ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Teil 6:
Verdun war gefallen. Die Sicherheit die sich die Überlebenden über Monate aufgebaut hatten war innerhalb eines Tages vernichtet worden. Niemand wusste, wie die Behälter mit dem Z-Gas in die Festungen gekommen waren und momentan gab es auch Wichtigeres. Denn die Überlebenden von Fort Douamnont waren nun ohne Schutz.
Major Peter Krüger hatte es geschafft die Überlebenden von Verdun weg und über die Marne zu führen. Bei ihm waren Robert Pierre, Jack McFinlay, William Hagman, Claire Parker und seine Frau Marie. Bisher waren keine Verluste zu verzeichnen, bis auf einen. Steiner, der Fremdenlegionär, war verschwunden. Er hatte die Hälfte seiner Vorräte zurück gelassen und sich aus dem Staub gemacht. Schnell machte das Gerücht die Runde, er habe das Gas in dem Fort platziert. Private Mills war dies ganz recht.
Sünder
Die Überlebenden marschierten durch einen dichten Wald. Die Soldaten marschierten in einem Quadrat, in dessen Mitte die Frauen und Kinder gingen. Krüger führte die Formation an und McFinlay ging neben ihm.
„Glaubst du wirklich, dass Steiner die Kanister im Fort platziert hat?“ fragte McFinlay, doch Krüger schüttelte den Kopf.
„Es passt zu gut.“ Sagte er. „Er war zwar nicht in Douamont, als das Gas freigesetzt wurde, ich kann mir aber nicht erklären, wie er das Gas nach Vaux hätte bringen sollen, ohne dass es Jemanden aufgefallen wäre.“
„Aber wieso ist er dann abgehauen?“
„Kann ich dir nicht sagen. Aber stutziger macht mich eigentlich das, was Bill über Mills gesagt hat.“ Als McFinlay das hörte, schaute er Krüger fragend an. „Bill hat Mills im Quartier der Scharfschützen erwischt, als er dort rumschnüffelte. Und er ist als Einziger als Fort Vaux rausgekommen.“
„Und wieso ist er dann nicht abgehauen?“
„Das weiß ich auch nicht.“ Antwortete Krüger schulterzuckend.
„Wo gehen wir überhaupt hin?“
„Zu einem Kloster, was hinter dem Wald liegt. Vielleicht sind wir dort sicher oder können uns zumindest ausruhen.“ Und so gingen sie weiter durch den Wald, doch Krüger wurde das Gefühl nicht los, dass sie beobachtet wurden.
Die Gruppe marschierte weiter, bis ihnen ein Mann in einer Mönchskutte entgegen kam. Er hatte seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen und stützte sich auf einen Wanderstock.
„Was sucht der hier draußen?“ fragte McFinlay, als der Mönch weiter auf die Überlebenden zuging.
„Brauchen sie Hilfe?“ fragte Krüger, als der Mönch vor ihnen stand.
„Der Herr hilft denen, die sich selbst helfen.“ antwortete der Mann und zog sich seine Kapuze vom Kopf. Krüger und McFinlay erschraken. Überall im Gesicht des Mannes waren Kreuze geschnitten worden. Plötzlich kamen hinter den Bäumen weitere Mönche zum Vorschein. Diese waren jedoch bewaffnet. Die meisten von ihnen hatten Jagdwaffen wie Büchsen und Flinten bei sich. Doch Andere hatten französische und deutsche Militärwaffen.
Als Krüger wieder auf den Mönch vor ihm schaute, bedrohte dieser ihn mit einer Steinschlosspistole.
„Übergebt uns die Zivilisten, eure Ausrüstung und eure Vorräte. Dann lassen wir euch weiter ziehen.“
„Vergiss es.“ Sagte Krüger entschlossen und wollte seine Mauser ziehen. Doch der Mönch drückte ab. Die Kugel traf Krüger im linken Auge und er fiel leblos zu Boden.
„Nein!“ rief Marie verzweifelt und rannte zu ihrem Mann, doch Krüger gab kein Lebenszeichen von sich. Auch die Männer hinter den Bäumen eröffneten das Feuer. Die Überlebenden versuchten sich zu verteidigen, sie hatten jedoch kaum Munition und keine Deckung. Die Vorteile lagen bei den Angreifern.
Die Soldaten versuchten ihr Bestes um die Frauen und Kinder zu beschützen, doch ihr Kampf war aussichtslos. Die Angreifer schafften es einen Soldaten nach dem Anderen Kampfunfähig zu machen und als ihnen schließlich die Munition ausgegangen war, hatten die Soldaten schließlich keine Wahl mehr.
„Wir ergeben uns!“ rief Captain Thomas über die Schüsse hinweg und die Angreifer stellten das Feuer ein. Die Mönche kamen hinter den Bäumen hervor und nahmen den Soldaten ihre Waffen ab. Einer von ihnen wollte Marie von Krüger wegziehen, doch diese wehrte sich. Der Mann ließ erst ab, als Marie ihm mit ihrem Ellenbogen die Nase brach.
„Elende Hure!“ fluchte der Mann und zog ein Messer.
„Beherrsche dich, Bruder.“ Sagte der Mann, der Krüger erschossen hatte. „Über das Schicksal dieser Sünderin wird der Kaplan entscheiden. Genauso wie über die Anderen.“ Dann Wandte er sich zwei anderen Mönchen zu. „Bruder Demian, Phillippe, ihr kümmert euch um die Toten und Verwundeten.“ Dann wurden die Überlebenden aneinander gefesselt und durchsucht. Der Mann der Mills durchsuchte, zog einen Metall-Zylinder aus dessen Tasche. McFinlay erkannte ihn sofort, genau so einen hatte er im Fort Vaux gefunden.
„Du mieses Schwein!“ brüllte McFinlay und wollte auf Mills zustürmen. Drei Mönche mussten ihn zurück halten. „Ich reiß dir die Eier ab und stopf sie dir in die Fresse!“ Mills wich erschrocken zurück, als McFinlay vor ihm stand. Auch Pierre, der neben Mills stand erkannte den Behälter.
„Wieso?“ fragte er Mills fassungslos, doch dieser schaute ihn nur aus kalten Augen an. Erst als einer der Mönche McFinlay niederschlug, beruhigte sich die Lage. Dann wandten sich die Männer Otto zu, welcher sie wütend anknurrte. Einer der Mönche zielte mit seiner Pistole auf ihn, doch erneut schritt der Anführer ein.
