ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Definition:
Die Lobotomie (aus dem altgriechischen: Lappen und Schnitt) ist eine neurochirurgische Operation, bei welcher die Nervenbahnen zwischen Thalamus und Frontallappen sowie Teilen der grauen Substanz durchtrennt werden. Sie wurde ursprünglich zur Schmerzausschaltung in extrem schweren Fällen angewandt, dann bei psychischen Störungen sowie Psychosen und Depressionen.
Bei dieser Prozedur blieben lebenslange schwere psychische und körperliche Schäden zumeist nicht aus. Die Menschen welche dies über sich ergehen lassen mussten waren danach oft nicht mehr wiederzuerkennen und hatten eine komplett andere Persönlichkeit.
Zum Glück ist das lange her.
Als ich vor der Gedenktafel stand, welche zu Ehren bereits verstorbener ehemaliger P
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Die Lobotomie (aus dem altgriechischen: Lappen und Schnitt) ist eine neurochirurgische Operation, bei welcher die Nervenbahnen zwischen Thalamus und Frontallappen sowie Teilen der grauen Substanz durchtrennt werden. Sie wurde ursprünglich zur Schmerzausschaltung in extrem schweren Fällen angewandt, dann bei psychischen Störungen sowie Psychosen und Depressionen.
Bei dieser Prozedur blieben lebenslange schwere psychische und körperliche Schäden zumeist nicht aus. Die Menschen welche dies über sich ergehen lassen mussten waren danach oft nicht mehr wiederzuerkennen und hatten eine komplett andere Persönlichkeit.
Zum Glück ist das lange her.
Als ich vor der Gedenktafel stand, welche zu Ehren bereits verstorbener ehemaliger Patienten 1991 errichtet worden ist, durchkroch mich ein leichtes Schaudern. Erschreckend, was Menschen imstande waren zu tun. Noch vor wenigen Jahrzehnten folterte man hier noch unschuldige Menschen und führte im Geheimen sogar grauenhafte Experimente zum Zwecke der Forschung an ihnen durch. Noch heute denken viele Leute die eine Psychiatrie noch nie von innen gesehen haben dass Zwangsjacken und Experimente an der Tagesordnung stehen, aber aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es zum Glück nicht so ist.
Wir (das waren meine gute Freundin Leila, mein Sandkastenfreund Lex, kurz für Alexander, und ich) warteten bereits gespannt vor der massiven, verschlossenen großen Eingangstür der alten, seit Jahren außer Betrieb gesetzten Klinik. Mit uns eine große Traube anderer interessierter Touristen und Besucher. Es war kurz nach 12 Uhr mittags und die spätsommerliche Sonne knallte uns heiß auf die Köpfe. Lex wedelte sich mit einem Prospekt der Montevue-Psychiatric-Clinic die ohnehin warme Luft ins Gesicht, was ihm nur noch mehr Schweißperlen die Stirn herunter rinnen lies und Leila tippelte völlig entnervt mit der Fußspitze in den staubigen Boden. Ich kaute halb abwesend auf meiner Unterlippe rum als ich plötzlich ein erleichtertes Raunen hinter mir wahrnahm.
