Mittel

The Rake in mir

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Es war spät. Eigentlich viel zu spät für mich. Unter normalen Umständen wäre ich jetzt wohl schlafen gegangen, doch es waren heute alles andere als normale Umstände. Heute sollte nämlich etwas ausgesprochen wundervolles passieren, allerdings mit einem bitteren Beigeschmack. Heute, oder genau genommen in wenigen Minuten, um Punkt 23:30, würde Lilli vorbeikommen. Lilli war das wohl hübscheste und selbstbewussteste Mädchen das ich kannte und ich machte mir schon einige Hoffnungen bei ihr. Genau genommen versuchte ich sie schon seid einer ganzen Zeit zu beeindrucken. Ich hatte mich durch gefühlt tausend Creepypastas, seltsame Beschwörungsformeln, grausige urban legends und abstoßende Horrorfilme gekämpft, nur um bei ihr zu landen. Lilli stand nämlich wahnsinnig auf solches Zeug, und so tat ich es auch, auch wenn ich es insgeheim immer noch für hirnverbrannten Bullshit hielt. Und genau da begann auch der bittere Beigeschmack, Lilli kam natürlich nicht einfach so nachts zu mir, nein, sie wollte mit mir in dem Wald gehen und irgendeine Beschwörung ausprobieren. Was genau da beschworen werden soll hab ich aber vergessen. Jedenfalls ist der nächtliche Wald mit Abstand der letzte Ort wo ich mich heute mit ihr rum treiben will, warum konnten wir nicht einfach hier bleiben und fernsehen? Im besten Falle irgendetwas wo keine Menschen von Dämonen oder abgedrehten Killern in bunten Kostümen in Fetzen gerissen werden. 

Ich seufzte einmal laut, was tat man nicht alles um ein Mädchen zu beeindrucken? Dann ging ich noch einmal meinen Rucksack durch, auch wenn ich das jetzt schon zum dritten mal tat. Ich hatte an alles gedacht, Kerzen, ein Feuerzeug, schwarzer Sand, ein langes Messer, rote Wollfäden, und zu meinem Unbehagen, eine alte Puppe. Gott, wie ich diese Dinger hasste! Starrten einen immer so unentwegt an, als würden sie nur darauf warten das man blinzelt um dann blitzschnell hervor zu springen und einem die Seele aus der Brust zu reißen um sie laut lachend zu fressen. Plötzlich hörte ich ein leises scharren. Es kam von der Küche her, was konnte das jetzt wieder sein? War Lilli zum Hintereingang gegangen? Konnte ich mir eigentlich nicht vorstellen. Vorsichtig stand ich von der Couch auf und ging langsam Richtung Küche. Angestrengt versuchte ich auf dem Weg in der Dunkelheit der Küche etwas zu erkennen, doch vergeblich. Und schon wieder scharte es, als würden Krallen über die Glastür kratzen. Ich schaltete das Licht ein. Es war August, mein Hund! Erleichtert atmete ich aus, ich sollte mich wirklich nicht so verrückt machen! Ich öffnete die Tür und ließ ihn ins Haus, was sollte das heute nur mit mir geben? Es klingelte, das war bestimmt Lilli! Schnell rannte ich zur Haustür und öffnete sie. Es war Lilli. Sie sah atemberaubend aus. Wie immer eigentlich. Sie war ganz in schwarz gekleidet und hatte sogar einen dunklen Umhang übergeworfen. Sie lächelte mich nett an und fragte ob wir nicht gleich aufbrechen wollten. Ich lächelte zurück und bejahte, doch innerlich schrie ich auf vor Verzweiflung, eigentlich hatte ich geplant sie rein zu bitten und dann mit irgendwas zu beschäftigen. 