„Dieser Hund ist ein Geschöpf Gottes und im Gegensatz zu den Anderen ohne Sünde.“ Als Otto von einem Mönch abgelenkt wurde, warf sich ein Zweiter von hinten auf den Hund und hielt ihm die Schnauze zu. Ein Dritter band Otto mit einem Seil die Schnauze zu und die Pfoten zusammen. Dann hob ein Mönch den winselnden Hund auf seine Schultern und die Überlebenden wurden von dem Schlachtfeld weggeführt. Als sie außer Sichtweite waren, hörten sie vereinzelt Schüsse.
Gottessprüfung
Die Mönche führten ihre Gefangenen zu dem Kloster, welches auch Krüger als Ziel ausgewählt hatte. Das Kloster lag weit genug hinter der Marne um vom Krieg verschont zu bleiben. Dennoch war zu erkennen, dass der Große Krieg nicht der erste war, den dieses Gemäuer gesehen hatte. Das Kloster war mit improvisierten Barrikaden, wie Pferdekarren, Holzpfählen und Stacheldraht umgeben. Die Kathedrale lag im Zentrum der Klosteranlage und war das größte, aber nicht das einzige Gebäude. Es gab Stallungen, Unterkünfte und Gärten, in denen Kartoffeln, Tomaten und Bohnen angebaut wurden. Die Gefangenen wurden durch die Gärten geführt und von den dort arbeitenden Leuten neugierig angeschaut. Auf den Feldern arbeiteten nicht nur Mönche, sondern auch Frauen. Erschrocken stellten die Gefangen fest, dass allen im Kloster die Kreuze in den Körper geritzt wurden.
Die Kapelle war riesig, kalt, dunkel und unheimlich. Die Gefangenen wurden zu einer Grube in der Mitte der Kapelle geführt. Was sie dort sahen, lies ihnen das Blut in den Adern gefrieren. In dem drei Meter tiefen und fünf Meter breitem Loch kauerten sechs Zombies.
„Was hat das zu bedeuten?“ fragte Claire, welche an Pierre gefesselt war.
„Ich weiß es nicht.“ Antwortete dieser. Dann richteten sich alle Augen in der Kapelle auf einen Balkon. Dort stand ein Mann in preußischer Uniform. Darüber trug er eine rote Stola mit goldenen Kreuzen. Den Gefangenen wurde schnell klar, dass dieser Mann der Kaplan war. Diesem Mann wurden als Einziger keine Kreuze in den Körper geritzt. Ihm wurde nur ein einziges Kreuz in die Stirn gebrannt.
„Sünder!“ rief der Kaplan. „Ihr habt einen heiligen Ort betreten. Euer Schicksal liegt nun in der Hand Gottes. Ihr Soldaten seit Schuld an dieser Lage! Ihr seid den Rufen der falschen Propheten gefolgt und habt so die Apokalypse herbeigeführt. Nach der Sintflut hat Gott die Toten wieder auferstehen lassen, um die Erde von den Sündern zu befreien. Doch noch besteht für euch Hoffnung. Auch Gott hat mich verschont. Wenn ihr seine Prüfung besteht, seit ihr frei und dürft bleiben.“
„Und was soll diese Prüfung sein?“ rief ein preußischer Soldat.
„Schneidet ihn los und zeigt es ihm.“ Befahl der Kaplan. Einer der Mönche löste die Fesseln des Mannes und führte ihn zu der Grube. Ohne ein Wort zu sagen schubste er ihn hinein. Die Anderen hörten seine Schreie, als die Zombies über ihn herfielen. Dann war es still. „Dieser Mann hat die Prüfung nicht bestanden.“ Rief der Kaplan. „Nur der, der den Sturz in die Grube überlebt, mit dem hat Gott Gnade. Alle Anderen sind verdammt!“ der Kaplan machte eine Pause um Luft zu holen. „Bringt die Soldaten in die Katakomben. Sie sollen selbst entscheiden, ob sie sich der Gottesprüfung unterziehen oder sterben. Die Frauen und Kinder bringt ihr in das Quartier. Mit ihrer Prüfung werde ich bei Sonnenaufgang beginnen.“ Auf diesen Befehl trennten die Mönche die Soldaten von den Frauen und Kindern. McFinlay ging neben Mills, als die Soldaten zu einer Treppe geführt wurden.
„Egal, wie dies Nummer hier ausgeht, ich werde dich umbringen!“ drohte er ihm.
„Ich bin kein Soldat, ich bin Zivilist.“ Rief Mills panisch, doch keiner reagierte. „Ich handle im Auftrag des Herren!“ schrie Mills nun. Darauf reagierte der Kaplan.
„Bringt diesen Mann in mein Quartier.“ Befahl er. Mills wurde von seinen Fesseln befreit und weggeführt.
„Ich erwisch dich noch!“ rief McFinlay Mills hinterher, als die anderen Soldaten die Treppe hinunter geführt wurden.
Auferstehung
Als Krüger aufwachte hatte er Kopfschmerzen wie nie zuvor. Doch diese Schmerzen waren seine geringste Sorge. Krüger konnte auf seinem linken Auge nichts sehen.
„Gut, sie sind wach.“ Hörte er eine vertraute Stimme sagen. Als er sich aufrichtete, sah er Steiner an einem Lagerfeuer sitzen. Ihm gegenüber an einem Baum gefesselt hockten zwei Mönche. Beide waren geknebelt.
„Was ist passiert?“ fragte Krüger, als Steiner mit einer Tasse auf ihn zu kam.
„Diese Kerle haben euch aufgelauert.“ Sagte Steiner und zeigte auf die beiden Mönche, als er Krüger die Tasse gab. „Ich habe die Schüsse gehört und bin ihnen gefolgt. Als ich dort ankam, haben die beiden Mönche die Toten geplündert. Sie waren als Einziger noch am Leben. Ihr Auge war zwar nicht mehr zu retten, sie hatten aber trotzdem Glück. Wäre die Kugel nur etwas tiefer eingedrungen wären sie jetzt tot.“ Nun erinnerte sich Krüger wieder.
„Wieso haben die das getan?“ fragte Krüger, als er einen Schluck aus der Tasse nahm. Steiner zuckte mit den Schultern.