„Entschuldigen Sie mich vielmals aber eine Maschine ist manchmal einfach unberechenbar.“ Ein Mann mittleren Alters deutete hinter sich auf sein Auto und wollte damit wohl zu verstehen geben, dass irgendwas an der Technik seinen Geist aufgegeben hatte und er daher zu spät kam. „Dann wollen wir mal!“ Er klatschte kurz, mit meiner Meinung nach völlig übertriebener Euphorie, in seine offensichtlich schwitzigen Hände und marschierte allen voran die Treppen zu der großen Eingangstür hinauf. Wir und die restlichen Besucher folgten ihm. Oben angekommen hielt er inne, drehte sich zu der Gruppe um und breitete die Arme aus. Ein schmieriges Lächeln umspielte seine Mundwinkel. „Ich heiße Sie alle herzlich willkommen an der Montevue-Psychiatric-Clinic. Mein Name ist Avery Focker und was Sie in der diesjährigen Ausstellung erwartet, wird Sie in Angst und Schrecken versetzen, aber vielleicht auch nachdenklich und traurig stimmen. Nun denn, der erste Raum den wir betreten werden ist die Eingangs- und Empfangshalle. Lassen sie sich nicht von dem anfänglichen Prunk täuschen. Je tiefer man in die Klinik vordringt, umso mehr wird einem bewusst was hier noch vor wenigen Jahrzehnten geschehen ist!“ Er wandte sich wieder von uns ab und machte sich an das massive Eisenschloss. Scheinbar hatte er Schwierigkeiten den alten rostigen Schlüssel zu händeln und die restlichen eigentümlichen Schlösser zu öffnen. „Irgendwie schräg der Typ…“ bemerkte Lex und runzelte die Stirn während er auf das ausladende Gesäß des Klinikführers starrte. „Ja, scheint als ob er 1820 geboren wurde und eher von so ner Freakshow kommt wo Leute vorgeführt wurden wie Attraktionen aufgrund ihrer Mutationen. Freak!“ entgegnete ich und schnaubte verächtlich. Leila jedoch spielte nervös mit dem Saum ihres Shirts und lies ihren Blick das weitläufige Gebäude entlang streifen. „Alles ok?“ fragte ich sie, nahm ihre Hand und drückte sie leicht. „Ich… eh, ja. Klar.“ Sie grinste etwas zu übertrieben aber nickte dann nochmal kurz bestätigend. „Oh Gott! Holly, Leila guckt euch das an!“ Lex prustete und drückte sich die Hand auf den Mund um nicht zu laut zu lachen und zeigte auf Focker’s Hinterteil. Die hintere Naht, welche die Mitte seiner Hose zusammengehalten hatte war dabei, immer weiter aufzureißen und entblößte seine nicht mehr ganz so strahlend weiße Fein-Ripp
Unterhose. Er selbst aber schien es nicht zu merken, nicht mal als ein leises gequält unterdrücktes Gelächter durch die Reihen ging. Ich presste meine Lippen aufeinander und senkte beschämt meinen Blick um nicht weiter mit der Peinlichkeit konfrontiert zu sein, ebenso tat es Leila. „Der macht mir Konkurrenz.“ witzelte Lex mit gespielt besorgter Stimme. Ich piekte ihm spielerisch in die Seite. „Ja, an deiner Stelle würde ich mir Gedanken machen.“
Nach gefühlten 20 Minuten fanden wir uns dann in der Eingangshalle wieder. Der Boden und auch die Wände waren gefliest mit hellem, cremefarbenen Marmor. Ein massiver Holztresen welcher an den Kanten mit Gold, so schien es, beschlagen und umschlossen von einer dicken, hohen Glaswand war bildete die Mitte des Raums, oder eher des Saals. Ein Kronleuchter hing majestätisch von der Decke herab und schwang leicht hin und her. „Wie Sie sehen, hat man sich, zumindest in diesem Raum, bei der Architektur nicht lumpen lassen. 1870 wurde das Montevue Asylum erbaut und wurde zu einem Heim auf Zeit für viele Geisteskranke und Obdachlose. Zu der Zeit konnten hier bis zu 600 Patienten gleichzeitig aufgenommen und nennen wir es mal behandelt werden. Allerdings ging man dabei oft über die vorhandenen Kapazitäten hinaus und nahm weitaus mehr als doppelt so viele Patienten auf, was zu hygienischen Missständen führte, so dass die Versorgung im Grunde meistens nicht gewährleistet war. Naja, die Menschen sind schlichtweg verwahrlost.“ Er machte eine gleichgültige Geste. „Der Typ ist aber keiner, der Menschen liebt.“ Entfuhr es mir und ich schüttelte mich angewidert. „Ja. Passt hier echt nicht hin, der Fettsack.“ Empört gaffte ich Lex an. „Lex!“ Er zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Ist doch so.“
