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Mein Todesengel

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Mein Körper kribbelte aufgeregt von dem heutigen Tag.
Blanker Zorn ließ mein Blut kochen und mein Herz rasen. Sie hatten es wieder
getan. Wieder und wieder warfen sie mir Anschuldigen an den Kopf, die ich nie
begangen hatte. Frustriert und mit dem unmenschlichen Drang mich für meine
Fehler zu bestrafen, lief ich in mein Zimmer und schmiss meine Tasche achtlos
auf den Boden. Das Zittern wurde mit jeder Sekunde stärker, je länger ich von
meiner Strafe entfernt war. Fast schon sehnsüchtig holte ich mein Instrument
heraus, dass ich benötigte.

Obwohl meine Hände wie Espenlaub zitterten, zeichnete sich
ein wohliges Lächeln auf meinen Lippen, während meine blasse Haut langsam und bedächtig
eine rubinrote Farbe annahm. Von diesem herrlichen Kontrast zwischen
leichenblass und blutrot beeindruckt, stieß ich ein erleichtertes Seufzen aus.
Der Schmerz, welcher nur wenige Sekunden nach meinem begonnenen Werk ansetzte,
ließ meinen Körper kurz erschaudern. „Angenehm so etwas zu fühlen, nicht wahr?“,
erklang eine tiefe und doch junge Stimme unmittelbar in meiner Nähe. Zunächst
beschloss ich sie zu ignorieren. Ich wollte ihre Anwesenheit nicht länger bei
mir verspüren müssen.

Dennoch erwies sie sich als äußerst hartnäckig und
rekapitulierte die eben ausgesprochene Frage. „Angenehm so etwas zu fühlen,
nicht wahr?“, diesmal fiel ihr Ton schärfer aus als gewollt. Eine Ewigkeit zog
sich die todesstille wie langgezogener Kaugummi über uns her. Einzig das leise,
zugleich permanente Tropfen meiner offen zugerichteten Wunde sorgte für eine
Unterbrechung. Instinktiv hielt ich meine nun freie Hand gegen eben jene gedrückt,
während ich in sein Gesicht blickte. Sein
Antlitz glich dem eines 16-jährigen Jungen. Giftgrüne Augen, die im goldgelben
Licht der Mittagssonne leicht schimmerten und Haare so schwarz wie die eines finsteren
Raben unterstrichen den rebellischen Ausdruck, den er mit seinem
Gesichtsausdruck zu verstehen gab. Die Arme unter der Brust verschränkt, ging
er langsam auf mich zu.

Während er lief fiel mein Blick prüfend auf seine Kleidung,
die einem Emo oder Grufti glich. Aus mir unerklärlichen Gründen, musste ich
plötzlich lächeln. Es war vollkommen surreal und dennoch, spürte ich sein
vollstes Dasein. „Was willst du? Lass mich allein.“ So kühl wie eben nur
möglich versuchte ich ihn vom Gehen zu überzeugen. Jedoch musste ich zur meiner
Überraschung mit einer Reaktion rechnen, die ich ihm nie zugetraut hätte. Wie
aus einem plötzlichen Instinkt heraus, nahm er mein Messer, dessen scharfe
Klinge noch immer mit meinem Blut beschmutzt war und meine Hand, mit welcher
ich eben noch vor einer Verblutung zu schützen versucht hatte. Dann legte er
jenes in die freie Hand.

„Ich sehe dich jeden Tag. Seit 17 Jahren. 17 Jahre lang
leidest du nun schon. Doch gerufen hast du mich erst vor wenigen Tagen. Vor
wenigen Tagen hast du mich zum ersten Mal in deinem Leben teilhaben lassen. Du
siehst mich, ich sehe dich. Du redest mit mir, ich rede mit dir. War es nicht
schön jemanden an deiner Seite zu haben, der genau so war, wie du ihn immer
haben wolltest? Wolltest du nicht einen Engel haben, der dich beschützt? Waren
es nicht deine eigenen Worte, die du des Nachts gesprochen hast, während deine
Gedanken mit dem Tod spielten?“, Verwirrung zeichnete sich auf meinem Gesicht
aus, als der Junge von dem Engel redete, der mich beschützen sollte.

