ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Voller Vorfreude tritt Daren über den schmalen Spalt, der das schlichte Fischerboot vom Steg trennt. Eine sanfte Brise trägt winzige Wasserpartikelchen an sein Gesicht heran. Sie legen sich gemächlich auf seine Wangen – Kühlen die von der Sonne erwärmte Haut. „Darf ich Ihnen hinüber helfen, werte Dame?“, fragt er in einem amüsiert theatralischen Ton, während er die linke Hand nach dem Steg ausstreckt. Tina kichert, rollt mit den Augen und greift dann nach Daren’s Hand. José, der etwas füllige Bootsführer und Tour-Guide des jungen Pärchens für den heutigen Angelausflug lächelt ihnen verstohlen zu. Das kleine Boot, die „Sea Horse“, schwankt unter dem Gewicht und den unbeholfenen ersten Schritten der Passagiere. Sie stellen ihre Rucksäcke mit dem Profiant in die Ecke einer von rotem Polster überzogenen Bank. Dann setzen sie sich hin. Daren lehnt sich seufzend zurück und Tina legt ihren Kopf auf seine Schulter. Ihre schwarzen Locken kitzeln seinen Hals. „Können wir loslegen, Amigos?“, fragt José mit schwachem spanischen Akzent. Motiviert stemmt er seine braungebrannten Arme in die breiten Hüften. Daren nickt. „Wir haben alles was wir brauchen José, vielen Dank.“
„Alles klar! Dann haltet euch mal gut fest für die wilde Fahrt!“, scherzt der Bootsführer, doch Tina rümpft verstört die Nase und wirft ihren freund einen fragenden Blick zu. Beschwichtigend schüttelt er den Kopf, während José sich ans Steuer seines Bootes begibt. Wenige Sekunden später startet der Motor. Die Turbine gewinnt zunehmend an Geschwindigkeit, blubbert im tiefblauen Wasser und setzt das Boot mit einem Ruck in Bewegung. Tina schmiegt ihren Körper fester an den, ihres Freundes. Die kühle, frische Luft einatmend schliesst sie ihre Augen. So kann das Leben gerne bleiben, denkt Daren. Ein treues und süsses Mädchen, das dich braucht. Keine Geldsorgen. Ferien. Die Freiheit auf den Weiten des Ozeans. Ausserdem hatte er kürzlich mit dem Rauchen aufgehört, was der Luft eine gesteigerte Qualität verlieh. Für seine Lungen jedenfalls. Nachdem er für wenige Minuten das offene Meer und die immer kleiner werdende Ferieninsel betrachtet, schliesst auch er seine Augen. Das Wippen des Bootes auf den Wellen – Träge und angenehm.
„Seht ihr die Insel dort Amigos?“, dringt José’s Stimme durch die Geräusche der aufschäumenden Wellen. Daren und Tina öffnen die Augen, blicken erst zu ihrem Captain und sehen dann in die Richtung, in die der Arm des Bootsführers weist. „Was ist denn damit?!“, fragt Daren mit gehobener Augenbraue. José‘ grinst. „Das ist Locura! Seit ich ein kleiner Junge bin, höre ich die verschiedensten Gerüchte und Legenden über diesen Ort!“ Der Mann drosselt den Motor ein wenig, dreht sich seinen Passagieren zu und läuft aus der kleinen, überdachten Kammer, in der sich das Steuerpult befindet. „Das ist wirklich ein interessantes Fleckchen.“, beginnt er, „Keiner der Bewohner im näheren Umkreis wagt sich dorthin. Zurecht, wie ich finde. Denn nur wenige Menschen, die diese Insel untersuchen wollten, kehrten zurück. Und die die es taten.. Nun ja..“, er hielt sich den Zeigefinger neben den Kopf und machte einige Kreisbewegungen. „Was haben diese Rückkehrer denn berichtet?“, will Tina wissen. Neugierig rutscht sie an die Kante der Bank. José wiegt den Kopf hin und her – Die Lippen stark aufeinander gepresst. „Mmh.. Nichts ääh.. Wie sagt man noch gleich.. dass „Sinn“ ergeben würde?“ Sie erzählten lediglich wirres Zeug. Ihre Worte handelten von Grauen und Wahnsinn. Deshalb auch der Name. Locura bedeutet Wahnsinn.“ Die Stimmung des jungen Pärchens scheint nun etwas getrübt.
