Nebenwirkungen
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Endlich hatte ich Feierabend. Schule war aus und die Hausaufgaben hatte ich auch schon erledigt. Nun konnte ich mich zur Erholung und zum Abschluss des Tages dem widmen, was ich am liebsten tat. Geschichten lesen. Doch ich las nicht nur irgendwelche Geschichten. Unglaublich gerne gruselte ich mich so richtig bei einem guten Buch. Leider waren mir die Bücher im Moment ausgegangen und ich hatte noch nicht die Muße gehabt, mir neue Schmuckstücke zu bestellen. Allerdings hatte ich eine Seite im Internet gefunden, auf welcher es auch sehr gute Geschichten zu lesen gab. Dort stöberte ich nun schon einige Abende herum und fand immer wieder eine anschaulich geschriebene und fesselnde Geschichte. Oft merkte ich gar nicht, wie schnell die Zeit verging, wenn die Augen nur so über die Buchstaben hinweg schwebten. Da konnten auch mal schnell zwei oder mehr Stunden vergehen und man vergaß gar ins Bett zu gehen, obwohl man den nächsten Tag früh außer Haus musste.
Ich setzte mich also ins Bett und schaltete das Licht aus, nur noch das bläuliche Licht meines Laptops erhellte den Raum ein wenig. Dies wurde aber sofort auch weniger, denn der Hintergrund der Seite war schwarz gehalten, was maßgeblich zur Atmosphäre beitrug. Einige Autoren waren mir schon besonders aufgefallen und ich las ihre Geschichten mit großem Eifer und riesiger Freude, doch heute wollte ich auch mal anderen Schreibern eine Chance geben.
Netterweise hatte diese Seite eine Funktion, mit welcher man eine zufällige Geschichte generieren konnte und zudem auch die Länge wählbar war. Ich hatte heute viel Zeit zum Lesen und so wollte ich erst einmal mit leichter Kost anfangen und klickte auf eine beliebige, kurze Geschichte.
Der Name ließ zu Anfang nichts Schlimmes vermuten. Es ging um Alpträume. Insgesamt war die Geschichte leider nicht sehr gruselig, obwohl man aus der Grundidee sicher noch ein bisschen was hätte rausholen können, was ich sehr schade fand. Als ich das letzte Wort der Geschichte gelesen hatte, durchfuhr mich auf einmal ein kleiner Schmerz, welcher von meinen Augen ausging, doch genau so schnell wie er gekommen war, verging er auch wieder und hinterließ, bis auf meine Verwunderung, keine Spuren zurück. Ich rieb mir einmal über meine Lider und schob den Schmerz auf die Müdigkeit von der Anstrengung des Tages.
Ich klickte wieder auf eine kurze Zufallsgeschichte. Diesmal kam eine Zeldageschichte dabei heraus, eigentlich hatte ich keine Lust sie zu lesen, da die meisten über die selbe Thematik geschrieben waren und sehr oft von veränderten Spielmodulen handelten, die mit grausamen Hauptcharakteren unterlegt waren, welche alles und jeden im Spiel abschlachteten und dem Protagonisten selbst auch noch gefährlich wurden… Aber ich wollte ja jedem eine Chance geben und so las ich auch diese. Am Ende seufzte ich, es war zu meinem Bedauern ein wandelndes Klischee und nicht ansatzweise spannend gewesen. Wieder durchfuhr mich ein kurzer Schmerz. Mein Körper wollte mir wohl bestätigen, dass es eine schlechte Geschichte gewesen war, dachte ich belustigt.
Ich wählte wieder eine zufällige Geschichte aus, da ich hoffte, dass endlich mal eine gute dabei sein musste. Die nächste handelte von Werwölfen, war aber leider auch nicht spannender als die vorherigen, obwohl ich schon so viele gute Geschichten gelesen hatte. Werwolf will kleines Mädchen töten, schafft es aber nur sie in den Arm zu beißen, Sonne geht auf, Mädchen überlebt und wird am Ende selbst zum Werwolf. Nichts besonderes. Wieder kommentierten meine Augen die Geschichte, doch so langsam wurde es wirklich seltsam. Warum kam dieser komische Schmerz immer genau dann, wenn ich die Geschichte zu Ende gelesen hatte?
