
Klopf, klopf
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Diese Geschichte hat sich vor einigen
Jahren ereignet, als ich nach einer Gehaltserhöhung aus meiner
ersten Wohnung auszog, um mir ein wenig mehr Luxus zu gönnen. Zu
dieser Zeit wohnte ich in Rostock, wo hochwertigere Wohnungen
paradoxerweise eher in den heruntergekommenen Vierteln zu finden
sind. Ich weiß nicht genau, woran das liegt, vermute aber, dass es
etwas mit dem hier ansässigen Großvermieter zu tun hat, der mit
öffentlichen Geldern unterstützt wird und dafür großflächig
günstigen Wohnraum zur Verfügung stellt.
Wie dem auch sei,
ich bin jedenfalls zu einem privaten Vermieter gewechselt und fand
eine bezahlbare Wohnung, die meinen neuen Ansprüchen genügte. Zu
diesem Zeitpunkt wohnte ich allein und hatte auch nicht viele
Freunde, so dass ich den Umzug weitestgehend allein bewältigen
musste.
Die erste Nacht verbrachte ich daher auf einer Matratze im
Wohnzimmer zwischen Kisten und Kartons. Ohne Bett, ohne Vorhänge
einfach auf der blanken Matte. Gegen 01:00 Uhr hörte ich es zum
ersten Mal. Klopf, klopf. Es war leise und regelmäßig,
wahrscheinlich hätte ich es gar nicht wahrgenommen, wenn ich nicht
ohnehin unruhig geschlafen hätte. Nun jedoch störte es und hinderte
mich am Einschlafen. Ich stand auf und suchte nach der Ursache. Es
schien aus dem Boden zu kommen, mit gleichbleibender Lautstärke und
Regelmäßigkeit. Klopf, klopf. Schlaftrunken suchte ich das
Parkett ab. Nichts, das Geräusch musste vom Untermieter stammen.
Klopf, klopf. Verzweifelt legte ich mich wieder hin und
drückte mir mein Kissen auf die Ohren. Nach einigen unruhigen
Stunden schlief ich schließlich ein.
Am nächsten Morgen war
das Klopfen verschwunden und ob der ganzen Arbeit, die auf mich
wartete, hatte ich den Vorfall fast vergessen. Ich baute meine Möbel
zusammen und entleerte meine Kartons, am Abend stand ich in einer
passabel eingerichteten Wohnung. Die Müdigkeit drohte mich zu
übermannen, aber ich wollte es mir nicht nehmen lassen, meine neue
Couch einzuweihen. Einige Minuten später war die Pizza bestellt und
ich entspannte mich zu irgendeinem Action-Steifen. Ich glaube es war
Dark Knight, kann es aber nicht genau sagen. An den Film erinnere ich
mich kaum, denn ich bin noch in der ersten Hälfte
eingeschlafen.
Klopf, klopf. Ich erwachte einige
Stunden später, draußen war es bereits dunkel. Klopf, klopf.
Da war es wieder. Langsam wurde ich sauer. Ich nahm mir fest vor,
meinen Untermieter zur Rede zu stellen, als ich mich ins Schlafzimmer
schleppte und dort den Rest der Nacht verbrachte. Am nächsten Tag
stand nicht viel an, ich musste meine Katze von meinen Eltern abholen
und zwei Kratzbäume aufbauen, ansonsten war ich fertig. Die Wut über
meinen verlorenen Schlaf war zumindest im Ansatz noch vorhanden, als
ich zurückkehrte, sodass ich mich entschloss, direkt beim
Untermieter Halt zu machen. Eine recht hübsche Frau öffnete mir die
Tür. Sie erzählte, dass sie die Nächte bei ihrem Freund verbringe
und daher nichts zu dem Klopfen sagen könne. Ich hakte noch ein
wenig nach, erfuhr jedoch nichts, womit sich die nächtlichen
Geräusche erklären ließen. Also schob ich den Gedanken beiseite
und brachte meine Katze nach oben.
Der Kratzbaum, ein großes Modell, war
schnell aufgebaut. Wer selbst mit einer ehemaligen Straßenkatze
zusammenlebt, der weiß, wie viel Energie diese Tiere besitzen. Anfangs
habe ich einiges an Lehrgeld bezahlt, weil Wodka (der Name meiner
Katze) mit Anlauf auf eine Vitrine gesprungen war, die daraufhin auf
dem Boden zerschepperte. Nach diesem Ereignis habe ich einen
ausladenden Kratzbaum gekauft, mit langen, dicken Schrauben als
Bodenbefestigung.Zur Anbringung hatte ich mir extra eine
Schlagbohrmaschine gekauft, da in den ortsüblichen Gebäuden gern
mit Stahlbeton gearbeitet wird. Es kostete mich einige Anstrengung,
doch schließlich konnte Wodka seine neue Heimat bewohnen. In dieser
Nacht schlief ich ruhig und lange, mein Körper holte den verlorenen
Schlaf nach. Als ich am nächsten Tag ins Wohnzimmer kam, sah ich
Wodka, der heftig auf dem Parkettboden scharrte. Ich seufzte,
normalerweise tat er das, nachdem er sich übergeben hatte und
versuchte das Ergebnis einzubuddeln. Doch auch bei näherer
Betrachtung konnte ich nichts erkennen, kein Erbrochenes, keine
Fäkalien. Zunächst ignorierte ich das Verhalten meiner leicht
vertrottelten Katze, doch als sie den ganzen Nachmittag auf dem Boden
kratzte, wurde ich skeptisch. Ich hockte mich hin und untersuchte die
Stelle genauer.
Der Kopf der Schraube, die den
Kratzbaum am Boden verankerte, war von einer seltsamen Flüssigkeit
umgeben, die unangenehm roch. Einen Moment bekam ich Angst. Wenn ich
bei meiner Bohrung eine Wasserleitung erwischt hatte, würde es teuer
für mich werden. Also löste ich die Schrauben und schob den
Kratzbaum beiseite. Das Loch, dass die Schrauben hinterließen, war
fast vollkommen mit Flüssigkeit gefüllt. Verdammt. Ich rief den
Hausmeisterservice, der sofort eine Firma damit beauftragte, die
Schäden zu begutachten.
Meine neue Wohnung verwandelte sich
binnen eines Tages in eine Baustelle, am zweiten Tag der Arbeiten war
ich nahe am Nervenzusammenbruch. Dennoch erhielt ich auch gute
Nachrichten. Ich hatte kein Rohr getroffen, sondern die Kehle eines
alten, abgemagerten Mannes. Dem Vermieter zur Folge handelte es sich
um den Vormieter, der sich nach einem großen Geldgewinn ein Haus
kaufen wollte.
Inzwischen sind einige Jahre vergangen
und ich kann über diese Angelegenheit reden. Doch obwohl der Tod nur
indirekt meine Schuld war, bin ich die Last bis heute nicht
vollständig losgeworden. Und manchmal, wenn ich Nachts wach liege,
kann ich ein Geräusch hören, dass leise und regelmäßig aus dem
Boden emporsteigt. Klopf, klopf.