„Unheimlich..“, bemerkt Daren, „Und was denkst du? Glaubst du an diese Geschichten?“ José zuckt mit den Achseln. „Ich bin Realist.. Aber ich denke auch, dass diese Insel ein Geheimnis birgt und.. Naja.. Ich bin der Meinung, dass jede Sage oder Legende einen Ursprung hat. Jedenfalls halte ich mich fern davon.. Und das solltet ihr auch.“, schliesst José, zwinkert und beschleunigt die Fahrt wieder. Tina und Daren sehen sich verwundert an.
Die drei entfernen sich von der geheimnisvollen Insel, bis sie nur noch als ein kleiner Punkt zu erkennen ist. Dann drosselt der Captain den Motor, bis das Boot schliesslich stehen bleibt. Ein konstantes, warmes Lüftchen erfüllt die nun eintretende Stille. Der Wellengang – Niedrig und leicht, plätschert leise an die Aluminiumverkleidung des Gefährtes. Ringsherum ist niemand zu sehen. Weit und breit kein anderes Boot oder Schiff. Keine Bojen. Keine aus dem Wasser ragenden Felsen. Doch etwas zieht dennoch Darens Blick auf sich. Ein kleiner, grüner Fleck am Horizont, der ihn aus weiter ferne beobachtet. Locura..
„Was stehst du da rum? Spielst du Dekoration?“ Daren löst sich aus seiner Starre und dreht seinen Kopf Tina zu, die ihn vorwurfsvoll anschaut. „Hilf mir mal mit den Angelruten, ich check‘ das nicht..“ „Ähh.. Klar. Sorry ich war kurz wo anders.“, entschuldigt sich Daren, greift nach den Ruten, die Tina aus dem Rucksack gewühlt hatte und bereitet sie zum Einsatz vor. Derweil kramt José in einer Plastikbox nahe dem Steuer herum. Die beiden anderen schauen zu ihm auf, als er plötzlich grinsend neben ihnen steht. In seinen Händen hält er einen teuer aussehenden Wein und drei Gläser. „Würdet ihr mir die Ehre erweisen, mit mir auf meinen Geburtstag anzustossen, Amigos?“ Tina lacht herzhaft auf. „Haha, mit Wein bist du bei uns an der richtigen Adresse.“ „Definitiv!“, unterstützt Daren ihre Aussage. Er legt die Ruten vorerst bei Seite und setzt sich gemeinsam mit den anderen auf die Bank. Die Freude steht dem Spanier ins Gesicht geschrieben als er den Korken aus der Flasche zieht. Dann befüllt er die Weingläser und reicht sie seinen Passagieren. „Dann also auf dich.“, sagt Daren und hebt sein Glas in die Luft. „Auf José, den besten Angelausflug-Führer, den man sich wünschen kann!“, ruft Tina, während sie ihr hübschestes Lächeln lächelt.. José scheint sichtlich gerührt von den netten Worten. Die Gläser klirren.
Nach einer Weile räuspert sich Daren und fragt: “ Hast du denn nicht frei nehmen können? Deine Familie hätte sich bestimmt gefreut, mit dir den Tag zu verbringen. .“ José schnaubt und nickt verträumt. „Bestimmt, bestimmt.. Aber mein Gehalt lässt das nicht zu. Ich habe drei Kinder und meine Frau arbeitet momentan nicht. Deshalb ist es wichtig, dass ich so viel arbeiten kann, wie möglich..“ „Ich verstehe..“ „Und ihr?“, fährt er fort, „Habt ihr schon Niños.. ääh Kinder geplant?“ Daren kichert und winkt ab, nicht ahnend welch todbringenden Blick er für diese Reaktion von seiner Freundin erntet. Als er ihn bemerkt, rollt er mit den Augen, erdrückt Tina förmlich mit einer Umarmung und presst ihr einen Schmatzer auf die Schläfe. Tinas brodelnde Verstörung lässt sich dadurch etwas besänftigen. „Oh entschuldigt, das ist wohl ein heikles Thema.“, meint José, „Man sollte sich ab er auch Zeit lassen für solche Entscheidungen. Aber keine Sorge .. Wenn man bereit dafür ist, dann weiss man es.“ Die drei sitzen noch eine Weile plaudernd und Wein schlürfend da. Die Sonne scheint heiss und hell. Der Wind flacht ab – Lässt die Stille überhand nehmen. Dann, als die Gläser leer sind, erhebt sich José. „So! Ich danke euch, Amigos. Ein wirklich schöner Moment. Aber nun lasst uns ein paar Fische aus dem Wasser ziehen!“
