MittelMord

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Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Wisst ihr noch, wie das ist, wenn man das erste Mal verliebt ist? Es ist wie eine Mischung aus Sucht und Besessenheit. Die andere Person beherrscht buchstäblich deine Gedanken und deinen Körper, aber auf die gute Art. Du fühlst dich überglücklich. Der banalste Alltag wird mit einem trügerischen Glanz überzogen, der dir vorgaukelt, du wärst etwas Besonderes. Alles fühlt sich so leicht an. So, als würde man ständig Endorphine ausschütten. Doch auch, wenn sich alles so gut anfühlt, schwingt ständig  ein Schatten mit. Diese unausgesprochene Frage nach dem, was ist, wenn es endet? Denn nichts hält ewig. Als ich die Internetseite entdeckte, lag die Trennung von John gerade drei Wochen zurück. Drei Wochen kalter Entzug, in denen ich versuchte, mich von Johns Omnipräsenz in meinem Leben zu befreien. „Liv, wir müssen reden.“ Dieser Satz hatte den Countdown zum Ende der Beziehung eingeläutet. Doch eigentlich hatte es sich schon vorher angekündigt. Die Zeichen waren da. Der schleichende Rückgang des Austauschs von Zärtlichkeiten, die längeren Zeitspannen, die vergingen, bis er auf meine SMS-Nachrichten antwortete, oder, dass er immer häufiger Dates absagte. „Sorry, Schatz, ich bin total erschöpft. Lass uns den Kinobesuch verschieben.“ Oder: „ Ich muss heute doch länger arbeiten.“ Schleichend wurde ich von der gleichberechtigten geliebten Partnerin zur Bittstellerin, die um jedes bisschen Zeit und um jede kleine Aufmerksamkeit bettelte. Ich schien nur noch auf diese kleinen Zeichen der Zuneigung zu warten. Wann schickte er von sich aus wieder mal eine SMS? Oder schlägt von sich aus wieder ein Treffen vor? Auch im Bett war die Luft raus. Um Körperkontakt zu kriegen, ließ ich mich auf Spielarten ein, die mir nicht behagten. Doch das nützte nichts.

Das Ende kam unausweichlich. Der Satz: „Wir müssen reden“ leitete, so klischeehaft er auch sein mag, das Ende unserer Beziehung ein. Weitere Phrasen folgten, die einen ebenso klischeehaften Wiedererkennungswert hatten. „Es liegt nicht an dir, sondern an mir!“ „Ich habe mich weiterentwickelt, du nicht“ usw. bla bla bla… Das Ergebnis war: ich allein, gebrochen und auf Liebesentzug. Dieser Liebesentzug hatte tatsächlich etwas von der Entwöhnung von einer Droge. Mir war unglaublich übel. Die Trauer schnürte mir die Luft ab. Es gab Tage, da aß ich zu viel. An anderen Tag bekam ich kaum einen Bissen runter. Ich betäubte mich mit stumpfsinnigen Dingen, wie im Internet zu surfen, Online shoppen oder mit Serienmarathons auf Netflix. Manchmal wurde ich von Traurigkeit überwältigt und musste hemmungslos losheulen. Es fühlte sich an, als sei jemand gestorben, obwohl derjenige ja noch lebt. Aber diese Tatsache machte es fast noch schlimmer. Die Vorstellung, dass er weiter lebte, ohne dass ich eine Rolle in seinem Leben spielte, machte mich fast wahnsinnig. Was macht er jetzt? Warum braucht er mich nicht mehr? Hat er vielleicht schon eine Andere?