Ich wollte die Seite schließen, um ins Bett zu gehen, da das Stechen und Ziehen in den Augen meiner Meinung nach nur an meiner Müdigkeit liegen konnte, doch die Seite ließ sich einfach nicht schließen, egal wie oft ich auch auf das kleine Kreuz oben in der Ecke des Browsers klickte. Etwas verwundert schüttelte ich den Kopf, doch ich wollte aus Neugierde auch wissen, ob ich trotz des Bugs weitere Geschichten lesen konnte. Ich wusste, ich würde sonst nicht einschlafen können, wenn ich nicht noch wenigstens eine spannende Geschichte fand.
Jetzt hatte ich keine Lust mehr auf eine Zufallsgeschichte, deshalb suchte ich mir in der Kategorie ‚Theorien‘ eine bestimmte aus, ihr Name ließ vermuten, dass es sich um eine Pokemontheorie handelte. Klar, das mag auch etwas klischeehaft klingen, aber die meisten Theorien zu Pokemon, die ich kannte, waren doch ganz annehmbar und manchmal auch sehr interessant und ich wollte dieser einmal eine Chance geben mich von dem Gegenteil der Vorurteile zu überzeugen. Also klickte ich drauf, doch es erschien etwas ganz anderes auf meinem Bildschirm. Eine Theorie zu Salad Fingers. Ich war etwas verwundert und wollte zurück zur Übersicht, doch auch hier reagierte mein Browser nicht mehr. Ich hätte den Laptop ausschalten und mich hinlegen können, doch Menschen sind nun einmal verdammt neugierig und da ich endlich noch eine gute Geschichte vor dem Schlafengehen lesen wollte, war ich wohl gezwungen auch diese Geschichte bis zum Ende zu lesen. Leider übersehen oder vertauschen manche Autoren einige Fakten und dann kann es passieren, dass die Russen im ersten Weltkrieg mal eben in Amerika einmarschieren, oder Donald Trump wird US-Präsident.. Halt das zweite ist ja tatsächlich passiert. Diese Geschichten, abgesehen von den falschen Begebenheiten, können manchmal trotzdem noch sehr unterhaltsam sein. Der Schmerz am Ende beschrieb die Theorie perfekt. Er hielt länger an als die vorigen und ich musste meine Augen schließen, bis er wieder abgeklungen war.
Ich massierte vorsichtig meine Schläfen. So langsam hatte ich genug von den schlechten Geschichten, doch irgendetwas fesselte mich vor meinem Laptop. Ich wollte aufstehen, doch mein Körper gehorchte mir nicht mehr. Wie von selbst bewegte sich meine Hand und damit die Maus auf die nächste Geschichte zu. Sie handelte vom Darknet und wenn mein Kopf nicht wie gebannt auf meinen Laptop gestarrt und meine Augenlider wie versteinert gewesen wären, dann wäre ich wahrscheinlich eingeschlafen. Das Problem war, dass es die Art der Story schon tausend Mal gab, es war einfach immer dasselbe. Der Junge oder das Mädchen will am Anfang unter keinen Umständen in das Darknet, da er oder sie schon so viel Böses darüber gehört hatte, doch die Sensationslust und die menschliche Begierde nach Leid und Folter wird dann aber so groß, dass der Versuchung ins Darknet zu gehen, nicht widerstanden werden kann.. Oder es wird „ausversehen“ auf den Downloadbutton des Torbrowsers geklickt und weil man den Torbrowser nun schon installiert hat, ist der Protagonist schwuppdiwupp im bösen Darknet. Dort gelangt er auf die skurrilsten Seite und ist sehr verstört von dem, was er dort sieht und kann gar nicht begreifen wie ihm geschieht, da er niemals im Leben gedacht hatte, dass Menschen so grausam sein könnten. Dann können zwei Szenarien geschehen. Entweder lässt sich der PC nicht mehr ausschalten und ruft neue, seltsame Seiten auf, schon komisch, dass das Gleiche gerade mir passiert, nicht?, oder der Protagonist findet heraus, dass eine Kamera in seinem Zimmer angebracht ist und, dass das Darknet alles über den Protagonisten weiß. Meist stirbt er am Ende, egal bei welchem Szenario, da die Betreiber der Webseiten von einer Sekunde auf die andere hinter ihm stehen und ihn blutig ermorden. Am lustigsten ist aber, dass sehr oft die Kategorie „Schockierendes Ende“ zu diesen Geschichten hinzugefügt wird, obwohl man schon genau weiß, was am Ende passiert. Zudem wird leider oft vergessen, dass man im Darknet nicht einfach wie bei Google Dinge suchen kann, sondern .onion Links braucht, um eine Seite zu finden.
