ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Vorgestern hatten wir noch miteinander telefoniert. Es ging nur um belanglose Kleinigkeiten. Oder wollte sie mir da etwas Wichtiges mitteilen? Etwas, was ich nicht begriff, nicht verstand oder was sie nicht in Worte kleiden wollte? Ihre Stimme hatte anders geklungen, zögerlicher als üblich, als wolle sie eigentlich ein ernsteres Thema anschneiden.
Jetzt lag sie hier im Sarg, mit einem Totenhemd. Weiß mit Rüschen bekleidet. Blass ihr noch immer hübsches Gesicht, fast noch ohne Falten, nur die Augen blau umschattet, Anzeichen einer Schädelverletzung.
Das angedeutete Lächeln auf ihren Lippen berührte mich im Innersten. Es schien uns Trauernden mitteilen zu wollen:
„Seid nicht traurig, für mich ist alles vollendet!“
„Monika, – Mona“, flüsterte ich.
Bei dem Gedanken an sie stiegen mir Tränen in die Augen. Zuvor befand ich mich in einem Schockzustand, der sich nun löste.
In ihre übereinandergelegten Hände hatte man eine rote Rose gezwängt. Ein starker Kontrast zum Weiß ringsum. Der Sarg war in Eiche hell gehalten, wirkte aber auch kühl.
Mir schien, als stiege die Kälte im Raum von Mona direkt auf. Von ihren Verletzungen war nichts zu sehen.
Ich zermarterte mir den Kopf. Fast zwölf Jahre lang waren wir befreundet. Zuerst waren wir sogar ein wenig ineinander verliebt, obwohl ich damals schon mit Sabine verlobt war.
Dieser Liebe folgten absolutes Vertrauen und enge Freundschaft, denn in wenigen Monaten kannten wir alle unsere Stärken und Schwächen, die wir akzeptierten. Einer erwieß sich als des anderen Stütze. Später trennten sich unsere Wege. Ich zog mit Sabine nach Kiel und Mona nach Nürnberg, wo sie für einen großen Konzern tätig war. Einige Jahre später heiratete sie Helmut, ihren Abteilungsleiter. Trotz der geografischen Entfernung blieben wir schriftlich und telefonisch die ganzen Jahre in Verbindung. Unser Verhältnis konnte man mit einem engen, geschwisterlichen Zusammenhalt vergleichen.
Dreimal besuchte sie uns in Kiel. Ich charterte dann immer eine kleine Jacht und wir segelten durch die dänische Inselwelt.
Wenn ich alleine oder mit Sabine nach Süddeutschland fuhr, machten wir immer in Nürnberg Station und trafen uns mit ihr. Sie wohnte mit Helmut in einer großzügigen Altbauwohnung in einem restaurierten Jugendstilhaus etwas nördlich der Burg.
Eines Tages gab Mona auf Wunsch ihres Mannes ihre Tätigkeit auf, führte den Haushalt und engagierte sich in einem Verein bei der Integration ausländischer Jugendlicher.
Helmut war im Management befördert worden und für die Exporte in den asiatischen Raum zuständig. Seine häufigen, oft wochen-, manchmal monatelangen Auslandsreisen bewirkten wohl die Entfremdung zwischen ihnen.
In dieser Zeit rief Mona häufiger bei mir an und sprach sich aus. An Scheidung dachte sie nicht, obwohl sie die Vermutung hatte, dass Helmut mit einer Taiwanesin, die ihm administrativ zuarbeitete, eng befreundet war.
In ihrem Berufsfeld hatte die Entwicklung nach ihrem Ausscheiden große Sprünge gemacht. Sie hätte nie wieder eine gleichwertige Stelle bekommen.
Auch jetzt war Helmut nicht anwesend. Er hielt sich in Colombo auf, war aber benachrichtigt worden und organisierte seine Rückreise.
Sie würde bis zur Einäscherung im Kühlraum liegen. Dort war sie nach dem Unfall auch aufgebahrt worden, bis die pathologische Untersuchung beendet war und die Polizei die Leiche freigab.
Ihr Vater trat zu mir. Wir gaben uns schweigend die Hände. Erst nach einigen Minuten fragte ich ihn:
„Wie ist es passiert?“
„Schädelbruch durch Sturz ins Treppenhaus, infolge von Alkoholeinwirkung“, raunte ihr Vater mir auf meine Frage zu.
Mir stellten sich die Nackenhaare auf. Mein Puls raste plötzlich. Kalter Schweiß brach mir aus. Ich verabschiedete mich kurz mit gemurmelten Beileidsworten von ihrem Vater und verließ die Leichenhalle. Draußen nahm ich ein Taxi und sagte:
„Bitte, zum Polizeipräsidium!“
Die Mordkommission würde den Fall bearbeiten müssen.
In ihrer Kindheit hatte sie ein einziges Mal Alkohol getrunken und wegen der üblen Folgen seitdem nie wieder einen Tropfen zu sich genommen.