Mein kleiner Schatz
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Ein Gezeter drang aus dem kleinen Kämmerlein. Leise öffnete ich die Türe und erblickte meinen kleinen Schatz, weinend in seiner Wiege liegend. Mit einem Katzensprung eilte ich zu meinem Kind. Als seine tiefblauen Augen mein vertrautes Gesicht erblickten, verstummte das Gequengel und mein kleiner Schatz schenkte mir ein herzerwärmendes Lächeln. Voller Freude auf meine Ankunft, zappelte der kleine Mann in seinem warmen Bettchen.
Behutsam nahm ich mein Kind aus der Wiege in meine Arme. Ich spürte seine Wärme, seine unbändige Freude, seine Liebe, die nur mir galt. Das schönste Geschenk, das eine Mutter je bekommen konnte. Die Liebe ihres Kindes.
Tanzend schlenderte ich mit meinem Baby durchs Zimmer. Er lachte fröhlich auf und ließ mich an seinem Glück teilhaben. Ein Lächeln zeichnete mein müdes Gesicht. Der fahle Mond schaute durch das kleine Fenster rein und tauchte uns in seinem kühlen Weiß ein. In der Schönheit dieser Nacht tanzten wir beide, verloren in der Zeit, in einer anderen Welt. Nur wir beide. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, eine wundervolle Ewigkeit. Dieser Augenblick sollte unsterblich sein, dieser einzige Moment der Freude und Glückseligkeit. Ich und mein kleiner Schatz. Nun legte ich ihn wieder zurück in seine kleine Wiege. Sein kleines Reich. Ich küsste seine Stirn und streichelte ihn.
„Du bist das Beste, was mir je in meinem Leben passiert ist. Mami hat dich ganz doll lieb“, waren meine Worte.
Sein zahnloser Mund gewährte mir noch einmal sein unschuldiges Lächeln. Sein letztes Lächeln. Eine heiße Träne rann mir meine Wange hinunter. Zittrig packte meine Hand ein dickes Kissen. Ich blickte noch einmal wehmütig auf meinen kleinen Schatz. Dann presste ich langsam das Kissen in sein Gesicht. Ich merkte, wie mein kleiner Schatz sich zu wehren versuchte. Versuchte zu leben. Seine kleinen Beinchen strampelten panisch umher, die Arme krümmten sich in diesen qualvollen Minuten und hämmerten wehrlos gegen die Matratze. Gedämpft vernahmen meine Ohren das panische Heulen meines kleinen Schatzes.
„Es tut mir so leid, mein Schatz. Es tut mir…“, schluchzte ich.
Ich weinte, mein Gesicht brannte entsetzlich, das Herz raste und sprang fast aus meinem Brustkorb. Mir wurde abwechselnd heiß und kalt. Ich verlor jegliches Gefühl in meinen Armen, doch trotzdem fand ich die Kraft, das Kissen in sein kleines Gesicht zu drücken. Mein kleiner Junge wurde immer schwächer, seine Glieder immer langsamer, bis sie endgültig still waren. Der letzte Lebenshauch gänzlich aus ihm erlosch. Ich verharrte noch einige Minuten in dieser Pose, meine kalten Hände aufs Kissen gedrückt. Jetzt wurde mir langsam klar, dass mein kleiner Schatz nicht mehr da war. Stille umgab mich und erdrückte mich förmlich. Sein freudiges Lachen für immer verstummt, verschlungen von der Vergangenheit. Nur mein leises Schluchzen erfüllte das Zimmer. Gemächlich nahm ich das Kissen weg. Getrübt von den vielen salzigen Tränen, stierten meine rötlichen Augen die leere Hülle an, die in der Wiege lag. Seine Äuglein waren gezeichnet von trostloser Leere. Der kleine Mund geöffnet zu einem Schreckensschrei.
Ich wand meinen Blick von der Leiche ab, und weinend verließ ich das Zimmer. Der Flur war so endlos lang, meine Beine schwer von der ganzen Last. Wie ein Untoter stolperte ich den tristen Gang entlang, erdrückt von meiner Tat. Die Kehle war trocken, meinem Körper entwich nach und nach die Kraft. Im Wohnbereich angekommen, ließ ich mich wie ein nasser Sack auf den Stuhl plumpsen, meine Augen auf die Tür gerichtet, und wartete geduldig. Im Treppenhaus war ein lautes Getrampel zu vernehmen. Getrampel von wilden Bestien, die Grausamkeit und Schrecken auf dieser Welt verbreiteten. Dieses Getrampel war meine Todesmelodie. Doch ich blieb weiterhin auf dem Stuhl sitzen. Ganz ruhig und meinen Blick auf die Haustüre gerichtet. Die Schritte wurden immer lauter und lauter, bis sie deutlich hinter der Türe zu vernehmen waren. Die alte Holztüre wurde mit aller Gewalt aufgetreten. Holzsplitter flogen in die Luft und tausende Läufe von Gewehren starrten mich böswillig an. Doch im Angesicht des Todes lächelte ich nur. Denn ich wusste, dass ich meinen kleinen Schatz wiedersehen werde.
In einer Welt ohne Krieg…
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