Kosmischer HorrorMittel

Krealithikum – Kapitel 3: Ingwaz

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

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Kapitel 3: Ingwaz – Der Same des Zukünftigen

Wir erreichten den Höhleneingang. Ich musste kurz frösteln,
als ich in die bodenlose Dunkelheit blickte, obwohl ich wusste, was sich dort
befand. Vielleicht fröstelte es mich auch gerade deswegen. Um mich selbst zu
motivieren, warf ich Volker einen schelmischen Blick zu, setzte meinen Helm auf,
der bisher am Gürtel gehangen hatte und knipste die Lampe an, die darauf
befestigt war.

Er zog die Stirn in Falten, sparte sich jedoch den Kommentar, während auch er
sich vorbereitete. Also wandte ich mich der finsteren Öffnung zu und krabbelte
auf Knien über den Eingangsfelsen, bis ich mich am Rand wieder aufrichten
konnte. Dort wartete ich auf den Archäologen, der sich Zeit ließ.
Mein Blick wanderte über die Felsendecke.

Der Strahl meiner Helmlampe glitt über halbdurchsichtigen Röhrensinter, dunklen
Stein und wurde von etwas Silbrigem reflektiert.

Ich folgte dem dünnen Faden mit den Augen und entdeckte eine kleine
Höhlenspinne, die emsig ihr Netz zwischen den hohlen Kalkröhren knüpfte, die
von der Decke hingen.

Endlich wurden Schritte hinter mir laut. Ich drehte mich um: „Das wird aber
auch Zeit. Ich dachte schon, du überlegst es dir anders.“

Volker grunzte nur zur Antwort. Der Abstieg über den Hang dauerte länger, als
ich erwartet hatte, mit dem Archäologen im Schlepptau, der im Gegensatz zu mir
kein geübter Kletterer war.

Am Ende des Hangs zeigte ich ihm den Spalt im Boden. Wir leuchteten in die
Tiefe, konnten jedoch kein Ende entdecken. Dann quetschte ich mich als Erster in
den schmalen Durchgang, der zur eigentlichen Attraktion der Höhle führte.

Als Volker die Säulen erblickte, brach er in ein hohes, ungläubiges Gelächter
aus. Seine Stimme wurde gebrochen von den Felswänden zurückgeworfen. Danach
verstummte er wieder in andächtiger Ehrfurcht. Ich gab ihm Zeit, auch den
Tunnel zwischen den Säulen zu entdecken und äußerte, nach einem weiteren
Ausbruch beinahe kindlicher Euphorie, meine Theorie über die Sinterbecken.

Der Archäologe war allerdings derart aus dem Häuschen, dass er mir kaum
Aufmerksamkeit schenkte.

Gleich nachdem er die ersten Felsmalereien entdeckt hatte, war er zwischen den
Säulen hindurch- und in den niedrigen Tunnel getreten, um die Handabdrücke
genauer zu untersuchen.

Ich zögerte noch, ihm zu folgen, wartete wieder zwischen den Säulen, als das
Licht seiner Helmlampe mich blendete: „Wo bleibst du denn? Komm und sieh dir
das an!“

Ich atmete tief ein, sammelte allen Mut und trat aus dem Schutz der Pfeiler.

Sofort ergriff mich wieder ein nagendes Angstgefühl. Es war lächerlich und ich ärgerte
mich darüber, versuchte mir aber nichts anmerken zu lassen, als ich mit
eingezogenem Kopf dem Archäologen in die unergründliche Finsternis folgte, die
nur schwach durch den Schein meiner Helmlampe erhellt wurde.

Erneut hatte ich das Gefühl, dass die Finsternis im Tunnel eine andere Qualität
besaß als in der Höhle zuvor.

Einige Schritte voraus zeichnete sich Volkers Silhouette im Schein seiner
eigenen Lampe ab, dann wanderte der Lichtkegel weiter und blendete mich ein
zweites Mal.

„Das musst du dir ansehen, das ist unglaublich! Entweder ist es eine geschickte
Fälschung, oder wir haben tatsächlich einen Jahrhundertfund quasi Dekaden im
eigenen Vorgarten liegen gehabt“, er lachte schrill über den eigenen Witz.
Das Licht tanzte über den unebenen, bemalten Felsen und verharrte auf
verschiedenen Details.

„Wenn das echt ist, dann kannst du dir nicht vorstellen, wie bedeutend dieser
Fund ist!“

„Deshalb hab ich dich angerufen. Soweit ich weiß, gab es erst einen einzigen deutschen
Fund steinzeitlicher Handabdrücke in einer Höhle bei Bamberg.“

„Du machst Witze! Die Säulen, die Handabdrücke, ganz zu schweigen von der
Technik, die sie hier verwendet haben – ja, und meinetwegen auch noch deine
Sinterbecken“, zählte er auf. Ich lächelte flüchtig, weil er mir wohl doch
zugehört hatte.