Der Schmerz, welcher nach dieser Geschichte folgte, war unbeschreiblich. Es war, als würde sich ein glühendes Eisen in den Augapfel bohren und ich glaubte sogar, dass ich ein leises Zischen in meinem Ohr hörte. Eine Träne lief mir die Wange herunter, doch mein Körper gestattete es mir nicht schlafen zu gehen.
Wieder öffnete sich eine neue Geschichte und meine Augen flogen beinahe mechanisch über die weißen Buchstaben. Ich versuchte noch krampfhaft meine Augen am Lesen zu hindern, doch nichts geschah, außer dass sich die weißen Buchstaben quasi von selbst in mein Gehirn einbrannten. Schon beim Lesen bereitete ich mich auf die nächsten Schmerzen vor. In dieser Story ging es wieder ums Internet und eine ominöse Seite. Die meisten Protagonist verhalten sich unwahrscheinlich dämlich in so einer Geschichte. Am Ende stellten sie fest, dass in ihren Zimmern eine Kamera angebracht war und dann waren sie auch schon tot. Solche Storys ähneln denen des Darknets, doch spielen sie dann im normalen Internet und sind oft einfach lieblos hingeklatscht. Die Zusammenhänge in ihnen sind selten richtig ausgearbeitet und die Konversation, die die Protagonisten mit ihren künftigen Mördern hatten, waren fast immer sehr zusammenhangslos. Zudem fiel mir auf, dass viele Darknet oder Internet Protagonisten einen Bart trugen, über welchen sie streichen konnten, wenn sie ratlos waren, vielleicht sollte ich mir auch einen zulegen, damit es authentischer wird. Ein sehr interessantes Detail wie ich fand. Die Geschichte war zu Ende und ich schrie auf, als der Schmerz mich erfasste und biss mir ganz schnell auf die Hand, damit ich nicht noch weiter schrie und jemanden aus dem Haus aus Versehen aufwachte. Da fiel mir auf, dass mein Körper mir wieder gehorchte.
Schnell klappte ich meinen Laptop zu und legte ihn ganz weit weg von mir auf den Fußboden, damit so etwas nicht noch einmal passieren konnte. Sofort legte ich mich schlafen und hoffte insgeheim doch, dass das alles nicht passiert war.
Am nächsten Morgen erwachte ich vom leisen Gedudel meines Weckers und stand auf. Ich ging ins Badezimmer und wollte mich fertig machen, die Schmerzen des Abends hatte ich schon fast wieder vergessen, doch als ich in den Spiegel schaute, erstarrte ich und mein Mund verzog sich zu einem stummen Schrei. Ich konnte nicht fassen, was ich dort in meinem Gesicht erblickte. Ich schloss meine Augen und fühlte nichts. Dort war nichts und doch, als ich sie wieder öffnete, sah ich es ganz deutlich vor mir. Ich meinen Augen steckten 6 Dornen unterschiedlicher Größe und mein Kopf drohte bei der Erinnerung an die Geschichten zu explodieren, da alle auf einmal anfingen zu pulsieren. Die Schmerzen rasten in Wellen durch meinen Kopf und ich krümmte mich auf dem Boden, schlug meinen Schädel gegen die Wand. Möge es doch nur aufhören.