
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Es sind einige Tage vergangen, ohne, dass ich irgendwie etwas besonderes gemacht hätte. Theorieunterricht, Training, Essen, ein bisschen Freizeit, Schlafen. Gott sei Dank hatten wir kein Simulatorentraining mehr, die Kampfschule und der Schießstand sind bei weitem nicht so schlimm, auch wenn ich mir schönere Beschäftigungen vorstellen könnte. Black hat mich noch ein paar Mal aufgezogen, wurde von den beiden Mädchen aber immer sehr schnell zurückgepfiffen, wofür ich ihnen sehr dankbar bin. Irgendwann war es dem jungen Mann dann auch zu blöd und er hat es gelassen. Dadurch konnte ich den Vorfall vergessen – zumindest fast. Der Blick, den mir Maxim im Vorbeigehen immer zuwirft, ruft mir die ganze Sache sehr schnell ins Gedächtnis zurück. Aber damit kann ich leben – irgendwie.
Doch heute ist ein besonderer Tag. Heute werden wir eine Expedition in die Außenwelt unternehmen. Einerseits freue ich mich sehr – hier im Bunker gibt es nicht allzu viel zu sehen. Andererseits habe ich auch ziemliche Angst. Wer weiß was uns auf den Straßen erwartet. Rose scheint mir das anzusehen. Sie lächelt mich aufmunternd an. „Alles gut, Blue! Wir sind eine große Gruppe und haben erfahrene Soldaten dabei. Es kann nichts passieren“ beruhigt sie mich. Durch ihre Worte fällt die Aufregung etwas von mir ab.
In zwei fein säuberlichen Reihen steht meine Einheit in der Landungshalle. Insgesamt sind wir zu zehnt. Die Tür geht auf und unser Ausbilder und die Männer, die uns heute begleiten werden, kommen herein. .„Rekruten! Jetzt werden wir uns draußen etwas umsehen!“ Maxim schreitet vor uns auf und ab, die Arme hinter dem Rücken verschränkt. An seinem Gürtel hängt eine Pistole, er selbst steckt, wie auch wir, in einem schwarzen Kampfanzug, welcher durch verstärkte Pads geschützt ist. „Ich will niemanden bummeln, trödeln oder rumblödeln sehen! Ihr wisst ja, wie gefährlich es da draußen sein kann. Aber ich werde mein Bestes tun, euch wieder unversehrt zurück zu bringen. Bleibt konzentriert! Sobald ihr etwas seht, gebt mir oder einem der anderen Soldaten Bescheid. Und, verdammt nochmal, macht keinen Scheiß.“ Er bleibt vor mir stehen und sieht mich mit strengem Blick an. „Sonst kann ich für nichts garantieren.“ Eine kurze Stille folgt. Ich merke, wie mein Kopf heiß wird. Maxims Blick ist mir unglaublich unangenehm. Ich senke beschämt meinen Kopf und starre auf den Boden vor mir. Endlich geht er weiter. „Jeder von euch bekommt jetzt eine Pistole mit sechs Schuss. Nutzt sie nur, wenn es wirklich sein muss. Jegliche unautorisierte Betätigung des Abzuges wird eine Strafe nach sich ziehen.“ Nachdem jeder die Waffe in seinen Holster gesteckt hat, dreht sich Maxim um und stellt sich vor unsere Reihe. Ich beginne vor Aufregung leicht zu zittern, meine Hände sind schweißnass. Beruhigend legt Rose, die hinter mir steht, ihre Hand auf meinen Rücken. „Bereit? Dann los!“ gibt der Captain das Zeichen zum Aufbruch. Im Gleichschritt marschieren wir zu dem bereitgestellten Lastwagen, der uns aus dem Komplex ins Freie bringen wird.
Die Sonne blendet uns, als wir den Truppentransporter verlassen. Es ist ein schöner Sommertag, die aufgerissene Straße flimmert vor Hitze. Vereinzelt sind Vögel zu hören, die sich einen musikalischen Schlagabtausch um die schönste Melodie liefern. Das einzige, was die Idylle stört, ist der Geruch nach Verwesung, der durch die Gassen weht. Durch die herunter brennende Sonne ist der Gestank fast nicht zu ertragen. Hinter mir höre ich ein Würgen und auch ich muss mich zusammenreißen, mein Frühstück bei mir behalten zu können.