Die Führung ging weiter und tatsächlich, so wie Mr. Focker es angekündigt hatte, entwickelte sich die Atmosphäre der Räume durch welche wir gingen in eine düstere, bedrückende. Von Gang zu Gang wurde es maroder und kühler. Von der anfänglichen therapeutischen Einrichtung war hier nichts mehr zu sehen. Wir kamen in einen etwas größeren Raum. In der Mitte befanden sich die Überreste eines Operationstisches mitsamt der Beleuchtung. „Nun, hier sind wir im meist gefürchteten Raum des ganzen Klinik Komplex angekommen. Hier wurden von 1936 an bis Ende der 1960er Jahre grausame Operationen durchgeführt. Dabei gab es eine besonders perfide Methode. Die sogenannte Transorbitale Lobotomie. Dabei wurde dem, ich nenne es mal Opfer, je ein Eispickel durchs Auge direkt ins Hirn gehämmert. Damals hat man geglaubt dies wäre die optimale Lösung zur Behandlung sämtlicher psychischer Auffälligkeiten. Die Menschen waren danach meistens nicht mehr die, die sie vorher waren. Völlig neben sich und apathisch waren sie dann. Zombies würde man heute sagen. Es gab mehrere Todesfälle aber dennoch fand dieser Grusel erst nach fast 30 Jahren sein Ende. Es waren nicht nur Erwachsene welche sich dem Übel unterziehen mussten. Der jüngste Patient war erst 12 Jahre und verstarb an den Folgen. Ja.“ Er lies den Besuchern noch einen Moment Zeit den Raum anzuschauen. Betroffenheit fuhr durch die Gruppe. Ich starrte mich an dem Operations-Tisch fest, bis Lex mich weiterzog. „Krass aber total cool irgendwie, findest du nicht? Also nicht dass ich sowas toll finde, aber…es ist echt faszinierend. Die müssen sich ja wie Gott gefühlt haben.“ Er legte einen Arm über meine Schulter als ich zurückblickte. Leila schlenderte hinter uns her und wirkte etwas verloren. Ich hatte ein schlechtes Gewissen. Ihr Freund hatte sie vor kurzem verlassen und ich wusste dass sie Lex sehr gern hatte. Aber ich mochte ihn auch. Sehr. „Schon schockierend und das sind diese Momente in denen man dankbar ist dass man nicht früher geboren wurde.“ Ich schmiegte mich in seinen Arm während wir weiter durch die Gänge gingen.
Wir machten die Runde und kamen am Ende nach ca. 2 Stunden in einem großen Saal raus, von welchem der Fremdenführer berichtete, es wäre früher der Speisesaal gewesen. Hier war eine Ausstellung von sämtlich erhaltenen Klinikutensilien, etliche Bilder und Möbel, die übrig geblieben waren. Gespannt wanderte ich durch die vielen Ausstellungsstücke und betrachtete jedes einzelne mit großem Interesse, dabei stellten sich mir Fragen über Fragen. Wie muss es gewesen sein, damals. Hier Patient zu sein und solche furchtbaren Dinge durchmachen zu müssen? Unvorstellbar. „Lex, du siehst genauso aus wie der Typ da auf dem Bild.“ Leila deutete auf ein altes vergilbtes Foto, welches in der Nähe an der Wand hing. Ein Junge kurz nach einer Lobotomie war zu sehen. Seine Augenlider und die Partien rum um die Augen waren bläulich und geschwollen. „Was ist eigentlich passiert, wer oder was hat dich so zugerichtet? Schlägerei?“ Lex kratzte sich verlegen am Kopf. „Du weißt doch, harte Jungs und so. War ne blöde Sache.“