„Das sind religiöse Fanatiker.“ Sagte er und ging zu den beiden Mönchen. „Wer weiß, schon warum sie so etwas tun.“ Sagte er weiter und löste den Knebel von einem der Mönche. „Oder willst du mir sagen, warum ihr das getan habt?“
„Der Herr ist mein Hirte, ich fürchte das Böse nicht.“ Sagte der Mann.
„Du brauchst das Böse nicht zu fürchten.“ Sagte Steiner und griff den Kopf des Mannes. „Es reicht wenn du mich fürchtest.“ Sagte er weiter und rammte den Kopf des Mannes gegen den Baum. „Also, was ist hier los?“ fragte Steiner erneut.
„Der Herr ist mein…“ sagte der Mann, doch Steiner schlug seinen Kopf erneut gegen den Baum.
„Letzte Chance.“ Sagte Steiner.
„Der Herr…“ sagte der Mönch, bevor Steiner seinen Kopf gegen den Baum schlug, bis der Schädel brach. Als der Mönch tot in seinen Fesseln hing, wandte Steiner sich dem zweiten Mönch zu.
„Ich hoffe, du bist schlauer als dein Freund.“ Sagte Steiner und löste den Knebel des Mannes.
„Bitte.“ Flehte der Mönch. „Ich sage alles was ihr wissen wollt“
„Wo habt ihr meine Leute hingebracht?“ fragte Krüger.
„Ins Kloster hinter dem Wald.“
„Was geschieht dort mit ihnen?“ Fragte Krüger weiter. Der Mönch zögerte.
„Antworte!“ blaffte Steiner.
„Die Soldaten werden vor die Wahl gestellt, ob sie die Gottesprüfung ablegen oder nicht.“
„Gottesprüfung?“ fragte Krüger.
„Wer sich für die Gottesprüfung entscheidet wird in eine Grube mit Untoten geworfen. Wenn man es wieder raus schafft, war Gott gnädig.“
„Das ist Wahnsinn!“ fauchte Steiner.
„Was passiert wenn man sich weigert?“ fragte Krüger.
„Die Soldaten die sich weigern, werden bei Morgengrauen getötet.“
„Ihr Fanatiker macht mich krank!“ sagte Steiner und zog sein Messer. „Nenn mir einen Grund, warum ich dir deine Kreuze nicht aus dem Körper schneiden sollte?“ sagte er weiter und legte dem Mönch das Messer an die Kehle.
„Bitte.“ Flehte der Mann. „Die wenigsten von uns sind Fanatiker. Die Meisten folgen dem Kaplan nur aus Angst oder weil sie sonst nirgends hin können.“
„Wer ist dieser Kaplan?“ fragte Krüger.
„Er kam eine Woche, nach dem die Toten auferstanden waren. Sie hatten das Kloster belagert und er ging einfach an ihnen vorbei, ohne dass sie ihn beachteten. Er hat uns gezeigt wo wir Waffen finden und wie wir uns verbarrikadieren. Doch nur die die wahren Glaubens sind dürfen bleiben.“
„Also werft ihr die Überlebenden in eine Grube mit Zombies.“ Stellte Steiner verachtend fest.
„Nur Soldaten.“ Sagte der Mönch. „Der Kaplan gibt ihnen die Schuld an der Apokalypse, weil sie den falschen Propheten gefolgt sind.“
„Falsche Propheten?“ fragte Steiner.
„Kaiser, Könige, Zaren, Präsidenten, such dir einen aus.“ Sagte Krüger. „Was geschieht mit den Zivilisten?“ fragte er dann.
„Das Selbe wie mit mir. Neununddreißig Kreuze werden ihnen in den Körper geschnitten.“ Sagte der Mönch. „Zwölf in den linken Arm für die Apostel, zwölf in den Rechten für den Kreuzweg, zehn in den Oberkörper für die Gebote und fünf ins Gesicht für die Bücher Mose. Nur der, dessen Glauben stark genug ist überlebt diese Geißelung. Zumindest behauptet das der Kaplan.“
„Wie meinst du das?“ fragte Krüger.
„Der Kaplan führt die Geißelung durch und er weiß genau, bei wem er wo und wie tief schneidet.“ Steiner schüttelte müde den Kopf, doch Krüger verstand.
„Der Kaplan entscheidet also, wessen Glaube stark genug ist.“ Sagte Krüger. Der junge Mönch nickte.
„Die die ihm fanatisch folgen kriegen kleine Schnitte. Die die ihm aus Angst folgen tiefere. Wer ihm gefährlich werden könnte, überlebt die Geißelung nicht. So weiß er genau, wem er Waffen anvertrauen kann und wem nicht. Keiner wagt es gegen ihn aufzubegehren oder will es einfach nicht.“
„Und wieso warst du dann im Wald?“ fragte Steiner energisch.
„Ich war Munitionsträger. Ich schwöre es, ich habe nicht einen Schuss abgegeben.“ Sagte der Mönch verängstigt. Nach dem Verhör nahm Krüger Steiner zur Seite.
„Wir müssen die Leute da raus holen.“ Sagte er.
„Und wie sollen wir das Anstellen?“ fragte Steiner. „Wir habe ihre Mauser, die abgesägte Flinte, das Jagdgewehr von den Beiden und mein Lebel. Das ist nicht gerade viel. Außerdem sind wir nur zu zweit.“
„Wo werden die Soldaten getötet?“ fragte Krüger den Mönch.
„Außerhalb des Klosters, an einer Grube. Es ist ganz in der Nähe.“ Sagte dieser.
„Erst retten wir die Soldaten und dann die Frauen und Kinder.“ Sagte Krüger zu Steiner und ging dann zu dem Mönch.
„Trauen sie dem etwa?“ fragte Steiner.
„Nein.“ Sagte Krüger und befreite den Mönch von seinen Fesseln.
Gottes Wille
Mills wurde in das Quartier des Kaplans geführt, welches im hinteren Teil der Kapelle lag. Es war schlicht. Eine Pritsche als Bett, ein Stuhl, ein Tisch und ein Holzkreuz an der Wand. Der Kaplan saß am Tisch und begutachtete den Metall-Zylinder, den Mills bei sich hatte. Hinter ihm standen zwei Mönche und bewachten die Tür.