Doch dann rezitierte er auf einmal jene Worte wieder, die einst in
meinem Kopf erschaffen wurden: „Oh Engel,
bitte stehe mir bei, denn ich fühle mich nicht frei! Hier bin ich ganz allein,
ohne ein Lichtes Schein.“Raphael?“, wiederholte ich in der aufkommenden
Verwirrung. Mein Gegenüber nickte. „Du wolltest einen Engel haben. Und ich bin
es. Dein Engel. Vom tiefstem Herzen hast du dir durch meine Flügel Geborgenheit
gewünscht“, urplötzlich kamen tiefschwarze, große Flügel aus seinem Rücken
hervor, „so sollst du dies nun bekommen.“ Kaum hatte Raphael die letzten Worte
ausgesprochen, umklammerte ich aus einer fremdartigen Bewegung heraus das kühle
Metall und stieß es mir mit einem Ruck in den Bauch.

Um mich herum hielten mich seine Flügel wie ein Kokon umschlungen.
Alles was ich sah, war sein Antlitz, dessen Form und Farbe sich leicht zu
verändern begann. Sein anfängliches emotionsloses Gesicht wechselte zu einem
trügerischen, diabolischen Lächeln. Eines seiner Augen färbte sich in ein
leuchtendes Blau und schlussendlich verwandelten sich auch seine Haare in die
eines berühmten Killers. „Du bist… das… kann nicht…“, begann ich meiner
Überraschung unter den schlimmsten Schmerzen Kund zu tun, doch der
Angesprochene lachte nur spöttisch. „Mit den richtigen Mitteln ist alles
möglich, naives Kind!“

Tränen rollten heiß meinen Wangen hinab, während ich voller Angst und
Schmerzen in das Gesicht von Raphael blickte. Worte, wollten mein Sprechorgan
keine verlassen. Zu sehr kämpfte ich gegen den Drang dem Tod nicht gegenüber zu
stehen. Jedoch kümmerte es meinen Engel nicht im Geringsten. Mit einem
geschickten Griff, drückte er mir jenes Instrument tiefer in meinen Bauch,
sodass ich unter den größten Qualen aufschrie. Mein Corpus begann unter den
schnellen und heftigen Schmerzschüben zu zucken. „Was ist denn los, liebe Rose?
War der Tod nicht das, was du dir gewünscht hast?“ Sein diabolisches Lächeln
blieb bestehen, während er seine pechschwarzen Flügel von mir entfernte und mit
einem Satz sein Lieblingswerkzeug zückte.    

„Alles, was du wolltest war ein Engel der dich beschützt. In deinem
Gedicht hast du mich beschrieben, ohne des Vorwissens, wer ich wirklich bin. Und jetzt… da ich dein
Wunsch erhört habe, bereitet es mir eine überaus große Freude dich zu beschützen. Sein hysterisches Lachen war
unverkennbar der Hinweis darauf, dass er meinen Tod alles andere als angenehm
gestalten würde. Seine Augen dürsteten nach meinem Blut, während die große,
klaffende Wunde ein wahres Blutbad offenbarte. Langsam schienen die Schmerzen
endlich von meinem Körper abzulassen. Mein Körper erschlaffte und ich sank zu
Boden. Im Geiste sah ich meinem Engel zum letzten Mal, ehe alles mit einem
schnellen Schnitt in meine Kehle endete.

Vor mir stand Raphael. Todesengel ins Spe. In seinen Armen hielt er
ein Mädchen. Ihre Haut war ein einziges Schneeweiß und ihren zarten Corpus
durchzogen unvorstellbare Löcher und Wunden, die den Anschein erweckten noch zu
pulsieren und ihren Lebenssaft auszustoßen. Bei genauerer Betrachtung erkannte
ich, wer es war. Es war meine Selbst. Ohne mich weiter zu beachten fiel der
Engel, das Kind in den Armen haltend, in die tiefe hinab. Unter mir ertönte
tosendes Stimmengeschrei. Kurz darauf umschlang mich die wohltuende Geborgenheit
der Schwärze. Umschloss mich Erwartungsvoll, wie eine Mutter ihr liebes Kind…

Geschrieben von:  () 12:06, 5. Mai 2017 (UTC)

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