Bereits wenig später befanden wir uns mitten im Wald. Also wirklich mitten im Wald, abseits von irgendwelchen Wegen oder einem anderen Zeichen der Zivilisation. Es war stock dunkel, nur die Kerzen die wir entzündet hatten warfen einen schmalen Lichtkreis um uns der von pechschwarzer Finsternis umhüllt wurde. Mir war einfach nicht geheuer, ständig sah ich irgendwas um uns herum huschen und Stimmen, die meinen Namen raunen. Ich wusste das dies alles nur ein Produkt meines Verstandes war, doch ich hatte eine unglaubliche Angst. Lilli hingegen war vollkommen gelassen. In aller Ruhe kniete sie da vor mir auf dem Waldboden, die Augen geschlossen, und rezitierte irgendeinen Beschwörungskauderwelsch während sie den schwarzen Sand über die Puppe rieseln ließ. Nach einiger Zeit, die mir wie eine Ewigkeit vorkam, aber vermutlich nur einige Minuten lang war, stand sie auf und sah mich an. Dann sagte sie etwas was mein Blut in den Adern gefrieren ließ, sie sagte wir müssten nun beide 10 Minuten lang alleine sein und die Geister rufen. Oder sonst irgendwas rufen, ich hatte ab „alleine sein“ aufgehört zu zuhören. Ich wollte, nein, ich konnte in diesem verdammten Wald nicht alleine sein! Aber was sollte ich machen? Vermutlich sollte ich spätestens jetzt einfach nach Hause gehen, aber ich lächelte wie der letzte Depp und sagte sowas wie „kein Problem“. Und schon war Lilli im Wald verschwunden.
Ein gellender Schrei riss mich aus meiner Angststarre mitten in der Finsternis des Waldes. Das war Lillis Stimme! Panisch, oder eher voller hilfsbereitem Heldenmut den ich mir selbst nicht erklären konnte, rannte ich los. Wenig später fand ich Lilli, sie kam mir kreidebleich und vollkommen verängstigt entgegen. Sie sah aus als hätte sie den Tod persönlich gesehen. Sie packte meine Hand und zog sie mit sich, dabei stammelte sie irgendwas davon das wir so schnell wie möglich verschwinden müssten, irgendwas von einer Kreatur die sie gesehen hätte. Auf dem gesamten nach Hause Weg war sie merkwürdig aufgelöst und bekam nicht einen richtigen Satz raus. Das passte gar nicht zu ihr, sie war sonst immer so selbstbewusst als könnte kein Dämon der Hölle sie erschrecken. Immer wieder faselte sie etwas von stechenden, seelenlosen Augen und riesigen Krallenhänden, doch nichts davon ergab wirklich einen Sinn. Ich setzte sie bei ihr zu Hause ab, auf ihren Wunsch hin, ich hatte ihr natürlich mehrfach angeboten die Nacht bei ihr zu bleiben, doch sie lehnte jedesmal ab. Was solls? Dann konnte ich heute wenigstens noch etwas schlafen. Doch als ich so durch die Dunkelheit fuhr fiel mir ein das ich das Wesen, welches Lilli angeblich gesehen hatte kannte. Die Beschreibung passte nahezu haargenau auf ein Wesen welches ich in der ein oder anderen Creepypasta gesehen hatte. Es handelte sich dabei um The Rake. Ich schluckte, das war doch alles erfunden, oder? Ausgedacht von irgendwelchen realitätsfernen Gruftis ohne Freunde, oder etwa nicht? Was war wenn Rake wirklich existierte? Ach was, das konnte gar nicht sein, wenn es so ein Wesen wirklich geben würde, dann hätten auch schon seriöse Medien darüber berichtet und nicht nur ein Haufen horrorverrückter Teenager. 
Das Haus war irgendwie unheimlich wenn man sich so alleine darin befand. Warum mussten meine verdammten Eltern ausgerechnet jetzt nicht da sein? Auf Geschäftsreise, wie sooft. Ich hatte mich in mein Bett zurückgezogen, doch schlafen konnte ich nicht, immer wieder musste ich an die Erlebnisse im Wald denken. Was war wenn es wirklich der Rake gewesen war? Ich wusste das der Rake nur jeden zweiten der ihn sieht umbringt, Lilli sollte also nichts passieren. Doch hatte ich nicht selbst auf dem nach Hause Weg eine dürre Gestalt im Wald gesehen? Oder bildete ich mir das jetzt nur ein? Da war doch nichts außer Dunkelheit gewesen, oder nicht? Angstvoll sah ich mich in meinem Zimmer um, warum hatte ich den Rollladen nicht herunter gelassen? Wie gebannt starrte ich in die Finsternis draußen. Hatte sich da nicht grade etwas bewegt? War da nicht eine lange, Krallenhand zu sehen, die dort vorbei huschte? Vorsichtig, ganz vorsichtig, griff ich in meinen Rucksack neben dem Bett und zog langsam das Messer heraus. Doch was würde es mir nützen? Ich wusste es eigentlich nicht, doch ich fühlte mich sicherer damit. Dann hörte ich es, ein leises kratzen, wie von Krallen auf Stein, von unten. Das war er, das musste er sein, der Rake, er war gekommen um mich zu holen, um meine Eingeweide heraus zu reißen, um meine Glieder abzutrennen und um ein Fleisch zu fressen. Oder war das nur wieder mein dämlicher Hund? Doch ich hatte ihn doch herein gelassen bevor ich mit Lilli aufgebrochen bin. War er mit mir wieder zur Tür raus gelaufen? Ich wusste es nicht. Umso mehr ich mich bemühte mich zu erinnern umso klarer wurde das Bild einer dünnen Gestalt am Wegrand als ich nach Hause fuhr. Ich war mir sicher das der Rake kommen würde. Es knackte vor meiner Zimmertür. Das muss er gewesen sein! Oder war es nur das Holz das arbeitete? Unmöglich, das wäre leiser gewesen, oder nicht? Hatte sich meine Türklinke grade bewegt? Da, ganz langsam schien sie sich nach unten zu drücken. Ich war gelähmt vor Angst, unfähig an irgendetwas zu denken, außer daran wie der Rake mich aufschlitze, mir meine Gedärme aus dem Bausch zog und sie fraß während ich noch lebte. Ich wollte das nicht, ich wollte nicht so sterben. Es musste einen Ausweg geben, irgendeinen, egal welchen, ich würde ihn ergreifen. Ich konnte nicht kämpfen, ich hatte keine Chance mit meinem Messer, es gab mir keine Alternative. Das Messer! Doch es gab mir eine Chance, keinen Ausweg, doch eine Alternative, und alles war besser als vom Rake geholt zu werden. Voller Angst packte ich den kalten Stahl und drückte ihn fest unter mein Handgelenk.

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