter aus, er krümmte sich vor lachen und wischte sich die
Tränen aus den Augen. „Weiter und weiter und immer weiter!“
Dann begann er zu dieser schrecklichen Melodie zu tanzen und stopfte sich
munter Punkte in den Mund. Er liebte es. Er fraß weiter und weiter und weiter.
“Wer ich bin?
Nun das weiß ich schon lange nicht mehr. Aber ich bin auch nicht in diesem
Labyrinth! Neinneinnein! Fressen, weiter immer weiter nicht aufhören! “’Ich
muss … Stimmen sagen fressen. Immer weiiiterrrrr!“‘ Aber ER bleibt für immer
im Labyrinth! ER….! Nein nein, nicht ich! Ich hatte das Level bestanden und
wollte aufhören! Aber ER, er wird für immer Geister jagen und wird von ihnen
gejagt werden. Wird immer weiter diese Punkte fressen und immer und immer
wieder diese Melodie hören. Immer und immer und immer wieder von vorne! Wir
sind jetzt eins. Jeder kennt uns. Jeder hat schon mal von uns gehört, hat uns
vielleicht sogar gesehen! Denn unser Name ist Pac-Man!“