All das raubte mir nächtelang den Schlaf. In einer dieser durchwachten Nächte stieß ich auf die Seite. Ich schaute gerade auf YouTube eine Doku mit dem Titel „Wenn die Liebe geht“, als ein graues, kleines Fenster aufblinkte. „Das könnte dich auch interessieren“, stand da. Ich dachte an einen neuen Doku-Vorschlag und klickte gedankenverloren darauf. Ein Link erschien: kyd.com. Ich wunderte mich, dachte schon, es sei eine dieser virenverseuchten Seiten. Wäre ich nicht so völlig neben der Spur gewesen und hätte dringend Ablenkung gesucht, hätte ich wahrscheinlich nicht darauf geklickt. Doch ich klickte darauf. Eine Seite erschien. Das Design war schwarz-rot mit Rosenblättern. Eine Dating-Seite? Ziemlich kitschig. Ein Kommunikationsfenster öffnete sich. „Hallo, schön, dass Sie auf unsere Seite gefunden haben! Der erste Schritt ist die Umfrage.“ Man konnte sich zwischen „Weiter“ und „Abbrechen“ entscheiden. Also doch eine Dating-Seite. Das war definitiv noch zu früh für mich. Doch andererseits: Was konnte es schaden? Immerhin ein erster Schritt, um zu versuchen, über ihn wegzukommen. Ich klickte also auf „Weiter“. Ein weiteres Dialogfenster öffnete sich. „Achtung! Wenn Sie jetzt auf „Weiter“ klicken, können Sie nicht mehr zurück.“ Das ist schon eine schräge Art, um die Leute auf der Seite zu halten. Sollte man das nicht mit Versprechungen des perfekten Partners oder der perfekten Partnerin versuchen? Aber gut. Ich klickte auf „Weiter“. „Wie lange liegt deine Trennung schon zurück?“, war die erste Frage. Auch das war seltsam. Denn ich erwartete Fragen nach einem Nickname oder nach meiner sexuellen Orientierung. Aber gut. „Drei Wochen“, schrieb ich. „Wie fühlt es sich an?“, war die nächste Frage. Seltsam. Was sollte das? Ich wollte die Seite schließen, aber es ging nicht. Stattdessen poppte ein weiteres Fenster auf. „Bitte, mach weiter, du wirst es nicht bereuen!“ „Okay“, dachte ich, obwohl mir ein bisschen mulmig zumute war. „Natürlich fühlt es sich scheiße an“, schrieb ich. Die nächste Dialogzeile überraschte mich noch mehr. „Fühlt es sich so an wie ein Todesfall?“ „Ja, das ist tatsächlich genau das, was ich empfunden habe“, dachte ich. Ich schrieb: „Ja.“ „Wie lange wart ihr zusammen?“ Die Fragen schienen zur Normalität zurückzukehren. „Zwei Jahre“, antwortete ich. Das nächste war wieder keine Frage. „Das wirft er einfach so weg?“ „Hä, chattet da jemand mit mir?“, dachte ich. „Wer bist du?“, schrieb ich, „Ist das ein Chatroom?“. Keine Antwort. Stattdessen eine weitere Frage: „Bist du wütend auf ihn?“ Nach einem kurzen Zögern schrieb ich: „Ja.“ „Du hast dich immer wie ein Bittsteller in der Beziehung gefühlt, nicht wahr?“ Schon wieder schien das unsichtbare Computer-Gegenüber in meinen Gedanken gestöbert zu haben. „Wer bist du?“, fragte ich wieder. Keine Antwort. Stattdessen eine weitere Frage: „Hattest du das Gefühl, alles über deinen Partner zu wissen?“ Was sollte dieser abrupte Themenwechsel? Aber ich wusste tatsächlich viel über ihn. „Ja“, antwortete ich. „Habt ihr auch über eure Ängste gesprochen?“ Was war das denn? Langsam wurde das Ganze unheimlich. Ich wollte aussteigen, dachte aber daran, dass das nicht möglich war. Auf die Idee, den Computer einfach abzuschalten, kam ich nicht. Denn irgendwie faszinierte mich das seltsame Fragespiel. Ich machte also weiter. „Ja, wir wussten, wovor wir Angst hatten.“ „Wovor hat er Angst?“, war die nächste Frage. Ich hielt kurz inne. Ich kannte die größte Angst von John. Seit er damals als Kind in einen Swimmingpool gefallen war, hatte er panische Angst vor Wasser. Ich konnte ihn nicht einmal während eines Romantikwochenendes überreden, in einen Whirlpool zu steigen. Ich weißt nicht, warum ich diese Frage beantwortete, aber ich tat es. „Er hat Angst vor Wasser.“ Plötzlich schloss sich die Seite und ich war wieder auf YouTube. Was war das denn?