„Der Schotte ist ja förmlich durchgedreht, als wir diesen Zylinder bei ihnen gefunden haben.“ Sagte der Kaplan. „Also, was hat es damit auf sich?“
„Sie sagten doch, dass Gott die Toten hat auferstehen lassen.“ Sagte Mills und zeigte auf den Behälter. „Das ist der Grund, weshalb diese Wesen hier sind. Nachdem was sie gesagt haben, habe ich also dem Willen des Herren gedient.“
„Sie machen mich neugierig.“ Sagte der Kaplan. „Wie soll dieser Behälter den Willen Gottes beherbergen?“
„Es ist Gas.“ Sagte Mills. Der Kaplan schaute ihn interessiert an. „Wer dieses Zeug einatmet wird zu einem lebenden Toten.“ Jetzt erinnerte sich der Kaplan wieder. Er war beim ersten Gasangriff in Ypern 1915 dabei. Auch erinnerte er sich an diesen Schicksalshaften Tag als sich die Toten erhoben. Vor allem an den Gas-Alarm der überall an der Front gegeben wurde. „Wir haben beide dasselbe Ziel.“ Sagte Mills und riss den Kaplan so aus seinen Gedanken. „Wir wollen der Welt den Frieden bringen.“
„Dann wird ihnen ja nichts geschehen.“ Sagte der Kaplan lächelnd. Doch dann verfinsterte sich sei Blick. „Bringt ihn in die Glaubenskammer.“ Befahl er den beiden Mönchen. „Mal sehen ob er wirklich waren Glaubens ist.“
Exodus
Die Soldaten waren in den Katakomben der Kapelle untergebracht. Pierre, McFinlay, Hagman und Thomas teilten sich einen dunklen, feuchten Raum, der gerade so allen Vier Platz bot. Es gab keine Möbel oder andere Bequemlichkeiten.
„Was glaubt ihr machen die Kutten mit uns?“ fragte Hagman.
„Hast es doch gehört.“ Sagte McFinlay. „Entweder die schmeißen uns in die Zombiegrube oder töten uns.“
„Vielleicht lassen sie uns auch einfach gehen.“ Sagte Thomas.
„Bei allem Respekt, Captain.“ Sagte McFinlay. „Das glauben sie doch selber nicht. Diese Wichser werden uns, wenn wir Glück haben, erschießen.“
„Wir sind Soldaten, wir werden doch wohl ein paar Mönche überwältigen können.“ Sagte Hagman.
„Falls es ihnen nicht aufgefallen ist, Private, diese Mönche haben Waffen und wir nicht.“ Sagte Thomas. „Und dieses kleine Problem besteht auch noch.“ Sagt er weiter und hob seine gefesselten Hände. Während Hagman und Thomas weiter diskutierten, hatte sich McFinlay neben Pierre gesetzt.
„Kopf hoch Kleiner. Wir kommen hier schon raus.“ Sagte er. „Wir habe Schützengräben, MG-Feuer, Gas und Zombiehorden überlebt. Da werden wir wohl doch auch mit ein paar Mönchen fertig.“
„Krüger ist tot.“ Sagte Pierre. „Ohne ihn hätten wir die Zombies nicht überlebt. Und ohne die Zombies wäre ich nur einer von vielen Gefallenen an der Somme. Ich konnte nicht ein Mal meine Frau beschützen.“ McFinlay wollte darauf etwas erwidern, doch er wusste nicht was. Es stimmte, Krüger hatte sie maßgeblich durch diese Apokalypse geführt und nun war er tot. Als sich die Tür öffnete, wurde er aus seinen Gedanken gerissen.
„Ihr vier, mitkommen!“ befahl der Mönch.
Die vier Männer wurden aus den Katakomben raus und erneut in die in die Kapelle geführt. Der Kaplan stand wieder auf dem Balkon.
„Habt ihr euch entschieden?“ fragte er. Thomas übernahm für die Männer das Wort.
„Wir werden nicht in die Grube steigen.“ Sagte er entschieden. Was das anging, waren sich die Männer einige. Die Glaubensprüfung wäre ihr sicherer Tod gewesen. So konnten sie wenigstens noch auf ein Wunder hoffen. Der Kaplan nickte.
„Bringt sie weg.“ Sagte er schlicht und drei Mönche führten die Soldaten aus der Kapelle. Die Männer wurden aus der Anlage und zu einer kleinen Lichtung im Wald geführt. Vor einem Graben blieben sie stehen. Als die Männer an den Graben traten, stockte ihnen der Atem. In dem Graben lagen die Leichen von dutzenden Soldaten, denen man den Schädel eingeschlagen hatte.
Die Männer sollten sich hinknien, doch als McFinlay sich weigerte, schlug ihm der Mönch die Keule in die Knie. Der Schotte fluchte, als er auf die Knie sackte.
„Habt ihr letzte Worte?“ fragte der Mönch mit der Keule als er die Reihe abging. Die beiden Anderen hielten die Soldaten mit ihren Gewehren in Schach. Hinter Hagman blieb der Mönch mit der Keule stehen.
„Was ist mit dir, Junge?“ fragte er und drückte Hagman die Keule in den Nacken. „Letzte Worte?“
„God save the King!“ sagte Hagman trotzig. Dann hörte er wie der Mönch ausholte und schloss die Augen. Es war ein dumpfes Knacken zu hören. Dann war es still.
Als Hagman die Augen öffnete, stellte er erleichtert fest, dass er unverletzt war.
„Was ist? Wollt ihr nicht aufstehen?“ hörten die Männer eine vertraute Stimme sagen. Als sie sich umdrehten, sahen sie Krüger, der über dem toten Mönch stand. Er hatte ihm das Genick gebrochen. Hinter ihm war Steiner damit beschäftigt den anderen beiden Mönchen die Kutten auszuziehen. Auch ihnen war das Genick gebrochen worden. Bei Steiner war ein weiterer Mönch, der ihm half. Während dessen befreite Krüger seine Kameraden von ihren Fesseln.
„Was hat das mit dem Mönch auf sich?“ fragte McFinlay.
„Phillipe ist auf unserer Seite.“ Sagte Steiner und erzählte dann, was Phillipe ihm erzählt hatte.
„Dann müssen wir unsere Leute so schnell wie möglich da raus holen!“ sagte Pierre panisch.
„Werden wir.“ Sagte Krüger entschlossen und zog dem dritten Mönch die Kutte aus. .
„Und wie?“ fragte Thomas. „Wir sind massiv in der Unterzahl und bis wir am Kloster sind, steht die Sonne hoch am Himmel.“
„Dabei werden uns die Kutten helfen.“ sagte Krüger. „Jack und Robert werfen sich die Kutte über und bringen Steiner und mich als Gefangene zu den anderen Soldaten. Captain Thomas, sie werden die dritte Kutte tragen und zusammen mit Bill und Phillipe die Waffenkammer sichern.“
„Und was trage ich?“ fragte Hagman. „Wir haben nur drei Kutten übrig.“
„Wir haben vier.“ Sagte Steiner und drückte Hagman eine Kutte mit Blut am Kragen in die Hand.