Am nächsten Tag hatten wir uns alle im Pizza Parlor einige Straßen von unserer Schule entfernt verabredet. Lex hatte mich gefragt ob wir beide zusammen Mittag essen wollen. Mich hatte gewundert, dass er Leila nicht erwähnte. Als wir dann alle drei vor dem Parlor standen, schien er perplex darüber dass sie ebenfalls dort war, versuchte sich dann aber nichts weiter anmerken zu lassen. Wir hatten eigentlich immer alles zusammen gemacht. Warum er sie nun anscheinend nicht mehr dabei haben wollte, konnte ich nicht so recht verstehen. Ich versuchte darüber hinwegzusehen und als wir an unserem Stammplatz saßen und uns über unsere Lieblingspizzen hermachten, sinnierten wir nebenbei über den vorherigen Tag. „Also ich kann echt nicht verstehen wie die Menschen damals sowas anderen antun konnten. Denen muss doch klar gewesen sein, spätestens als der erste gestorben war, dass das völlig wahnsinnig ist, mit dieser Loboto-Irgendwas und den Elektroschocks und so“ lies Leila sich empört aus. Lex schien, immer wenn sie sich äußerte, völlig genervt und wand seinen Blick von ihr ab. „Holly, hast du morgen schon was vor?“ fragte er mich völlig aus dem Zusammenhang gerissen. Ich runzelte die Stirn, verwirrt über den plötzlichen Umschwung des Themas und ordnete dann meine Gedanken. Missmutig schaute ich kurz zu Leila und dann auf meinen leeren Teller. „Ich weiß nicht. Muss noch für die Fahrprüfung lernen und meine Mutter hat mich gebeten noch die Kisten auf dem Dachboden für den Flohmarkt nächste Woche zu sortieren.“ Ich zuckte entschuldigend mit den Schultern und setzte ein Lächeln auf, welches insgeheim nicht ernst gemeint war. Ich versuchte meine Unsicherheit zu überspielen. „Also ich habe nichts vor, Lex.“ Strahlte Leila und spielte mit einer ihrer rötlichen Locken. Lex’ Blick wanderte kurz abfällig zur Seite, versuchte sich dann aber zusammenzureißen und schüttelte den Kopf. „Wenn ich genau überlege habe ich eigentlich auch noch einiges zu tun, tut mir leid Prinzessin.“ Er kniff ihr grob in die Wange, stand auf und ging zu seinem Auto. „Aua…“ Leila rieb sich die Wange, grinste dann aber breit. „Hast du gehört? Prinzessin.“ Ihr Blick wandelte sich zu dem einer 12jährigen, welche ihren Englisch Lehrer anhimmelt. „Ja, hab ich, Leila.“ Ich zwinkerte ihr zu und war froh darüber, dass sie von der dicken Luft die kurz zuvor noch am Tisch vorherrschte anscheinend nichts bemerkt hatte. Es machte mich traurig, dass Lex sie als störend erachtete und wohl glaubte dass er durch sie weniger Zeit mit mir hätte verbringen können. Er schien eifersüchtig auf sie, aber das war er schon oft, irgendwie nichts Neues.
Plötzlich sprang sie auf und rannte raus zu Lex, welcher wahrscheinlich schon in seinem Auto saß. Ich stand von meinem Stuhl auf, um besser sehen zu können was sich wohl gleich ereignen würde. Lex stand vor seinem Wagen und war offensichtlich überrascht als sie plötzlich vor ihm stand. Sie fuchtelte wild mit den Händen vor ihm her und suchte immer wieder Körperkontakt, welchen er mehr oder weniger erfolgreich abwehrte. Sie schien wirklich kein bisschen zu merken wie sehr sie ihn bedrängte. Nach wenigen Momenten änderte sich seine Miene. Sie wurde finster und bösartig. Immer wieder versuchte er Leila von sich abzustoßen. Er wurde nun lauter und ausfallender. Sie war wirklich hartnäckig. Und da. Auf einmal. Ich sah wie sie ausholte und ihre Handfläche geradewegs auf seine Wange schlug. Das muss gesessen haben. Sie rannte davon und Lex stand da mit hochrotem Kopf, den Blick auf den Boden gesenkt. Dann spürte er meinen Blick und schaute durchs Fenster direkt in meine Augen. Ich hatte noch nie so viel Hass in ihnen gesehen. Ich hielt erschrocken eine Hand vor meinen Mund und machte Anstalten raus zu ihm zu laufen, doch er drehte sich um, stieg ins Auto, knallte die Tür und raste davon.