Er deutete auf einen rot umrandeten Abdruck, der irgendwas überlagerte. Wieder
blendete mich das Licht seiner Helmlampe, ich bemühte mich um einen fragenden
Ausdruck, bis der Lichtkegel wieder zurück auf die Wand wanderte, und musste die
Augen zusammenkneifen, damit ich etwas erkennen konnte außer weißen
Lichtreflexen auf meiner Netzhaut.

„Sie haben unterschiedliche Stile verwendet“, erklärte er mit mühsam
unterdrückter Aufregung. „Verstehst du, was das bedeutet?“

„Nicht wirklich. Das musst du genauer erklären.“

„Siehst du die Linien, die den Handabdruck ausfüllen? Markierungen innerhalb
eines Handabdrucks wurden bisher nur auf Borneo gefunden. Diese hier sind
natürlich nicht identisch, sie haben andere Muster verwendet. Aber hier!“, er
stockte, ließ den Lichtkegel seiner Lampe über die Wand gleiten und zeigte auf
mehrere Abdrücke, die für mein ungeschultes Auge alle identisch aussahen.

„Du meinst, es geht um eine Abweichung von der Norm?“, vermutete ich, aber
Volker war schon wieder woanders mit seinen Gedanken: „Wir müssen tiefer rein,
wer weiß, was wir noch finden.“

Ich murmelte eine Zustimmung und folgte dem Archäologen, der sich überraschend
schnell und geschmeidig durch den Tunnel bewegte, sodass ich Mühe hatte, mit ihm
Schritt zu halten. Immer wieder zeigte er begeistert auf Ausschnitte der
Malereien, die ihm auffielen.

Das nagende Angstgefühl in mir wuchs mit jedem Schritt. Ich lauschte auf die
äonenalte Stille, die hinter unseren Stimmen lauerte und hervorkroch, wenn
unser Gespräch verstummte.

Mir blieb lediglich der tröstende Gedanke, nicht allein hier unten zu sein, sodass
ich mir einzureden versuchte, meine überreizten Nerven spielten mir optische
und akustische Streiche.

Die Finsternis vor uns schien immer noch eine eigenwillige Viskosität zu
besitzen, und das dumpfe Echo unserer Stimmen klang abstoßend misstönend.

Plötzlich schrie Volker vor mir auf. Ich machte einen erschrockenen Satz,
rempelte ihn dabei an und schob ihn dadurch aus dem Tunnel in eine zweite
Grotte, die sich jäh vor uns auftat.

„Das glaube ich nicht“, meinte Volker mit brüchiger Stimme. Die Lichtkegel
unserer Helmlampen fraßen sich durch die zähe Dunkelheit der Grotte, die nach
dem ersten Empfinden rund zu sein schien, soweit man es beurteilen konnte.
Der Tunnel endete etwa einen Meter über dem Bodenniveau der Höhle, aber die
Differenz wurde mit einer Art Rampe aus Schotter und Geröll überbrückt, was an
eine Straße erinnerte, die sich einmal um die ganze Höhle wand. Links endete dieser
Pfad an der Felswand, rechts wurde er von senkrecht stehenden Felsen begrenzt,
die dem Grottenverlauf entsprechend einen Kreis bildeten. Leider reichte das
Licht nicht aus, um alles gleichzeitig zu beleuchten.

„Hinkelsteine“, hauchte ich fassungslos.

„Das müssen wir uns genauer ansehen!“, kreischte Volker neben mir, packte im
selben Moment meinen Arm und zog mich zwischen den Menhiren hindurch in das
schattenbevölkerte Zentrum.

Unsere Lampen stachen wie zwei Lanzen aus Helligkeit in die viskose Finsternis
und erfassten irgendein Gebilde in der Mitte.
Es mochte irgendwann einmal ein Sockel mit einer Figur darauf gewesen sein, nun
aber glich es mehr einem Stalagmiten, so versintert, wie es aussah. Das
archaische Götzenbildnis war nur noch grob unter den dicken Calcitschichten zu
erkennen, aber gewisse Archetypen waren immer noch zu bestimmen.

Erst unmittelbar vor dem Sockel wurde Volker langsamer und entließ mich aus
seinem eisernen Griff. Ich rieb mir den schmerzenden Arm. Dann wanderte mein Blick
hinauf zu dem Götzenbildnis.

Der Anblick ließ mich kurz aufschreien. Das Echo kehrte mehrfach gebrochen von
den Höhlenwänden zurück und ich versank in unaussprechlichem Grauen.

Die mannshohe Statue musste ein Produkt aus Wahnsinn und Terror sein.

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