Er wusste nicht, wo er war. Er spürte, dass er auf etwas Kaltem und Hartem lag. Es fühlte sich an wie ein Fliesenboden. Was war passiert? John überlegte fieberhaft. Doch er konnte sich keinen Reim daraus machen. Er wusste nur noch, dass er von der Arbeit weggegangen war und zum Auto. Und dann: Blackout. Er versuchte seine Arme und Beine zu bewegen, doch es ging nicht. Panik flackerte wie ein grelles Feuer in seinem Kopf auf. Sein Mund war trocken, doch er schien nicht geknebelt oder so etwas zu sein. Im ganzen Raum war kein Licht. „Hallo!“, rief er schwach, „Kann mir jemand helfen?“ Keine Antwort. War das ein Albtraum? War er nach Hause gefahren und eingeschlafen? Er bemerkte einen Geruch. Nach einigen Überlegungen erkannte er auch, was für ein Geruch es war. Es war Chlor.

Er ging eigentlich kaum in Schwimmbäder. Seit er damals als Kind diesen Badeunfall gehabt hatte, jagte ihm Wasser eine tierische Angst ein. Trotzdem erkannte er den Chlorgeruch. Er kannte ihn von Freunden, die einen Pool besaßen. Für ihn bedeutete der Geruch eine drohende Gefahr. Plötzlich hörte er etwas. Es war ein sanftes Plätschern. Wie eine ganz leichte Bewegung von Wasser. War er in einem Schwimmbad? Ganz plötzlich ging das Licht an. Der Wechsel von völliger Dunkelheit und Licht war so abrupt, dass er ein Stechen in seinem Kopf verursachte. Er war tatsächlich in einem Schwimmbad. Weiß gekachelt, mit jener künstlich blauen Wasserfarbe, die von der Reflexion des Beckens ausgelöst wurde. Die Panik wuchs. Kurz schrie er auf. Doch dann verstummte er. Er sah, wie eine große, dunkle Gestalt sich aus der Ecke herausschälte. „W-w-was soll das?“, stotterte er, „Wer sind sie?“ Keine Antwort. Die große Gestalt – der Statur nach vermutlich ein Mann, etwas anderes konnte er nicht erkennen, denn die Gestalt war komplett schwarz gekleidet und hatte eine Skimaske über das Gesicht gezogen. Sie war so muskulös, dass sich die Oberkörpermuskeln unter dem Shirt abzeichneten. „Was soll das?“, fragte John heiser. Wieder blieb die Gestalt stumm. Stattdessen nahm sie John in die Arme und trug ihn zum Rand des Swimmingpools.

Auf einmal wusste John, was der Fremde vorhatte. „Nein! Nein! Nein!“, kreischte er panisch und versuchte, sich in den Armen seines Angreifers zu winden. Doch das schien diesen nicht weiter zu stören. Seine Arme hielten ihn unbeirrt weiter fest. Als sie über dem Rand des Pools waren, warf der Mann John in die Luft. Mit einem lauten Platschen fiel er ins Wasser. Panisch spürte John, wie sein Kopf unter den Wasserspiegel sank. Er versuchte die Luft anzuhalten, doch es klappte nicht. Das Wasser drang in seine Nase, seinen Mund. Seine Lungen blähten sich schmerzhaft auf. Von seinen Nasenhöhlen breitete sich ein dumpfer Schmerz aus. Er fühlte, wie er erstickte, und konnte nichts dagegen tun. Die Fesseln, sowohl die realen als auch die seiner Psyche, hinderten ihn daran, gegen das Unvermeidliche anzukämpfen. Es war eine schmerzvolle Ewigkeit, bis John endlich das Bewusstsein verlor.

Ich hatte die seltsame Website und die Umfrage schon fast vergessen, doch eines Tages hatte ich eine merkwürdige Email in meinem Posteingang. Ich hielt sie für einen Spam und wollte sie löschen, doch ich verklickte mich und die Mail öffnete sich. Ich erkannte das schwarz-rote Design mit den kitschigen Rosenblättern der seltsamen Internetseite wieder. „Danke, dass du an unserer Umfrage teilgenommen hast! Wir haben uns darum gekümmert. Wir wünschen dir alles Gute für dein weiteres Leben! Und denke immer daran: Das, was du für Liebe hältst, ist letztendlich nur eine chemische Reaktion. Alles Gute wünscht killyourdarlings.“ Unter der Nachricht war ein Link. Es war ein Artikel eines Online-Nachrichtenmagazins: „Mysteriöser Mord im städtischen Schwimmbad. 24jähriger Mann ertrinkt gefesselt im Schwimmbecken.“

Von Schattenkatze

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