Abends dann, als ich bereits im Bett lag und meinen kleinen Bruder zu Bett gebracht hatte, vibrierte mein Handy. So spät noch eine Sms? Ich schaute aufs Display. Eine Nachricht von Leila. Sie hatte vor irgendwas Angst und hatte etwas im Garten gesehen, Schatten. Ich versuchte sie zu beruhigen, doch ihre Antwort war eigenartig. Sie hatte anscheinend versucht einen Satz zu tippen aber er war nicht vollständig und endete in wirren Zeichen.
Ich legte das Handy erst beiseite, doch es ließ mir keine Ruhe. Ich rief Leila mehrmals an, doch es ging niemand ran. Ich versuchte mich selbst zu beruhigen. Sie ist wahrscheinlich eingeschlafen. Ich legte das Handy wieder weg. Dann hörte ich die Klingel unten an unserer Haustür. Wer kommt denn bitte jetzt noch? Ich sprang aus dem Bett, warf mir meinen dünnen Morgenmantel über mein Nachthemd und schlich leise durchs Haus nach unten, um meinen Bruder nicht zu wecken. Als ich die Tür öffnete, stand Lex mit einem Strauß Blumen und einem schrägen Lächeln vor mir. „‘Tschuldigung, dass ich jetzt noch reinplatze aber die wollte ich dir noch geben und vielleicht darf ich ja noch n bisschen reinkommen…“ Sein Gesicht lief rot an und er streckte mir die Rosen entgegen. „Sei froh dass meine Eltern nie da sind!“ meckerte ich ihn an, vergaß jedoch sofort wieder meinen Ärger, schnupperte an dem Strauß und bat Lex hinein. Oben in meinem Zimmer angekommen stellte ich die Blumen in eine Vase und wir setzten uns auf mein Bett. „Das ist echt eine Überraschung. Ich wollte eigentlich schon schlafen aber das hat sich ja dann jetzt erledigt?“ Er nahm meine Hand und deutete mir mich hinzulegen. „Du sollst schlafen, daran hindert dich niemand und ich werde auf dich aufpassen.“ Er deckte mich zu und strich mir mit einer Hand sanft über die Wange. „Meine Mum hat mir immer warme Milch mit Honig gemacht zum einschlafen. Ich bin gleich wieder da.“ Er verschwand aus der Tür und lies mich in meinem Bett völlig erstaunt zurück.
Als er wiederkam, trug er in einer Hand eine dampfende Tasse und in der anderen hielt er einen Keks. Beides stellte er auf meinem Nachttisch ab und setze sich zu mir. „Womit hab ich das verdient?“ Ich griff nach dem Keks und tauchte ihn in die Milch bevor ich ihn mir in den Mund steckte. „Du bist eine Prinzessin, deshalb.“ Er nahm meine Hand und küsste sie. Dann legte er sich neben mich, machte das Nachtlicht aus und irgendwann schlief ich in seinem Arm ein.
Summ. Summ.