Voller Tatendrang klatscht Tina in die Hände. Daren macht sich wieder an den Ruten zu schaffen. Schon bald ist alles Startbereit und sie werfen die Zapfen in das klare Wasser. Auch José gesellt sich mit seiner eigenen Rute dazu. Gespannt blicken die drei nach unten – Erwarten jeden Moment ein Zucken der Schnur – Das Abtauchen des Zapfens. Einen Ruck der Rute oder das Surren der Spule. Es dauert nicht lange, da beginnt Tina euphorisch hin und her zu tapsen. „I-i i-ich glaube da ist einer dran!“ Daren legt seine Rute bei Seite und greift sich das ausfahrbare Netz. „Du hast Recht.“, sagt er gelassen und macht sich bereit. „Ich hab recht?“ WAS SOLL ICH TUN DAREN?!“, schreit Tina panisch. Der Spanier und Daren sehen ihr amüsiert zu, als sie überfordert umher schwankt und energisch an der Kurbel dreht. „D-D-Da ist er! Hol ihn rein!“ Vorsichtig nähert sich Daren mit dem Netz um den Fisch nicht aufzuscheuchen. Dann zappelt er in den Fäden. Ein wunderschöner Fisch mit rötlichen Schuppen und winzigen blauen Pünktchen, wird aus dem Wasser gezogen. José scheint stolz.
„Das ist ein Juwelenbarsch! Sehr gut gemacht Tina.“ Das Mädchen kichert nervös, während Daren den Fisch in einen Kübel mit Meerwasser legt. Verwirrt schwimmt der Fisch im kleinen BehäIter umher. „Dein erster Fisch!“, jubelt Daren und umarmt Tina. “ Willst du ihm einen Namen geben?“ „Hmm..“ Tina überlegt angestrengt„ „Walter! Der Fisch heisst Walter!“, sagt sie bestimmt und bestärkt ihren Entschluss mit einem Kopfnicken. Plötzlich ertönt hinter ihnen José’s tiefes, brummliges Lachen. „Das war keine gute Idee.“, bemerkt er. Tina kneift die Augenbrauen zusammen. „Wieso denn nicht?“ „Na..“, beginnt José, „Versuch den Fisch mal zu töten, jetzt wo er einen Namen hat.“ Tina sieht mit zusammengepressten Lippen in den Behälter, wo Walter ruhig verharrt und sie vorwurfsvoll anblickt. „Verdammt..“, zischt Tina. „Müssen wir Walter töten?“, fragt sie Daren entmutigt. Dieser schüttelt sachte den Kopf und winkt ab. Tina scheint erleichtert. Wenig später werden die Angeln wieder ausgeworfen. Tina rückt etwas näher an Daren heran. Zufrieden nimmt er sie in den Arm und schaut mit ihr aufs weite Meer hinaus. Der letzte schöne gemeinsame Augenblick der beiden.
Der Zapfen von Darens Rute schnellt in die Tiefe. Er schreckt zurück, greift nach ihr und hält sie so fest er kann, doch plötzlich wird sie ihm ruckartig aus den Händen gezogen. Verdutzt schauen die drei an den Ort, an dem sie verschwindet. Ein grosser, unheimlicher Schatten gleitet unter dem kleinen Boot hindurch und schlägt sanfte Wellen. Die Haken der anderen beiden Ruten verfangen sich. Auch diese verschwinden kurz darauf im Meer. „José.. Was., zum Teufel ist das?, fragt Daren verunsichert. In seinen Augen blitzt Furcht auf. José scheint sprachlos. Er schüttelt nur unwissend den Kopf – den Mund halb geöffnet. Der Boden des Bootes beginnt zu surren. Tina drückt ihren Körper fester an Daren. Dann eine Erschütterung. Tina kreischt. Eine weitere Erschütterung. Walters Behälter kippt um und der Fisch rutscht über die hölzerne Abdeckung des Bodens. „Nein.. Nein, Nein..“, sagt José leise zu sich selbst. Das Boot ist von unten beschädigt worden. Es sinkt. Kühles Wasser schwabbt von den Seiten der Abdeckung herein. „Schnell! Zur Seite!“, ruft er und eilt zu der Bank. Er hebt einen der breiten Sitze an und holt aus dem Hohlraum drei Rettungswesten und eine Harpune hervor. Er drückt den anderen beiden die Westen in die Hand, stülpt seine eigene über sein rotes T-Shirt und zielt dann mit der Harpune ins Wasser. Erneut nähert sich der Schatten – Verfolgt von José’s wütendem, achtsamem Blick. Dann betätigt er den Abzug. Der Pfeil zischt aus der Mündung und verschwindet im Wasser.
