Meine Großmutter war eine sehr religiöse Dame
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Jede weiße Taube in meiner Nachbarschaft verlor heute Morgen ihre Federn. Wie Schnee sanken sie zu Boden und bedeckten die Straßen meiner kleinen Heimatstadt. Als ich die nackten Vögel hilflos über den Beton hüpfen sah, gefror mir das Blut in den Adern.
Meine Großmutter war eine sehr religiöse Dame. Ich erinnere mich nicht an die exakte Konfession, der sie angehörte aber es war eine seltsame kleine Unterart des Christentums, welche sie radikal und zunehmend intensiv in ihren letzten Jahren ausübte.
Als ich ein Kind war, arbeitete meine Mutter sehr viel. Sie musste zwei Jobs annehmen, um uns beide versorgen zu können, denn mein Vater hatte noch vor meiner Geburt das Weite gesucht. Also brachte sie mich wohl oder übel des Öfteren zu meiner Großmutter, auch wenn diese von Zeit zu Zeit ein seltsames Betragen an den Tag legte. Wenn man alleinerziehend ist, ohne jegliche Berufsausbildung, dann akzeptiert man jede Hilfe, die man kriegen kann um sich über Wasser zu halten.
Im Allgemeinen habe ich keine herausragend schlechten Erinnerungen an die Zeit mit meiner Großmutter. Sie starb, als ich dreizehn Jahre alt war. In dem Alter realisierte ich noch nicht, dass viele ihrer moralischen Ansichten überaus problematisch waren und dass ihre Strenge und ihre harten, teils willkürlichen Strafen einen einschneidenden Einfluss auf meine Mutter hatten, auch noch in ihren Erwachsenenjahren. Um ehrlich zu sein denke ich nicht gerne ausführlich über sie nach. Ich trenne die Frau, die meine Mutter als Kind schwer traumatisiert hat von der Frau, die mehrmals die Woche auf mich aufpasste.
Ich war ein sehr neugieriges und aufmerksames Kind, besonders wenn es um bizarre, manchmal sogar brutale Geschichten aus der Bibel, den Apokryphen oder anderen religiöse Texten ging, die sie mir belehrend vorlas. Manchmal, wenn sie kochte, mit Gartenarbeit beschäftigt war oder anderweitig abgelenkt war, schlich ich mich hinauf auf den staubigen Dachboden des alten Hauses und durchwühlte die vergilbten Pappkartons, die mit altertümlichen, als auch neuen religiösen Schriften ihrer Sekte gefüllt waren. Wieso auch immer: sie versuchte sie vor mir zu verstecken.
Sie bestrafte mich für meinen Ungehorsam. Erklärte, sie hätte Angst, ich würde in rostige Nägel treten, die aus den Dielen ragten oder mir einen Stromschlag von den losen Kabeln, die von der Decke baumelten, einfangen,. Mir war schon immer klar, dass sie einfach nicht wollte, dass ich etwas aus ihrer Vergangenheit fand, das nicht in das Bild passte das ich von ihr haben sollte. Einmal fand ich eine verblichene Polaroid Photographie von ihr in den 50iger Jahren auf einer Party im kurzen Kleid und etwas, was nach einer Bierflasche aussah in der Hand. Ein Verhalten, was meiner Mutter als Jugendliche Prügel eingebracht hatte.
All das interessierte mich jedoch einen feuchten Dreck. Es hätte mich nicht geschert ein Bild zu finden, auf dem sie und Pablo Escobar Koks schnupften. Die einzige Sache die mich wirklich interessierte, waren weitere seltsame und blutrünstige Geschichten. Selbst in dem Alter schon liebte ich Horrorliteratur und verbrachte regnerische Nachmittage zusammengerollt im Bett mit einem guten, haarsträubenden Buch, welches ich meiner Großmutter heimlich abgeluchst hatte.
Ich habe eine Menge unterschiedlicher Texte gelesen, die ich aus ihren Kisten gezerrt habe. Geschichten über Mord und Totschlag, Schändung und andere reale Gräueltaten der menschlichen Natur. Die Geschichte, die mich aber wohl am meisten fesselte und verängstigte als Kind, war die Prophezeiung zum Beginn der Apokalypse nach dem Verständnis ihres Kultes.
„Wenn Engel ihre Federn verlieren und wehrlos zu Erden stürzen ist der Tag des Jüngsten Gerichtes angebrochen.“