Langsam erwachte ich aus einem tiefen, traumlosen Schlaf als das unruhige Surren meines Handys mich aufweckte. Ich konnte kaum etwas sehen und tastete meinen Nachttisch ab. Auf dem Display war Leilas Nummer. Es war 5 Uhr morgens. „Geht’s noch?!“ entfuhr es mir wütend, doch dann nahm ich den Anruf entgegen. „Leila sag mal was ist denn los bei dir?“ raunte ich etwas erzürnt ins Telefon. Ich wartete kurz. Keine Antwort. „Leila? Ich finde das echt nicht lustig. Nicht um diese Zeit…“ Wieder nichts. Besorgnis kroch in mir hoch. „Leila… antworte bitte wenn du mich hörst.“
Ein Schrei durchbrach das monotone Rauschen. Es war ihre Stimme. „Leila!! Was ist da los? Leila sag doch was!!“ Ich schrie ins Telefon, doch sie konnte mich offensichtlich nicht hören. „Nein! Bitte! Wer bist du?“ Mir flossen die Tränen heiß die Wangen runter während ich hilflos in der Dunkelheit stand und nur lauschen konnte. „Nein! Mach mich wieder los! Was tust du da? Nein..Ahhh-“ Ein herzzerreißender Schrei schrillte durchs Telefon gefolgt von einem metallischem Hämmern. Je drei kurze Schläge. Dann eine Pause. Und dann das Gleiche nochmal. Leilas Schreie entwickelten sich zu einem Wimmern und endeten in einem leisen Schluchzen. Dann Schritte. Und das Freizeichen. Aufgelegt. Panisch rief ich sie noch mehrmals an, aber Niemand nahm ab. „Was ist passiert?“ hörte ich Lex‘ Stimme hinter mir. Ich konnte mich nicht erinnern dass er weg war. „Leila hatte mich angerufen aber ich habe sie nur schreien und gehört und…es war furchtbar. Ich werde die Polizei rufen.“ Ich zitterte am ganzen Körper und dann fiel mir mein Handy aus der Hand. „Ich mach das schon.“ Lex hob es auf und rief bei der Polizei an. „Ich fahr raus und werde sie suchen. Die Cops sind zwar auch auf dem Weg aber je mehr Leute sie suchen, umso schneller wird man sie finden.“ Er küsste mich zu Abschied auf die Lippen und verschwand wieder. Ich sackte auf meinem Bett zusammen und zerbrach mir den Kopf. Ob Leila noch lebt und wo sie jetzt wohl ist? Hoffentlich ist nichts Schlimmes passiert, hoffentlich geht es ihr gut.
Es war schon lange hell, als es wieder an der Haustür klingelte. Ich hatte Kyle, meinem Bruder, Frühstück gemacht und ihn vor dem Fernseher platziert denn ich hatte einfach keinen Nerv in dem Moment mit ihm zu spielen. An der Tür standen zwei uniformierte Männer. „Guten Morgen, Holly Shandler? Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass ihre erst vermisste Freundin Leila Brooks vorhin von zwei Kollegen…tot in der Montevue Klinik aufgefunden wurde. Ich werde Ihnen jetzt nicht sagen wie wir sie vorgefunden haben, das reicht jetzt erstmal, denn das ist sicher so schon schwer genug für Sie. Es tut mir aufrichtig leid. Wir hatten ihr Handy geortet und das hatte uns dorthin geführt. Wissen Sie vielleicht wer ihr so etwas angetan haben könnte? Hatte sie mit jemandem vor kurzen Streit oder hat sie Ihnen etwas Auffälliges erzählt?“
Ich taumelte kurz, als mich einer der Polizisten festhielt und gegen den Türrahmen lehnte. „Soll ich Ihnen einen Arzt rufen?“ Er hatte schon eine Hand an seinem Funkgerät. „Nein, nein. Mir geht es an sich gut.“ Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn. „Naja sie hatte mir gestern eine Sms geschrieben. Dass sie Angst hat und sich verfolgt fühlt. Dass sie Schatten im Garten gesehen hatte. Und Streit. Nein, nichts erwähnenswertes, nichts gravierendes. Oh Gott….“ Der Officer kramte einen Notizblock hervor und durchblätterte ihn. „ Ahja. Was ist mit einem gewissen Alexander Wood? Wo war er heute Nacht?“ Ich zog eine Augenbraue hoch. „Er war die ganze Zeit bei mir. Er hat hier übernachtet und als der komische Anruf von Leila kam ist er losgefahren um sie zu suchen.“ Er notierte sich was. „Sind Sie sich sicher dass er auch die ganze Zeit bei Ihnen war?“ er runzelte die Stirn und schaute mich eindringlich an. „Ja, Officer. Er lag neben mir. Die ganze Nacht.“
„Gut. Dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag und mein herzliches Beileid. Wenn Sie Bedarf haben dann rufen sie beim psychiatrischen Notdienst an, dort können Sie darüber reden, wenn Sie das möchten.“ Er und der andere Officer stiegen in ihren Dienstwagen und sausten die Straße runter.