„So, Ladys. Nachdem jetzt alle sich an dem lieblichen Duft der Außenwelt erfreut haben, würde ich sagen, wir machen uns auf den Weg, oder?“ Maxim gibt sich gar keine Mühe, das dreckige Grinsen zu verstecken. Er ist natürlich ganz andere Sachen gewöhnt, ein bisschen Todesduft bringt ihn nicht aus der Fassung. Auch die anderen Soldaten sind eher über uns amüsiert, als angeekelt. „Also, Formation und Marsch!“ befiehlt unser Ausbilder.
Wir tun wie uns geheißen und trotten brav unserem „Reiseführer“ nach. Die meisten Häuser sind mittlerweile verfallen und an vielen Orten fängt die Natur an, sich ihr Reich zurück zu erobern. Einige der Trümmerfassaden sind schon teilweise mit Efeu überwachsen, Löwenzahnpflanzen sprießen durch die zahlreichen Risse in den Straßen und das Gras wuchert wild in ehemaligen Vorgärten.
Doch dafür haben wir kaum einen Blick übrig. Angespannt überprüfen wir jede dunkle Ecke, spähen in die Ferne und drehen uns immer wieder um. Die Angst, auf einen Tec zu treffen, ist greifbar. Auch unsere erfahrenen Begleiter bemerken unsere Anspannung und werfen sich immer wieder nervöse Blicke zu. Sollte aus irgend einem Grund Panik in unserer Gruppe ausbrechen, werden sie größte Mühe haben, uns zu beruhigen. Irgendwann ergreift einer der Soldaten das Wort: „Leute, ruhig bleiben. Es kann nichts passieren, das hier ist einer der sichersten Stadtteile. Bleibt einfach konzentriert, dann wird alles gut.“ Hier und da ist ein zustimmendes Murmeln zu hören, ein paar der Rekruten nicken auch. Aber so richtig entspannen kann sich natürlich trotzdem niemand.
Wir marschieren einige Zeit, als wir plötzlich aus einer Gasse auf einen großen Platz treten. In der Mitte davon steht ein ehemals wunderschöner Brunnen. Die Zeit hat ihm zwar einiges seiner Schönheit genommen, trotzdem kann man sich gut vorstellen, wie Imposant das Bauwerk einmal gewesen sein muss. Maxim hebt die Faust. „Wir rasten hier. Kleines Lager aufbauen, jeder essen und trinken. Das hier ist eine Übung für längere Missionen. Ich möchte, dass der Aufbau genau so gemacht wird, wie wir es gelernt haben. Also los!“ gibt er uns Anweisungen. Sofort weiß jeder, was zu tun ist. Solche Sachen werden im Theorieunterricht ebenfalls behandelt, um im Ernstfall einen reibungslosen Ablauf garantieren zu können. Kleine Mission wie heute bieten sich für Übungszwecke natürlich perfekt an.
Meine Aufgabe ist es, ein kleines Zelt zu errichten. Eigentlich in der jetzigen Situation sinnlos, da wir nicht lange bleiben werden, aber Übung kann ich gut gebrauchen. Ich schaffe es einfach nie, diese blöden Stangen in die richtige Postion zu schieben. „Mein Gott Blue, bist du echt auch hierfür zu dumm?“ Na toll, natürlich hat Maxim gesehen, welche Probleme mir diese einfache Aufgabe bereitet. „Du kannst echt gar nichts, was?“ Der Mann hat sich an meiner Seite aufgebaut. Mit ruhiger Stimme sagt er: „Dann schauen wir mal, wie gut du unter Druck arbeiten kannst. Du hast genau 90 Sekunden Zeit, dieses Zelt fertig aufzubauen. Und los.“ Diabolisch grinsend startet er die Stoppuhr an seiner Taktikuhr. Ich kann ihn im ersten Moment einfach nur fassungslos anschauen. Was habe ich nur getan? Warum hasst er mich so? „Na, was ist, Blue? Tik, Tak – es bleiben noch 83, hoppla 82, ohoh.“ Mittlerweile grinst Maxim nicht mehr, sondern sieht so aus, als würde er meine Hilflosigkeit in vollen Zügen genießen.