„Und was passiert dann?“ fragte Pierre.
„Wir schlagen uns zur Waffenkammer durch und nehmen das Kloster ein.“ Sagte Krüger. „Im Kloster tragen nur die Mönche Waffen, die die Gefangenen oder die Barrikaden bewachen. Dann befreien wir die Anderen. Sie rechnen nicht mit uns, das ist unser größter Vorteil.“
„Ich sehe ein großes Problem.“ Sagte Thomas und zeigte auf sein Gesicht. „Wir haben keine Kreuze am Körper.“
„Tragt die Kapuzen tief im Gesicht und verdeckt eure Hände.“ Sagte Steiner trocken.
„Wenn es stimmt was uns Phillipe erzählt hat, dann werden uns nur die Fanatiker im Weg stehen. Die Anderen sind einfach nur verängstigte Zivilisten, die sonst nirgends hinkönnen. Passt also, auf wen ihr schießt.“ Ergänzte Krüger.
Verdammnis
Marie, Claire und die übrigen Frauen und Kinder wurden von den Mönchen in eine große Halle gebracht. Dort gab es einige Pritschen und so konnten sie sich ausruhen, auch wenn an Schlaf nicht zu denken war.
Claire saß neben Marie auf einer der Pritschen. Beide wussten, dass die Lage aussichtslos schien.
„Sie haben ihn einfach erschossen.“ Sagte Marie mit einer Mischung aus Trauer und Zorn in der Stimme. Claire antwortete nichts darauf. Sie wusste schlicht und ergreifend nicht, was sie hätte sagen sollen.
„Was glaubst du machen die mit uns?“ fragte sie stattdessen. Marie schaute sie an.
„Ich weiß es nicht und es ist mir auch egal.“ Sagte sie ernst. „Ohne Peter will ich sowieso nicht weiter leben.“ Dann sah Claire die Entschlossenheit in Maries Augen. „Aber kampflos werden diese Bastarde mich nicht bekommen!“ Claire konnte darauf Nichts erwidern, denn kaum hatte Marie dies ausgesprochen wurde die Tür geöffnet und zwei bewaffnete Mönche betraten die Halle. Die Mönche schauten die Frauen und Kinder an, bis ihr Blick auf Claire und Marie ruhte. Einer der Mönche ging zu ihnen und packte Claire am Arm.
„Du kommst mit!“ forderte der Mann. „Der Kaplan will dich sehen.“ Doch bevor der Mönch Claire hoch zerren konnte zog Marie ein Skalpell aus ihrem Stiefel und schnitt dem Mönch übers Gesicht. Dieser wich zurück und lies von Claire ab. Als Marie zu stechen wollte, ging der zweite Mönch dazwischen und schlug sie mit seinem Gewehr nieder. Dann packte er Claire. „Nein!“ rief der erste Mönch und hielt sich die Hand vors Gesicht. Als er die Hand weg nahm, sah Claire, dass Marie sein Auge erwischt hatte. „Nimm die Andere!“ Sagte er weiter. Der Mönch schubste Claire zur Seite und packt dann Marie, die bewusstlos war. Nun sprang Claire dem Mönch auf den Rücken, doch dieser packte sie und warf sie zu Boden. Das letzte was Claire sah, war ein Gewehrkolben, der auf ihr Gesicht zu kam.
Als Marie wieder zu sich kam, war sie in einem dunkeln, fensterlosen Raum, der nur von einigen Kerzen beleuchtet wurde. Sie war mit Händen und Füßen an die Wand gefesselt worden, so als ob sie am Kreuz hing. Doch was sie am meisten beunruhigte war, dass sie nackt war. Marie versuchte sich zu befreien, doch die Fesseln waren zu fest. Irgendwann gab Marie es auf. Ihr Kopf pochte und sie schmeckte Blut. Deprimiert ließ sie den Kopf hängen. Dann wurde die Tür vor ihr geöffnet. Als Marie hoch schaute, sah sie den Kaplan vor sich stehen.
„Ich bitte das Verhalten meiner Schäfchen zu entschuldigen.“ sagte er lächelnd. „Sie sind manchmal etwas übereifrig.“
„Was hast du vor?“ fragte Marie trotzig.
„Neununddreißig Kreuze.“ Sagte der Kaplan. „Wenn du das überlebst, wird Gott dich beschützen.“
„Und wo sind deine Kreuze?“ Der Kaplan lachte und zeigte auf das eingebrannte Kreuz auf seiner Stirn.
„Ich bin bereits von Gott gezeichnet.“ Sagte er selbstsicher. „Am Tag, als sich die Toten erhoben brannte der Herr mir sein Zeichen in die Stirn um mich zu schützen. Seitdem konnten mir weder die Toten noch das Gas etwas anhaben. Gott hat mich beschützt.“
„Wir haben die Zombies und das Gas auch überlebt!“ zischte Marie. „Du bist also nicht alleine.“
„Ihr hattet Glück, ich wurde von Gott erwählt.“ Sagte der Kaplan und zog ein Messer hervor. Dann trat er näher an Marie heran. „Wenn du natürlich versprichst zu machen, was man dir sagt und gefügig bist, wird Gott einem hübschen Ding wie dir eher zur Seite stehen.“ Sagte er weiter und streichelte Marie über die Wange. Marie sah ihn Hass erfüllt an und spuckte ihm eine Mischung aus Speichel und Blut ins Gesicht. Der Kaplan wich zurück. „So sei es.“ Sagte er ruhig und wischte sich das Blut aus dem Gesicht. Dann fing er an zu schneiden.
Sodom…
Als die Männer die Klosteranlage erreichten, hatte die Sonne schon fast ihren höchsten Punkt erreicht. Zwei Mönche hielten am Zugang zum Kloster Wache, doch dank Phillippe konnten sie ungehindert passieren. Nun lag es an ihm Thomas und Hagman zur Waffenkammer zu führen.
Die Waffenkammer war eine alte Scheune, vor der ein weiterer Mönch mit einem Gewehr 98 Wache hielt. Wieder übernahm Phillippe das Reden.