Wieder klingelte mein Handy. Diesmal war es Lex. Er fragte mich ob ich auch vernommen worden bin und ob sie mich auch gefragt hatten ob ich in der Nacht wirklich mit Lex zusammen gewesen bin. „Die wollten mir nicht glauben dass du bei mir warst. Oh man. Als wenn ich einer Freundin sowas antun würde. Die haben mich doch echt für eine Sekunde im Verdacht gehabt. Du willst heute doch sicher nicht alleine sein, oder? Ich nämlich nicht…“
Er hatte seinen Wagen direkt vor dem Haus unterhalb meines Zimmers geparkt.
Gegen Nachmittag des Tages lagen Lex und ich Arm in Arm in der Hängematten in meinem Garten. Ich konnte es immer noch nicht fassen dass Leila wirklich ermordet worden war. „Ich hoffe sie hatte keine Schmerzen. Sie hatte solche Angst, Lex…“ Ich schluchze in sein Shirt, mein Gesicht gegen seine Brust gedrückt. „Ja, das hoffe ich auch.“ flüsterte er.
Gegen Abend legten wir uns in mein Bett und kuschelten noch einige Zeit bis wir dann einschliefen.
Mitten in der Nacht wachte ich auf. Ich rieb mir die Augen und saß aufrecht und noch völlig benommen in der Dunkelheit. Ich lauschte. Durch den Spalt des angelehnten Fensters wehte eine kühle Brise nächtlicher Luft hinein. Ich hätte schwören können dass ich Leilas Klingelton für den Bruchteil einer Sekunde gehört hatte und ein seichtes Leuchten an der Fensterscheibe, aber mehr wie eine Reflektion. „Leila…“ flüsterte ich ungläubig ins Dunkel. Da spürte ich Lex‘ Hände an meinen Armen die mich sanft zurück ins Bett zogen. Er küsste mich auf die Wange und legte sein Gesicht in meine Halsbeuge. „Es ist schön dich nicht mehr teilen zu müssen, mein Engel.“ Auf seine Worte hin küsste er mich auf den Hals. Ich lächelte obwohl er es nicht sehen konnte. Doch dann verging es mir wieder. Aus irgendeinem Grund hatte dieser Satz etwas Beunruhigendes. Er schien meinen Unmut zu spüren. „Ich meine damit wir sind doch jetzt zusammen oder? Also fest. Da habe ich bei den anderen Kerlen keine Konkurrenz mehr.“ Er kitzelte mich und ich musste lachen. Meine kurze Sorge war schnell verflogen. Ich vertraute ihm.
Nachwort.
Auszug aus einem Zeitungsartikel der Local Maryland Daily-Post
Schülerin der Montevue-High tot in alter Montevue Psychiatric Clinic aufgefunden
Die erst 17 jährige Leila Brooks wurde heute Morgen tot in dem berüchtigten Operationssaal in der leer stehenden, nun als Museum genutzten Klinik von zwei Officers des MPD aufgefunden. Ihr Körper wurde entsetzlich zugerichtet. Der Mörder hatte ihr […] jeweils einen spitzen, langen Gegenstand (möglicherweise ein Eispickel) in jeden Augapfel gerammt. Das Mädchen muss währenddessen bei vollem Bewusstsein gewesen sein. Ebenfalls fand man Verbrennungen an ihren Schläfen welche auf elektrische Schocks zurückzuführen waren und Fesselmale an Händen und Füßen. Der Unbekannte Peiniger muss wahrlich ein Monster gewesen sein. Das Mädchen war bereits tot, als die Beamten am Tatort eintrafen. […] Die Familie und Angehörigen Trauern schwer um diesen Verlust. An diesem Wochenende wird der Körper des jungen Mädchens im Montevue Memental Sematary beigesetzt. […]
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