Ein dumpfer, tierischer Aufschrei dringt zu den verängstigten Menschen hoch. Ein Aufschrei, der ihrer Psyche einen erheblichen Schlag zufügt. Furcht zuckt wie ein Blitz durch ihre angespannten Körper. So etwas hat noch keiner der drei je gehört. „José! Was ist das für ein scheiss Vieh!?“, schreit Daren, als das Boot einen erneuten Hüpfer macht. Der Mann hält den Atem an – schaut Daren in die Augen. „Diablo Aracnido.“, murmelt er. Der Boden des Bootes bricht auf. Die Wassermassen fliessen unaufhaltsam an Deck. Nicht mehr lange und der Ozean würde das Boot vollends verschlungen haben. „Springt!“, ruft José und zerrt die beiden an den Rand des Bootes. Das kühle Wasser empfängt ihre Körper mit einem harten und schäumenden Aufprall. Das Wrack der Sea Horse wird schlagartig nach unten gezogen, als würde die Hölle persönlich Anspruch darauf erheben.
Der Bootsführer fingert nervös an seiner Harpune herum. Er konnte einen Ersatzpfeil retten und versucht ihn keuchend in die Öffnung einzuführen. Tina schaut panisch umher – hustet – spuckt Salzwasser aus, das sie beim Untertauchen geschluckt hatte. Dann wird es ganz ruhig.. Nach ein paar Sekunden meldet sich José zu Wort. Seine Stimme nun ganz leise und bestimmt. „Wir schwimmen zu der Insel. Schwimmt in ruhigen Bewegungen..“ „D-d-das sind doch bestimmt drei Kilometer.“, wendet Tina mit zitternder Stimme ein. „Shh..“, beruhigt sie Daren, „Die Westen werden uns tragen. Tun wir was José meint.“ Vorsichtig und mit pochenden Herzen machen sie sich auf den Weg. José schwimmt voraus, während Daren und Tina nah beieinander bleiben. Nach etwa einem Kilometer beruhigen sich ihre Gemüter etwas, denn das Wesen schien ihnen nicht zu folgen. Doch wer weiss schon, was in den Untiefen der Meere vor sich geht. „Was.. hast..du vorhin gesagt? Diablo heisst doch Teufel? Ist es eine Art Hai?“ „Kein Hai.. Spart *hust*.. Spart euren Atem, wir wollen so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf uns ziehen.“ Daren gibt sich mit der Antwort zufrieden, obwohl er merkt, dass José ihnen etwas verheimlichen will. Womöglich ist es auch besser so..
Weitere Minuten verstrichen ohne nennenswürdige Ereignisse. Schliesslich lässt sich José etwas zurückfallen. „Ist bei euch alles in Ordnung? Mögt ihr noch?“, fragt er leise und sieht zwischen Daren und Tina hin und her. „Ja ich denke..“, beginnt Daren, doch José hebt die freie Hand in die Luft. „Still..“ Gespannt horchen sie der Ruhe. Plötzlich verzerrt sich das Gesicht des Mannes, so als würde er von Grauen gepackt. Doch auch etwas anderes hat ihn gepackt. Von einer Sekunde auf die andere schnellt er unter Wasser. Daren reagiert augenblicklich und will ihn festhalten, doch er kriegt nur das Ende der Harpune zu fassen. Er versucht sein Gesicht über Wasser zu halten, während ihn die Waffe hinunter zerrt. Dann verfliegt der Widerstand. José war weg. Verschluckt von der nassen Unendlichkeit. Tina beginnt zu weinen. Der Stress ist zu viel für ihre Nerven. Daren versucht seinen eigenen Schock zu unterdrücken. „Tina.. Wir müssen hier weg. Wir können ihm nicht mehr helfen. Komm weiter.“, keucht er, sichtlich mit seiner eigenen Panik ringend. Vorsichtig schwimmen sie weiter. Die Insel ist nun schon viel grösser geworden und nur noch ungefähr einen Kilometer weit entfernt. Tina schreit auf. „Ich.. Ich habe., etwas am Bein gespürt Daren.. Ich werde sterben!“ „Ruhig. Beweg dich nicht.“, beruhigt er sie und schwimmt langsam auf sie zu. Tröstend streicht er dem Mädchen eine nasse Strähne aus dem Gesicht. Sie zittert und ist starr vor Angst. „Gib mir deine Hand Schatz. Wir machen es zusammen, komm..“ Angespannt greift sie nach Darens Hand.