Die Anderen haben aufgehört zu arbeiten und schauen sich meine Demütigung an. Sie alle wollen wissen, was der erfahrene Soldat mit mir machen wird, wenn ich seine Aufgabe nicht erfüllen kann. Und dass ich sie nicht erfüllen werde, das ist jedem klar. Ich sehe ein, zwei mitleidige Gesichter. Die meisten freuen sich aber auf meine Bestrafung.
Woher auch immer regt sich plötzlich ein kleiner Funken Widerstand in mir. Nein, so nicht! Ich lasse mich nicht zum Gespött machen. Entschlossen greife ich die Stange und versuche sie schnellstmöglich zusammen zu stecken. Dann rein in die Schlaufe, das gleiche mit der zweiten Stange. Dann noch zusammenbinden, hinstellen und nur noch die Plane darüber we…
Plötzlich liege ich am Boden. Jemand hat mich gestoßen und nach dem „Hoppla!“, das die Person hinter mir unter lautem Prusten heraus bringt, ist mir auch sofort klar, wer es war. Maxim. Durch den Sturz habe ich das komplette Zelt wieder abgeräumt, eine der Stangen bohrt sich schmerzhaft in meine Rippen. „Und 5… 4… 3… 2… 1… vorbei. Tja, war mir ja klar, du Idiot!“ Geräuschvoll zieht Maxim seine Nase hoch, nur um mich danach mit einem dicken Schleimklumpen zu bespucken. „Black, los mach du das mal“ weist er meinen Kumpanen an. Der spurt natürlich sofort und zieht mich auf die Beine. „Los, lass mich“ sagt er und baut das Zelt in Windeseile auf. Dadurch fühle ich mich noch wertloser.
Beschämt schaue ich auf den Boden und merke, wie mir eine heiße Träne die Wange hinunter läuft. Schnell wische ich sie weg, dass müssen die Anderen nicht auch noch sehen.
„Hey, kommt mal“ ruft da plötzlich eine Stimme aus einer Gasse. Sie stammt von Green, einem untersetzen, noch recht jungen Mädchen. „Hier ist jemand, ein kleiner Junge!“ Unsere Begleiter schauen sich an und sprinten sofort in den schmalen Durchgang. Wir Rekruten sind natürlich neugierig und laufen hinterher, wobei ich mich etwas im Hintergrund halte, um nicht in das Gesichtsfeld der anderen zu gelangen und ihnen keine weitere Vorlage zu liefern, mich weiter zu ärgern.
Der Gang ist nicht sehr lang und wir gelangen in einen Vorhof, der einmal zu dem Gebäudekomplex gehört hat. Dort steht Green und mit dem Rücken zu uns, ein kleines Kind.
„Green, komm da weg“ ruft Maxim. „Aber warum? Vielleicht braucht er unsere Hilfe?“ entgegnet sie. In diesem Moment dreht der Junge sich um. Als das Mädchen sein Gesicht sieht, schreit sie spitz auf. Das Kind hat keine Pupillen, seine Augen blicken sie trüb-weiß an. Ein Tec! Im Bauch des Jungen ist ein rot-blinkendes Licht zu erkennen. „BOOMER!“ schreie ich, gleichzeitig lässt die Mutation ein lautes Kreischen ertönen.
Es gibt einen riesigen Knall und der Junge, sowie Green verschwinden in einem Feuerball. Wir anderen werden durch die Explosion zurück geworfen. Ich knalle schmerzhaft an die Wand hinter mir und schlage mit meinem Kopf auf. Ein lautes Fiepen macht sich in meinen Ohren breit. Doch das bekomme ich kaum mit, denn die Wucht des Aufpralls lässt mich ohnmächtig werden.