Miss Hamtsons Katze
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Ich war ein ziemlicher Nachtschwärmer und liebte es, jede Nacht meinen kleinen Spaziergang im Schutz der Nacht zu machen. Das Gehetze der Menschen, welche tagsüber energisch herumschrien, ihre Smartphones zückten, oder nach einem Taxi winkten. Dem ganzen konnte man größtenteils nachts entgehen. Routinemäßig wich ich gegen 19:35 von meinem Laptop und schnappte mir meinen violetten Mantel. Julian, mein Mitbewohner, war bereits daran gewöhnt, dass ich nachts alleine durch die Großstadt streifte, in der wir lebten.
Von dem Sofa aus, wo er mal wieder seine Lieblingssendung sah, rief er wie immer ein lautes „Bye“. Leicht lächelnd verließ ich unser warmes Apartment, eintretend in den kalten, grauen Flur des heruntergekommenen Hauses. Es war Winter, weswegen es schon um ca. 19:40 draußen dämmerte. Leise ein Liedchen pfeifend, krakselte ich die gefliesten Treppen hinunter bis zum schäbigen Haupteingang. Alles war normal. Ich verließ das Haus und bemerkte schnell, dass die Stadt generell noch kälter war, wie das Haus. Ich bekam richtige Gänsehaut, jedoch setze ich den ersten Schritt meines Spaziergangs an. Ich lief, wie immer, an der alten Boutique von Miss Hamston vorbei. Sie starb, kurz nach ihrem Mann, vor einer Woche. Ich erinnerte mich daran, dass sie doch noch eine Katze haben musste. Sie hatte keine Kinder oder Enkel, weswegen ich davon ausging, dass die Katze wohl an einen Freund von Miss Hamston ging.
Ich wollte gerade in ein Schaufenster sehen, als ich ein paar weiße Augen im Schatten der Nacht aufblitzen sah. Ich erschrak und fiel nach hinten auf den eisigen, harten Boden. Ich hörte ein fast klägliches Mauzen. Da war die Katze also abgeblieben. Vergessen und im Schatten der Gesellschaft verschollen. Die fluffige, schneeweiße Katze mauzte ein weiteres Mal. Wahrscheinlich war die Katze eingeschlossen worden und hatte darauf gewartet, dass Miss oder Mister Hamston zurück kamen. Die Katze tat mir leid und ich öffnete mit etwas Druck die Tür. Die Katze sah mich mehrere Momente nur entgeistert an, doch schließlich hüpfte sie gekonnt von dem Fensterbrett und setzte sich vor meine Füßen. Sie sah mich verwirrt, hungrig und hilfsbedürftig zugleich an. Da mir das Tier Leid tat, nahm ich es mit zu unserem Apartment und setzte ihr eine halbe Dose Thunfisch, vermixt mit Trockenfutter und etwas Wasser her. Julian sah mich wütend an. „Was soll die Flohschleuder hier?!“ „Julian… sie bleibt nur ein paar Tage.“ Julian sah mich empört an. „Nur ein paar Tage?! Warum kann sie nich gleich wieder abhaun?!“ „Komm schon Julian. Die Katze ist doch-“ „Von mir aus könnte es die Katze vom Präsidenten sein. NEIN!“ „Es ist die Katze von Miss Hamston…“ Er sah mich nun traurig an. „Grinny..?“ Nichtssagend starrte ich auf die Katze und nickte anschließend.
Ich und Julian hatten großen Respekt vor Miss Hamston gehabt. Sie hatte uns einmal in einer auswegslosen Situation eine sehr hohe Menge Geld geliehen. Wir wollten es ihr zurückzahlen, doch sie nahm es nicht an. Sie sagte, alles was sie wollte war, dass es Grinny gut ging. Grinny sah kurz von ihrem Futter hoch, jedoch nicht lange, da ihr Magen sie zum Fressen zwang. Am Abend setzte ich Grinny auf die Couch, doch sie sprang sofort runter und setzte sich auf ein Fensterbrett. Grinny starrte in den Großstadtjungel hinein und wandte ihren Blick nicht mehr ab. Seltsamerweise machte sie dies fast immer, ausgenommen von den Pinkelpausen und dem Fressen. Als ich einmal mehr von meinem Spaziergang zurückkam, sah ich Grinny am Fensterbrett. Leer starrte sie mich an und ich bekam einen heftigen Anfall von Gänsehaut. Sie starrt mich einfach nur an, mit ihren großen, leeren Augen und den kleinen Pupillen. Als wäre sie eine Schaufensterpuppe, bewegte sie sich nicht vom Fleck und zwinkerte mehrere Momente lang nicht. Jeden Tag, nach meinem Spaziergang, sah ich Grinny, wie sie mich anstarrte. Immer größer wurde mein Drang danach, die Katze auszusetzen, bevor sie sich noch an ihr neues Zuhause gewöhnte. An einem Donnerstag, ich erinnere mich, tat ich es. Ich setzte Grinny in eine Box und fuhr mit ihr soweit, wie es nur ging. Ich setzte sie nahe eines Bauernhofes aus und fuhr schnell weg, denn im Rückspiegel sah ich wieder diesen Blick. Bis heute habe ich Grinny nie wieder gesehen, außer… ich weiß, es klingt verrückt, doch immer, wenn ich meinen Spaziergang beendet habe und aus Reflex an die Fensterbank sehe, auf welcher Grinny immer saß, sehe ich sie.
Ihre kalten, fast tot wirkenden Augen, ihr fluffiges, weiches Fell, den Hass gegenüber mir, welcher sich in Grinnys Augen widerspiegelt.