„Bruder Kaspius, der Kaplan wünscht dich zu sprechen.“ Sagte Phillippe. Kaspius schaute ihn verwundert an. Die Kreuze im Gesicht des Mannes waren deutlich zu erkennen, allerdings wirkten sie nicht so tief wie bei Phillippe.
„Und wer soll die Waffenkammer bewachen?“ fragte er. „Dein Glaube ist nicht stark genug um eine Waffe zu tragen.“
„Deswegen sind zwei weitere Brüder hier, um meinen Glauben zu stützen.“ Kaspius musterte Hagman und Thomas. Beide schauten stur zu Boden. Hagman hatte das erbeutete Jagdgewehr und Thomas Steiners Lebel.
„Euch Beide habe ich noch nie gesehen.“ Sagte Kaspius. Dann fiel sein Blick auf die Schuhe. „Das sind Soldaten-Stiefel!“ Stellte er erschrocken fest. Doch bevor er reagieren konnte, schoss Thomas nach vorne und Schlug Kaspius auf den Kehlkopf. Dieser sackte röchelnd auf die Knie. Thomas nahm ihn von vorne in einen Schwitzkasten und richtete sich dann ruckartig auf. Ein dumpfes knacken war zu hören und der Mönch sackte tot zu Boden.
„Oh Mist.“ Sagte Thomas, als eine junge Frau hinter der Waffenkammer hervorkam. Sie hatte einen Korb mit Brot vor Schreck fallen gelassen. Auch sie hatte tiefe, Kreuzförmige Narben im Gesicht.
„Anna.“ Rief Phillippe.
„Phillippe?“ kam als zögerliche Antwort, als Anna auf die Männer zu ging. „Was ist hier los?“
„Diese Männer wollen uns helfen. Sie wollen das Kloster übernehmen.“
„Du meinst…“
„Ja, sie werden uns von dem Kaplan befreien.“
„Die zwei?“
„Wir sind weit mehr.“ Sagte Hagman. Phillippe nickte und nahm Annas Hände.
„Du musst uns helfen.“ sagt er dann. „Suche alle denen wir vertrauen können und halte sie von der Kapelle fern, bis alles vorbei ist.“ Anna nickte und verließ die Gruppe.
„Und was machen wir jetzt?“ fragte Hagman.
„Abwarten.“ Sagte Thomas schlicht.
…und Gomorra
Pierre und McFinlay führten Krüger und Steiner zur Kapelle und zur Tür, die in die Katakomben führte. Auch diese wurde von einem bewaffneten Mönch bewacht. Da die Kutte von McFinlay etwas zu kurz war, übernahm Pierre das Reden.
„Wir haben diese Zwei im Wald gefunden.“ Sagte Pierre zu dem Mönch und achtete darauf, dass sein Gesicht nicht zu sehen war. Der Mönch schaute ihn desinteressiert an.
„Bringt sie nach unten.“ Sagte er schließlich. „Der Kaplan wird sich später um die Beiden kümmern. Er hat die Glaubensprüfung bei einer sehr widerspenstigen Krankenschwester durchgeführt. Jetzt muss er sich ausruhen.“ Als Pierre und Krüger das hörten, gingen bei ihnen sämtliche Alarmglocken an. Claire oder Marie waren in Gefahr. Pierre reagierte als erstes, schlug dem Mönch das Gewehr aus der Hand und drückte ihn gegen die Wand.
„Wo ist sie?“ fragte er fordernd. Der Mönch schaute Pierre erschrocken an. Die Mönche die die Frauen und Kinder bewachten waren am anderen Ende der Kapelle. Auf Hilfe brauchte er also nicht zu hoffen. Trotzdem sagte er nichts. Dann trat Krüger neben den Mönch und drückte ihm seine Mauser in den Bauch. Die Fesseln lagen nur auf den Händen von Krüger und Steiner, so dass sie sich leicht befreien konnten. Ihre Waffen trugen sie unter der Kleidung versteckt.
„Es gibt zwei Wege, wie das hier endet.“ Sagte er ruhig. „Erstens, du führst uns zu der Krankenschwester und wir lassen dich vielleicht am Leben. Zweitens, ich zerfetze dir hier und jetzt die Eingeweide. Kein besonders schöner Tod.“ Der Mönch schluckte und schaute Pierre und Krüger abwechselnd in die Augen. In Pierres Augen erkannte er Wut, aber auch Furcht und Unsicherheit. Krügers Blick hingegen hatte etwas Endgültiges.
„Okay, ich führe euch zu ihr.“ Sagte der Mönch eingeschüchtert.
„Und was mach wir Anderen?“ fragte Steiner.
„Ihr geht vor wie geplant.“ Sagte Krüger. „Ihr befreit die Gefangenen und geht zurück zum Waffenlager. Dann erobert ihr das Kloster.“ Sagte er weiter. Als Steiner und McFinlay die Tür zu den Katakomben aufbrachen, führte der Mönch Krüger und Pierre weg.
Steiner und McFinlay befreiten die Soldaten und führten sie aus den Katakomben. Zwei Mönche wollten sie aufhalten, doch Steiner und McFinlay streckten sie mit ihren Waffen nieder. Als sie die Kapelle verlassen hatten, sahen sie wie eine Gruppe von Mönchen auf die Scheune zu rannte, doch als diese die Tür erreichten, wurden sie von einer MG-Salve niedergemäht. Hagman und Thomas hatten das MG 08/15 scharf gemacht um das Waffenlager zu verteidigen. Die Soldaten erreichten das Lager ohne Verluste und bewaffneten sich. Dann begann der Kampf um das Kloster.
Verlust
Der Mönch hatte Krüger und Pierre in den hinteren Bereich der Kapelle geführt. Sie gingen an mehreren Türen vorbei, die allesamt verschlossen waren. Nach einer gefühlten Ewigkeit blieb der Mönch endlich stehen.
„Sie ist hier drin.“ Sagte er und wollte gehen, doch Krüger hielt ihn zurück.
„Du bleibst hier.“ Sagte er und trat vor die Tür. „Und bete, dass es ihr gut geht.“ Sagte er weiter und Versuchte die Tür zu öffnen. Doch auch diese war verschlossen. Die Tür war zu Massiv um sie einfach aufzutreten, also warf Krüger sich mit seinem Körper gegen die Tür. Erst nach dem er sich drei Mal wuchtig gegen die Tür geworfen hatte, gab diese nach. Als Krüger und Pierre den Raum betraten, stockte ihnen der Atem. Auf dem Boden des fensterlosen Raumes lag, vom Kerzenschein beleuchtet, eine nackte, blutüberströmte Frau.