Sie erreicht sie nicht. Genau wie José vor ihr, wird sie in die Tiefe gezogen. Sofort taucht Daren unter – sucht panisch nach Tina. Doch unter ihm ist nur die unendliche, unheimliche Schwärze des Meeres. Trauer schiesst ihm in die Augen, als er wieder und wieder hinabtaucht. Es hat keinen Sinn.. Nun ist er allein. Und er weiss er würde auch sterben, wenn er hier bliebe. Schon will er sich umdrehen, da steigt etwas aus der Tiefe empor. Ein schwarzer Haarschopf – Dann die Orange Weste. Daren atmet erschrocken auf und nähert sich Tina. Sie hat die Augen geschlossen. Er berührt ihre Wange und die Augen öffnen sich. „Dar.. i-i.. fühle mich taub..“, sagt sie müde, während sich ,um sie herum, eine Blutlache ausbreitet. Besorgt untersucht Daren ihren Körper. Sein Atem stockt und ein schmerzhafter Schauer fährt durch seine Wirbelsäule. Tinas Körper unterhalb ihres Brustkorbs ist nicht mehr vorhanden. Dies war zu viel für seine Psyche. Er stürmt auf die Insel zu. Völlig ausser sich – Die Harpune fest umklammert.
Locura kommt immer näher. Ungefähr hundert Meter vor dem Strand, vernimmt er hinter sich ein Blubbern. Er wendet nun all seine Kräfte auf, zieht die Weste und sein Shirt aus und schwimmt so schnell er kann an Land. Erschöpft erreicht er den warmen Sand von Locuras Strand. Hustend kriecht er weiter einen kleinen Hang hoch. Dann stellt er sich hin – Blickt aufs Meer hinaus. „Da hast du’s! Fick dich du scheiss Vieh! FICK! DICH!“, schreit er, mit den Nerven völlig am Ende. „Mich kriegst du nicht ! MICH! NICHT!“ Das Wasser schäumt. Es erhebt sich. „Etwas“ erhebt sich aus dem Meer. Daren’s Kinnlade sinkt wie in Zeitlupe.
José’s Kopf taucht als erstes auf. Dann sein rotes Shirt. Seine Augen schauen tot und schmerzverzerrt nach schräg oben. Schliesslich folgt ein schwarzes Knochiges Bein, das von feinem Fell bedeckt wird. Und ein weiteres dringt aus dem Meer – schlägt sich in den Sand. Sechs weitere Beine folgen. José’s Oberkörper steckt im Rücken eines immensen Spinnenvieh’s zwischen tausenden kleinen Zähnen. Es wirkt, als hätte sich die Spinne mit dem Spanier vereint. Eine Art Symbiose. Schnell und schwer tapsen die haarigen Spinnenbeine über den Strand, direkt auf Daren zu. Ein abartiges Stöhnen dringt aus José’s Mund und schwarzer Schleim tropft zischend auf seine verwesende Haut. Das Wesen stürmt nun mit zunehmender Geschwindigkeit über die Insel. Weglaufen oder Kämpfen? Darens Verstand läuft Amok.
Er entscheidet sich für die Harpune. Das Tier ist nun noch knapp fünfzehn Meter von ihm entfernt. Die Harpune zischt auf. Der Pfeil fliegt. Er knallt José mitten zwischen die Augen, durchdringt seinen Schädel und bleibt stecken. Das Spinnenwesen weiss kaum wie ihm geschieht. Es taumelt, jauchzt – knickt ein und rutscht die letzten Meter, direkt vor Daren’s Füsse. Dieser steht mit offenem Mund da. Ein entsetztes Kichern dringt aus seinem Mund. Dann vernimmt er hinter sich ein Rascheln aus den Büschen. Kurz darauf werden es zwei Quellen von Geräuschen. Schliesslich drei und dann unzählige. Es sind die Geräusche von übergrossen, schwarzen, hässlichen Spinnenbeinen, die durch den dichten Wald auf ihn zu huschen. Und auch das Tier, dass er gerade erlegt hatte, bewegt sich wieder. Es spuckt den toten Körper des Bootsführers aus seinem grotesken Rücken-Mund und kommt etwas verwirrt wieder auf die acht Beine.. Jetzt.. Jetzt ist Daren wirklich im Arsch.