„Nein.“ Sagte Krüger mit Tränen erstickter Stimme und ging wie in Trance auf die Frau zu. Es war Marie. Krüger kniete sich neben seine Frau und nahm sie in die Arme. Sie atmete schwach. „Bitte.“ Flehte er. „Bleib bei mir.“ Marie öffnete langsam ihre Augen. Als sie Krüger erkannte lächelte sie schwach.
„Die lebst.“ Hauchte sie erleichtert und streichelte mit ihrer Hand über seine Wange. Dann sackte sie in sich zusammen.
„Nein!“ schrie Krüger verzweifelt. „Bleib bei mir!“ Doch es war zu spät. Marie war in seinen Armen gestorben. Krüger drückte seine tote Frau an sich und weinte. Pierre stand wie zur Salzsäule erstarrt an der Tür. Der Mönch war geflohen.
Gottesstrafe
Der Kampf um das Kloster war kurz gewesen. Zwar waren die Mönche den Soldaten zahlenmäßig überlegen, doch gegen den bewaffneten Trupp hatten sie keine Chance. Die meisten waren geflohen. Wer gekämpft hatte wurde getötet oder gefangen genommen. Unter den Gefangenen war auch der Kaplan.
Als der Kampf beendet war, wurden die Gefangenen in die Kapelle gebracht, wo entschieden werden sollte, was mit ihnen geschieht. Auch die Überlebenden, die dem Kaplan nicht fanatisch ergeben waren, waren dort.
Pierre war nach den Ereignissen zu dem Raum geeilt, in dem die Frauen und Kinder gefangen gehalten wurden. Zusammen mit McFinlay hatte er die Tür aufgebrochen. Erleichtert stellte er fest, dass Claire bis auf eine gebrochene Nase unversehrt war.
„Wo ist Marie?“ fragte sie nachdem die Beiden sich innig umarmt hatten. Pierre sagte nichts, sondern schüttelte nur den Kopf. Claire brach in Tränen aus.
Als sie sich was beruhigt hatte, verließen Claire und Pierre den Raum. Die Gefangenen knieten allesamt in der Mitte der Kapelle. Sie schienen zu beten. Dann betrat Krüger die Kapelle. Er war überall mit Maries Blut beschmiert. Mit einem versteinerten Gesicht ging er auf die Gefangenen zu. Er schaute sie alle an, bis sein Blick auf dem Kaplan hängen blieb. Krüger bahnte sich einen Weg durch die Gefangen, bis er vor ihm stand.
„Steh auf!“ befahl Krüger hasserfüllt. Als der Kaplan nicht reagierte, wollte Krüger ihn packen, doch ein Mönch, der einen Verband über dem rechten Auge trug, ging dazwischen. Krüger ging einen Schritt zurück und hob seine Mauser. Ohne ein weiteres Wort zu sagen schoss er dem Mann in den Kopf. Dann packt er sich den Kaplan und schob ihn aus der Menge. Als dieser zu Boden fiel hörte Krüger ihn wieder beten.
„Dein Reich komme, Dein Wille geschehe.“ Als Krüger das hörte trat er dem Kaplan mit voller Kraft in die Seite. Der Kaplan rollte sich vor Schmerz krümmend von Krüger weg, doch er betet weiter. Erst als Krüger ihm ins Knie schoss hörte er auf. Krüger stand über ihm und zielte auf sein Gesicht. „Töte mich und deine Seele wird verflucht sein wie die der Untoten!“ rief der Kaplan verzweifelt. Krüger hielt kurz inne. Dann fiel sein Blick auf die Grube mit den Zombies.
„Ich werde dich nicht töten.“ Zischte Krüger, packte den Kaplan und schleifte ihn zu der Grube mit den Zombies. Dort hob Krüger ihn auf die Beine. „Das überlasse ich Gott.“ Sagte er und schubste den Kaplan in die Grube. Mit versteinertem Gesicht sah Krüger zu wie die Zombies über den schreienden Mann herfielen und ihn zerfetzten. Als die Schreie verstummten wandte er sich den Gefangenen zu.
„Euch steht es frei zu gehen.“ Rief er. „Wenn ihr bleibt, erleidet ihr dasselbe Schicksal.“ Die Mönche schauten Krüger panisch an. Selbst die Soldaten waren geschockt. Dies war nicht der Major Krüger den sie kannten.
Alte Muster
Steiner war in den Stallungen und sattelte ein Pferd. Als er gerade ein Hotchkiss-MG an der Seite des Sattels befestigte, betrat Hagman die Scheune.
„Du gehst?“ fragte er.
„War mit dem Major so abgemacht. Zwei Waffen, Munition Vorräte und ein Pferd, wenn ich helfe.“ Kam als Antwort.
„Wieso bleibst du nicht? Wir könnten Jemanden wie dich gut gebrauchen.“ Als Steiner das hörte, hielt er inne.
„Ich habe nie irgendwo reingepasst.“ Sagte er schließlich. Er wusste selber nicht genau, wieso er mit dem jungen Engländer darüber sprach, doch irgendwie musste es wohl raus. „Ich wurde in Straßburg geboren, meine Mutter war eine Nutte und wer mein Vater war weiß der Teufel. Ich bin in einem Waisenhaus aufgewachsen und bin immer angeeckt. Sei es in der Schule, den Fabriken oder in der preußischen Armee. Irgendwann bin ich mit dem Gesetz aneinander geraten und nach Frankreich geflohen. Dort habe ich mich der Fremdenlegion angeschlossen und zum ersten Mal in meinem Leben habe ich dazu gehört. Weißt du wieso?“ Hagman schüttelte den Kopf. „Weil es egal war wer ich vorher war. Es zählte nur, wer ich ab meinem Eintritt in die Legion war. Aber den einzigen Haufen, der mich jemals akzeptiert hat, den gibt es nun nicht mehr.“
„Meinst du nicht, dass du hier bei uns akzeptiert wirst? Du warst ja auch eine ganze Zeit mit uns in Verdun.“ Steiner schüttelte den Kopf.
„In Verdun haben mich die Deutschen als Verräter gesehen und die Franzosen als Deutschen. Zu den Engländern hatte ich überhaupt keine Beziehung. Nur Major Krüger hat meine Fähigkeiten erkannt. Für die Anderen bin ich nur nützlich, so lange es einen Kampf gibt. Doch jede Seuche, jeder Krieg und jede Apokalypse geht irgendwann vorbei und dann fallen die Menschen wieder in ihre alten Muster zurück.“ Sagte Steiner und verzurrte sein Gepäck. „Darauf kann ich verzichten.“
„Und was hast du jetzt vor?“ fragte Hagman, als sich Steiner auf den Sattel schwang.
„Überleben, wie immer.“ Sagte Steiner, als er im Sattel saß.
„Kann ich nichts sagen, was dich zum Bleiben bewegt?“ fragte Hagman, doch Steiner schüttelte den Kopf. „Dann viel Glück.“ Sagte Hagman und reichte Steiner die Hand.
„Euch auch.“ Erwiderte dieser und nahm den Handschlag an.
Pacem per mortem
McFinlay hatte Mills gefunden. Der Verräter lag auf einer Pritsche in einem abgelegenen Gebäude des Klosters, welches als Krankenstation diente. Arme, Oberkörper und Gesicht von Mills waren mit blutdurchtränkten Bandagen bedeckt. Mills atmete schwer und hatte sichtlich Schmerzen, was MCFinlay freute. Er hatte Otto bei sich, der den Verräter mit gefletschten Zähnen anknurrte. McFinlay hatte den Hund angekettet an einen alten Hühnerstall gefunden. Die Mönche hatten ihn gut behandelt und ihm Trinken und Essen gegeben. Trotzdem knurrte er jeden an, der eine Kutte trug.
Am liebsten hätte der Schotte dem Verräter persönlich den Hals umgedreht, doch Krüger hatte noch einige Fragen. Als Krüger die Krankenstation betrat, sagte McFinlay nichts. Er hatte gehört was mit Marie geschehen war, doch er wusste nicht, was er hätte sagen sollen.
„Verschwinde.“ Sagte Krüger zu McFinlay. Dieser schaute ihn irritiert an.
„Bist du dir sicher?“ fragte er.
„Jack.“ Begann Krüger ernst. „Das war keine Bitte.“ McFinlay nickte und verließ mit Otto die Krankenstation. Nun waren Krüger und Mills alleine. Krüger nahm einen Stuhl und setzte sich an das Bett. Dann schwiegen die Männer sich an.
„Von mir erfährst du nichts.“ Sagte Mills schließlich. Krüger musterte ihn Stumm.
„Wundbrand.“ Sagte er schließlich. „Keine schöne Art zu sterben. Kann Tage oder sogar Wochen dauern. Mit dem Fieber ist es als würde man gekocht werden.“
„Ich habe keine Angst vor dem Tod.“ Zischte Mills. Krüger nickte und packte dann Mills am Arm. Der Verräter schrie vor Schmerz.
„Das du stirbst ist sicher, selbst wenn ich wollte könnte ich dir nicht helfen.“ zischte Krüger. „Die Frage ist nur ob du leidest, schnell stirbst oder zu einem Zombie wirst.“ Krüger sah, wie die Panik in Mills Augen aufblitzte. Dann holte Krüger den Metall-Zylinder hervor und stellte die Uhr ein. „Du hast zehn Minuten.“ Sagte er.
„Das wagst du nicht.“ Sagte Mills verzweifelt. Als Krüger das hörte, packte er Mills diesmal mit beiden Händen am Arm und verdrehte die Haut. Mills schrie wie ein abgestochenes Schwein.
„Du hast ein Dutzend Menschen auf dem Gewissen, meine Frau eingeschlossen!“ Brüllte Krüger. „Eine Kugel zwischen die Augen ist die einzige Gnade, die du erwarten kannst. Also rede!“ Mills schluckte, nickte aber schließlich.
„Das Gas stammt von einem Kult.“
„Was für ein Kult?“
„Ich weiß den Namen nicht.“ Sagte Mills schwach. „Ihr Leitspruch ist pacem per mortem. Friede durch Tod.“ Er machte eine Pause. „Dieser Kult glaubt, dass der Welt nur Frieden gebracht werden kann, wenn die Menschheit stirbt. Deswegen haben sie das Gas an jede Großmacht geliefert.“
„Nicht nur Europa?“ Mills schüttelte den Kopf.
„Auch die USA, Japan, Afrika. Das Zeug ist auf der ganzen Welt verteilt. Und wenn die Länder das Gas nicht einsetzen, hat der Kult überall seine Agenten, die das Gas freisetzen.“
„Wo ist dieser Kult?“ fragte Krüger energisch. Doch Mills schwieg. „Wo ist er?!“ brüllte Krüger.
„Eine Festung irgendwo in den Pyrenäen. Wo genau weiß ich nicht. Ich war nur einmal dort. Ich weiß nicht einmal, ob das ihr Hauptsitz ist.“ Krüger schaute auf den Metall-Zylinder.
„Du hast noch vier Minuten.“ Sagt er trocken.
„Mehr weiß ich nicht.“ Sagte Mills erschöpft. Krüger nickte, stand auf, legte den Kanister neben das Bett und ging dann zur Tür. „Du hast gesagt du erschießt mich.“ Rief Mills verzweifelt. Krüger blieb stehen und schaute Mills kalt an.
„War gelogen.“ Sagte er trocken und verließ das Gebäude.
Draußen wartete McFinlay auf Krüger. Er hatte das ganze Geschehen belauscht.
„Hältst du das mit dem Gas für eine gute Idee?“ fragte McFinlay, als Beide von der Krankenstation weggingen.
„Lasst bis morgen früh niemanden an das Gebäude, bis dahin sollte sich das Gas verflüchtigt haben.“
„In Verdun hat sich das Gas auch nicht verflüchtigt.“ Gab McFinlay zu bedenken.
„Die Forts waren aus massivem Beton und hatten kaum Fenster.“ Sagte Krüger ernst. „Die Krankenstation ist eine marode Holzhütte. Ich bezweifle, dass sich das Gas dort lange halten wird.“
„Wenn du meinst.“ Sagte McFinlay besorgt. „Hast du wenigstens etwas herausgefunden?“ Krüger nickte.
„Es steckt mehr dahinter als wir bisher dachten.“ Sagte Krüger und zündete sich eine Zigarette an. „Es sind nicht nur Nationen, die sich gegenseitig vernichten wollen, sondern es geht um die Existenz der Menschheit. Und wie es aussieht sind wir am verlieren.“
Teil 8: